Ich habe ein Plagiat gefunden - was nun?

  • Hallo zusammen!
    In dem Buch, das ich gerade lese, habe ich Stellen gefunden, die 1:1 von einem bekannten Vampirroman abgeschrieben sind. Ganze Szenen und Satzgefüge wirken wie kopiert und eingefügt.
    Plagiat
    Ich weiß nicht, wie ich damit umgehen soll. Der Autor, der offensichtlich plagiiert hat, ist noch ziemlich jung, aber in Ordnung finde ich es deswegen noch lange nicht.
    Ich lasse bewusst den Namen weg, um hier niemanden zu schädigen.


    Ich kann Plagiate, gerade bei Selfpublishern überhaupt nicht leiden, da es ein schlechtes Licht auf alle Selfpublisher wirft. Und außerdem wäre es für mich selbst absolut furchtbar, würde jemand aus meinem Werk ganze Szenen Wort für Wort abschreiben.


    Wie sollte ich mich verhalten? ?(

  • Vielleicht sprichst du ihn ganz direkt auf das an was du gefunden hast. Du hast ja den Beweis, dass er sich aus dem bekannten Buch bediente. Und wenn er die Chance ergreift und das überarbeitet, ist alles gut (glaube ich). Ansonsten bleibt dir noch der Weg über den Verlag, der die Rechte am Original hat.

  • @Frauel Nein, angeschrieben habe ich ihn nicht. Ich denke, bei der 95%igen Übereinstimmung von Original und Plagiat weiß der Autor ganz genau, dass er abgeschrieben hat, da muss ich ihn nicht drauf hinweisen. Das sehe ich auch nicht in meinem Aufgabenbereich. Würde mir irgendwie blöd vorkommen, wenn ich schreibe: "Hey, du, ist dir bewusst, dass es Diebstahl ist, die Texte anderer Autoren abzuschreiben und als deine eigenen zu verkaufen?"
    Es würde mich ja nicht einmal so sehr stören, wenn er sagt, dass es eine Fanfiktion ist oder nur eine private Geschichten für den Bekanntenkreis. Aber er verkauft seine Texte auf Amazon und damit ist das ganze für mich nicht mehr in Ordnung.
    Es ist nur eine Frage der Zeit, bis das jemand mit großer Reichweite entdeckt und dann wieder auf die Selfpublisher schimpft.

  • Dann bleibt dir vermutlich nur der Weg, den Verlag mal darauf aufmerksam zu machen. Alles andere liegt dann wohl nicht mehr in deiner Hand.
    Aber reichlich unverschämt ist diese Klauerei schon, und dann noch SO offensichtlich!

    "Outside of a dog, a book is man's best friend. Inside of a dog, it is too dark to read."
    - Groucho Marx

  • Versetz dich an die Position des Rechteinhabers - du würdest doch auch wollen, dass du auf einen solchen dreisten Diebstahl aufmerksam gemacht wirst, oder?


    Ich würde das auch an den Verlag weitergeben.

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  • Ich kann mich den anderen nur anschließen: da gehört der Rechteinhaber informiert und jede weitere Maßnahme liegt dann in dessen Händen. :wink:

  • Ehrlich ? Ich würde da gar nichts machen und den Autor zukünftig einfach meiden. Obwohl das schon recht dreist ist, ich persönlich hätte keinerlei Lust aufs "melden", vielleicht noch ewigen Mailverkehr hin und her, irgendwelche Querelen .... Wäre mir alles zu anstrengend. Aber das musst Du natürlich für Dich selbst entscheiden

  • Plagiat ist Diebstahl. Und einen Diebstahl würde man ja auch demjenigen mitteilen, dem das Diebesgut ursprünglich gehört hat. Ich würde den Verlag des Autors informieren, bei dem abgeschrieben wurde. Nach der Meldung hast du dann nichts mehr damit zu tun, das ist Sache der Rechtsabteilung oder des Justiziars.

    Bücher sind auch Lebensmittel (Martin Walser)


    Wenn du einen Garten und eine Bibliothek hast, wird es dir an nichts fehlen. (Cicero)



  • Natürlich ist ein Plagiat Diebstahl, das will ich auch auf keinen Fall abstreiten. Es ist absolut nicht in Ordnung, keine Frage.
    Und natürlich würde ich auch wollen, dass mir jemand Bescheid gibt, wenn es um meine eigenen Werke geht. Ich dachte nur, dass es vielleicht nach 10 Jahren den Verlag überhaupt nicht mehr interessiert, wenn jemand von einem seiner Werke abschreibt. Mir kam auch der Gedanke, dass es sich eventuell um eine Hommage an besagten Vampirroman handeln könnte, aber dann würde es auch reichen, dieselbe Szene in seinen eigenen Worten wiederzugeben, das allein wären schon genug Parallelen. Über Seiten alles Wort für Wort abzuschreiben und nur die Perspektive zu verdrehen, hat für mich nichts mehr mit honorieren zu tun. Es ist und bleibt einfach ein dreister Versuch, sich mit den Lorbeeren von anderen zu schmücken und das finde ich unterste Schublade.


    Ich habe diese "Übereinstimmungen" jetzt mal vorsichtig dem Verlag mitgeteilt, weil ich es mir als Autor ebenso wünschen würde, einen Hinweis auf ein mögliches Plagiat zu bekommen. Was die dann letztendlich damit machen ist wirklich deren Sache.


    Danke übrigens für eure Meinungen!

  • eine Hommage an besagten Vampirroman

    Wenn es tatsächlich so wäre, hätte der Autor dies zumindest kennzeichnen müssen. Die 10 Jahre spielen keine Rolle, das Copyright erlischt nach meinen Informationen erst nach 70 Jahren.


    Ich finde es gut, dass du es gemeldet hast. :thumleft:

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  • Wenn es tatsächlich so wäre, hätte der Autor dies zumindest kennzeichnen müssen. Die 10 Jahre spielen keine Rolle, das Copyright erlischt nach meinen Informationen erst nach 70 Jahren.

    Generell 70 Jahre nach dem Tod des Autors, wenn es nicht an die Erben übergeht.


    @polarfuchs Ich hätte es auch gemeldet. Das wirkt schon ziemlich dreist, was sich der Autor da geleistet hat, das geht ja kaum noch als zulässiges Zitat durch.

    "Selber lesen macht kluch."


    If you're going to say what you want to say, you're going to hear what you don't want to hear.
    Roberto Bolaño

  • Genauer gesagt 70 Jahre nach dem Tod des letzten Urhebers - kann auch der Übersetzer sein :wink:

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  • Ich habe diese "Übereinstimmungen" jetzt mal vorsichtig dem Verlag mitgeteilt, weil ich es mir als Autor ebenso wünschen würde, einen Hinweis auf ein mögliches Plagiat zu bekommen. Was die dann letztendlich damit machen ist wirklich deren Sache.

    Du würdest es dir als Autor wünschen. Ich würde es mir aber auch als Leserin wünschen, denn ich möchte sicherlich kein Geld für etwas ausgeben, was ich im Zweifelsfall (schon besser) gelesen habe.
    Ich finde es gut, dass du es gemeldet hast. Wenn der Mensch, der so hemmungslos abgekupfert hat, keine eigenen Ideen hat, dann sollte er das Schreiben lassen. Meine Meinung.

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  • Absolut richtige Entscheidung! Nur weil es einige der großen Namen vormachen (und dann zum Glück gesperrt werden wenn es auffliegt), darf man das nicht zulassen. Auch nicht als junger Autor. Es ist nun mal kein Hobby, wenn man etwas zum Verkauf anbietet. Auch wenn es für manche so aussieht. Viele nehme nicht mal die Bestimmungen zum Impressum etc. ernst, das kann teuer werden.


    und genau wie es oben schon steht - solche Sachen lassen alle Selfpublisher in einem schlechten Licht erscheinen.


    liebe Grüße!
    Karin

  • Kleines Update:
    Diese Szene ist kein Einzelfall. Ich habe das Buch nun beendet und noch weitere Stellen entdeckt, die aus verschiedenen Jugendbüchern 1:1 abgeschrieben wurden. Und dabei lese ich ziemlich selten mal ein Jugendbuch. Will mir gar nicht ausmalen, was ich entdecken würde, wenn ich auf diesem Gebiet bewanderter wäre. :-?
    Wahnsinn, was manche Menschen sich erdreisten.

  • Abgesehen davon, dass man den Fall den Rechteinhabern melden kann, gibt es durchaus die Möglichkeit, A) das Buch fristgerecht zurückzugeben, sobald das erste Plagiat auffällt, B) Amazon zu informieren und C), das Plagiat mit einer negativen Rezension zu bedenken.


    Im Übrigen bin ich nicht der Ansicht, dass jemand, der solche Fälle nutzt, um Selfpublisher als Gruppe zu diskreditieren, nicht viel moralischer handelt als diejenigen, die mit Plagiaten um sich werfen. Dass die üblichen Kontrollmechanismen hier nur eingeschränkt greifen, heißt ganz objektiv, dass man mit viel Schindluder rechnen muss. Um das zu wissen, brauche ich kein schwarzes Schaf. Ebenso klar ist aber auch, dass es viele unabhängige Autoren gibt, die aufrichtig um Qualität und Ehrlichkeit bemüht sind. Wenn ich als Leser daran interessiert bin, nicht nur die Verlagsbestseller mir bekannter Autoren zu kaufen, was ich mit geringem Risiko blind tun kann, dann werde ich mir eben mal eine Leseprobe zu Gemüte ziehen müssen oder vor dem Runterladen einen Blick in die Rezensionen (insbesondere die weniger hohen Bewertungen) werfen müssen. Daran ändert ein kleiner Betrüger mehr oder weniger auch nichts.