Mark Billingham - Zeit zum Sterben / Time of Death

  • Klappentext:
    In einem einsamen Landstrich Englands werden zwei Schülerinnen als vermisst gemeldet - die Bewohner von Warwickshire sind erschüttert.
    Als der Familienvater Stephen Bates unter Verdacht fällt, beginnt die Presse eine gnadenlose Hetzkampagne.
    Dann wird im Wald eine verweste Leiche gefunden. Doch wo ist das zweite Mädchen?


    Inhalt:
    Mitten im wohlverdienten Urlaub erreicht den Ermittler Tom Thorne und seine Partnerin Helen die Nachricht, dass in Helens früherer Heimatstadt Polesford ein schweres Verbrechen begangen worden ist. Zwei vermisste Mädchen beschäftigen die dort zuständige Polizei und in Verdacht geraten ist ausgerechnet der Ehemann einer früheren Freundin von Helen. So beschließt sie spontan, Linda in dieser schwierigen Situation beizustehen und das Paar fährt nach Polesford, wo die Taten des Entführers in aller Munde sind. Geschickt macht sich Thorne die lokale Gerüchteküche zu Nutzen und verfolgt, quasi als unbeauftragter Privatermittler, parallel zu den offiziellen Untersuchungen seine eigene Spur.


    Meine Meinung:
    Zuerst muss ich sagen, dass ich in diese Reihe mit diesem Band Nr. 13 neu eingestiegen bin, was glücklicherweise zu keinen Problemen beim Verständnis der Geschichte führte. Man bekommt ungefähr mit, dass das Polizistenpaar schon einiges zusammen durchgemacht hat und es stellt sich schnell heraus, dass Helen von Anfang an nicht unbedingt sie selbst ist, zumal ihr Heimatstädtchen ihr offensichtlich nicht gerade gemütliche Gefühle vermittelt. Und so kommt immer wieder Stress auf in der Beziehung. Helen ist oft sehr abweisend, schnippisch und spröde. Das macht sie nicht sympathisch und einen Vergleich zu ihrer Persönlichkeit in den vorherigen Bänden habe ich leider nicht.
    Im Mittelpunkt steht jedoch der Kriminalfall an sich und auch die darin mehr oder minder direkt verwickelten Personen. Vom Verdächtigen Stephen Bates liest man nicht viel, er sitzt in Untersuchungshaft. Seine Frau Linda und ihre beiden Kinder sind in ständiger Begleitung der Polizei und Helen versucht mit bewunderswertem Einsatzwillen, ihrer Freundin eine Stütze zu sein. Ich hatte von Mark Billingham bereits "Die Lügen der Anderen" gelesen und kenne seinen Schreibstil. Auch hier zeigt sich seine Stärke in der Beleuchtung psychologischer Hintergründe, die sich hier aus den Gesprächen zwischen den Mitgliedern der Familie Bates und speziell auch zwischen Helen und Linda ergibt. Daher würde ich auch sagen, dass dieses Buch kein klassischer Thriller ist, sondern ein relativ altmodisch aufgebauter Kriminalfall, mit dem Schwerpunkt, alle für den Fall relevanten Personen möglichst tief vorzustellen, damit der Leser Vielschichtigkeiten entdecken und somit besser miträtseln kann.
    Das gelingt hier sehr gut, das Buch liest sich schnell und flüssig und viele Charaktere gewinnen nach und nach an Farbe und Substanz.


    Leider war für mich die Auflösung ziemlich unspektakulär und holprig. Thorne hatte einen plötzlichen Geistesblitz und schon war alles klar. Einen Spannungsbogen konnte ich ebenfalls nicht ausmachen, die Handlung plätschert eher vor sich hin und die Gedankengänge der Ermittler (Thorne und sein Pathologen-Spezi Hendricks) erscheinen dem erfahrenen Krimi-Leser sehr "normal". Jedenfalls war für mich der entscheidende Beweisführungsgrund nichts Neues.


    Zwar habe ich das Buch gerne und zügig gelesen, aber ich erwarte in Krimis schon zum Ende hin einen gewissen Nervenkitzel und der blieb für mich aus.
    Daher würde ich neutrale :bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5: geben und bin gespannt, was vielleicht hier noch Büchertreffler für Meinungen haben, die die Reihe gut kennen.