Helga Glaesener - Die Postmeisterin

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    Quelle: Amazon.de:
    "Die junge Adlige Aliz lebt als Kammerfrau bei der Herzogin von Jülich. Als diese brutal ermordet wird, flieht sie mit Moritz, dem illegitimen Sohn ihrer Herrin, nach Wöllenstein, ein Dorf in der Nähe von Mainz. Liebevoll kümmert sie sich um den Jungen. Um zu überleben, baut sie einen illegalen Postdienst auf. Das ist riskant, denn die Familie von Taxis besitzt das kaiserliche Monopol auf die Postbeförderung. Und tatsächlich wird Moritz, mittlerweile zum jungen Mann herangewachsen, von den Häschern der Taxis verhaftet. Doch auch die Vergangenheit verfolgt Aliz. Als die Mörder der Herzogin von einem rechtmäßigen Erben erfahren, werden Aliz und Moritz zu Schachfiguren in einem perfiden Spiel.Produktbeschreibungen
    Klappentext


    Die junge Adlige Aliz lebt als Kammerfrau bei der Herzogin von Jülich. Als diese brutal ermordet wird, flieht sie mit Moritz, dem illegitimen Sohn ihrer Herrin, in ein Dorf in der Nähe von Mainz. Dort lernt sie ihren Mann kennen, der ihr und den beiden Kindern ein Zuhause gibt. Ihr ruhiges Leben ändert sich schlagartig, als ihr Ehemann stirbt. Alleine kann sie die Herberge kaum gewinnbringend bewirtschaften. Aber Aliz macht aus der Not eine Tugend und steigt erfolgreich in das illegale Postgeschäft ein. Allerdings hat sie sich mit dem Postmeister von Köln einen illustren Feind geschaffen. Als auch noch Moritz leiblicher Vater auftaucht, und ihnen das Leben schwer macht, droht Aliz alles zu verlieren. Aber Aliz wäre nicht Aliz, wenn sie nicht kämpfen würde. Um ihre Kinder zu beschützten, muss sie alles auf eine Karte setzen.
    Buchrückseite


    Die Witwe und die Mörderin


    Rheinhessen, Anfang des 17. Jahrhunderts: Aliz, eine Witwe mit dunkler Vergangenheit, betreibt im kleinen Wöllstein eine Herberge. Um sich und ihren drei Kindern das Überleben zu sichern, baut sie zudem einen illegalen Postdienst auf. Das ist profitabel, aber riskant, denn die einflussreiche Familie von Taxis besitzt das kaiserliche Monopol auf die Postbeförderung. Doch nicht nur von dieser Seite droht Gefahr. Ihr Sohn ist ein möglicher Erbe des Herzogtums Jülich, und als seine Identität durch ein Unglück offenbar wird, wird er zum Spielball im intriganten Geschäft der mächtigen Landesherren …
    Über den Autor und weitere Mitwirkende


    Helga Glaesener wurde in Niedersachsen geboren und studierte in Hannover Mathematik. 1990 begann die Mutter von fünf Kindern mit dem Schreiben historischer Romane, von denen gleich das Debüt, Die Safranhändlerin, zum Bestseller avancierte. Sie lebt in Oldenburg."




    Das Cover ist ein Blickfang für sich. Hier wurde wirklich auf´s Detail geachtet und die Stimmung des Buches eingefangen. Die Farbgestaltung macht schon auf den ersten Blick neugierig. Bei näherem Betrachten sieht man die beachtenswerten Details von Frankfurt , der Szenerie in der rechten Ecke und der Frau im Vordergrund.
    Sehr schön sind auch die Klappeninnenseiten mit der Darstellung von "Francfurt am Mayn" gearbeitet.
    Hinzu kommt auch noch, dass die Schriftarten für Titel oder auch Kapitelbeginn etc. den Leser in die damalige Zeit einstimmen.


    Leider enthält das Buch viele Rechtschreib-, Grammatik- und Flüchtigkeitsfehler, die den hochwertigen Eindruck der Aufmachung schmälern.


    Vielerlei interessante Informationen über die Gepflogenheiten und Gebräuche sind gut in die Geschichte mit eingebunden und interessant geschildert. Die Infos über die Post und die illegalen Machenschaften hierzu sind sehr verständlich dargestellt und hervorragend mit dem Geschehen verknüpft.


    Die Beschreibungen der örtlichen Begebenheiten sind ebenfalls sehr interessant und detailreich in die Geschichte verwoben.


    Deutlich werden auch immer wieder die Probleme und Zwistigkeiten, die der Religionszugehörigkeit zugrunde liegen, geäussert. Vor allen Dingen Juden hatten ein enorm schlechtes Ansehen, was in hohem Maße zu Erniedrigungen und Gewalt geführt hat. Ausserdem wird dargestellt, welche Vorgaben die Juden zu befolgen hatten. Sei es in Bezug auf Anzahl der Einwohner in Frankfurt, der Zahl der Heiraten, die Herangehensweise in Bezug auf Geschäftsgebaren, was in der Judenstättigkeit festgelegt wurde.


    Zum Ende hin sind leider einige wenige Passagen im Buch, die der Authentizität einen Abbruch tun. Etwas zu weit hergeholt, aber, die schriftstellerische Freiheit muss ja auch gewahrt bleiben. ; D
    Es folgen oftmals völlig unerwartete Wendungen, die den Spannungsbogen immer wieder aufleben lassen. Gut gelöst.


    Die Charaktere werden alle sehr authentisch und lebensnah geschildert. Oft ist man als Leser versucht, dem ein oder anderen "den Hals umzudrehen" oder wieder anderen zur Seit zu stehen.


    Das Buch handelt von Aliz, die sich Anfang des 17. Jahrhunderts als Witwe und Mutter von 3 Kindern in Wöllstein ihren Lebensunterhalt verdienen muss. Ihr Sohn Moritz hilft ihr dabei, begibt sich jedoch immer mehr auf schwieriges Terrain. Ausserdem kommt noch hinzu, dass Menschen aus ihrer Vergangenheit und auch aus der Gegenwart ihr und ihrer Familie Steine vor die Füße werfen.


    Mein Fazit: gut geschilderte Fakten, die gut in die fiktive Geschichte verpackt sind

  • 1612: Aliz führt nach dem Tod Ihres Mannes alleine das Gasthaus „Grüne Laterne“, kommt aber mit ihren drei Kindern, dem Knecht und den Mägden mehr schlecht als recht über die Runden. Sie hat daher zusätzlich einen Postdienst aufgebaut – da aber das kaiserliche Monopol der Postbeförderung bei der Familie Taxis liegt, ist das Ganze illegal und sehr gefährlich. Eines Tages holt sie auch noch ihre Vergangenheit ein, denn 15 Jahre zuvor wurde sie ungewollt in einen Erbfolgestreit hineingezogen.


    Moritz, Aliz älterer Sohn, der in Frankfurt bei Meister Fettmilch das Handwerk des Lebkuchenbäckers lernt, gerät mitten hinein in einen Zwist der Handwerker mit dem Rat der Stadt, hat aber auch private Probleme, denn er liebt Fettmilchs Tochter, rechnet sich aber keine Chancen aus, so lange er nicht wohlhabend ist.


    Mich hat der Titel des Romans direkt angesprochen, denn ein historischer Roman über eine Postmeisterin schien mir neu und interessant, zumal mir auch bekannt war, dass es in diesem Bereich ein Monopol gab und die privilegierte Familie sicher nicht begeistert über Konkurrenz war. Ich empfehle, den Klappentext nicht zu lesen, er verrät zu viel und wirkte auf mich persönlich nicht sehr anziehend. Angezogen hat mich aber der Name der Autorin, denn mein bisher einziger Roman von ihr, hat mir sehr gut gefallen und ich wollte unbedingt mehr von ihr lesen.


    Helga Glaesener hat in meinen Augen ein großes Erzähltalent, sie erzählt sehr lebendig, beschreibt authentische Charaktere, setzt interessante Protagonisten ein und weiß Spannung richtig zu setzen. Der historische Hintergrund, der auf drei tatsächlichen Gegebenheiten aufbaut, neben dem Postmonopol gab es auch den Erbfolgestreit und die Problematik zwischen Zünften und Rat in Frankfurt, ist gut recherchiert und lädt dazu ein, sich noch ein bisschen mehr mit den Themen auseinandersetzen. Im Epilog geht die Autorin selbst auf Fakten und Fiktion ein.


    Gut gefallen hat mir der Druck des alten Frankfurt im Inneren des Romans, ebenso die schön gestalteten Kapitelinitialen.


    Die Charaktere sind, wie schon erwähnt, interessant, mir gefällt, dass sie zum größten Teil vielschichtig gestaltet sind und die Protagonisten sich als Identifikationsfiguren eignen. Ich weiß gar nicht, wer mir lieber ist, Aliz, sehr patent und mutig, die alles für ihre Kinder tun würde, Symon, zwielichtig aber nicht unsympathisch, den man erst im Laufe des Romans richtig einordnen kann, Moritz, ebenso mutig wie seine Mutter, aber manchmal auch zu wagemutig oder Rafael, ein jüdischer Junge mit einem Geheimnis. Sehr gut gelungen sind auch ein paar Nebenfiguren, wie Marthe, die ehemalige Amme, die nun an Demenz leidet, der Autorin gelingt es, dies sehr eindrücklich zu schildern, indem sie aus der Perspektive Marthes erzählt, oder Aleeke, dunkelhäutig und exotisch, der sich fragen lassen muss, ob er ein Mensch sei.


    Die Geschichte selbst ist sehr spannend und entwickelt sich schnell zum Pageturner, und hin und wieder schimmert ein bisschen Humor durch. Die Schicksale der Charaktere sind gut in das historische Geschehen verwoben, nichts wirkt aufgesetzt. Am Ende habe ich den Roman zufrieden zugeklappt, auch, weil kein nicht alles wunderbar ausgeht.


    Der Roman hat mich sehr gut gefallen, mich Neues gelehrt und mich gut unterhalten. Ich vergebe gerne volle Punktzahl und eine Leseempfehlung für alle, die historische Romane mit gut recherchiertem geschichtlichem Hintergrund mögen. Ich freue mich auf weitere Romane der Autorin.