Zitate u. Sätze, die mir gut gefallen haben....

Ich vermute, dabei handelt es sich um den Schlüsselsatz zum Verständnis dieses Romans über Selbst- und Fremdtäuschung, das Spannungsfeld von Wirklichkeit und Wahrheit und den Versuch, dem eigenen Leben ein bisschen Würde zu verpassen:

Zitat

Es kam darauf an, sich am Wissen um die Wahrheit zu erfreuen und es dem Rest der Welt vorzuenthalten. Das war die Macht, von der die biblischen Geschichten kündeten. Die Macht zur Beherrschung der Wirklichkeit bestand darin, in ihr Wesen eingeweiht zu sein und dieses Wissen als einziger zu besitzen.

(S. 460) Keiner hat es. Alle scheitern.

Zitat

Im Wald gibt es einige besondere Plätze für mich, an jedem ist bei einem früheren Besuch etwas geschehen. Nichts zeichnet sie sonst aus, nur der Geist der Erinnerung. Heute besuche ich diese Plätze, fühle mich dort wohl wie bei einem alten Freund. Ich komme an den Ort, wo ich im letzten Herbst stand und Steine über den Fluss warf. Einer meiner Steine traf einen Fisch, der nach einem Insekt schnappte. Es war pure Geometrie - der fliegende Stein, der blitzende Fisch; die plötzliche Kollision ließ mich schwach werden. Ich fühlte mich von der Logik verlassen. Das Wasser hatte einen Stein zurückgewiesen; die Luft einen Fisch willkommen geheißen.

(S. 153) Das Buch wimmelt vor solchen aus der Beobachtung der Wirklichkeit herausgepickten Kleinigkeiten, aufgeladen mit einer stillen, poetischen Erhabenheit.

Oder hier: Eine schnöde Aufzählung von Anzeichen dafür, dass der Mensch die Natur zugrunde richtet, bekommt nach und nach einen stark Drall vom Konkreten ins Symbolische, bevor es überraschend poetisch in einen "apokalyptischen" Kommentar mündet. Als wenn der Autor durch seine Beobachtung und vor allem durch seine Sprache stärker mit der Welt um ihn herum verbunden wäre:

Zitat

Bär und Panther wurden zur Zeit meines Großvaters ausgerottet, Rotluchs und Wolf zur Zeit meines Vaters. Die letzte Wandertaube starb 1914 in Gefangenschaft. Niemand von uns kann je einen Säbelzahntiger sehen. Die Ernten fallen schlechter aus, das Land wird impotent. Unsere Spezies schmilzt das Wachs wie Ikarus und sie verliert an Höhe. Die See wird uns trinken. DIe Luft wird uns atmen. Die Erde wird uns essen.

(S. 154)

Hauptfigur Jack Diamond (der bekannte US-Gangster aus den 1920ern) ist als einziger Passagier von Hamburg nach Philadelphia auf einem Frachtschiff unterwegs, das 400 Kanarienvögel transportiert. Er besucht den Matrosen, der sich um die Vögel kümmert, im Frachtraum:

Zitat

"Wie geht's den Vögeln?" fragte Jack den Matrosen.

"Sind völlig deprimiert", sagte der Matrose. "Sie singen, um ihre Trauer zu überwinden."

"Das ist doch nicht der Grund, warum Vögel singen", sagte Jack.

"Doch gewiss."

"Sind Sie sicher?"

"Ich lebe mit Vögeln. Bin selber ein halber Vogel. Sie sollten sich mal meine Haut aus der Nähe anschauen. Sieht aus wie Federn."

"Das findet man nicht alle Tage."

Der Matrose rollte seinen Ärmel hoch, um Jack seinen Bizeps vorzuführen, der ganz mit braunen Federn bedeckt war.

"Glauben Sie mir jetzt?" fragte der Matrose.

"Allerdings. Wirklich sehr verblüffend."

"Ich war 'ne Rauchschwalbe, bevor ich zur See fuhr."

"Hat es Ihnen als Vogel besser gefallen oder jetzt?"

"Als Vogel war es lustiger."

"Hätte neun zu fünf gesetzt, dass Sie das sagen", sagte Jack.

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(S. 134f.) Ein richtig toller Roman von einigem literarischen Niveau über eine faszinierende Gangstergestalt.

Ich wiil Ihnen ein Geheimnis verraten, Baron, ein großes Geheimnis, weil es doch keine Bedeutung mehr hat: Es spielt keine Rolle, ob man sich in Treue oder Liebe, oder Schuld, oder nur durch ein magisches Band an einen Menschen fesselt. Ob als Verräter, oder Freund, man bleibt doch gebunden.

"A friend of mine liked to tell me that women love flowers. He had many flirtations, but he never found a wife. Do you know why? Because women may love flowers, but only one woman loves the scent of gardenias in late summer that remind her of her grandmother´s porch. Only one woman loves apple blossoms in a blue cup. Only one woman loves wild geraniums."
- "That´s Mama!", Inej had cried.
"Yes, Mama loves wild geraniums because no other flower has quite the same color, and she claims that when she snaps the stem and puts a sprig behind her ear, the whole world smells like summer. Many boys will bring you flowers. But someday you´ll meet a boy who will learn your favorite flower, your favorite song, your favorite sweet. And even if he is too poor to give you any of them, it won´t matter because he will have taken the time to know you as no one else does. Only that boy earns your heart."

Zitat von Cerilein

Many boys will bring you flowers. But someday you´ll meet a boy who will learn your favorite flower, your favorite song, your favorite sweet. And even if he is too poor to give you any of them, it won´t matter because he will have taken the time to know you as no one else does. Only that boy earns your heart.

Wie wahr.

Ich habe mir heute etwas Zeit genommen und mir einige schöne oder zum Nachdenken anregende Zitate aus Frankls "Der Wille zum Sinn" rauszuschreiben und ein paar davon möchte ich mit euch teilen:

Wo alle Worte zu wenig wären, dort ist jedes Wort zuviel.

Wenn der Schriftsteller nicht fähig ist, den Leser gegen Verzweiflung zu immunisieren, dann soll er es doch wenigstens unterlassen ihn mit Verzweiflung zu infizieren.

Der Mensch ist nicht frei von Bedingungen, sondern nur frei zu ihnen Stellung zu nehmen.

Was also ist der Mensch? Es ist ein Wesen, das immer entscheidet, was es ist.

Lebe so, als ob du zum zweiten Mal lebtest und das erste Mal alles so falsch gemacht hättest, wie du es zu machen im Begriffe bist.

Für gewöhnlich sieht der Mensch nur das Stoppelfeld der Vergänglichkeit; was er übersieht, sind die vollen Scheunen der Vergangenheit. Im Vergangensein ist nämlich nichts unwiederbringlich verloren, vielmehr alles unverlierbar geborgen.

Danke für die Zitate Schokopraline ! Besonders gefallen und berührt hat mich:

Zitat von Schokopraline

Für gewöhnlich sieht der Mensch nur das Stoppelfeld der Vergänglichkeit; was er übersieht, sind die vollen Scheunen der Vergangenheit. Im Vergangensein ist nämlich nichts unwiederbringlich verloren, vielmehr alles unverlierbar geborgen.

Wie wunderschön formuliert! Danke!

Zitat von Joanne Harris in 'Blaue Augen'

Aber würde die Welt sie wirklich vermissen? Würde sie jemanden fehlen, wenn sie sterben würde? Die Wahrheit ist, es würde niemanden kümmern. Todesfälle, die einen wirklichen Verlust bedeuten, sind selten. Abgesehen von Toten innerhalb des eigenen Stammes, stehen die meisten von uns dem Sterben anderer Menschen gleichgültig gegenüber. Teenager, die im Streit um Drogengelder niedergestochen werden, Rentner, die zu Hause erfrieren, die Opfer von Hunger, Krieg oder Krankheit - so viele von uns tun nur so, als würde ihnen das nahegehen, weil es von ihnen erwartet wird, aber insgeheim fragt sich jeder, was die Aufregung eigentlich soll. Manche Todesfälle berühren uns stärker: der Tod eines fotogenen Kindes, gelegentlich auch der eines Prominenten. Aber Tatsache bleibt, dass die meisten von uns eher um einen Hund oder eine Figur aus einem Kitschfilm trauern als um Freunde oder Nachbarn.

Zitat von Joanne Harris in 'Blaue Augen'

Ja, so fängt es an. Mit einer kleinen Notlüge. Weiß wie der hübsche Schnee. Wie das Scheewitchen im Märchen - denn wer hätte gedacht, dass Schnee gefährlich werden kann, dass sich die kleinen nassen Küsse des Himmels in etwas Tödliches verwandeln können?

Es liegt an der Schwungkraft. Eine gedankenlose kleine Lüge setzt etwas in Bewegung. Ein Stein kann einer Lawine auslösen. Ein Wort kann das manchmal auch. Uns so kann aus einer kleinen Lüge eine Lawine werden, die alles niederwalzt, was sich ihr in den Weg stellt, donnernd, dröhnend, erstickend. Sie lässt eine neugeformte Welt zurück und verändert den Lauf unseres Lebens.

Schade, dass das Buch mir nicht richtig gefallen hat, denn es sind ein paar hübsche Zitate drin.

Zitat von Ferdinand von Schirach in 'Tabu'

Ich habe irgendwann begriffen, dass der Mensch nur sich selbst gehört. Nicht einem Gott, nicht einer Kirche, nicht einem Staat - nur sich selbst. Das ist seine Freiheit. Sie ist zerbrechlich, diese Freiheit, empfindlich und verwundbar. Nur das Recht kann sie schützen.

Zitat von Ferdinand von Schirach in 'Tabu'

Wussten Sie, dass sich die meisten Selbstmörder in den Kopf schießen, wenn sie die Möglichkeit dazu haben? Nicht ins Herz - in den Kopf. es ist das Entsetzen über sich selbst. wir ertragen unsere eigene Schuld nicht. Wir schaffen es, jedem zu vergeben, unseren Feinden, den Verrätern, den Menschen, die uns betrügen. Nur bei uns selbst gelingt uns das nicht, wir können uns einfach nicht verzeihen. Daran scheitern wir: an uns selbst.

So traurig es ist, da ist viel Wahres drin.

Hallo

Zitat von Schokopraline

Wo alle Worte zu wenig wären, dort ist jedes Wort zuviel.

So wahr.

Zitat von Schokopraline

Lebe so, als ob du zum zweiten Mal lebtest und das erste Mal alles so falsch gemacht hättest, wie du es zu machen im Begriffe bist.

Gute Idee, aber manche "Fehler" sind gar nicht so schlecht für den weiteren Verlauf des Lebens

Liebe Grüße,

die Brillenschlange

Nachdem ich gestern auf einer wunderbaren Lesung zu diesem Buch war und es heute Morgen selbst auch noch einmal gelesen habe, gehen mir gerade folgende Zitate immer wieder im Kopf herum:

Zitat

Man sieht nur mit dem Herzen gut. Das Wesentliche ist für die Augen unsichtbar.

Zitat

Du bist ewig für das verantwortlich, was du dir vertraut gemacht hast. Du bist für deine Rose verantwortlich.

Zitat

Wenn du in der Nacht den Himmel betrachtest, weil ich auf einem von ihnen wohne, dann wird es für dich so sein, als ob alle Sterne lachten, weil ich auf einem von ihnen lache.

Wir kennen sie bestimmt alle. Immer wieder schön.

"Wir verschwenden unser Leben, weil wir glauben, wir würden ewig leben, sagt Seneca. Deshalb ist uns der einzelne Tag nichts wert; stattdessen richten wir den Blick immer auf entfernte, künftige Ziele, vertrösten uns auf das, was eines schönen Tages kommen soll, und bestehlen so die Gegenwart, die doch die einzige Wirklichkeit ist."

Zitat von Bücherlady

Nachdem ich gestern auf einer wunderbaren Lesung zu diesem Buch war und es heute Morgen selbst auch noch einmal gelesen habe, gehen mir gerade folgende Zitate immer wieder im Kopf herum:

Zitat

Man sieht nur mit dem Herzen gut. Das Wesentliche ist für die Augen unsichtbar.

Zitat

Du bist ewig für das verantwortlich, was du dir vertraut gemacht hast. Du bist für deine Rose verantwortlich.

Zitat

Wenn du in der Nacht den Himmel betrachtest, weil ich auf einem von ihnen wohne, dann wird es für dich so sein, als ob alle Sterne lachten, weil ich auf einem von ihnen lache.

Wir kennen sie bestimmt alle. Immer wieder schön.

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Ich habe das Buch sehr spät gelesen, aber zu Weihnachten im Jahre 2017 habe ich meinen Eltern, da es immer schwierig war Geschenke zu finden, eine Teekanne mit Stövchen geschenkt, dazu zwei Tassen mit der Verzierung des kleinen Prinzen inklusive Zitat. Dann verstarb mein Vater und das zweite gelesene Buch war 'Der kleine Prinz'. Das Buch ist einfach so schön.

Zitat von sinah

Wie wunderschön formuliert! Danke!

Das finde ich auch! Frankl schreibt dann auch weiter, dass wir auch immer etwas in die Vergangenheit hinein retten können. Und dieses "hinein retten" finde ich so schön, weil es einem auch bewusst macht: Was will man eigentlich selbst in die Vergangenheit hinein retten? Für mich war dieser Gedanke neu, dafür bin ich sehr dankbar.

Zitat von Brillenschlange

Gute Idee, aber manche "Fehler" sind gar nicht so schlecht für den weiteren Verlauf des Lebens

Da hast du absolut Recht! Und ich glaube auch, dass wir sehr viel an unseren Fehlern und wie wir damit umgehen wachsen. Aber ich glaube, was Frankl mit dem Zitat meint, ist, wenn man eh schon weiß, dass es ein Fehler ist, dann muss man ihn nicht 2 Mal machen und auch nicht 1Mal