Friedrich Christian Delius - Die Frau, für die ich den Computer erfand

  • Autor: Friedrich Christian Delius
    Titel: Die Frau, für die ich den Computer erfand
    Seiten: 288
    Verlag: Rowohlt
    ISBN: 9783499252396


    Der Autor: (von der Autoren-Homepage)
    Friedrich Christian Delius, geboren im Februar 1943 in Rom, aufgewachsen in Wehrda, Kreis Hünfeld, und Korbach in Hessen. Seit 1963 in Berlin, Studium an der Freien und Technischen Universität (Dr. phil. 1970). 1970 bis 1978 Lektor für Literatur in den Verlagen Klaus Wagenbach und Rotbuch. Prozesse, welche die Siemens AG (1972-76) und Helmut Horten (1979-82) gegen ihn führten, erfolgreich überstanden. Seit 1978 freier Schriftsteller, von 1978-80 in Beek bei Nijmegen/NL, von 1980-84 in Bielefeld. Seitdem lebt er wieder in Berlin (von 2001 bis 2013 in Rom und Berlin). Georg-Büchner-Preis 2011. Übersetzungen seiner Bücher in 18 Sprachen. Mitglied der Deutschen Akademie für Sprache und Dichtung und der Akademie der Künste Berlin.


    Inhalt: (von der Autoren-Homepage)
    In einer Vollmondnacht im Sommer 1994 sitzen ein alter Herr und ein junger Mann auf einem Berg und reden. Der eine ist der Erfinder des Computers, der andere eine mathematische Niete, ein Journalist. Der Alte erzählt – während er den Festakt zu seinem vierzehnten Ehrendoktorhut schwänzt – von den Wundern, die er mit handgesägten Einzelteilen am Wohnzimmertisch in Berlin-Kreuzberg vollbracht hat,von seiner Arbeit in Nazideutschland, von der dramatischen Flucht mit der „Universal-Rechenmaschine" in den letzten Kriegswochen, von seiner Werkstatt in der Rhön und seinem Pech mit den Patentämtern.
    Je mehr er redet, desto freier fühlt er sich, von seinen Erfolgen und Niederlagen zu berichten, seine Ansichten über Gott und die Welt auszupacken und seine leidenschaftliche Fernliebe zu Ada Lovelace (1815-1852), der Tochter Lord Byrons, zu beichten. Er phantasiert, lamentiert, triumphiert und kann sich nicht lösen von dem Gedanken, etwas Faustisches in sich zu haben ...
    Wie kam es zu dem Gerät, das heute auf allen Schreibtischen steht? Friedrich Christian Delius erzählt in diesem raffinierten und höchst unterhaltsamen Roman die unglaubliche Geschichte des Konrad Zuse (1910-1995) – und davon, wie alles anfing, wie das digitale Zeitalter begann. Die Erfindung des Computers – und die Erfindung einer unmöglichen Liebe.


    Meinung:
    Mein zweites Buch, das ich von Friedrich Christian Delius lese, und wie bereits bei "Die Birnen von Ribbeck" bin ich vom ungewöhnlichen Aufbau des Romans positiv überrascht: der Erfinder wird interviewt, und die Geschichte liest sich wie die Abschrift des Tonbandmitschnitts, ohne dass die Fragen oder kurzen Einwürfe des Journalisten mit aufgeführt sind. Konrad Zuse als Romanfigur, die ihre eigene Geschichte erzählt - auch wenn das Interview als solches fiktiv ist, so scheinen die Ereignisse in Zuses Leben gut recherchiert zu sein. Ich fand die Geschichte sehr unterhaltsam; gestört hat mich lediglich, das mir nicht klar war, wo wahre Begebenheiten aufhören und die fiktiven Elemente beginnen. Allerdings ist das ja gerade die Intention von Delius' Roman. Zudem konnte ich mich nicht so recht in die zeitlich versetzte Fernliebe zwischen Konrad Zuse und Ada Lovelace hineinversetzen. Zusammenfassend finde ich zwar das Thema des Romans ganz interessant, Delius Schreibstil hat mich ebenfalls überzeugt, aber die Liebesgeschichte und die teils forsch-unsympathischen Zurechtweisungen des Erfinders fand ich hingegen etwas störend.