Ines Ebert - Zeuglesweber

  • Kurzbeschreibung (Quelle: amazon)
    1854 macht sich der vierzehnjährige Bernhard Schroth auf den Weg von Heubach hinauf auf die Alb nach Lauterburg, um dort eine Weberlehre anzutreten. Bald muss er erkennen, dass sich die Aussichten für zünftige Weber ständig verschlechtern. Die Welt ist in Bewegung. Technische Neuerungen, die Abschaffung der Zünfte und weltweite Wirtschaftskrisen reißen Bernhard mit in den Strudel der Veränderungen. Dennoch ist er fest entschlossen, etwas aus seinem Leben zu machen. In einer Korsettfabrik in Stuttgart lässt er sich zum 'Korsettweber' ausbilden, und als sich die Gelegenheit bietet, in der in Heubach neu gegründeten Korsettfabrik zu arbeiten, kehrt er überglücklich nach Hause zurück. Bald stellt sich auch das lang ersehnte familiäre Glück ein.
    Die vom württembergischen König geförderte Korsettindustrie erlebt im Lauf der Zeit ein ständiges Auf und Ab. Als in Heubach eine Fabrik für genähte Dessous gegründet wird, gerät die bestehende Konkurrenz in Zugzwang und ersetzt ihre Webstühle durch Nähmaschinen. Bernhard verliert seine Arbeit – und seine Welt bricht in Stücke …
    Der Roman beschreibt eindrucksvoll die Anfänge der beiden weltbekannten Miederfabriken Susa und Triumph International.


    Autorin (Quelle: amazon)
    Ines Ebert, ist 1949 in Heubach im Ostalbkreis geboren. Nach kaufmännischen und kunsthandwerklichen Tätigkeiten, dem Umzug ins Allgäu und mehreren Jahren als selbständige Dorfhelferin absolvierte sie in Leipzig 1998 das Studium der Museologie. Als freiberufliche Diplom-Museologin (FH) lebte sie ihre Leidenschaft für Geschichte, deren Erforschung und Vermittlung in Ausstellungen, Museen und Archiven aus. Nun im Ruhestand pflegt sie ihren Schrebergarten und schreibt historische Romane.
    Ines Ebert hat zwei Töchter aus erster Ehe und lebt mit ihrem Mann und ihrer Katze Lilli in Wangen im Allgäu.


    Allgemeines
    Erschienen im Silberburg Verlag am 1.März 2014 als broschiertes TB mit 320 Seiten
    Gliederung: 14 Kapitel – Anmerkungen – Glossar – Handwebstuhl-Schemazeichnung – „Sanduhrkorsett“ – Quellen – Literaturauswahl - Danksagung
    Erzählung in der dritten Person aus der Perspektive des Webers Bernhard Schroth
    Handlungsort und-zeit: Heubach, Lauterburg, Stuttgart in den Jahren 1854 bis 1889


    Beurteilung
    In ihrem Roman „Zeuglesweber“ (Zeuglen – Webwaren, hauptsächlich aus Baumwolle) beschreibt Ines Ebert am teilweise fiktional aufbereiteten Lebenslauf ihres Ur-Urgroßvaters Bernhard Schroth den Niedergang der Handweberei gegen Mitte des 19.Jahrhunderts sowie das Auf und Ab der Seidenweberei und das Aufkommen des Industriezweigs der Korsettweberei und Korsettnäherei an Nähmaschinen. Die Autorin ergänzt die ihr bekannten Eckdaten von Bernhard Schroths Leben mit fiktiven Elementen, hinsichtlich des historischen Hintergrundes geht sie jedoch faktengetreu und sehr gründlich vor. Es wird nicht nur das wechselvolle berufliche Schicksal der Weber geschildert, die infolge gravierender Veränderungen (Abschaffung der Zünfte, Rückgang der Handweberei und zunehmende Industrialisierung, Arbeitslosigkeit) sehr oft von Existenzängsten gequält werden. Darüber hinaus bezieht Ines Ebert auch das politische Umfeld ein, es wird über erste Bestrebungen zur Absicherung der Fabrikarbeiter gegen Einkommensausfälle durch Krankheit / Unfälle sowie über einen Streik wegen zu kurzer(!) Arbeitszeit (Kurzarbeit wegen Auftragsrückgang) berichtet.
    In den ersten Kapiteln, die sich der Lehrzeit des Protagonisten widmen, wird die umfassende Sachkenntnis der Autorin über den Vorgang der Arbeit am mechanischen Webstuhl deutlich. Die Schemazeichnung eines Handwebstuhls mitsamt seinen ganzen Bestandteilen im Anhang vermag einen Eindruck von der Komplexität des Webvorgangs zu geben. Ein Glossar der Fachbegriffe des Weberhandwerks im Anhang erleichtert ebenfalls das Verständnis.
    Neben der Geschichte des Niedergangs der häuslichen Weberei und der mit der Industrialisierung verbundenen Errichtung von immer mehr Fabriken gibt der Roman auch einen Einblick in das familiäre Leben der Zeit, das von gutem Familienzusammenhalt, aber auch von Tragödien (hohe Kindersterblichkeit) geprägt ist.
    Der Erzählstil ist anschaulich und einfühlsam, der Leser kann sich sehr gut in die Psyche der Hauptfigur Bernhard Schroth hineindenken, freut sich in den guten Zeiten mit ihm und leidet in den schlechten Zeiten mit ihm.
    Entsprechend den harten Lebens- und Arbeitsbedingungen der Weber ist die Grundstimmung des Buchs oft traurig, es handelt sich hier nicht um einen Roman zur leichten Unterhaltung.


    Fazit
    Ein ebenso informativer wie anrührender Roman, der lange im Gedächtnis des Lesers nachhallt!
    :bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5:

    "Books are ships which pass through the vast sea of time."
    (Francis Bacon)
    :study:
    Paradise on earth: 51.509173, -0.135998

  • Meine Rezension bezieht sich auf das E-Book (Onleihe), ich gehe aber davon aus, dass die Aufmachung der Druckausgabe identisch ist.

    "Books are ships which pass through the vast sea of time."
    (Francis Bacon)
    :study:
    Paradise on earth: 51.509173, -0.135998

  • Das klingt ja wirklich sehr interessant, ein historischer Roman, der sich auch mal mit einer bestimmten Materie befasst. Und keine leichte Unterhaltung, die das übliche Genre bedient. Zwei riesige Pluspunkte wären das ja schon mal. Schade, dass meine Leihbibliothek das Buch nicht im Bestand hat. Aber die nächste Buchbestellung kommt bestimmt!

  • @Sylli
    Bei amazon gibt es "Zeuglesweber" gebraucht ab 4,37 €, ansonsten könntest Du vielleicht in Eurer Onleihe Glück haben? Oder Du schreibst dieses Buch ins Wunschbuch Eurer Bibliothek, falls es so etwas bei Euch gibt.

    "Books are ships which pass through the vast sea of time."
    (Francis Bacon)
    :study:
    Paradise on earth: 51.509173, -0.135998