Michael Angele - Der letzte Zeitungsleser

  • Gedanken zum Niedergang der Ära der gedruckten Zeitung.


    Inhalt:
    Dem Autor geht es hier nicht um das Jammern oder Schuld-Suchen warum die gedruckten Zeitungen immer mehr an Lesern verlieren und dem Untergang geweiht sind.
    Sondern er macht sich seine Gedanken, was man mit den gedruckten Zeitungen verlieren würde.


    Meine Meinung:
    Es geht nicht nur um das „Gefühl eine Zeitung in der Hand zu halten“ und „wie schön das Papier raschelt“.
    Oder um das Wann und Wo des Lesens einer Zeitung: Ob am Frühstückstisch oder Stillen Örtchen.
    Es geht auch darum, dass viele Zeitungen oder Artikel ungelesen irgendwo herum liegen, während das corporate publishing immer beliebter wird:
    „Jede Uni, jedes Theater hat eine eigene Zeitschrift, eine weitgehend ungelesene Zeitschrift, die allerdings gute Verdienstmöglichkeiten für Kulturjournalisten ist, bemisst sich doch die Honorierung eines Artikels umgekehrt proportional zu seiner Wahrnehmung. Als müsste man die Autoren dafür entschädigen, dass sie nicht gelesen werden.“ (S. 132)
    Er zeigt an verschiedenen Punkten auf, dass die Zeitungen nicht immer den richtigen Weg gehen, auch wenn sie meinen damit fortschrittlich zu sein.
    „... wird das weltpolitische Tagesgeschehen so abgehandelt, dass es ein Drittklässer versteht … [sonst] könnte es die Leser abschrecken. Vor lauter Angst, den Leser anzustrengen, vergisst man, ihn anzuregen.“ (S. 122).


    Fazit: Dies ist ein kleines, aber feines, Büchlein.


    :bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5:


    Und hier noch die Inhaltsangabe von Amazon:
    Eine herzbrechende Liebeserklärung an ein verschwindendes Medium
    »Dahinter steckt immer ein kluger Kopf.« David Wagner zu Michael Angeles _Der letzte Zeitungsleser_
    Zugegeben, nicht jeder Zeitungsleser ist so fanatisch wie Thomas Bernhard: Als er dringend einen Artikel in der NZZ lesen wollte, diese aber im heimischen Ohlsdorf nicht zu haben war, machte er sich auf nach Salzburg; aber da gab es die Zeitung auch nicht. Also ging es nach Bad Reichenhall, dann nach Bad Hall, dann nach Steyr und am Ende waren 350 Kilometer zurückgelegt auf der Suche nach dem Suchtstoff. Manchen geht es nicht unähnlich, wenn keine Zeitung zur Hand ist. Doch egal wie stark die Sucht gar nicht so weniger auch sein mag – die Vielfalt der deutschsprachigen Zeitungslandschaft, ja die Tageszeitung an sich, wird wohl nicht zu retten sein. Da geht etwas verloren.


    Michael Angele (der u. a. Chefredakteur der ersten deutschen Internetzeitung war und alles andere als neuerungsfeindlich ist) lässt mit wehmutsvoll wachem Blick Revue passieren, was alles verschwindet: nicht nur eine Nachrichtendarreichungsform, nein – eine Kulturleistung, ja eine Lebensform.


    Das fängt bei der Umgebung an, in der man seine Zeitung zu lesen pflegt, dem Ritual, welchen Teil wann. Und geht weiter bei der durch das Blatt in Gang gesetzten (oder verhinderten) Kommunikation am Frühstückstisch – manche Ehe wäre ohne Zeitung ganz anders verlaufen. Und wie soll sich das Gefühl kosmopolitischer Weltläufigkeit einstellen, wenn man in einer New Yorker Hotellobby am Handy Spiegel Online statt die New York Times liest?


    Mit Herzblut geschrieben, mit Scharfsinn gefasst: Wenn einst das letzte Exemplar einer gedruckten Zeitung vergilbt und zerfallen sein wird, hat Michael Angele mit _Der letzte Zeitungsleser_ der Lebensform Zeitung schon längst ein Monument gesetzt.

  • Es ist schon traurig. Anstatt eine ordentliche Zeitung herauszugeben, die den Leser sachlich, objektiv, faktenreich informiert, ergeht sich der Autor hier in Selbstmitleid, warum keiner ihn mehr lesen will. Zudem triefen viele Zeitungen heute von Kommentaren und Meinungen, die oftmals jeglicher fachliche Grundlage entbehren und den Sinn und Zweck einer Zeitung ad absurdum führen. Zeitungen sollen die Meinungsbildung fördern und nicht nur ihre Meinung verbreiten. Außerdem wer unterhalten werden will, liest ein Buch.

  • Wer liest denn heutzutage noch Zeitungen?

    Ich, mein Mann, meine Kinder, meine Chefin, die meisten meiner Kollegen und Freunde ... Viele davon lesen mehrere Zeitungen.

    Bücher sind auch Lebensmittel (Martin Walser)


    Wenn du einen Garten und eine Bibliothek hast, wird es dir an nichts fehlen. (Cicero)



  • Wer liest denn heutzutage noch Zeitungen?


    Ich, die meisten meiner Kolleginnen und Kollegen, beinahe meine gesamte Verwandtschaft, die meisten meiner Freunde und Bekannten.


    Ich, mein Mann, meine Kinder, meine Chefin, die meisten meiner Kollegen und Freunde ... Viele davon lesen mehrere Zeitungen.

    Dem kann ich mich voll und ganz anschliessen. Frühstück ohne Zeitung geht gar nicht. :lol:

    :study: Ich bin alt genug, um zu tun, was ich will und jung genug, um daran Spaß zu haben. :totlach: na ja schön langsam nicht mehr :puker:

  • Auch ich reihe mich hier in den Kreis der Zeitungsleser mit ein und dank Internet mehr denn je. Ich bin nicht mehr auf die Tageszeitung Vorort angewiesen, denn ich kann jetzt tagesaktuell am Bildschirm die Zeitungsnachrichten und -kommentare auch aus anderen Ländern lesen. Das tue ich gerne und ausgiebig, d.h. mehr als früher als es nur gedruckte Zeitungen gab. Gedruckte Zeitungsabonnements habe ich schon vor Jahren gekündigt, ich lese nur digital.

  • da dies hier ein Essay ist.

    Aber ein Essay ist nun auch wieder kein Roman - wo würdest Du den Thread dann Einordnen, sollen wir ihn unter Sonstiges platzieren?


    Deinen zweiten Kommentar versteh ich leider nicht. :wink:

  • Squirrel:
    Ich hatte es vorher in die Rubrik "Romane / Erzählungen" eingeordnet.
    Ich war mir zwar auch nicht sicher, dachte aber, dass "Erzählungen" noch am besten passen würde.


    Mein zweiter Kommentar bezog sich im Wesentlichen auf die beiden Kommentare von "Mustang" vom 17. und 31. August,
    da diese sich in keiner Weise auf den Inhalt des Buches beziehen.


    ergeht sich der Autor hier in Selbstmitleid

    Es stimmt wohl schon, dass der Autor auch Herausgeber einer Zeitung ist (über diese Zeitung kann ich allerdings gar nichts sagen, da ich diese nicht kenne), aber gejammert wird in diesem Buch in keinem einzigen Satz!
    Und schade fand ich halt, dass mit diesem Kommentar vom 17. Aug. "Biografiefan" (siehe Kommentar vom 16. Aug.) wohl ehr die Lust am Buch vermiest wurde, zumindest hätte mich ein solcher Kommentar vom Lesen abgehalten.


    LG.

  • Ich als bekennender Zeitungsleser habe am Wochenende dank @kvels Rezension, die mich neugierig gemacht hat, das Buch einem Zeitungsredakteur geschenkt. Jetzt warte ich mal gespannt auf dessen Meinung. :wink:

  • Und schade fand ich halt, dass mit diesem Kommentar vom 17. Aug. "Biografiefan" (siehe Kommentar vom 16. Aug.) wohl ehr die Lust am Buch vermiest wurde, zumindest hätte mich ein solcher Kommentar vom Lesen abgehalten.

    Keine Bange, so schnell lasse ich mir das Lesen nicht vermiesen. Ich hab mir das Buch schon bestellt und es auch schon erhalten. Nur habe ich noch einige Rezensionsbücher. Ich muss also schauen, wie ich es schaffe, auch immer mal eins meiner eigenen dazwischen zu schieben.
    Werde auf jeden Fall dann meine Meinung hier schreiben.

    Denn ich, ohne Bücher, bin nicht ich. - Christa Wolf


    2022 - 64

    2023 - 84 von 80 - geschafft :)