Inka Loreen Minden - Lustpunkte

  • Eine nette, aber aber nur mäßig abwechslungsreiche Abend- und Anspornlektüre: Sex zwischen Romantik und Fetisch, Leidenschaft zwischen Fantasy und Geschichte.




    Das Buch "Lustpunkte" von Inka Loreen Minden (Pseudonym ? Vgl. ihre Internetpräsenz auf http://www.inka-loreen-minden.de/autorenvita.html) ist noch brandneu (2012) und ist quasi ein Apparetiv für erotische Gedanken.


    In 7 Kurzgeschichten erzählt die Autorin Geschichten, die sich primär (surprise ! wer hätte es bei diesem Titel gedacht ?) um Leidenschaft, Liebe und Sex drehen. Die Länge der Geschichten variiert auch recht stark von 11 Seiten ("Wildes Begehren", S. 67-78) zu 45 Seiten ("Geliebter Feind", S. 21-66). Doch trotz der unterschiedlichen langen und kurzen Geschichten besteht die Autorin auf einem mehr oder weniger ausgeprägten Hanldungsrahmen, der ihr wichtig scheint. Personen werden grob vorgestellt und die jeweilige Situation in Ansätzen beschrieben. Die Situationen variieren tatsächlich noch viel stärker als die Länge der Stories, was meine Überschrift andeutet. :D Einzelne Geschichten drehen sich um alltagsähnliche Ereignisse, wie ein missverstandenes Kommunikationsverhältnis im Beruf zwischen zwei Arbeitskollegen. Im Handlungsausschnitt erzählt Minden (die Autorin) dann, wie die beiden doch zusammenfinden und harten Versöhnungssex haben ("Wie du mir, so ich dir", S. 129-149). Auf der anderen Seite gibt auch Geschichten, die von auf die Erde gekommenen Engeln und Dämonen handeln. Ein gefallener Engel, der aus Karrieregründen die Dämonenwelt zu integrieren versucht, verliebt sich in eine Dämonenfürstin und umgekehrt. Doch beide werden in der Unterwelt enttarnt, gefoltert und er wird getötet. In der Menschenwelt begegnen sich beide in einem traumähnlichen Moment eines lustvollen Bondage-Moments wieder, wo die Dämonenfürstin ihren gefallenen Engel mit 2 dämonischen Zwillingsgehilfinnen durchvögelt ("Dämonenbraut", S. 95-128). Minden scheint insbesondere jedoch auf einen historischen Rahmen für ihre Geschichten zu stehen. Die beiden längsten Geschichten nämlich haben einen solchen Rahmen: Die eine Geschichte spielt in einer Region, die an den alten Wild Wild West der USA erinnert ("RancherHerzen", S. 150-202). Die andere spielt im familiendominierten Großbritannien des späten 19. Jh. ("Geliebter Feind", S. 21-66).


    Ihr seht die Handlungsrahmen sind thematisch echt weit gefächert. Jetzt will ich versuchen etwas mehr zum Inhalt und zu den Beschreibungen zu sagen. Wie gesagt, sind die Geschichten keine reinen Pornos mit kurzem Vorspann, sondern lassen mehr oder weniger ausgeprägte Handlungen erkennen, in denen dann die Liebesakte eingebettet sind. Die Geschichte "Wie du mir, so ich dir" dreht sich um die (auch sexuelle) Aussöhnung zweier eher verfeindeter Berufskollegen. Die Geschichte "RancherHerzen" erzählt von 2 jungen ledigen Rancherbrüdern, die Frauen einerseits partnerlich, aber andererseits auch eher intimer Art kennenlernen.





    Es fehlt aber auch mal die eine oder andere Geschichte, in der wirklich mal der Fokus REIN auf dem Akt an sich liegt. Ein solche Geschichte würde gut reinpassen. Dafür sind die Hintergründe meistens (außer vllt. die eher oberflächlichen/allzu rudimentären "Wie du mir, so ich dir", "DoktorLuder", "Wildes Begehren") gut ausformuliert und recht plausibel.
    Die Arten des Coitus variieren auch ziemlich: Versöhnungssex ("Geliebter Feind", "Wie du mir, so ich dir"), Rachesex ("Geliebter Feind"), dominate Frau ("Wildes Begehren"), Sex mit intensiverem Spielzeugeinsatz ("DoktorLuder"), 2 Männer vögeln eine unterwürfige Frau durch ("RancherHerzen"), Sex mit wechselnder Dominanz bis zu Bondage ("RancherHerzen", "Dämonenbraut"), vorsichtiger und ertastender Kuschelsex ("Rancherherzen", "Das Praktikum der Lüste").


    Dafür ähneln sich leider die fundamentalen Aktbeschreibungen viel zu sehr. Da fehlt mir ein wenig die sprachliche, persönliche und kontextuelle Variation der Darstellung. Das bietet sich eigentlich wunderbar an bei all den Wechseln (Epochenwechsel, Perspektivenwechsel, Geschlechterwechsel, Charakterwechsel, Wechsel zw. den Realitäten, etc. etc.). Das Bild des Männermelkens, Unterleibpochens und des intensiven Frauenausflusses kommt immer wieder vor. Begriffe wie "Wildkatze" für eine Frau, "Erektion" für den Penis, "Spalte" für die Vagina wiederholen sich geschichtsübergreifend in ähnlichen Momenten und Begriffkostellationen. Es ist ja keinesfalls schlimm, "Erektion" für Penis zu sagen, aber die zahllosen Wiederholungen und Formulierungsähnlichkeiten sind doch ziemlich abturnend. Es ist zwar verständlich, da alle Geschichten auf demselben Gedanken- und Erfahrungsfundament beruhen (nämlich der einen Autorin), doch ist es eben die Herausforderung, sich anzupassen, einzufühlen und ggf. andere Wortschätze/Erfahrungshorizonte ganz natürlich wirken zu lassen. Das fehlt hier leider ziemlich.





    Nochmal kurz dazu, dass ein paar Geschichten mit reinen pornographischen Sexdarstellungen fehlen ("Doktorluder" scheint am Anfang eine solche zu sein, entpuppt sich jedoch am Ende als Konstellation der neuen erotischen Würze für eine alte und festgefahrene Ehe): eben habe ich mir das Titelbild nochmal genauer angesehen. Normal beziehe ich das nicht mit ein, da es mit unterschiedlichen Auflagen wechseln kann und wenig aussagekräftig ist. Aber hier zeigt es evtl. doch mehr. Es zeigt eine dunkel/dunkelrote Atmossphäre mit einem schlanken weiblichen nackten Unterleib, der wegen der dunkleren Atmossphäre nur mit den Oberschenkeln, dem Bauch und der linken Hand zu sehen ist und von perlendem Wasser übersät ist. Durch den leicht vorgestellten rechten Oberschenkel ist die Scham dezent versteckt. Die linke Hand greift mit einer unscheinbaren Geste anscheinend zwischen ihre Beine. Allerdings könnte ich diese Geste auch dahin deuten, dass die Hand die Scham der Frau verdecken soll und der Sex als solcher nicht im Zentrum der Handlungen steht. Damit wäre das Titelbild Buchprogramm und dieser Einwand von mir obsolet. Das ist aber spekulativ.





    Alles in allem ein relativ netter Zeitvertreib ohne besonderen literarischen Anspruch.
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