Gabriel García Márquez - Der Oberst hat niemand, der ihm schreibt / El coronel no tiene quien le escriba

  • Autor: Gabriel García Márquez
    Titel: Der Oberst hat niemand, der ihm schreibt, aus dem Spanischen übersetzt von Curt Meyer-Clason
    Originaltitel: El coronel no tiene quien le escriba, erschien erstmals 1961
    Seiten: 128
    Verlag: Fischer Taschenbuch
    ISBN: 9783596162598


    Der Autor: (von der Verlagsseite)
    Gabriel García Márquez, geboren 1927 in Aracataca, Kolumbien, gilt als einer der bedeutendsten und erfolgreichsten Schriftsteller der Welt. 1982 erhielt er den Nobelpreis für Literatur für seine Werke, »in denen sich das Phantastische und das Realistische […] vereinen, die Leben und Konflikt eines Kontinents widerspiegeln«. Gabriel García Márquez hat ein umfangreiches erzählerisches und journalistisches Werk vorgelegt. Er starb am 17. April 2014 in Mexiko City.


    Inhalt: (Klappentext)
    Seit Jahrzehnten wartet der Oberst auf einen Brief der Regierung. Er hat bei einem Militärputsch auf der falschen, der republikanischen Seite gestanden, und seitdem müssen er und seine Frau hungern. In dem namenlosen kolumbianischen Dorf herrscht der Ausnahmezustand der Militärdiktatur, der als Normalzustand gilt. Das Leben stagniert, dennoch warten die Menschen, hoffen auf Veränderung, auf Befreiung, die meisten passiv, wenige aktiv. Schliesslich ist der Oberst am Ende. Das Postauto, auf das er jeden Freitag wartet, bringt keinen Brief, keine Bestätigung der erhofften Veteranenpension. Der letzte Besitz des alten Mannes und seiner kranken Frau ist ein Kampfhahn, das einzige Andenken an den Sohn, den die Polizei erschossen hat, weil er Flugblätter verteilte. Der Hahn muss verkauft werden, der reiche Nachbar wartet schon darauf. Der Oberst zögert, das Tier in fremde Hände zu geben. Aber erst beim Hahnenkampf in der Arena, als die jungen Leute des Dorfes ihm zujubeln, wird dem Oberst bewußt, daß sein Hahn das Symbol der Hoffnung und des Widerstands ist.


    Meinung:
    Mein erstes Buch von dem Autor und ein gelungener Einstieg, auch wenn dieses Frühwerk wohl untypisch für seine spätere Schreibweise ist.
    In dieser Erzählung erschafft Marquez mit seinen kargen, klaren, präzisen Formulierungen eine triste Stimmung, die die Einsamkeit und Entbehrungen der Protagonisten hervorragend abbildet. Trotz der wenigen Seiten wird viel erzählt: der Stillstand im Dorf, das Warten auf irgendeine Meldung und sei es anhand von Zeitungsartikeln aus Europa, die Tristesse in der Ehe des Oberst und seiner Frau, der Verlust des Sohnes, die Armut – nicht nur in finanzieller Hinsicht, sondern auch gesellschaftlich. Durch das jahrelange Warten ist das Leben „verschwunden“. Der Oberst hofft von Woche zu Woche auf eine Meldung, die nicht kommt. Und doch wird er am Ende die Hoffnung nicht aufgeben und dem Hungertod trotzend an seinen Idealen festhalten – ob aus Starrsinn, Hochmut, Aufopferung – dem Leser bieten sich mehrere Interpretationsmöglichkeiten. Ein netter, kurzer Roman der Lust auf mehr macht.


    Allgemeines:
    1999 verfilmte Arturo Ripstein die Geschichte unter anderem mit Salma Hayek. (deutscher Filmtitel: Keine Post für den Oberst).