L.S.Hilton - Maestra

  • Abstieg in Dekadenz und Gewalt


    :bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5:


    "Maestra" wird oft verglichen mit so unterschiedlichen Büchern wie "Gone Girl" von Gillian Flynn, "Fifty Shades of Grey" von E.L. James oder der "Millennium"-Trilogie von Stieg Larsson, und dabei polarisiert das Buch ungemein. Man muss sich nur die internationale Resonanz anschauen: für jede begeisterte 5-Sterne-Bewertung gibt es mindestens einen totalen Verriss. Das hat mich sehr neugierig gemacht! Ich wollte mir meine eigene Meinung bilden - und das habe ich jetzt auch getan.


    Um das Buch mal kurz und knapp zusammenzufassen:


    Eine junge Frau aus der untersten Unterschicht erkämpft sich eine gute Schulbildung und einen Universitätsabschluss, wird als Kunstexpertin in einem renommierten Auktionshaus angestellt, vom korrupten Chef rausgeschmissen, weil der, von ihr ungestört, Geldwäsche per Kunstbetrug durchziehen will, beginnt daraufhin eine Gratwanderung zwischen Escort-Service und Nobel-Prostitution und bringt schließlich aus Versehen jemanden um. Danach brennen alle Sicherungen durch und sie beginnt einen gnadenlosen (und gelegentlich blutigen) Feldzug, um sich die Macht, das Geld und das Ansehen zu holen, die ihr ihrer Meinung nach zustehen.


    Diese Grundidee finde ich immer noch grandios, sehr originell und mit enormem Spannungspotential. Die Umsetzung hat mich nicht vollends überzeugt, aber einfallsreich ist das Ganze auf jeden Fall.


    Originell ist auch die Protagonistin, denn die passt in keine Schublade. Mit den (Anti-)Heldinnen von Flynn und Larsson hat Judith gemein, dass sie sich aggressiv nimmt, was sie will, und sich nicht im Geringsten daran anpasst, was die Gesellschaft von einer Frau erwartet. Sex ist ihr sehr wichtig, hat für sie aber fast nie etwas mit Liebe zu tun; sie geht regelmäßig auf luxuriöse Swingerparties und mag es dabei so hart, dass "Fifty Shades of Grey" sich dagegen liest wie eine schnulzige Liebesgeschichte aus BILD der Frau.


    Ich liebe starke Frauen in der Literatur, aber Judith konnte ich dennoch nicht lieben. Zwar habe ich ihre Selbstdisziplin, ihr Durchhaltevermögen und ihre Entschlossenheit bewundert, konnte auch nachvollziehen, dass sie sich ein besseres Leben aufbauen will als das, aus dem sie kommt - aber davon abgesehen fand ich sie oberflächlich, egozentrisch und skrupellos. Manchmal kam sie mir geradezu fremdartig vor, fast so, als sei sie gar kein Mensch, sondern ein seltsames Wesen, das sich als Mensch verkleidet.


    Sie hat immer im Blick, was etwas kostet und wie viel Prestige es bringt. Das ganze Buch über werden unzählige Markennamen aufgelistet, und Judith zeigt mehr Emotionen beim Kauf einer Designertasche als beim Ermorden eines Menschen. Sie setzt Menschen ein wie Schachfiguren, und opfert sie auch eiskalt, wenn es sein muss. Manchmal sogar, wenn es nicht hätte sein müssen... Auch sich selbst gegenüber ist sie unnachgiebig: wenn sie, um ihre Ziele zu erreichen, Sex mit einem schmierigen, widerlichen alten Mann haben muss, vor dem sie sich ekelt, dann tut sie das und schluckt auch brav.


    Interessant fand ich sie auf jeden Fall, aber sie weckte in mir beinahe ausschließlich negative Emotionen - da liegt für mich der Unterschied zu den Protagonistinnen von Gillian Flynn, denn mit denen konnte ich immer auf verquere Art mitfühlen, irgendwie.


    Ein paar Worte zu den Erotikszenen: diese sind zahlreich, werden ausführlich und detailliert beschrieben und überschreiten in meinen Augen oft die Grenze zwischen erotisch und ordinär. Zum Teil habe ich mich sogar ein wenig geekelt (wie z.B. bei besagter Szene mit dem widerlichen Sugardaddy). Die Swingerparties, die Judith besucht, strahlen zwar eine Art eleganter und dabei üppiger Dekadenz aus, aber auch hier gab es Szenen, die mich eher abgestoßen haben - das ist jedoch sicher auch eine Frage der persönlichen Präferenz.


    Manchmal hätte ich das Buch beinahe endgültig zugeklappt, aber obwohl ich Judith nicht mochte, obwohl ich die Erotikszenen meist unerotisch fand, wollte ich dennoch wissen, wie es weitergeht. Man schaut Judith dabei zu, wie sie sich Schicht für Schicht ihrer Menschlichkeit entledigt, und das ist auf verstörende Art und Weise spannend. Ich zögere, das Buch unterhaltsam zu nennen - es war für mich mehr eine widerwillige Sogwirkung.


    Der Schreibstil hat mir an sich ganz gut gefallen, nur die vielen Erwähnungen von Markennamen und die immer gleichen Bezeichnungen für Geschlechtsorgane fand ich ermüdend. In vielen Szenen habe ich mir aber gedacht, dass das Buch vom Schreibstil her viel mehr Potential hat, als es tatsächlich ausnutzt...


    Fazit:
    Eine wütende, skrupellose Frau, die von ihrem Chef rausgeschmissen wurde, um sein Verbrechen zu vertuschen, holt sich mit Gewalt, was ihr zusteht - und nebenher hat sie jede Menge Sex. Was auch gelegentlich mit Gewalt zu tun hat.


    Ich fand die Hauptfigur interessant, aber zutiefst unsympathisch, die Erotikszenen explizit, aber oft überhaupt nicht erotisch... (Was natürlich Geschmacksache ist.) Trotzdem kann ich erahnen, warum manche Leser von diesem Buch so fasziniert sind; es hat etwas an sich, was einen nicht mehr loslässt - die Frage ist nur, ob man am Schluss das Gefühl hat, dass es sich gelohnt hat.


    Leider konnte mich das Buch schlussendlich nicht begeistern.

  • Sex, Drugs und Kunst?


    Maestra ist ein Roman von der Autorin L. S. Hilton, in dem es auf den ersten Blick um die englische Kunst-Schickeria geht.


    Protagonistin in „Maestra“ ist Judith Rashleigh. Sie arbeitet in einem bekannten Londoner Auktionshaus. Nebenher beginnt sie auch noch als Hostess in einem Nachtclub zu arbeiten. Ab und an besucht sie auch Sexparties.
    In ihrem Job im Auktionshaus kommt Judith mit kostbaren Kunstwerken in Kontakt. Ein Gemälde wird von ihr als Fälschung bewertet, landet jedoch im nächsten Auktionskatalog. Als sie ihren Chef Rupert darauf hinweisen möchte, wird sie – mal wieder – nicht ernst genommen. Sie verliert sogar ihren Job, als sie Nachforschungen zu diesem Bild anstellt. Judith versteht die Welt nicht mehr. Hat sie sich tatsächlich getäuscht und das Bild ist ein Original? Oder steckt dahinter womöglich ein Plan? Doch wer könnte dem Auktionshaus Schaden zufügen wollen, falls es doch eine Fälschung ist?
    Um sich abzulenken fährt sie zusammen mit Leanne (einer früheren Jugendfreundin und Kollegin aus dem Nachtclub) und einem Kunden aus dem Club nach Nizza. Lange hält es sie nicht und so angelt sie sich einen Yachtbesitzer und verbringt so mehrere Wochen und Monate im Mittelmeerraum.


    Das Buch wird als Krimi beworben, jedoch ist es den Großteil über mehr ein Softporno und die Geschichte einer jungen Frau, die nach mehr strebt und unbedingt (und dafür ist ihr jeder Kerl und jedes Mittel recht…) zur High Society gehören will. Den Hauptcharakter finde ich stellenweise mal sehr naiv und dann wieder total eingebildet.

  • Judith arbeitet bei einem renommierten Londoner Auktionshaus, als sie beim Verkauf eines Gemäldes des Malers Stubbs auf einen möglichen Fälschungsbetrug aufmerksam wird. Als sie der Sache nachgehen möchte, wird sie von ihrem Vorgesetzten entlassen.Neben ihrer Stelle als Kustsachverständige arbeitet sie abends noch in einem Escortservice, wo sie gut situierte Gäste zum Konsumieren von teuren Champagner anregen soll.Judith verdient dabei reichlich Trinkgeld und kommt auf den Geschmack, sich mit teuren Designerkleidern zu verwöhnen.Von einem Kunden lässt sie sich sogar mit ihrer Freundin auf einen Wochenendtrip nach Cannes einladen.Danach beginnt für Judith ein Leben als Jetsetgirl auf Yachten und in Nobelferienorten.


    Judith geht sehr oft shoppen. Dabei fallen soviele Begriffe aus der Modebranche, dass mir der Kopf firrte. Die erwähnten Kunstgemälde und Maler habe ich jeweils mit viel Freude gegoogelt. Aber bei den vielen Schuhen, Mänteln und Clutsches (wieviele kleine Täschchen braucht eine Frau?), wurde es mir dann zuviel. Im Buch sind auch sehr explizite Sexszenen eingestreut, die aber völlig emotionslos sind. Für meinen Geschmack habe ich für die nächsten Monate genug gelesen von „ficken“ und „Mösen“.


    Das Buch macht auf mich insgesamt einen sehr inhomogenen Eindruck. Die Abschnitte, über Kunst und Kunsthandel haben mir recht gut gefallen, auch wenn nicht immer alles so genau erklärt wurde, wie es für das Nachvollziehen der Handlung wirklich nötig gewesen wäre. Aber die Abschnitte zum Luxus-Shopping, zum Leben auf der Yacht und zu den Swingerclubs fand ich sehr zäh zu lesen.


    Ich würde dem Buch :bewertung1von5::bewertung1von5::bewertungHalb: .

    Ich schlief und träumte, das Leben sei Freude. Ich erwachte und sah, das Leben war Pflicht. Ich handelte und siehe, die Pflicht ist Freude!
    Rabindranath Tagore (1861-1941)


    Lha gyal lo - Free Tibet!

    Wir sind grüüüüüün!!!!

  • Judith Rashleigh ist ein kleines Licht in einem großen Kunsthaus. Sie hat große Erfahrung in Bezug auf Bilder, wird jedoch mehr oder weniger als Praktikantin behandelt, inklusive das klassische Kaffeeholen oder Sachen in die Reinigung bringen/abholen. Wenn ihr mal ein Auftrag für Bilder gegeben wird, dann handelt es sich in der Regel um widerliche Kunden, die sich ihr unsittlich nähern. Nebenbei arbeitet Judith in einer Bar, wo sie Männer dazu animieren soll, die teuren Sekte oder Champagner zu bestellen. Dort lernt sie James kennen, einen hässlichen, fetten, sehr reichen Finanzier. Als sie eines Tages ihren Job in der Kunsthandlung verliert, weil sie korrekt einen Stubbs als nur aus der Schule von Stubbs klassifizierte, wird sie auf der Stelle gefeuert. Noch am selben Abend wirft sie sich James an den Hals, der sie und eine Freundin von ihr nach Frankreich einlädt. Doch James ist zu fett und ungesund, um Judith und die Schlaftabletten ihrer Freundin zu überleben. Doch das soll nicht der erste Tote sein, der auf Judiths Konto geht. Während es hier noch ein Unfall war, bemerkt Judith, dass Morden gar nicht so schwierig ist, und sie tut alles, um zu bekommen, was sie möchte.


    Dieses Buch bekommt von mir nicht zwei Sterne, weil ich seine Protagonistin so unmoralisch finde. Das ist sie zweifellos, allerdings hätte es sogar zu einer gewissen Faszination beitragen können. Auch nicht, weil es sehr viele, sehr oft sehr unnötige Sexszenen gab (die, nebenbei bemerkt eher dazu beitragen könnten, dem Sex abzuschwören und in ein Kloster einzutreten). Auch nicht, weil Judith abschätzig über eigentlich alle sprach, mit denen sie zu tun hatte, das gehört halt zu ihrem Wesen dazu. Nein, dieses Buch bekommt diese wenigen Sterne von mir, weil es mich gelangweilt hat. Geradezu tödlich ... (no punch intented). Dabei ist der Schreibstil der Autorin für diese Art von Buch sogar richtig gut, könnte fesselnd und spannend sein, denn Schreiben kann sie. Aber diese endlosen, sich stetig wiederholenden Beschreibungen irgendwelcher Kleider, Taschen, Pumps, Accessoires und Mahlzeiten konnten einem so auf die Nerven gehen, dass man nur noch die Wahl hatte zu schreien oder mit glasigen Augen drüber zu lesen. Die Protagonistin samt Buch hätten das Zeug zu einer tollen Antagonistin, einer Art Bonny ohne Clyde 2.0, wenn sie sich denn mal auf die wesentlichen Sachen konzentriert hätte: Kunst und Morde.