Rupert Mattgey - Der Teufel in Thannsüß

  • Rupert Mattgey - Der Teufel in Thannsüß


    Inhalt:
    Ein Dorf am Fuße des Gletschers.
    Ein Geheimnis, gefangen im ewigen Eis.
    Eine Wahrheit, dunkler als die Nacht.


    1956. Der junge Lehrer Erik Strauss tritt seine Anstellung in Thannsüß an, dem Dorf am Fuße des Grimboldgletschers. Er begibt sich auf die Suche nach seinem verschollenen Vorgänger Cornelius Piel. Doch je tiefer er im Dreck wühlt, desto finsterer werden die Dinge, die er ans Tageslicht zerrt. Menschen verschwinden, es kommt zu bizarren Todesfällen. Und manche behaupten, auf dem Gletscher gehe der Teufel um …


    Zu spät erkennt Erik, wie eng sein Schicksal mit dem des Dorfes verknüpft ist. Als er im ewigen Eis auf ein furchtbares Geheimnis stößt, versinkt Thannsüß in einem Strudel der Gewalt. Aber Erik ist bereit, bis zum Äußersten zu gehen, um das Leben seiner Frau und seines ungeborenen Kindes zu retten.


    „Der Teufel in Thannsüß“ ist ein Meisterwerk der modernen Horror-Literatur: ein düsterer, atmosphärischer und kompromissloser Höllenritt von ungeheurer Wucht.


    (Q Amazon)


    Meinung:
    Dass 'Der Teufel in Thannsüß' ein Meisterwerk der modernen Horrorliteratur ist, möchte ich jetzt nicht behaupten. Ich gebe aber zu, dass diese Geschichte gut gelungen ist und wer auf recht ausschweifende Beschreibungen der Umgebung, der Gedankenwelt und der Geschehnisse steht, der wird sicherlich seinen uneingeschränkten Spaß an dieser Geschichte haben.


    Mattgey hat einen Schreibstil, der nicht ganz das Meine ist, aber dennoch hat er etwas an sich, dass selbst mich fasziniert hat. Er verliert sich immer wieder in sehr detaillierten Beschreibungen der Umgebung und der Gefühlswelt Erik's. Somit baut er eine beklemmende, lebhafte und faszinierende Atmosphäre auf. Er beschreibt die Umgebung wunderschön, aber dennoch bedrohlich. Auf der einen Seite baut das eine sehr dichte, bedrückende Atmosphäre auf, auf der anderen Seite kann es leider auch sehr schnell etwas anstrengend werden, wenn man immer wieder lesen muss wie dunkel der Wald und wie kalt der Wind ist. Für meinen Geschmack war es stellenweise etwas viel der Beschreibungen und man wäre sicherlich mit einigen Seiten weniger ausgekommen, wenn man an manchen Stellen auf solch ausschweifende Beschreibungen verzichtet hätte. Ab und an wäre ein 'dunkel', 'kalt' oder gern auch 'stockdunkel' oder 'bitterkalt' (nur mal als ganz grobes Beispiel) auch genug gewesen, man hätte nicht immer gleich die ganze Seite füllen müssen.


    Erik Strauss ist der Protagonist der Erzählung. Seine Person war für mich von Beginn an greifbar. Wurde er anfangs nur 'der Lehrer' genannt, so wurde nach und nach mehr Licht auf seine Figur geworfen, die Hintergründe seines Aufenthalts erklärt, seine Vergangenheit nach und nach aufgeklärt und er bekam einen Namen, Erik Strauss.
    Was die Entwicklung der Figur Strauss angeht, war er mir recht angenehm, wenn mir auch die Kriegsgeschichte etwas zu sentimental vorkam. Auf dieser kleinen Hintergrundgeschichte wurde mir persönlich etwas viel herumgeritten. Auch hat mir sein 'Wahnsinn' (so möchte ich ihn man nennen) auf Dauer nicht gefallen. Zu Beginn war es noch recht unterhaltsam, wenn sich die Stimmen meldeten und er mit ihnen diskutierte. Auf die Länge des Buches war es mir dann aber doch etwas zu viel des Guten.
    Ansonsten ist Erik aber gut gelungen, man nimmt ihm seine Motivation, Verzweiflung und auch den Wahnsinn ab.


    Die anderen Personen in dieser Geschichte übernehmen ihre Rollen gut und sind gut ausgebaut. Sie übernehmen ihren Part in der Geschichte um Thannsüß, stehlen aber Erik nie die Schau. Es gibt einige wirklich nervende wie etwa Kathi aus der Poststelle / dem Krämerladen oder aber Anna die Hauswirtin des Pfarrers, aber selbst diese haben eben ihre Rolle in der Geschichte und dazu gehört hier halt, dass sie ordentlich nerven.


    Die Geschichte selbst hat mir recht gut gefallen. Ich fand die Idee, welche sich dahinter, versteckt sehr gut. Vor allem fand ich die Frage, die sich in der Geschichte stellt als es langsam dem Ende zugeht und sich die Hintergründe aufklären, sehr gelungen, denn nicht nur Erik wird gefragt, sondern auch der Leser fühlt sich angesprochen:
    Was würde man selbst in einer solchen Situation tun?!
    Und mit dieser Frage darf man sich, wenn man denn will, auseinandersetzten und wenn man ehrlich mit sich selbst ist, dann …. tja, dann verlaufen plötzlich die Verurteilungen, welche sich im Laufe des Buches aufgebaut haben und plötzlich ist da kein Schwarz und Weiß mehr. Es verschwimmt und wird alles zu einer grauen Masse in der Gut und Böse nicht mehr erkennbar sind. Und ich bin mir ziemlich sicher, dass niemand damals anders entschieden hätte, zumindest nicht wenn man selbst betroffen gewesen wäre. Und diese Hypothese wird vom Autor zum Ende aufgegriffen und zu dem finalen Schlag (wortwörtlich) verwurstet.


    Im Titel der Geschichte wird der Teufel angesprochen. Leider aber war dieser nicht so präsent wie ich erwartet habe, dennoch ist es dem Autor gut gelungen dieses 'Problem' zu lösen. Ich habe vom Start weg immer wieder auf die Ankunft des 'Teufels' gewartet und er kam und kam nicht. Natürlich war ich hier etwas enttäuscht, aber der Autor hat mich bei Laune gehalten. Die Geschichte ging voran und es gab einen stetigen Wechsel zwischen merkwürdigen Ereignissen und dem Alltag. Gerade durch die Art der Erzählung bleibt der Leser am Ball.


    Wenn man diese Geschichte lesen will, so darf man keine schnelle Geschichte erwarten. Der Leser darf sich zu Beginn viel mit der Umgebung und der Einleitung zu Erik und Thannsüß rumschlagen Nach und nach tauchen immer mehr Merkwürdigkeiten auf und Erik verliert nahezu den Verstand. Erst die letzten 100 - 150 Seiten legen dann ordentlich an Geschwindigkeit zu. Die Ereignisse überschlagen sich. Es wird blutig. Es gibt die Aufklärung der Geschichte und es kommt zum finalen Schlag (wie schon erwähnt).
    Was mich hieran allerdings gestört hat war die Ausdauer Eriks. Er ist gerannt, musste kämpfen und klettern, wurde verwundet und geschlagen und dennoch schafft er es sich quer über den Gletscher, durch das Dorf und nochmals durch das Eis zu schlagen. Vielleicht war meine Zeitvorstellung hier etwas verunglückt, aber das kam mir schon wie eine übermenschliche Leistung vor.


    Fazit:
    Mattgey hat hier ganz klar ein gutes Buch geschrieben. Allerdings muss man als Leser etwas für sehr detaillierte Beschreibungen und eine recht Lange Einleitung mit vielen Rätseln übrighaben. Auch darf man als Leser keine wirklich wissenschaftliche Erklärung für die Vorfälle in Thannsüß erwarten. Es ist ein Buch, dass den Glauben und die Religion als fest Bestandteil hat und der Teufel selbst ist keine 'wirkliche' Person, aber er spielt in diesem Buch irgendwie ebnen doch eine Rolle. …. Hier sei nicht zu viel verraten.
    Das Buch stellt Fragen zu dem was würde man selbst tun und dieser Frage sollte man als Leser nachgehen. Vielleicht lernt man dann noch etwas über sich selbst. Ein Stück Thannsüß/Erik steckt sicherlich in jedem von uns.
    Ich tue mir etwas schwer diese Geschichte zu bewerten. Zum Einen war sie mir persönlich etwas zu langatmig, aber auf der anderen Seite war der Schreibstil sehr gut und die Idee hinter der Geschichte hat mir wirklich gut gefallen. Es werden wohl knappe 4 Sterne.


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    Lebenskunst besteht zu neunzig Prozent aus der Fähigkeit, mit Menschen auszukommen, die man nicht leiden kann.
    Samuel Goldwyn