Stefanie Mann - Die Frau Müller hat mir schon wieder die Zähne geklaut

  • Klappentext
    "Guten Morgen, Frau Winkler, wie geht es Ihnen?"
    "Das geht Sie gar nichts an."

    Steffi ist Altenpflegerin, und sie liebt ihren Beruf - und "ihre" Alten. Dabei hätte sie manchmal so einigen Grund, sich vor den Rollator zu werfen. Wenn die Altenheim-Mafia mal wieder die Dritten versteckt hat, die Bewohner versuchen, den Christbaumschmuck zu essen, oder nach zehn Tagen Dauereinsatz um halb fünf Uhr morgens der Wecker zum Dienstantritt klingelt. Doch Steffi weiß: Im bewegten Leben einer Altenpflegerin, voll Lachen, voll Schweiß und auch mal Kummer, hilft kein Jammern und kein Zetern, sondern nur ein fester Magen und das Herz am rechten Fleck.


    Erster Satz
    Morgens, halb sieben in Deutschland.


    Meinung
    Da ich selber seit vielen Jahren nebenbei in der Pflege arbeite (Dialysezentrum, ambulante Alten- und Krankenpflege, Geriatriestation im Krankenhaus), war mir klar, dass ich dieses Buch lesen MUSS! ;-)




    Stefanie Mann berichtet knallhart ehrlich aber ebenso herzlich von ihrem Arbeitsalltag im Altersheim.
    Kollegen, die Probleme mit dem Entfernen der Ausscheidungen haben, Bewohner, die morgens einen Teller in der Hand halten, auf denen sich definitiv nicht das Frühstück befindet - eher das Abendessen in verdauter Form ;-) und die Altenheim-Mafia, die sich gegenseitig die Gebisse versteckt.

    Die Arbeit des Pfelegepersonals (egal ob Altenheim, Krankenhaus, ambulante oder häusliche Pflege) wird oftmals unterschätzt und definitiv nicht genügend honoriert (auch finanziell). Menschen, die sich für die Pflege entscheiden müssen dafür geboren sein und ich sage gerne, dass man das "Pflege-Gen" besitzen muss. Es muss ein Maß zwischen mitfühlen und nicht an sich rankommen lassen gefunden werden.


    Wie das im Leben so ist, mag man nicht jeden Menschen gleich gern und der ein oder andere liegt einem mehr am Herzen, als prinzipiell gut wäre. Und doch muss man gucken, dass man alle Menschen gleich gut behandelt und seinen persönlichen Ärger nicht an ihnen auslässt, auch wenn man es leid ist etwas zum hundertsten Mal zu erklären. Besonders bei dementen Patienten wird die persönliche Geduld oftmals auf die Probe gestellt.

    Stefanie Mann beschreibt in ihrem Buch die oftmals lustigen, aber auch anstrengenden und traurigen Erlebnisse mit "ihren Alten" und macht klar: Eines wird es in der Pflege niemals...langweilig!


    Zitate
    "Jungs wie dich brauchen wir bei der Reichswehr!"
    "Ähm, ich bin ein Mädchen!"
    "Na, dann bekommste eben Kinder und kriegst von unserem Führer das Mutterkreuz!"
    In diesem Sinne: Gelobt sei, was hart macht, und ran an die Arbeit!
    (Seite 11)

    Eigentlich kann Fritz nicht mehr selber laufen - wenn man ihn dann jedoch aus dem Bett in den Rollstuhl hebt, ist er schneller, als man beim nächsten Bewohner die Einlagen wechseln kann, wieder in seinem Bett. Wie er das macht? Keiner hat es je gesehen.
    (Seite 33)


    Fazit
    Egal ob Pflegepersonal oder nicht - dieses Buch bietet für jeden etwas.
    Erheiterung, die Möglichkeit nachzudenken und auch die ein oder andere Träne, wenn der Sensenmann leise an die Tür klopft.

    Vielleicht schafft Stefanie Mann es mit diesem Buch, dass die Menschen, die andere Menschen pflegen mehr Anerkennung, Verständnis und Mitgefühl bekommen - denn das haben sie verdient!


    :bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5:

  • Klingt supi. :thumleft:
    Da ich selber auch Altenpflegerin bin, wandert das Buch direkt auf meine WuLi. :mrgreen:

    Ich :study: gerade: 72 Minuten bis zur Vernichtung von Annie Jacobsen