• Originaltitel: Miss You


    Inhalt:
    Was, wenn du deine große Liebe immer ganz knapp verpasst?
    Eine Sekunde lang treffensich ihre Blicke, doch bevor sie sich anlächeln oder ein paar Worte wechseln können, ist der Moment schon wieder vorbei. Von da an beginnt für Tess und Gus eine Reise, die sich Leben nennt. Große und kleine Augenblicke warten auf sie, Kummer und Freude. Doch beide ahnen, dass sie Wege gehen, die nicht glücklich machen. Weil ihnen das Entscheidende fehlt. Was sie nicht wissen: Tess und Gus sind perfekt füreinander, und obwohl sie sich längst begegnet sind, haben sie es nicht bemerkt. Wann ist der alles entscheidende Moment für die große Liebe endlich da?


    Die Autorin:
    Kate Eberlen wuchs in einer Kleinstadt in der Nähe von London auf und verbrachte ihre Kindheit damit, zu lesen und sich in fremde Welten zu träumen. Nach ihrem Studium der klassischen Philologie hatte sie mehrere Jobs in der Verlags- und Medienbranche. Heute lehrt sie Englisch als Fremdsprache und verbringt so viel Zeit wie möglich in ihrem Sehnsuchtsland Italien. Kate Eberlen ist verheiratet und hat einen Sohn.


    Meinung:
    Es fällt mir wirklich sehr schwer, "Miss You" zu bewerten. Die Geschichte ist ganz anders, als ich erwartet hatte - nicht wirklich eine klassische Liebesgeschichte, sondern die Erzählung des Lebens der beiden Figuren und wie sie Entscheidungen treffen und nicht treffen, die sie schließlich (nach knapp 500 Seiten) richtig zusammenführen. Der Aspekt, dass sie einander immer wieder knapp verpassen, kam dabei recht kurz und erst am Ende zeigt sich, wie groß diese Zufälle eigentlich waren.


    Auf der einen Seite hat mir das Buch recht gut gefallen. Ich fand die Lebensgeschichten von Gus und Tess interessant und sie waren auch wichtig, gerade, wenn man bedenkt, dass alles im Leben der beiden dafür gesorgt hat, dass sie zu den Menschen werden, die sie sein mussten, um sich ineinander verlieben zu können. Allerdings gab es hier für meinen Geschmack viel zu viel Drama. Jedem der beiden passieren gefühlt tausende schreckliche Dinge und irgendwann habe ich mich gefragt, ob die Autorin eine Checkliste abarbeitet. Eine schwere Krankheit, viel zu viel Verantwortung für einen jungen Menschen, (zu großen Teilen) schreckliche Eltern, Pech in der Liebe, Schicksalsschläge im Umfeld, ... natürlich gibt es im Leben auch Schattenseiten und es ist realistisch, dass auch schreckliche Dinge passieren; am Anfang hat mir dieser Aspekt der Geschichte auch gefallen, da es unglaubwürdig gewesen wäre, wenn Gus und Tess ein perfektes Leben gehabt hätten, aber als dann immer mehr kam war es für mich einfach zu viel auf einmal.
    Dazu kommt, dass die Charaktere für mich fast alle ziemlich unsympathisch waren. Auch hier kann man sagen, dass die Autorin realistische Figuren mit Ecken und Kanten geschaffen hat, die menschlich handeln und nicht perfekt sind, aber es viel mir sehr schwer, gute Seite bei ihnen zu sehen. Bei den Protagonisten war es zum Glück anders; zwar machen auch Tess und Gus ziemlich viele Fehler, verletzen ihre Mitmenschen und treffen Entscheidungen, die ich überhaupt nicht nachvollziehen konnte, aber die beiden waren im Großen und Ganzen sympathisch. Dies könnte natürlich auch daran liegen, dass sie (immer abwechselnd) die Ich-Erzähler des Buches sind und man deshalb nachvollziehen kann, warum sie so handeln, wie sie es tun.


    Die Liebesgeschichte selbst fand ich eigentlich ganz schön. Sie kam mir persönlich viel zu kurz, da die ganzen Momente, in denen sie sich 'verpassen', logischerweise eher klein und beiläufig sind, aber am Ende ergab sich hieraus doch ein schönes Gesamtbild und auch die Verbindung der beiden fand ich glaubwürdig. Nachdem sie sich endlich kennen gelernt haben, war ihr Umgang miteinander ganz süß und man hat auch gespürt, dass sie zusammen passen und dass die Verbindung echt ist. Zwar geht alles ein bisschen schnell, aber es hat irgendwie zu der Geschichte gepasst, die erzählt wurde - auch wenn ich nach all der Wartezeit wirklich gerne mehr von der eigentlichen Beziehung gesehen hätte. Es passt eben zu dem Konzept, dass es irgendwo den einen Richtigen gibt, der auf dich wartet, das ich persönlich auch schön finde.


    Bei meiner Bewertung bin ich zwiegespalten; einerseits hatte ich Probleme mit dem ganzen Drama und auch die Figuren haben es mir nicht immer leicht gemacht, die Geschichte zu genießen, aber andererseits lässt sich das Buch gut lesen und ich mag das Konzept sehr. Obwohl die Liebesgeschichte meiner Meinung nach ausführlicher hätte behandelt werden sollen, mochte ich die vielen kleinen Momente, in denen sie sich verpasst haben, und auch das Zusammentreffen am Ende. Deshalb gibt es von mir den guten Durchschnitt - :bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5: .

    Carpe Diem.
    :study: Nora Roberts - Schattenmond

    2024 gelesen: 23 Bücher | gehört: 5 Bücher

  • Die Suche nach der wahren Liebe


    Tess macht mit ihrer Freundin Doll eine Reise nach Italien, bevor sie mit ihrem Studium beginnen wird. Sie ist jung und fröhlich, ihr ganzes Leben liegt noch vor ihr. Hier begegnet sie zum ersten Mal Gus. Ganz kurz, eine völlig unbedeutende Begegnung. Gus selbst versucht gerade zusammen mit seinen Eltern über den Tod von Ross, Gus‘ älterem Bruder, hinwegzukommen. Wieder zu Hause, geht für beide das Leben weiter. Bei Tess mit einer Nachricht, die ihre weiteren Pläne völlig verändern, bei Gus mit dem Gefühl von Schuld. Beide Leben nehmen ihren Lauf, mit allen Höhen und Tiefen, die ein Leben eben so mit sich bringt. Und Tess und Gus haben immer das Gefühl, es fehlt etwas …
    Die Idee zum Plot ist großartig. Auch sind die beiden Erzählstränge Tess/Gus interessant geschrieben. Beide Leben laufen sehr unterschiedlich. Man erkennt am Stil, wessen Part man gerade liest. Das mag ich sehr. Obwohl alle Ereignisse logisch ineinander greifen und stimmig sind, verliert die Story irgendwann ein wenig. Ich habe mehr und andere kleine Begegnungen erwartet, vor allem mit etwas mehr Erinnerungswert für Tess und Gus.
    Erst auf den letzten einhundert Seiten nimmt die Geschichte wieder Fahrt auf und macht mir so viel Spaß, wie auf den ersten hundert Seiten. Gerade Gus‘ Part ist dazwischen ein wenig eintönig und uninteressant, obwohl sein Charakter sehr liebenswert ist.
    Die Figuren allgemein sind mit wenigen Strichen sehr aussagekräftig gezeichnet. Sie haben alle genug Tiefe, um nicht blass zu wirken. Sowohl die Netten, als auch die weniger Sympathischen sind lebendig und realitätsnah gestaltet. Der Sprachstil (beide Parts sind in der Ich-Form gehalten) ist schnörkellos und gut zu lesen. Obwohl Gus Arzt ist, wird er nicht als snobistischer Akademiker dargestellt und seine Art zu sprechen ist freundlich und liebevoll, selbst dann, wenn er allen Grund hätte, ausfallend zu werden oder seinen Doktortitel heraushängen zu lassen. Tess steckt voller Potenzial, das sie aber zurückhält. Man spürt instinktiv, dass beiden etwas fehlt und hofft, sie finden zusammen, um gemeinsam ein Ganzes zu bilden.
    Da der Leser die beiden Protagonisten über volle 16 Jahre begleitet, erlebt er deren Erwachsenwerden direkt mit. In dieser Zeit stellen sich vielen Menschen Probleme in den Weg, doch bei Tess und Gus sind es dann doch schon wirkliche Pakete, die sie zu schleppen haben. Vielleicht ist hier zu viel abgeladen worden und zum Teil auch zu oberflächlich abgehandelt worden.
    Wie gut oder happy das Ende nun ist, kann man so gar nicht sagen. Mir fehlt hier ein wenig. So ganz zufriedenstellend ist es nicht. Einiges ist noch offen und nach so vielen Seiten hätte ich da etwas anderes erwartet, auch wenn ich nicht der typische Liebesromanleser bin. „Miss You“ ist auch kein typischer Liebesroman, denn Romantik ist hier nicht sehr viel zu finden.
    Es ist nicht einfach, dem Buch mit einer Wertung gerecht zu werden. Es hat mich nicht übermäßig angestrengt, aber ich bleibe mit ein wenig Enttäuschung zurück. Die Lesezeit habe ich nicht als vergeudet empfunden und ich musste mich auch nicht durch das Buch quälen. Insgesamt finde ich drei Sterne als faire Lösung.