Stefanie Kasper - Der dunkle Grund des Sees
Inhalt:
Als ihre Adoptivmutter Elisa stirbt, zieht die Grafikerin Isabel Radspieler wieder zu ihrem Adoptivvater ans Ufer des Forggensees, wo sie sich um den alten Mann kümmern möchte. Doch in ihrem ehemaligen Kinderzimmer findet sie einen Brief von Elisa mit einer ungewöhnlichen Bitte: Isabel soll das Schicksal von Elisas Eltern und Schwester aufklären, die 1954 spurlos verschwanden, als der Forggensee aufgestaut und ihr Dorf geflutet wurde. Isabel taucht tief in Elisas Geschichte ein und kommt einem dunklen Familiengeheimnis auf die Spur. Was sie nicht ahnt, ist, dass sie damit sich selbst in große Gefahr bringt ...
(Q Amazon)
Meinung:
Der dunkle Grund des Sees ist voller Geheimnisse. Nur wenn der Forgensee abgelassen wird, kommen die alten Ruinen des ehemaligen Dorfes im Tal zum Vorschein. Diese Alten Ruinen bergen ein Geheimnis.
Frau Kasper hat wieder eine schöne Atmosphäre in ihrer Erzählung geschaffen. Durch den ständigen Wechsel zwischen Jetzt und Damals und den verschiedenen Personen bekommt die Geschichte ordentlich Dynamik und die kann sie leider auch gut gebrauchen. Zwar ist der Erzählstil wunderbar weich und liest sich hervorragend, doch leider ist der Spannungsbogen in der Geschichte sehr, sehr niedrig. Dieses Problem kennt man zwar auch vom verlorenen Dorf der Autorin, doch war dort das Setting und die Gegebenheiten wesentlich unterhaltsamer. Auf dem dunklen Grund des Sees muss man sich aber leider mit der Jetztzeit, Protagonisten und Ereignissen zufrieden geben, welche versuchen über die Gefühlsschiene zu Punkten. Allerdings zieht sich die Vorgeschichte und der Weg zur Auflösung so lang hin, dass ich persönlich irgendwann von den Darstellern und ihren kleinen bis mittelgroßen Wehwehchen die Nase voll hatte. Hat mich zu Beginn der Tod Elisa's noch wirklich ergriffen, so haben mich auf Dauer die Probleme Isabel's, Tom's und dem Rest reichlich genervt. Es war einfach zu viel davon, als dass ich es ertragen wollte. Zum Ende der Geschichte hin habe ich dann auch leider angefangen etwas quer zu lesen.
Und wenn wir gerade beim Ende sind:
Durch die lange Vorgeschichte war das Ende für mich wenig schockierend, da ich mich schon reichlich von den Protagonisten 'getrennt' hatte. Das Ende selbst war viel zu kurz und unspektakulär. Zwar wurde der Versuch von mehreren Handlungstwists gemacht, aber mich konnte das einfach nicht überzeugen.
Es ist schade, dass das Buch mit seiner Geschichte und Darbietung, abgesehen von der sprachlichen Leistung, die ich immer noch mag, für mich durchgefallen ist. Doch dafür war das Vorgeplänkel zu lang und zu gefühlsduselig und das Ende zu unspektakulär. Isabel war nicht überzeugend und hat mich mit ihrer Krankheit etwas gelangweilt. Mir kam es vor als wolle sie damit punkten, aber zumindest bei mir ging dieser Schuss nach hinten los.
Ich habe lange überlegt wie ich meine Meinung zu diesem Buch niederschreibe. Gerade deshalb auch, da ich in der glücklichen Lage bin mein Leseexemplar von Frau Kasper bekommen zu haben, aber schlussendlich bin ich mir darüber sicher, dass weder mir noch der Autorin damit geholfen ist, wenn ich das Buch in den höchsten Tönen lobe, wenn es mir nicht gefallen hat.
Fazit:
Der dunkle Grund des Sees ist eine sehr ruhige Geschichte, in der der Spannungsbogen lange nur kaum sichtbar ist. Erst zum Ende hin kommt er etwas aus der Versenkung. Die Protagonisten versuchen viel auf der Gefühlsschiene zu punkten. Die Geschichte ist wirklich sehr gut geschrieben (was die sprachliche Ausführung angeht) und die kleinen angedeuteten Geheimnisse im Verlauf lassen den Leser auch immer weiter lesen, doch im Nachhinein ist es zu Beginn zu viel und am Schluss zu wenig.
Wer auf eine recht ruhige Geschichte mit viel Gefühl steht, kann hier beherzt zugreifen. Wer mehr erwartet wird enttäuscht.