Carolin Rath - Das Erbe der Wintersteins

  • 19. Jh. Durch Zufall rettet ein fahrender Händler aus einem Zirkuswagen ein kleines Baby und bringt es auf dem nahegelegenen Hof der Bauersleute Winterstein unter. Das Kind bekommt den Namen Klara und wird mit Strenge dazu angehalten, sich das Dach über dem Kopf bei den Bauersleuten zu verdienen. Als sie das Gespräch der Bauersfrau mit einem geheimnisvollen Fremden belauscht, erfährt sie, dass dieser sowohl der Sohn der Wintersteinerin als auch ihr leiblicher Vater ist. Eines Tages steht ein gutaussehender angehender Arzt vor der Tür und holt sie auf Einladung eines städtischen Professors ab. Klara nutzt die Gelegenheit, endlich dem Hof und dem dort herrschenden Regiment zu entkommen. Kaum in der Stadt, erfährt sie allerlei Geheimnisvolles und ist fortan auf sich gestellt. Das Schicksal führt sie wieder zu ihrem Vater…


    2016. Celine Winterstein ist Restauratorin in der familieneigenen Porzellanmanufaktur. Als ihr Vater ihr den Auftrag gibt, sich um die alte Familienvilla in Meylitz zu kümmern und die Renovierungsarbeiten zu überwachen, bevor diese verkauft wird, stößt sie dort auf das alte Tagebuch ihrer Urgroßmutter Claire. Schnell gerät sie in den Bann der Aufzeichnungen und macht sich daran, das Geheimnis um die Villa zu ergründen. Dabei zerbricht ihr persönliches Glück. Celine fühlt sich ständig beobachtet und weiß noch nicht, dass sie in großer Gefahr schwebt.


    Carolin Rath hat mit ihrem Buch „Das Erbe der Wintersteins“ einen sehr spannenden und unterhaltsamen Familienroman vorgelegt. Der Schreibstil liest sich flüssig, der Leser ist sogleich mitten in der Geschichte und verfolgt durch die wechselnden Kapitelabschnitte mal die Gefühle und Gedanken von Claire (Klara) und Celine. Die zeitlichen Sprünge verlaufen parallel und entblättern das zu lösende Rätsel erst nach und nach. Die Spannung wird gemächlich aufgebaut und steigert sich erst im letzten Drittel immer mehr. Dabei wird der Handlungsstrang aus der Vergangenheit wesentlich interessanter erzählt als der gegenwärtige. Die Landschaftsbeschreibungen sind sehr lebendig, so dass man das Gefühl bekommt, direkt vor Ort zu sein.


    Die Charaktere sind individuell gestaltet und wirken sehr authentisch und lebensecht. Claire (Klara) kommt einem erst vor wie eine zurückhaltende und etwas naive junge Frau, doch sie entwickelt sich im Verlauf der Geschichte immer mehr zu jemandem, der sich seine Wünsche erfüllen möchte und sich den Dingen und Menschen entgegen stellt, die ihr dabei im Wege sind. Claire ist eine warmherzige Frau, die in der Vergangenheit so einige Schicksalsschläge einstecken musste. Celine ist wohlbehütet in eine vermögende Familie hineingeboren worden. Sie leidet darunter, mit Mitte 30 noch nicht verheiratet zu sein und trägt einiges an Verantwortung. Allerdings ist sie in Bezug auf Männerbekanntschaften naiv, dabei kann sie es sich nicht verkneifen, ihrem jüngeren Bruder Sorglosigkeit und mangelndes Verantwortungsbewusstsein vorzuwerfen. Tom ist wirklich nicht gerade ein Ausbund an Arbeitstier und die Wahl seiner Frauen ist gewöhnungsbedürftig. Er hat allerdings ein gutes Herz und hängt an seiner Schwester. Albert ist ein selbstsüchtiger, egoistischer Mistkerl, der die Menschen zu täuschen und zu betrügen weiß. Konrad ist dagegen das genaue Gegenteil, er ist häuslich und besorgt um die Bedürfnisse seiner Mitmenschen.


    „Das Erbe der Wintersteins“ ist ein unterhaltsamer Roman über ein Familiengeheimnis mit historischem Wurzeln. Durch das eigenartige Verhalten der Protagonisten im Gegenwartsteil, der zeitweilig etwas unglaubwürdig wirkt, leidet die Geschichte leider etwas. Alle, die gerne Romane über zwei Ebenen lesen, werden mit diesem Buch ihre Freude und ein kurzweiliges Lesevergnügen haben.


    Unterhaltsame :bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5: .

    Bücher sind Träume, die in Gedanken wahr werden. (von mir)


    "Wissen ist begrenzt, Fantasie aber umfasst die ganze Welt."
    Albert Einstein


    "Bleibe Du selbst, die anderen sind schon vergeben!"
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    gelesene Bücher 2020: 432 / 169960 Seiten

  • Die Geschichte von Claire und Celine Winterstein:
    Klara/Claire: Anfang 19 Jh. Der fahrende Krämer Wetzlaff findet in einem einsamen Fuhrwerk die Leiche einer behaarten Frau und ein verlassenes Baby. Das Baby lässt er in der Obhut der Familie Winterstein damit diese es aufziehen, sie bekommt den Namen Klara, behandelt wird sie mehr schlecht als recht. Sie hat kein schönes Leben bei der Bäuerin, bekommt den ganzen Groll vom frühen Verlust vom Mann und Sohn der Bäuerin zu spüren, darf auch nur selten in die Schule. Eines Tages als ein Reiter kommt, hört sie durch Zufall ein Gespräch mit. Der Mann ist ihr Vater, arbeitet auf dem Rummel, stellt dort ungewöhnliche Menschen zur Schau. Er erzählt auch, das Klaras Mutter nach der Geburt verstarb. Jahre später kommt Max von Dreibergen auf den Hof, im Auftrag von Professor von Eyck. Er soll Klara am nächsten Tag in die Stadt mitnehmen, aus Angst ihre Großmutter lässt sie nicht gehen, eilt sie ihm hinterher. Sie erhofft dadurch ein besseres Leben beginnen zu können. Fortan nennt sie sich Claire wie ihre Mutter und will in der Stadt eine Stellung suchen. Doch es kommt alles ganz anders, als Claire es sich wünschte.
    Celine: Die junge Celine Winterstein, arbeitet im Familienbetrieb und wünscht sich sehnlichst den Heiratsantrag von Albert ihrem Verlobten zu Weihnachten. Doch ihr Vater beordert sie nach Meyerlitz zu fahren um dort die Restauration der alten Familienvilla zu beaufsichtigen. Celine ist entsetzt, das ihr Vater die Villa verkaufen will, den ihr Herz hängt noch immer an diesem Anwesen, wo sie ihre Kindheit verbrachte. Aber der Firma geht schlecht, darum muss man sie verkaufen. In der Villa kommt es zu unheimlichen Ereignissen, im alten Speiseaufzug findet Celine das Tagebuch von Claire. Als auch noch Albert auftaucht und ohne ihre Zustimmung im Haus herum streift, stellt sie ihn zur Rede und es kommt zum Streit. Daraufhin verlässt er sie und droht ihr mit Rache. Zum Glück kommt kurz danach Bruder Tom, Maddie seine Verlobte und Konrad Alberts Kollege. Konrad scheint Dinge über Albert zu wissen, die Celine vorher nicht bekannt war und er interessiert sich für die Villa und Claires Geschichte so sehr wie sie. Dieses alte Anwesen zieht Celine förmlich in einen Bann, es verbirgt viele Geheimnisse und wird für sie noch zur großen Gefahr.


    Meine Meinung:
    Eine interessante Familiengeschichte von Autorin Carolin Rath, die abwechselnd von den Personen Claire und Celine bestimmt werden. Einerseits die spannende Geschichte über das Leben der Claire Winterstein, die Ururgroßmutter Celines und die Geschichte um Celine und dem ehemaligen Anwesen der Familie. Das Buch nimmt einen mit in die Vergangenheit, als es den Menschen noch nicht so gut ging wie heute. Auch das Leben des fahrenden Volkes auf den Rummelplätzen bietet den Lesern einen Einblick. Immer mehr erfährt man aus dem Leben von Claire und kommt damit einem Geheimnis auf die Spur, das für Celine lebensgefährlich wird. Das Cover mit seinen warmen Farben und dem Bild der Villa gefällt mir sehr gut, es passt hervorragend zum Inhalt des Buches. Der flüssige Schreibstil macht es einem auch leicht am Buch dran zubleiben. Natürlich ist es kein literarisches Meisterwerk, aber als gute Unterhaltung ist es lesenswert. Nur manche Szenen des Buches waren etwas weit hergeholt, wirkten dadurch unglaubwürdig und deshalb vergebe ich gute 3 von 5 Sterne. :bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5:

  • Inhalt
    Die Manufaktur der Familie braucht finanzielle Unterstützung, weshalb beschlossen wird die alte Villa, die kaum noch genutzt wird, zu verkaufen. Als gelernte Restauratorin soll Celine die Umbauarbeiten und die Instandsetzung überwachen, damit das Objekt im alten Glanz erstrahlt. Doch das alte Gemäuer weckt Erinnerungen an glückliche Zeiten und das Tagebuch ihrer Urgroßmutter gewährt ihr einen Einblick in ein ganz anderes Leben.


    Meine Meinung
    Zwei völlig verschiedene Frauen in zwei völlig verschiedenen Zeiten, verbunden durch ein Tagebuch und eine alte Villa. Eine Villa, die voller Erinnerungen an gute und schlechte Zeiten ist.


    Claire Winterstein wächst Ende des 19. Jahrhunderts auf. Von klein auf ist sie an Ablehnung und harte Arbeit gewöhnt. Sie wurde immer als Außenseiterin behandelt, doch es ihr nie den Lebenswillen genommen. Immer und immer wieder wurden ihr Steine in den Weg gelegt, doch sie ging immer weiter. Claire ist eine Person, die sich nicht so leicht unterkriegen lässt. Sie sieht immer das Positive im Menschen, ober versucht es zumindest, weshalb sie manchmal den falschen Personen vertraut. Auch mit der Liebe ist es nicht so einfach, denn wenn man nichts hat, ist es schwer viel zu geben.


    Celine Winterstein ist eine unabhängige und lebenserfahrene Frau der Moderne. Sie ist ausgebildete Restauratorin und arbeitet in der Manufaktur der Familie. Sie ist aber auch eine Frau, die von der großen Liebe träumt, auch wenn sie mit ihr bisher immer Pech hatte. Celine kann ein echter Sturkopf sein, während sie gleichzeitig so manches mal ziemlich leichtgläubig erscheint. Sie äußert aber auch gerne mal Vorurteile, ist aber verärgert, wenn etwas gegen sie ausgesprochen wird. Celine hat einen seltsamen Charakter, mal ist sie freundlich und einfühlsam, mal voller Abneigung und Hochmut.


    Es sind diese zwei Frauen, die die Leser an ihrem Leben teilhaben lassen. Durch ein Jahrhundert von einander getrennt, erleben beide eine Suche nach einem rechten Weg. Eine Suche mach Geborgenheit und Liebe, nach einer Familie und nach Sicherheit. Sie werden verletzt, fühlen sie einsam und wünschen sich endlich anzukommen, doch so leicht geht es leider nicht.


    Carolin Rath hat hier eine interessante und doch leicht wirre Geschichte geschaffen, die aus zwei Perspektiven erzählt wird. Sowohl Claire als auch Celine sind keine einfachen Charaktere. Beide sind recht wankelmütig, besonders wenn es um ihre Stimmungen geht. Bei Celine fällt es eher auf, verstärkt gegen Ende, wo sie praktisch ausrastet, weil andere nicht so empfinden wie sie.


    Die Handlungen waren gut durchdacht und das Aufeinandertreffen schien gut gewählt, einzig die Umsetzung hat so ihre Schwächen. Die Autorin lies Celine so viele Fehler machen, die nicht hätten sein müssen. Vieles wäre anders gekommen, wenn diese mehr nachgedacht hätte. Warum lies sie sich wie ein kleine Mäuschen rumschubsen, wenn das Recht doch auf ihrer Seite war?


    Überhaupt schien es mir, als wollte man auf manche Sachen nicht zu viel Zeit verschwenden und sie irgendwie einfach lassen, statt einen logischeren Weg zu nehmen. Nein, zum Ende hin häuften sich solche Vorfälle sogar, was wirklich nicht hätte sein müssen. Da gab es so machen Sachen, wo ich mich echt nur geärgert habe. Und ja, auch bei Claire gab es solche Momente. Sie hat zu sehr vertraut, was irgendwann irritierend war.


    Trotz mancher Schwächen, war das Finale sehr gut ausgearbeitet und konnte auch etwas überraschen. Die Autorin hat eine tolle Wendung eingebracht um alles aufzulösen. So wurden Geheimnisse gelöst und Wahrheiten kamen ans Licht. Alles in allem, gut zusammengeführt.


    Fazit
    Carolin Rath kann in ihrem Buch interessante und abwechslungsreiche Charaktere und Handlungen vorweisen. Auch wenn es noch manche Schwächen aufweist, der Rote Faden war erkennbar und zum Großteil nachvollziehbar. Die Familiensaga der Wintersteins bietet Höhen und Tiefen und hat damit eine ganz gut Lesestimmung auf sich.


    :bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5:

  • Oh, was für ein tolles Cover! Als absoluter Coverkäufer blieben meine Augen direkt auf dem Cover kleben. Farbenfroh und einfach schön. Erst nachdem ich ausgiebig die Vorderseite des Buches bestaunt hatte, begann ich den Klappentext auf der Rückseite zu lesen. Nun war ich restlos überzeugt... ich wollte dieses Buch lesen.

    Gesagt, getan.

    Schon nach wenigen Zeilen wird dem Leser klar, mit welchen Sehnsüchte, aber auch Hoffnungen Celine durch das Leben geht. Sei es der erhoffte Heiratsantrag oder die Position in der Firma. Die Autorin hat hier eine sensible Frau geschaffen. Eine Frau, die man durchaus sofort ins Herz schließt. Sie wirkt sympathisch, steht sich meines Erachtens aber auch selbst gerne im Weg. Man könnte auch sagen, sie fährt sozusagen mit angezogener Handbremse und wundert sich, weshalb sie so schlecht vorwärts kommt.

    Da das Buch auf zwei Zeitebenen spielt, lernt der Leser dann auch schon bald Klara kennen. Sie kommt unter sehr widrigen Umständen nach Winterstein. Eine sehr merkwürdige Herkunft, aber ein scheinbar gutes, neues Zuhause. Wenngleich auch...

    Ach, mehr möchte ich gar nicht erzählen, da man dieses Buch auf jeden Fall lesen sollte.

    Eine Geschichte, die zu Tränen rührt und betroffen macht, aber auch Hoffnung gibt.

    Ein neues Wort habe ich auch gelernt: Zeitweh. Ähnlich wie Heimweh, nur dass man der vergangenen Zeit nachtrauert. Zeitweh, ein Wort, dass ich mir unbedingt merken muss.

    Fazit:

    Beim Lesen habe ich mir oft die Frage gestellt, in welches Genre ich dieses Buch einordnen würde: Roman, Krimi oder Mystik? Ich denke, dass diese Geschichte sehr viele Fassetten hat. Eine Liebesgeschichte, eine Familientragödie, Krimianteil, Historie, Mystik.

    Für mich waren es wunderbare, spannende und unterhaltsame Lesestunden, die ich auf keinen Fall missen möchte. Ich hoffe, dass aus der Feder der Autorin noch viele solcher Geschichten gezaubert werden.