(Originaltitel: Les liaisons dangereuse)
Wieder ein Buch, das hier vorgestellt werden muss!!!
Sicher kennen einige die Verfilmungen als "Gefährliche Liebschaften" (mit Michelle Pfeiffer, Glenn Close und John Malkovich) oder "Eiskalte Engel" (Ryan Phillips, Reese Witherspoon). Ich kann nur sagen, lest die Vorlage und staunt über die Boshaftigkeit, den Zynismus und das psychologische Geschick des Autors!
Inhalt:
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»Diese "liaisons dangereuses" sind unter den erotischen und gesellschaftskritischen Romanen des französischen 18. Jahrhunderts vielleicht der klügste, kühlste, unsentimentalste. Literarisch und psychologisch glänzend, stellt er den Lebemann im damaligen Adel in letzter, zu äußerst verfeinerter und verteufelter Ausprägung dar, einen Mephisto des Salons und Napoleon der Erotik. Zu seiner Übersetzung hat Heinrich Mann ein sehr feines Vorwort geschrieben, eine glänzende Studie, in deren Schlußsätzen ein Stück Bekenntnis aufklingt.«
Hermann Hesse
Die bösen Helden sind die Marquise De Merteuil und der Vicomte De Valmont, die (vom Leben gelangweilt) ihren Zynismus in eine hoch entwickelte und mit kunstvollen Manieren ausgestattete Form von (un)menschlichem Ausdruck gebracht haben. Früher waren sie Liebhaber, gefallen sich aber jetzt gegenseitig mehr in der Rolle von Halbgöttern, deren gegenseitige Leidenschaft sich über den reinen Austausch von Sex und Emotion hinaus entwickelt hat. Wie in einem Ritual spielen sie ihre verdrehte Zuneigung aus, indem sie elaborierte Verschwörungen ausarbeiten, um die Leben ihrer weniger berechnenden Bekannten zu zerstören. Dabei fordern sie sich gegenseitig in immer exzentrischeren und heimtückischeren Manipulationen und Verrat heraus. Warum? Nun, ganz einfach, weil sie es können. Es ist ihre ganz eigene und pervertierte Art, ihre Kicks in der Sackgasse einer Kultur zu bekommen, die kurz vor der Revolution steht. Als der Vicomte feststellt, dass er von verwirrenden und echten Gefühlen zu einem seiner Opfer heimgesucht wird, betrachtet die Marquise dies als den ultimativen Verrat und plant ihre herzlose Rache.
Auszug
Du siehst, beste Freundin, ich halte Wort, und Hauben und Flitter nehmen mir nicht die ganze Zeit; ich behalte immer noch was für Dich. Und ich hab doch allein heute mehr Putz gesehn als in den vier Jahren, die wir zusammen waren; und die stolze Tanville wird sich, glaub ich, bei meinem ersten Besuch, wo ich sie ganz sicher rufen laß, mehr ärgern, als wir uns, ihrer Meinung nach, all die Male geärgert haben, wo sie in großem Staat bei uns angekommen ist. Mama hat mich bei allem um meine Meinung gefragt; sie behandelt mich längst nicht mehr so sehr als früher wie ein Schulmädchen. Ich habe meine eigene Kammerzofe, ferner ein Schlafzimmer und ein Kabinett, womit ich anfange, was ich mag, und ich schreibe Dir an einem wunderhübschen Sekretär, wovon ich den Schlüssel gekriegt habe und wo ich alles wegschließen kann, was ich will. Mama hat gesagt, ich soll sie alle Tage beim Aufstehen zu sehen kriegen, und es sei früh genug, wenn ich zum Mittagessen frisiert sei, weil wir doch immer allein wären und sie mir dann jeden Tag sagen würde, zu welcher Stunde ich nachmittags zu ihr kommen soll. Die übrige Zeit kann ich tun, was ich mag, ich habe auch eine Harfe zum Spielen und was zum Zeichnen und Bücher grade wie im Kloster, bloß daß Mutter Perpetua nicht dabeisteht und mich ausschilt und daß es bloß an mir liegt, wenn ich gar nichts tun will; aber da ich doch nicht mit meiner Sophie schwatzen und lachen kann, beschäftige ich mich lieber.
Zum Autor:
Pierre Ambroise Francois Choderlos de Laclos, geboren am 19.10. 1741 in Amiens, starb am 5.11.1803 in Tarent an einer Darminfektion. Er war Offizier, verlor aber sein Offizierspatent wegen einer Kritik am Vauban'schen Festungssystem (1786). Er war zeitweise Sekretär ses Duc d'Orléans. In der Französischen Revolution war er Jakobiner und arbeitete Robespierres Reden aus. Unter ANpoleo wurde er Artillerieoffizier, zuletzt Generalinspektor der französischen Südarmee. Berühmt wurde er durch den frivolen Briefroman "Les liaisons dangereuse". Verführung heißt das Thema dieses Romans, der die Sitten und die Verderbtheit der guten Gesellschaft vor dem Aufbruch der Französischen Revolution schildert. Der Vicomte de Valmont und die Marquise de Merteuil, die Hauptcharaktere ,zählen zu den abgefeimtesten Charakteren der Weltliteratur.
Meine Meinung:
Erstmal zu der Ausgabe, die ich hier vorstelle:
die Übersetzung von Heinrich Mann hat mir sehr gut gefallen! Dieser Briefroman liest sich flüssig (trotz seines Alters). 14 Kupferstiche veranschaulichen de erhabendsten und erschreckendsten Szenen des Buches.
Und nun zu dem Buch selbst. Ich habe selten etwas gelesen, das so böse ist (mit Ausnahme des "Grafen von Monte-Christo" vielleicht). Wir sehen hier einen Spiegel des Adels im 18. Jahrhundert.
Jahrhunderte, in denen der Adel tun und lassen konnte, was er wollte, gipfeln in dekadentem Lebensstil. Zwei Personen wetten aus Langeweile, Hochmut und Eitelkeit darum, eine unschuldige Frau zu zerstören. Der Gedanke daran, diese "gute Seele" zu korrumpieren, gibt ihrem sonst sinnfreien Leben so etwas wie einen Inhalt. Das Ausmaß an Rücksichtslosigkeit, Banalität und Ehrgeiz ist fast unfassbar.
Welch eine Überraschung auch für den Leser, als der Vicomte de Valmont feststellt, dass er fähig ist, Gefühle zu empfinden. Sein Umgang mit dieser sentimentalen Regung und das ständige Anwachsen derselben sind sehr lesenswert.
Der Zeitpunkt für das Entdecken seiner Menschlichkeit ist jedoch genauso ungünstig wie die Situation, in der er sie entdeckt, denn die Marquise de Meteuil kann nichts mehr erfreuen als ihren Rivalen am Boden zu sehen.
Obwohl das Buch ein erotischer Roamn ist, steht für mich die Gesellschaftskritik im Mittelpunkt. Auf jeder Seite springt sie einem direkt ins Auge. Absolut fabelhaft! =D>
Dieses Buch zählt eindeutig zu meinen ewigen "TopTen"!!!