Oliver Pätzold - Die Letzten

  • Eine verheerende Pandemie zerstört das Leben von Robert und seinen Kindern Hanna und Alexander. Nach wochenlanger Isolation in ihrer Wohnung werden sie gezwungen, durch ein entvölkertes Land zu ziehen, immer auf der Suche nach Lebensmitteln, Wasser und vor allem einer sicheren Zuflucht. Doch schon bald erkennen die drei, dass ihr Überleben in erster Linie nicht von einer tödlichen Seuche gefährdet wird, sondern von der Spezies, der sie selbst angehören: den Überlebenden....(Klappentext)


    -------------------------------------------------------------


    Hier geht es auf den ersten Seiten sofort und ohne Umschweife los.
    Über Radio und diverse andere Medien wird der Ausnahmezustand ausgerufen, da eine globale Pandemie wütet. Ein unbekanntes Virus rafft die Menschen dahin. Das Einzige was bekannt ist, ist daß die Inkubationszeit lediglich 6-24 Stunden beträgt, Letalität 100%. Alle werden aufgefordert Menschenansammlungen zu meiden und sich in den eigenen Vier-Wänden zu isolieren.
    Mittendrin Robert und seine Kinder, die 15-jährige Hanna und der 17-jährige Alexander. Anfangs eher verwirrt und verängstigt, müssen sie mitansehen wie ihre Nachbarschaft regelrecht ausstirbt, um dann zu erkennen, daß weder Gesetze noch Moral noch von Bedeutung sind. Jeder ist sich der Nächste, Eigenleben vor Fremdleben und so müssen auch Robert und seine Kinder erkennen, daß man nur noch mit roher Gewalt auch weiterhin zu den Überlebenden zählen kann.


    Der Schreibstil ist angenehm und flüssig. Man fliegt durch die Seiten und man ertappt sich immer wieder dabei sich vorzustellen wie man selbst agieren und reagieren würde. Ob man selbst dazu fähig wäre über Leichen zu gehen, um selbst nicht als solche zu enden. Es ist durchwegs eine drückende Stimmung spürbar, passend zur Thematik, die gekonnt an den Leser gebracht wird.


    Die Protagonisten bleiben jedoch bis zum Ende hin blass und flach. Der Wechsel zwischen den verschiedenen Perspektiven ist eher verwirrend und erfolgt abrupt und irgendwie unkontrolliert. Die Perspektive mancher Charaktere empfand ich sogar als unnötig und daher störend.
    Des Weiteren unterescheiden sich ihre Eindrücke und Gefühle nicht wirklich voneinander, keiner weist eine gewisse Individualität auff. Obwohl man als Leser mit der Gruppe quasi zusammen isoliert lebt, erfährt man nur wenig von ihnen - als würde man außen vor bleiben.


    Die Spannung war anfangs sehr hoch, doch diese flacht schnell wieder ab. Hin und wieder durchlebt man durchaus spannende und nervenaufreibende Szenen, diese sind jedoch meistens eher kurz gehalten. Oft begleitet man die Gruppe ohne das etwas Einschneidendes oder Spannendes passiert. Diese Szenen sind auch sehr interessant und bedrückend, aber es fehlt einfach ein bisschen der Pfeffer.


    Das Ende ist schön und schlüssig, jedoch etwas zu abrupt. Lässt aber dadurch Raum für eine Fortsetzung.


    Fazit:
    Für mich war das eher ein Endzeit-Roman mit paar kurzen Thrill-Elementen, als ein Thriller.
    Mit den Protagonisten bin ich bis zum Schluß nicht warm geworden und die Perspektivwechsel waren verwirrdend und unkontrolliert (ohne Absatz, ohne Hinweis).
    Trotzdem hat mir dieser Endzeit-Roman gefallen, vor allem aufgrund des guten, angenehmen und flüssigen Schreibstils.
    Für ein Thrillerdebüt ist dieser durchaus gut und man merkt, daß im Autor für diese Thematik sehr viel Potenzial steckt, die jedoch noch herauszgekitzelt werden muss.
    Demjenigen, der eher einen ruhigen, aber trotzdem beklemmenden Endzeit-Roman sucht, kann ich eine Leseempfehlung aussprechen. Für Thriller-Fans eher weniger.
    Nichts desto trotz bleibt dieser Autor auf meinem Radar und falles es zu einer Fortsetzung kommen sollte, werde ich diese auch auf jeden Fall lesen. Alleine um zu sehen wie sich der Autor in diesem Bereich weiterentwickelt hat.

    Wenn ein Mann zurückweicht, weicht er zurück. Eine Frau weicht nur zurück, um besser Anlauf nehmen zu können. (Zsa Zsa Gabor)
    :twisted: