Ismail Kadare - Die Brücke mit den drei Bögen / Ura me tri harqe

  • Autor: Ismail Kadare
    Titel: Die Brücke mit den drei Bögen, aus dem Albanischen übersetzt von Joachim Röhm
    Originaltitel: Uta me tri harqe, erschien erstmals 1978
    Seiten: 224 Seiten, unterteilt in 61 Kapitel
    Verlag: Fischer Tb
    ISBN: 9783596157631


    Der Autor: (von der Verlags-Homepage)
    Ismail Kadare, Albaniens berühmtester Autor, wurde 1936 im südalbanischen Gjirokastra geboren. Er studierte Literaturwissenschaften in Tirana und Moskau. Seine Werke wurden in vierzig Sprachen übersetzt. 2005 erhielt Kadare den Man Booker International Prize. 2015 wurde er mit dem Jerusalem Prize ausgezeichnet. Er lebt heute in Tirana und Paris.


    Inhalt: (Klappentext)
    Im Stil einer mittelalterlichen Chronik berichtet ein Mönch vom Bau eine Brücke, die im Jahr 1378 den Fährverkehr von einem Ufer der Bösen Wasser zum anderen ersetzen soll. Ein Zeichen des Fortschritts - und doch wird der Bau immer wieder sabotiert. Überall auftauchende fahrende Sänger prophezeien, dass die "Wassergeister" den Eingriff in ihr Reich nicht dulden werden. Zwischen Gegnern und Befürwortern der Brücke entbrennt ein erbitterter Kampf. Und nur durch geschickt manipulierte Legenden, die ein Menschenopfer fordern, gelingt es, den Bau zu vollenden. Eine alte Frau nennt die Brücke "das Rückgrat des Teufels". Eine prophetische Metapher, denn als erste ziehen die Soldaten des osmanischen Reiches über die Brücke nach Europa ein.


    Meinung:
    Irgendwie ist es ein mittelalterlicher Roman, der vom Bau einer Brücke handelt, die nicht in der ganzen Bevölkerung auf Zustimmung stösst. Irgendwie handelt es sich um einen Wirtschaftsroman, in dem sich die beiden Unternehmen "Kähne und Fähren" und die Maut eintreibenden Brückenbauer gegenseitig sabotieren. Irgendwie ist es auch ein Kriminalroman, in dem man über die Hintergründe eines Mordes nachgrübeln kann. Zudem kann man da noch eine Menge über Jahrhunderte alte Befindlichkeiten zwischen Albanern und Türken hineinlesen, um Aberglaube, und so einiges mehr. Für mich war die Lektüre aber eher ein Durcheinander von verschiedenen Themen, von denen keines richtig adressiert wurde.
    Zudem wurde die Geschichte komplett aus der Sicht des Mönches erzählt, der doch ziemlich voreingenommen berichtet. An sich nichts Schlimmes, aber die ständig auftretenden, fremdenfeindlichen Aussagen mögen meinetwegen für damalige Verhältnisse authentisch sein, oder zur Persönlichkeit des misstrauischen Mönchs dazu gehören. Als unvoreingenommener Leser im 21. Jahrhundert fand ich solche Passagen mit der Zeit ziemlich störend. Ein paar Beispiele: die türkischen Namen werden ins Lächerliche abgeändert, die Kleidung der Osmanen sei extra so entworfen, damit man den Dolch unbemerkt in der Hand führen kann, die Sprache klingt, als würde jemand Staub auf den Tisch spucken, etc Leider gibt es zu diesem stark nationalistischem Charakter keinen besonnenen Gegenspieler. Es bleibt ein fader Beigeschmack, und dass die Geschichte vorhersehbar dahin plänkelt hilft dann wirklich nicht weiter. Schade, dieser Roman ist aus meiner Sicht nicht empfehlenswert. Ismail Kadare kann aber auch wirklich gute Bücher schreiben; daher möchte ich hier doch nochmals "Der Nachfolger" erwähnen.