Elizabeth Garver - Die Sommer der Porters / The End of the Point

  • Ashaunt, der Ferienort an der Ostküste Amerikas, ist der Dreh-und Angelpunkt der Familie Porter und dieses Generationenromans. Das Sommerhaus ist für viele Wochen im Jahr Ort unbeschwerter Abenteuer, auch wenn es zu Beginn dieses Buches einen spürbaren Einschnitt gibt.
    Die Autorin erzählt diesen Familienroman nicht linear, sondern sie wirft Schlaglichter auf einzelne Personen und Dekaden. Wie durch ein Brennglas betrachten wir die jeweilige Hauptperson des Abschnitts und ihr Wirken auf die Familie.
    Es beginnt in den 40igern. Ashaunt ist im 2. Weltkrieg zum Stützpunkt geworden. Soldaten tummeln sich auf der Ferieninsel, die Kinder empfinden es als Abenteuer, auch wenn es mit Einschränkungen verbunden ist. In diesem Abschnitt wird Bea, das Kindermädchen aus Schottland zur Hauptfigur. Bea liebt die jüngste Portertochter wie ihr eigenes Kind, wurde es ihr doch als Baby in die Arme gelegt. Ihr eigenes Leben hat sie hintan gestellt. Aber war das wirklich ein so großer Verzicht für sie?
    20 Jahre später begleiten wir Helen, die älteste Tochter der Porters auf ihrem Weg, ihr Studium, ihre Familie und ihre Sorgen. Helen ist für mich die wichtigste Person dieser Geschichte, in ihrer Widersprüchlichkeit, ihrer Persönlichkeit drückt sie dem Buch ihren Stempel auf. Dann in den 70iger ist es Charlie, Helens Sohn, dessen Leben in den Fokus gerät, das ohne Helens Persönlichkeit auch nicht die Dramatik hätte entwickeln können.
    Aber immer ist Ashaunt der Mittelpunkt, dort nimmt alles seinen Anfang und dort werden die großen Entscheidungen getroffen. Wie in einem Karussell tauchen die einzelnen Figuren auf, stehen einige Zeit im Focus und verschwinden dann wieder in den Kulissen. Eine sehr interessante Erzählweise, die den Leser durchaus fordert. Dazu kommen viele Nebenfiguren und Handlungsstränge, die angerissen aber nicht vertieft werden. Unkonzentriert oder nebenbei kann man das Buch nicht lesen. Die Autorin arbeitet mit Rückblenden und Vorschauen, so bleibt das Interesse am Lebensweg der anderen Hauptfiguren lebendig. Allerdings hätte ich manche Personen lieber länger begleitet, als andere. Einige kamen mir näher, viele blieben mir sehr fremd. Für jeden Abschnitt, jede Person findet E. Graver einen eigenen Ton, bei Helen zum Beispiel Tagebucheinträge und Briefe die einen Blick auf ihre Person werfen. Ein spröder Stil bei Bea und ein zweifelnd-suchender Stil bei Charlie. Ich empfand fast die ganze Lektüre hindurch eine gewisse Distanz zur Handlung und zu den Personen. Vielleicht lag es am - wie ich fand – kühlen, fast spröden Stil der Autorin, war aber dennoch gefesselt.
    „Die Sommer der Porters“ ist eine interessante Familiengeschichte, eine sprachlich anspruchsvolle, literarische Unterhaltung, die mich auf die Autorin und ihre weiteren Bücher sehr neugierig gemacht hat und als Lektüre noch lange nachwirkt. :bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5: