Anette Kannenberg - Der Sterbeschlamassel

  • Klappentext


    Knapp drei Monate nach dem Tod seines Vaters beschließt der junge Séamus, das Medizinstudium hinzuschmeißen, um Schriftsteller zu werden. Er zieht aufs Land in das verlassene Haus seiner Großeltern, wo er, abgeschnitten von der Außenwelt und mutterseelenallein mit sich und dem gespenstischen Charme der alten Villa, schnell Opfer seiner eigenen Fantasie wird. Doch schon bald sind es nicht mehr nur Hirngespinste, die ihn begeistert zu verfolgen scheinen.


    Was wie der recht abgenutzte Beginn eines klassischen Horrorfilms klingt, entwickelt sich rasant zu einer abgefahrenen Geschichte über Geister, Energien, Dämonen und das Leben nach dem Tod. Der Sterbeschlamassel verbindet dabei auf groteske Art und Weise physikalische Spinnereien mit nicht weniger absurden esoterisch-philosophischen Ansätzen und bleibt dabei immer an der Grenze zum Vorstellbaren. Ganz im Stil seines Vorgängers, dem Mondmalheur, sind die kurzen Ausflüge in die Science Fiction eher Mittel zum Zweck als pure Absicht, so dass Raumschiffgelangweilte und Alienverweigerer genau so viel Spaß an der Geschichte haben werden wie andere Verrückte, die offensichtlich nichts dazugelernt haben und sich stattdessen auf das schon zweite Abenteuer des Dododilemmas einlassen.


    Meine Meinung


    Ich war ja von dem ersten Band total begeistert und hab mich extrem auf die Fortsetzung gefreut. Es ist allerdings schon eine Weile her und deshalb hat es zu Beginn auch etwas gedauert, mich wieder zurecht zu finden.


    Wie die ganze Handlung aufgebaut ist, hat es mir dabei nicht ganz leicht gemacht. Der Anfang hat mich zwar neugierig gemacht, aber noch nicht wirklich durchblicken lassen, worum es hier jetzt überhaupt geht und kam mir etwas umständlich vor. Als es dann aber zur Sache ging, war man schon mitten drin und die Puzzlestückchen haben sich nach und nach zusammen gesetzt.
    Séamus, der Medizinstudent wider Willen, ist noch aus dem ersten Band bekannt. Er ist der geklonte Sohn von Dr. Murray O´Connor, der schon beim Mondmalheur eine tragende Rolle gespielt hat. Séamus ist seinem "Vater" ähnlicher, als er sich eingestehen will und seine ganze Art ist eine so ungewollt komische und skurrile Persönlichkeit, die wunderbar in das Schema der Autorin passt.
    Ihm zur Seite steht Liz, seine esoterisch angehauchte Nachbarin, die gerne Karten legt oder die Zukunft auspendelt - natürlich ohne zu ahnen, welche Wellen das ganze schlagen wird.


    Außer dass es in einer uns unbekannten Zukunft spielt ist der Science Fiction Anteil dieses Mal eher gering. Es geht um den Tod, das Jenseits und wie dem ganzen metaphorisch und substantiell ein Schnippchen geschlagen werden kann. Es wird zwar auch hier wieder mit einigen Fachbegriffen um sich geworfen, aber nicht mehr so viel und in einem erträglichen Maße. Allerdings hatte ich manchmal den Eindruck, nicht alles zu verstehen und dass mir einiges an Witz verloren geht.
    Überhaupt ist der Schreibstil von Anette Kannenberg außergewöhnlich. Sie schafft Wort- und Satzkonstruktionen, die beim Lesen einfach nur Spaß machen und die einen komplett mit ihrem liebenswürdigen Charme und Humor einfängt.
    An einigen Stellen hat es sich ein bisschen gezogen, dafür springt sie auch gerne mal an anderer Stelle weiter, um unnötiges wegzulassen. Insgesamt ein gelungenes Konzept, bei dem ich mich nie gelangweilt habe!


    Die Ideen scheinen aus einem unerschöpflichen Vorrat herauszusprudeln und ich bin total begeistert, wie hier eine wortwörtliche Brücke zwischen dem Leben und dem Tod geschlagen wurde. Doch auf jede Aktion folgt eine Reaktion und alles, was unsere alten Bekannten Murray und Wichgreve, der Gravitationsphysiker, aushecken, bleibt nicht lange unentdeckt. Damit also nicht alles wieder aus dem Ruder läuft, muss die betagte Margaret MacLeod alles daran setzen, um ein weiteres Mal die Welt vor einem großen Unglück zu bewahren! Natürlich wieder eine sehr ungewöhnliche Figur, die im letzten Band hoffentlich auch noch einen Auftritt hat.


    Ein bedingt temporeiches Abenteuer, bei dem man seine Fantasie schweifen lassen, aber seinen Verstand immer dabei haben sollte.


    Fazit 4 Sterne


    Eine irrwitzige und mit viel Wortspielereien potenzierte Geschichte über das Sterbeschlamassel, das die Gesetze der Physik außer Kraft setzt und mit dem Glauben und alten Mythen auf parodistische Weise jongliert. Ein wunderbar lesenswerter zweiter Teil, der noch einiges für den Abschlussband offenlässt.


    © Aleshanee
    Weltenwanderer


    1 - Das Mondmalheur
    2 - Der Sterbeschlamassel
    3 - ?