ZitatUnd das war der Anfang vom Verfall der Räuberbande. Sie liebten es neuerdings, Publikum um sich zu haben.
(S. 95)
ZitatUnd das war der Anfang vom Verfall der Räuberbande. Sie liebten es neuerdings, Publikum um sich zu haben.
(S. 95)
Michael Vierkant, genannt Oldshatterhand, ist der jüngste und kleinste der (ehemaligen) Räuberbande und der letzte, der noch daran glaubt, dass die Jungenbande gemeinsam das verhasste Würzburg in Richtung Wilder Westen verlassen wird. Als er schließlich alleine abhaut, merkt er, dass er selber nicht mehr wirklich an den alten Jugend- und Sehnsuchtstraum glaubt, als er einen Wanderer trifft. Der entdeckt Michaels Western-Groschenheft, dessen Inhalt Michael entschuldigend als Quatsch abtut:
ZitatDa sagte der Fremde nachdenklich: "Ja, Sehnsucht ist, wenn Qual ist... Vor vielen Jahren ging ich wie du diese selbe Straße, bis zu dem Berg, der meiner Jugend den Blick verstellte und mich hinter ihm das ersehnte wunderbare Land erträumen ließ. Da sah ich hinunter in ein blaues Tal, aus dem der Lärm der Arbeit klang - und stieg hinunter."
(S. 115f.) Der Abschied von der Jugend, aber nicht voller Resignation, eher leichte Wehmut mit zukunftsgewandter Hoffnung. Sehr bildhaft.
Zitat„Die Mutigen mögen vielleicht die Welt erobern, doch die Stillen, Scheuen überleben.“
ZitatHätte ein Mann vor vielen Jahren auch einen Wolfswelpen auf sich prägen können? Mitnichten. Denn dazu gehörte die Fütterung mit Milch, und die gab es in einer Zeit ohne Haustiere (Schafe, Rinder, Ziegen und Schweine wurden erst nach dem Wolf domestiziert) nur bei der Frau. Es muss also eine Frau gewesen sein, die eines Tages einem jungen Wolfswelpen zu sich nahm und ihm die Brust gab. Vielleicht weil sie zuviel Milch hatte oder weil sie Mitleid mit dem verlassenen, hilflosen Wolfskind empfand, das sie im Arm hielt. Ohne es zu ahnen, löste sie eine Revolution in der Geschichte der Menschheit aus. Deann auf den Wolf folgten die Nutztiere, aus dem Jäger wurde der Hirte. Die Geschichte nahm einen neuen Verlauf.
ZitatI had considered how the things that never happen, are often as much realities to us, in their effects, as those that are accomplished.
Ein Dialog zwischen den Nachbarn Knupp und Taler:
Zitat von Martin SuterAlles anzeigen„Verstehen Sie die Zeit?“
„Sie vergeht. Mehr weiß ich nicht.“
„Schon falsch. Sie vergeht nicht.“
Ich habe recht gehabt, dachte Taler, der Mann ist verrückt.
„Aber Sie sind nicht der Einzige, der das nicht versteht. Auch ich habe die Zeit erst vor ein paar Jahren verstanden.“
„Und was genau haben Sie verstanden?“
Knupp trank einen Schluck. „ Die Zeit vergeht nicht, alles andere vergeht. Die Natur. Die Materie. Die Menschheit. Aber die Zeit nicht. Die Zeit gibt es nicht.
Mit welcher Sachlichkeit einem hier die Härte des Daseins serviert wird, finde ich wirklich toll. Entschuldigung für den langen Ausschnitt:
ZitatHans Lux, dessen Mutter im Wochenbett gestorben war, hatte seine Kinderheit bei der Tante verbracht. Die war mit einem Holzhacker verheiratet gewesen. Sie hatte ihm bei der Arbeit geholfen und war unermüdlich fleißig und viel kräftiger gewesen als ihr schon älterer, gutmütiger Mann. Er hatte in den Abendstunden Lämmchen und Pferdchen aus hartem Buchenholz für den kleinen Hans geschnitzt.
Die Tante hatte den Säugling mit auf die Arbeit genommen und ihn in den Reservesägebock gelegt, der auch zu Hause seine Wiege gewesen war. Der Mann sägte, sie spaltete das Holz, abends trugen sie es gemeinsam ins Haus, Tag für Tag, sechsunddreißig Jahre lang, bis ein Schlaganfall den Mann auf das Sterbebett legte. Er war vollkommen gelähmt und hatte Sprache und Gehör verloren.
Während der ganzen letzten Woche hatte die Tante am Sterbebett gesessen und ihr Trauerkleid für die bevorstehende Beerdigung geschneidert. Das Sterbende sah zu. Er konnte nur noch blicken. Sie nähte den schwarzen Flor an den Hut und erklärte, als Hans Lux meinte, diese Arbeit könnte sie doch im Nebenzimmer tun: "Er stirbt ja doch."
Der Sterbende, der nicht sprechen und sich nicht rühren konnte, vollständig wehrlos war, starrte ununterbrochen seine Frau an, in biblisch furchtbarem Zorn, und stieß grauenvolle Töne aus. Sie nähte weiter. Das Nähzeug und die Teile des Trauerkleides lagen auf seinem Deckbett.
Als er tot im Kissen versank, war auch das Kleid fertig. Ihr altes schwarzes Hochzeitskleid, das sie nur geändert und weiter gemacht hatte.
(S. 24f. in der Aufbau-TB-Ausgabe) Das Leben: harte Arbeit und geänderte Kleider.
Als jemand das Bogenschießen erlernte, trat er mit zwei Pfeilen in der Hand vor die Zielscheibe. Der Lehrer sprach : « Ein Anfänger nehme nie zwei Pfeile ! Im Vertrauen auf den zweiten Pfeil geht er sonst sorglos mit dem ersten um. Ohne einen Gedanken an Erfolg oder Mißerfolg soll man sich jedesmal gaanz für diesen einen Pfeil entschließen.
Yoshida Kenko – Allerlei aus Mußestunden
Mein Lieblingszitat aus dem Buch (Seite 374):
"Nun, das haben Entscheidungen nun einmal so an sich, nicht wahr? Sie ziehen immer neue Entscheidungen nach sich. Ich habe noch nie eine Straße gesehen, auf der man nicht auch auf die andere Seite hätte wechseln können."
Mein Lieblingszitat aus dem Buch (Seite 185):
Im Leben sollte man sich immer auf die Literatur beziehen. Alles, was passiert ist, steht längst geschrieben.
Zitat"Meine Lehrer haben mir beigebracht, dass in jedem Menschenherzen ein Lindwurm und ein Greif wohnen.[...] In der Stadt des Lichts sagt man, von diesen beiden gewinnt derjenige, den man selbst fördert, pflegt und nährt. Das stimmt, aber das ist nicht die ganze Wahrheit. es kommt auch darauf an, welchen von beiden diejenigen füttern, denen wir begegnen."
Mal eine etwas andere Beschreibung für die alten Weisheit: Die Umwelt formt den Menschen
"Deshalb musstet ihr eurer sexulles Interesse verdrängen. Um die vollkommende Harmonie zwischen euch zu erhalten."
An dieser Stelle des Buches musste ich gleich daran denken, wie oft hier über Zustelldienste und die mindere Qualität deren Arbeit geschimpft wird.
Die Protagonistin hat sich eine Bücherkiste nach Italien, wo sie gerade Sprachurlaub macht, schicken lassen, mit der Maßgabe, diese innerhalb von 6 Tagen zuzustellen.
Inzwischen wartet sie über 46 Tage und erörtert das Thema mit Freunden: sie, die Freundin, ist Amerikanerin, er, ihr Ehemann, Italiener.
Zitat von Elizabeth GilbertMaria findet, dass man sich in einer zivilisierten Gesellschaft darauf verlassen können sollte, dass ein Dienstleistungsunternehmen wie die Post unsere Briefe und Päckchen schnellstmöglich ausliefert, Guilio aber sieht das anders. Er weist darauf hin, dass die Post keine Sache der Menschen sei, sondern der Schicksalsgöttinnen, und dass die Auslieferung von Briefen und Paketen daher nichts sei, was irgendjemand garantieren könne.
Auch wenn ich wirklich schmunzeln musste @funny-valentine43 : Ich hoffe, dass das kein Zusteller / Postbote liest....
Auch wenn ich wirklich schmunzeln musste @funny-valentine43 : Ich hoffe, dass das kein Zusteller / Postbote liest....
Zustände wie im alten Rom!
Zitat von Marie BenedictIch hatte meine Seminarmitschriften, diverse angeforderte Texte sowie einen Artikel aus meinen Archiv vor mir ausgebreitet. Sie alle verlangten meine Aufmerksamkeit und als handelte es sich um eine Reihe geliebter Haustiere, fiel es mir schwer, mich zu entscheiden, welchem ich nun meine Zeit widmen sollte. Newton oder Descartes? Oder vielleicht einen neueren Theoretiker?
« Quelle chance d’avoir eu cette compagne dans ma vie. J’ai été heureux avec elle, il faut que je le sois sans elle. Je lui dois cela. »
« Welch ein Glück, diese Gefährtin in meinem Leben gehabt zu haben. Ich war mit ihr glücklich, und es ist notwendig, es ohne sie zu sein. Ich bin es ihr schuldig. »
Jean-François Billeter - Une autre Aurélia (Behelfsübersetzung aus dem Franz von mir)
Ich verfiel sogar auf den Gedanken, mich auf vegetarische Diät zu setzen, wahrscheinlich von der dunklen Ahnung erfüllt, dass ich Dora ein Opfer brächte, wenn ich mich zu einem pflanzenfressenden Lebewesen entwickelte.
ZitatEs ist eine merkwürdige Sache mit den entscheidenden Augenblicken im Leben, die alles verändern, sodass nichts bleibt, wie es war. Sie geschehen von ganz allein und ohne, dass man sie herbeigerufen hätte. Sie kommen auf Samtpfoten daher und gehen mucksmäuschenstill vorüber, und man schenkt ihnen zunächst gar keine Beachtung, weil sie so unscheinbar sind. Aber dann, später, wenn das Leben diese eine entscheidende Wendung genommen hat, ohne die es ein ganz anderes Leben geworden wäre, blickt man auf jenen Augenblick zurück, und man erkennt plötzlich, welche Macht in ihm lag. Und welcher Zauber. (S. 20)
ZitatMan kann nur etwas ändern, wenn man endlich aufhört, sich leid zu tun. (S. 54)
Zitat»Menschen kommen, Menschen gehen. Aber du - du bleibst dir.« (S. 55)
ZitatMan holt die Toten nicht zurück, indem man aufhört zu leben. (S. 86)
ZitatDas, was man sieht, ist nicht immer so, wie es scheint. (S. 116)
ZitatUnd mit der Zeit ist es ohnehin so eine Sache. Manchmal kann sie einem nicht schnell genug vergehen, und dann wieder will man sie am liebsten anhalten. (S. 117)
ZitatWenn man jung ist, denkt man immer, man hat noch so viel Zeit. Man kann alles verschieben auf später. Aber das stimmt nicht. Später kann man nichts mehr nachholen. Der Augenblick ist nur einmal da, und dann ist er vorüber. Er kommt nicht wieder. (S. 119)
ZitatWir bilden uns ein, dass wir die Welt verändern können. Wir heilen tödliche Krankheiten, wir spalten Teilchen und schicken Raumschiffe ins All. Aber was hilft es uns? Wir sterben an einem Ziegelstein, der uns auf den Kopf fällt. An einer Grippe, die wir uns im Bus eingefangen haben. Durch einen Verkehrsunfall, an dem wir unschuldig sind. Wir sind zur falschen Zeit am falschen Ort. Oder zur richtigen Zeit am richtigen Ort, wie man's nimmt. Das Schicksal findet immer seinen Weg. Und wir können nichts anderes tun als ihm dabei zuschauen. Oder auch ein bisschen mitschuld sein. (S. 125)
ZitatAber wer weiß schon selbst, was er tragen kann, bevor er es nicht auf den Schultern gespürt hat? (S. 130)
ZitatDu Alpha und Omega, du Gott oder Schicksal oder wie du dich nennst, du richtest alles so ein, wie es kommt. Das ist vielleicht schon das ganze Geheimnis. Man muss es annehmen, das Gute, das Schlechte, das Mittelprächtige, das einem zugedacht ist, und dann daraus das Beste machen. Hadern ist sinnlos. Denn kein Gott der Welt nimmt je eine Entscheidung zurück. (S. 144)
ZitatSo müsste man leben: im Augenblick. Wer immer zurücksieht, kommt vom Weg ab, und wer zu weit nach vorn schaut, fällt über das Naheliegende. (S. 144)
ZitatManche Dinge muss man schon selbst erkennen, sonst sind sie nichts wert. (S. 162)
So wunderschöne Sätze, die so viel Wahres sagen
Jetzt bin ich richtig neugierig, in welchem Buch sie geschrieben stehen...