Olivier Bourdeaut – Warten auf Bojangles / En attendant Bojangles

  • Original : Französisch, 2016


    INHALT :
    Unter dem Blick ihres entzückten Sohnes, tanzen sie zu « Mr Bojangles » von Nina Simone. Ihre Liebe ist magisch, schwindelerregend, eine andauernde Feier. Bei ihnen gibt es nur Platz für das Vergnügen, die stete Phantasie und die Freunde.


    Die Mutter gibt den Takt an, unberechenbar und in allem aussergewöhnlich. Stets zieht sie die anderen mit in einem Wirbel von Poesie und Erfindungen.


    Eines Tages aber geht sie zu weit. Vater und Sohn tun alles um das Schlimmste zu vermeiden und damit das Fest weitergehe, koste es, was es wolle.


    Eine verrückte Liebe…
    (Quelle : Franz. Klappentext, Behelfsübersetzung von mir)


    BEMERKUNGEN :
    Ja, da begegnen wir einem durch und durch verrückten Pärchen, dass sich alle Extravaganzen herausnimmt und von einer Phantasie zur anderen voranschreitet. Fast in unglaublichem Tempo. Erzählt wird aus zwei von Kapitel zu Kapitel (insgesamt derer elfe) immer wechselnden Perspektiven, der des Sohnes, und der des Vaters. Das Anfangskapitel, das dem Sohn zugeschrieben wird, erinnert ein wenig an jene altersweisen Kinder mancher zeitgenössischen Romane, die einerseits alles durchschauen, bzw allem etwas abgewinnen können. Im ersten Drittel geht es dermassen drunter und drüber in der Beschreibung dieser Leben, ihrer Fabulationen und Phantasien, dass ich das Buch schon enttäuscht beiseite legen wollte : für derlei schien mir die Zeit zu kostbar. Ging es hier nur um eine (irrealistische) Suche eines leidfreien Paradieses, eines leichten Festes, das nichts kostet ?


    Dann aber bekommt das Ganze plötzlich (zu unerwartet?) eine Tiefe, ja eine Dramatik, die dann nicht mehr ganz dem « oberflächlichen » Roman entspricht. Wir verstehen – egal, wie wir das nun nennen wollen – dass die Mutter wirklich deliriert und sich verliert, den Bezug zum Reellen gänzlich verliert. Und dabei dann jegliches Mass der Dinge. Das ähnelt der Manie. Es kommt zu einer Katastrophe, die aber Vater und Sohn so gut es geht wettzumachen suchen. Ja, und was eine verrückte Liebe ist, findet verrückte Wege, selbst wenn das Ende nicht einfach rosig ist.


    Das Buch wird vielen hier gefallen ; eine Übersetzung steht wahrscheinlich zuvor ?


    Es erhielt verschiedenste Preise in Frankreich.


    AUTOR :
    Olivier Bourdeaut ist ein in Nantes/Loire-Atlantique geborener französischer Schriftsteller. Er war zunächst Immobilienmakler, verlor dann aber seine Arbeit und entschied sich zu einer kompletten Umorientierung und widmete sich der Literatur. Nachdem er zwei Jahre an einem ziemlich dunklen Roman gearbeitet hatte, der keinen Abnehmer fand, schrieb er in relativer Schnelligkeit En attendant Bojangles, der in Frankreich eine sehr gute Aufnahme fand.


    Broché: 160 pages
    Editeur : FINITUDE (7 janvier 2016)
    Langue : Français
    ISBN-10: 2363390636
    ISBN-13: 978-2363390639

  • wäre schön - du stellst immer interessante Bücher vor, die es leider noch nicht auf deutsch gibt. Das ist so schade. :|

    So viele der hier im Mainstream vorgestellten Bücher werden wie selbstverständlich übersetzt. Es ist/war für mich mit den Jahren haarsträubend zu erfahren, dass so viele gute Bücher NICHT übersetzt werden und zB dem deutschen Publikum vorenthalten werden.


    Manchmal träum(t)e ich, dass die ein oder andere Rezi ja von irgendwelchen Literaturagenten gelesen wird und aufmerksam macht auf das Geschehen woanders! Nun, ich bin wohl grössenwahnsinnig...


    Dann wiederum dachte ich manchmal, dass es mich als Mehrsprachigen echt reizen würde, diese oder jjene Entdeckung selber zu übersetzen und anzubieten (auch wenn ich nicht weiss, wie so etwas funktioniert). Doch ich habe echt keine Zeit dazu und bin beruflich und sonst sehr eingespannt.


    So bleibt manchmal das Bedauern hier bei einigen? Allerdings finde ich es schon auch gut, ein klein wenig so zu erfahren, was woanders stattfindet und aktuell ist?!

  • Manchmal träum(t)e ich, dass die ein oder andere Rezi ja von irgendwelchen Literaturagenten gelesen wird und aufmerksam macht auf das Geschehen woanders! Nun, ich bin wohl grössenwahnsinnig...

    ein bisschen träumen ist doch erlaubt - wer weiß denn schon, wer bei uns mitliest? :)

  • Jaa!, Die übersetzung ist da! Allerdings auf Italienisch... :uups: Aber einige unter uns lesen ja auch in dieser Sprache?!


    Kurzbeschreibung:
    Immaginate di essere un bambino e di avere un padre che non chiama mai vostra madre con lo stesso nome. Immaginate poi che a vostra madre quest’abitudine non dispiaccia affatto, poiché tutte le mattine, in cucina, tiene lo sguardo fisso e allegro su vostro padre, col naso dentro la tazza di latte oppure col mento tra le mani, in attesa del verdetto; e poi, felice, si volta verso lo specchio salutando la nuova Renée, o la nuova Joséphine, o la nuova Marylou…
    Se immaginate tutto questo, potete mettere piede nel fantastico universo familiare descritto dal bambino in queste pagine. Un universo in cui a reggere le sorti di tutto e tutti è Renée, Joséphine, Marylou… la madre.
    Di lei, suo marito dice che dà del tu alle stelle, ma in realtà dà del voi a tutti, a suo marito, al bambino e alla damigella di Numidia che vive nel loro appartamento, un grosso uccello strambo ed elegante che passeggia oscillando il lungo collo nero, le piume bianche e gli occhi di un rosso violento.
    Renée, Joséphine, Marylou, o anche, ogni 15 febbraio, Georgette, ama ballare con suo marito sempre e ovunque, di giorno e di notte, da soli e in compagnia degli amici, al suono soprattutto di Mister Bojangles di Nina Simone, una canzone gaia e triste allo stesso tempo. Per il resto del tempo si entusiasma e si estasia per ogni cosa, trovando incredibilmente divertente l’andare avanti del mondo. E non tratta il suo piccolo né da adulto né da bambino, ma come un personaggio da romanzo. Un romanzo che lei ama molto e nel quale s’immerge in ogni momento.
    Di una sola cosa non vuole sentire parlare: delle tristezze e degli inganni della vita; perciò ripete come un mantra ai suoi: «Quando la realtà è banale e triste, inventatemi una bella storia, voi che sapete mentire così bene».
    La realtà, però, è a volte molto banale e triste, così scioccamente triste che occorre più di una prodigiosa arte del mentire per continuare a gioire del mondo.
    Romanzo-rivelazione della recente stagione letteraria francese, accolto da uno strepitoso successo di pubblico e di critica in Francia, Aspettando Bojangles ha segnato il sontuoso esordio di Olivier Bourdeaut, uno scrittore «dalla disperata levità di un Fitzgerald» (Les Inrockuptibles).
    (Quelle: Amaz.de)

  • Allerdings auf Italienisch...

    :shock: Ich fasse es nicht. Ich beneide gerade alle Büchertreffler, die es auf italienisch schon lesen können. Ich hoffe ja immer noch auf eine deutsche Übersetzung. Vielleicht liest ja hier doch ein Verlag mit? Und erbarmt sich bald der deutschsprachigen Leser?

    Nimm dir Zeit für die Dinge, die dich glücklich machen.


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  • Irgendwo hier (?) gelesen, aber finde nun nicht die Quelle. Jetzt bei amaz. die Referenz gefunden: Die deutsche Übersetzung erscheint unter dem Titel "Warten auf Bojangles" im März! Prima! Schön, dass man das selbe Cover beibehalten hat.


    Sie tanzen zu »Mr. Bojangles«, sie mixen sich Cocktails, gemeinsam mit ihrem Sohn reisen sie in ihr Schloss nach Spanien. Sie ist charmant und charismatisch, nimmt alle für sich ein mit ihrer extravaganten Art. Georges liebt sie hingebungsvoll, die beiden feiern das Leben, wann immer es geht, denn sie kennen auch seine dunklen Momente: Georges' schillernde Frau ist manisch-depressiv. Als diese bittere Wahrheit ihr Paradies zu zerstören droht, entführen Vater und Sohn die Frau, die sie lieben, kurzerhand aus der Psychiatrie. In einem englischen Oldtimer nehmen sie Kurs auf Spanien, in der Hoffnung, dort so weiterleben zu können wie bisher. - »Warten auf Bojangles« ist eine originelle und literarische Liebesgeschichte aus Frankreich, traurig und schön zugleich, leichtfüßig erzählt und mit Tiefgang. (dtsch.Klappentext)

  • Im ersten Drittel geht es dermassen drunter und drüber in der Beschreibung dieser Leben, ihrer Fabulationen und Phantasien, dass ich das Buch schon enttäuscht beiseite legen wollte

    Ähnlich erging es mir; ich empfand den Roman anfangs als etwas abgedreht, verrückt und irgendwie merkwürdig. Das Leben der Familie ist recht unkonventionell und voller Lebensfreude. Aber - wie schon tom leo schrieb, mit der Wende bekommt der Roman eine Tiefe. Das Ende war sehr berührend und passt gut meiner Meinung nach. Ein schöner Roman, bei dem Heiterkeit und Traurigkeit nicht so weit auseinanderliegen.
    Und natürlich habe ich mir "Mr. Bojangles", gesungen von Nina Simone angehört, das gehört einfach dazu.

  • Ihr habt mir lust gegeben diesen roman zu lesen!
    Ich lese ja meitens auf französisch und habe dieses Buch Auch schon oft gesehen aber iergendwie bin ich da immer vorbeigegangen. Aber werde es jetzt auf meine Wunschliste setzen und demn¨chst lesen

  • Eine Geschichte, die recht verdreht daher kommt. Eltern, die so untypisch sind, dass man es sich kaum vorstellen kann.O:-) Ein Kind, das in einem seltsamen Umfeld, allerdings in Liebe aufwächst. Und doch man spürt von Anfang an, dass etwas nicht stimmt, das Verhalten der Protagonisten ist weit von einer sozialen Norm entfernt. Dann kommt es in der Erzählung zu einem Umbruch, jetzt weiß auch der Leser ganz genau, was nicht stimmt, was genau für diese sonderbare Stimmung im Leben der Protagonisten sorgt. Voller Tragik geht der Roman zu Ende. Bewegend und berührend. :cry: Vom Erzählstil hat mit der Roman allerdings nicht gefallen. Von der Thematik her schon.

    2024: Bücher: 87/Seiten: 38 703

    2023: Bücher: 189/Seiten: 73 404

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  • Vom Erzählstil hat mit der Roman allerdings nicht gefallen.

    Was meinst Du damit? Dass der Roman in der Ich-Form geschrieben ist? Den Aufbau? Oder den saloppen Tonfall? :-k

    Bücher sind auch Lebensmittel (Martin Walser)


    Wenn du einen Garten und eine Bibliothek hast, wird es dir an nichts fehlen. (Cicero)



  • Was meinst Du damit? Dass der Roman in der Ich-Form geschrieben ist? Den Aufbau? Oder den saloppen Tonfall?

    eher den saloppen Tonfall. Alles Wichtige wird nicht genug herausgearbeitet, meiner Meinung nach. Es kommen Andeutungen, Metapher und die Sache wird nicht auf den Punkt gebracht. Und so etwas mag ich nicht. Ich mag schon, wenn Klartext geredet wird. Ist schwierig zu erklären. War nicht meins. Auch hatte ich das Gefühl, dass die Geschichte durch den Erzählstil oberflächlich geblieben ist, was sehr schade ist. Und dabei bei der Thematik hätte es so richtig ins Tiefe gehen können. Denn von der Thematik war es äußerst interessant und auch wichtig.

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