Christine Millman - Verlorenes Herz

  • 4.5 Sterne


    Ich hatte keine Ahnung, dass es so viele verschiedene Arten von Liebe gibt und Leidenschaften, die man unmöglich kontrollieren kann, egal wie sehr man es versucht. Pos. 1744


    Wie oft stecken wir selbst in diesem Zwispalt - genauso wie die Protagonistin dieser Trilogie: Jule


    Sie wächst in einer unberechenbaren Zukunft auf. Nach einer Klimakatastrophe gab es einen tückischen Virus, der die Menschen unfruchtbar gemacht hat. Sie haben sich in Kolonien angesiedelt, in denen Wissenschaftler verschiedene Experimente durchgeführt haben, um der Menschheit eine Zukunft zu ermöglichen. Aber wie so oft gibt es immer zwei Seiten einer Medaille: Machthunger und Ehrgeiz haben Elite-Soldaten und Mutanten hervorgebracht, die sich gegenseitig bekämpfen.



    Die Autorin erzählt wieder aus der Ich-Perspektive von Jule im Präsens.


    Auch wenn die Charaktere alle durchaus klischeebehaftet sind und gerade Jule mir doch oft immer noch naiv vorkommt, habe ich die Geschichte sehr ins Herz geschlossen. Es geht natürlich viel um Jule, deren Gedanken und Gefühle man hautnah miterlebt, vor allem ihre inneren Konflikte und den Entscheidungen, die sie treffen muss.


    "Ich liebe dich und sorge für dich, das verspreche ich dir."
    Ich glaube ihm, aber er kann nicht in die Zukunft blicken. Pos. 1705


    Für mich standen allerdings von Anfang an die Themen im Vordergrund, die Christine Millman hier sehr gekonnt in der Geschichte zur Sprache bringt.
    Die ständigen Forschungen an Genen und wie weit Menschen bereit sind zu gehen. Vor allem auch der Umgang mit den "Mutanten", den Menschen, die dadurch mit einer Behinderung oder Deformation geboren wurden. Ihre Ausgrenzung und die Vorurteile und Angst, die ihnen gegenüber herrschen.


    Außerdem zeigt sie sehr subtil aber deutlich und ohne erhobenem Zeigefinger, wie sehr sich unser Leben verändert hat. Stand "früher" die Gemeinschaft im Fokus, das Leben im Kreislauf mit der Natur und eine beschauliche Ruhe nach harter Arbeit, hat die zivilisierte Gesellschaft eine ganz andere Form des Zusammenlebens entwickelt:
    Elitäre Kontrolle, Hektik, Lärm, Oberflächlichkeit und Grenzen; das Ziel von Freiheit birgt im Prinzip nur immer mehr Eingrenzungen mit sich. Vor allem auch der Konsum, der uns über alles hinweghelfen soll, was uns innerlich fehlt.
    Gleichheit und Gerechtigkeit scheinen fehl am Platz, wenn Geld die Welt regiert, denn der Ehrgeiz fördert Konkurrenzdenken und dadurch Neid. Dinge, die einem als erstrebenswert vermittelt werden und die doch nichts anderes als Lückenfüller sind für die wahren Werte, die uns abhanden kommen.


    "Geld begünstigt Ehrgeiz und Ehrgeiz ist das, was wir brauchen. Das Streben nach Besitz schafft Konkurrenz und die bringt uns voran. Wer das nicht versteht, lebt irgendwann wieder in der Steinzeit."
    Wie sie das sagt, klingt es plausibel. Trotzdem erscheint mir das Konstruckt Geld ungerecht. Meiner Meinung nach schafft Konkurrenz Unzufriedenheit und Besitz ist nur gut, wenn er gerecht verteilt wird, sonst entsteht Neid und der führt zu Straftaten, Aufständen und Gewalt. Pos. 1572


    Der Schreibstil ist klar und flüssig zu lesen, aber auch recht einfach gehalten. Manche Formulierungen fand ich etwas unpassend für die Zeit, in der es spielt, hat mich aber auch nicht so sehr gestört. Es gab einige Überraschungen und viele spannende Abschnitte, so dass ich mich durchwegs gut unterhalten gefühlt habe, vor allem da das Tempo immer gut gehalten wurde.
    An manchen Stellen etwas kitschig, aber auch das alles im Rahmen - auch wenn ich kein großer Fan davon bin.


    Fazit


    Ein ganz toller Abschluss und nochmal eine Steigerung zum Vorgänger! Ich hab sehr mit Jule und ihren Freunden mitgefiebert und freue mich über diesen gelungenen Abschluss der Geschichte!


    © Aleshanee
    Weltenwanderer



    Landsby


    1 ~ Landsby
    2 ~ Zerbrochene Träume
    3 ~ Verlorenes Herz