Jessica Valenti - Sex Object: A Memoir

  • Eigenzitat aus amazon.de:


    Jessica Valenti ist eine regelmäßige Kolumnistin für den GUARDIAN in den US und hat zuvor bereits als Bloggerin von sich reden gemacht. Sie betreibt in den USA sehr intensiv feministische Aufklärung, allerdings in einer Art und Weise, mit der sie bei den Frauenhassern genauso aneckt, wie bei einigen Feministinnen. Das zeigen auch die teils sehr feindseligen und ehrenrührigen Anwürfe, die sie im Haupttext dieses Buchs anspricht – und vor allen Dingen die E-Mails und Twitternachrichten, die sich im Anhang dieses Buchs finden. Und die zum Teil doch ziemlich infantil, unreif und dann wieder überaus aggressiv wirken. Diese Nachrichten beziehen sich teils auf ihren Blog, auf ihre Webseite und auf einige youtube-Videos, die sie eingestellt hat, sowie auf zum Teil private Beiträge auf ihrer Facebook-Seite. Und natürlich auch auf ihre vorhergehenden Sachbücher „Full Frontal Feminism“, „Why have Kids?“, „The Purity Myth“ und „He’s a Stud, she’s a Slut – and 49 other Double-Standards every Woman Should Know.“ Ähnlich provokant wie diese Titel sind wohl sowohl die Inhalte dieser Bücher, wie auch ihre Beiträge für andere Medien.


    In dem vorliegenden Buch geht es allerdings weniger um programmatische als um autobiographische Arbeit. Frau Valenti beschreibt hier ihr Aufwachsen in New York, in einem Halbhaus direkt am Autostrich und all die sexuellen Übergriffigkeiten, die sie durch Männer auf der Straße, in öffentlichen Verkehrsmitteln, in der Schule von Mitschülern und Lehrkräften und so weiter erfahren hat. Dabei ist ihre Darstellung vergleichsweise eindeutig, so dass man eigentlich relativ klar erkennen kann, wann Männer übergriffig geredet oder gehandelt haben – und in meinen Augen absolut inakzeptabel, bzw. unerklärbar. Vor Teenagern in einem öffentlichen Verkehrsmittel mit seinem Penis herumzuwedeln halte ich für dringend behandlungsbedürftig (um nur ein Beispiel zu nennen).


    Was die Beurteilung der Sache sehr schwierig macht ist Frau Valentis allgemeiner Lebenswandel über einen großen Teil des beschriebenen Zeitraums. Sie trinkt exzessiv, ist ziemlich promisk, nimmt Drogen und stimmungsverändernde Medikamente in großen Mengen und hat, wie sie selbst zugibt, Schwierigkeiten, auf Übergriffigkeiten zu reagieren – Schwierigkeiten, die sie anderen Frauen nicht immer zugesteht. Was natürlich die jeweils beteiligten Männer in keinster Weise entschuldigt.


    Aber trotzdem erweist sie dem Feminismus in meinen Augen eher einen Bärendienst, wenn sie ihre Promiskuität so hervorhebt und beschriebt, wie sie en passant Männer mastubiert oder Fellatio an ihnen ausführt, selbst wenn sie gefühlsmäßig nicht in sie investiert ist – was ich nebenher auch bei Männern irritierend finde. Aber Frau Valenti stellt selbst in einer Abschnittsüberschrift fest, dass sie dazu neigt, ungünstige bis katastrophale Entscheidungen zu treffen.


    Sie gibt zu, dass andere Frauen andere Erfahrungen als sie gemacht haben, auch weil sie andere Entscheidungen getroffen haben. Aber diese Aneinanderreihung von schlechten Entscheidungen mit dabei vermeidbaren und unvermeidbaren schlechten Erfahrungen mit ihren Mitmenschen, die sie hier präsentiert soll wohl auch programmatisch-aufklärerischen Charakter haben und dafür eignet sie sich in meinen Augen nur eingeschränkt. Tatsächlich werden die gezeigten Muster mit der Zeit vorhersehbar und eintönig, so dass das Lesen nicht nur auf Grund der gezeigten Dinge verärgert, sondern mit der Zeit auch ein wenig langweilt. Lange war ich nicht mehr so versucht, ein Buch verfrüht zu beenden. :|