Kurzbeschreibung:
BKA-Rechtsmediziner Dr. Fred Abel arbeitet unter Hochdruck an einem großen Fall: Ein winziger Einstich in der Kniekehle eines Toten verrät ihm, dass einer der gefährlichsten Killer der letzten Zeit weiterhin sein Unwesen treibt. Doch bevor Abel ihn stoppen kann, wird er in heikler Mission in den osteuropäischen Pseudostaat Transnistrien geschickt. Dort soll er zwei Mordopfer identifizieren, die in Kalkfässern gelagert wurden und fast vollständig zersetzt sind. Plötzlich steht Abel im Fadenkreuz eines politischen Komplotts. Während einer mörderischen Verfolgungsjagd durch das transnistrische Grenzland muss er seine ganz besonderen Fähigkeiten einsetzen. Und gleichzeitig kämpft in Deutschland das jüngste Opfer des Psychopathen in einem Keller um sein Leben.
(Quelle: Verlagswebsite)
Die Autoren:
Michael Tsokos, 1967 geboren, ist Professor für Rechtsmedizin und international anerkannter Experte auf dem Gebiet der Forensik. Seit 2007 leitet er das Institut für Rechtsmedizin der Charité. Seine Bücher über spektakuläre Fälle aus der Rechtsmedizin sind allesamt Bestseller.
Andreas Gößling wurde 1958 geboren und ist promovierter Literatur- und Sozialwissenschaftler. Unter Pseudonym und seinem eigenen Namen hat er zahlreiche Sachbücher und Romane für jugendliche und erwachsene Leser verfasst. Er lebt als freier Autor mit seiner Frau in Berlin, wo er auch den Spezialverlag MayaMedia leitet.
(Quelle: Verlagswebsite)
Allgemeines:
„Zersetzt“ ist der zweite True-Crime-Thriller um den Rechtsmediziner Dr. Fred Abel. Der True-Crime-Thriller erschien als Klappenbroschur bei Knaur TB im April 2016.
432 Seiten gegliedert in 86 Kapitel, die von Prolog und Epilog eingerahmt werden.
Angeschlossen ist ein sehr interessantes Nachwort / Danksagung beider Autoren.
Erzählt wird in wechselnden Handlungssträngen jeweils in der 3. Person. Handlungsorte sind Berlin, Hannover und der Pseudo-Staat Transnistrien.
Meine Meinung:
In diesem neuen Fall von Dr. Abel (der dem aus dem ersten Buch vorgelagert ist) beweist das Autoren-Duo, dass es ganz oben an die Spitze der Thriller-Autoren gehört. Ich mag ja Vergleiche wie „für Leser von xy“ eigentlich gar nicht, bin aber dennoch geneigt, dieses Buch allen Cody McFadien-Fans zu empfehlen: wirklich brutale Szenen, nervenaufreibende Spannung und im Hinterkopf immer das Wissen, dass Tsokos hier auf seine eigenen Fälle und ein bisschen auch auf seine Person zurückgreift. Dieses Wissen ist vor allem dann entscheidend, wenn man kurzzeitig geneigt ist, Dr. Fred Abel in die Kategorie Superheld zu stopfen, weil er auf der Flucht in Transnistrien auf Feldjäger-Erfahrungen zurückgreifen kann. Liest man das Nachwort, erfährt man, dass Michael Tsokos selbst genau über diese Ausbildung verfügt. Er weiß also, worüber er hier schreibt.
Apropos Transnistrien: vorher nie gehört und wieder was dazu gelernt. Diesen Pseudostaat gibt es wirklich und Andreas Gößling war zu Recherche-Zwecken sogar dort – auch das sind also keine Hirngespinste.
Die Handlung selbst hätte anderen Autoren vielleicht für zwei Thriller gereicht, aber gerade durch die beiden parallelen Handlungen wird eine ungeheure Spannung erzeugt.Während Abel in Transnistrien unter haarsträubenden Bedingungen obduziert, kämpft Jana in einem Kellerloch ums Überleben.Sobald die Handlung umspringt, ist man sofort wieder am Ort des Geschehens und dieser Szenenwechsel wirkte auf mich überhaupt nicht störend.Im Gegenteil: es war ein zusätzliches Spannungselement, an welchem Ort es weitergehen wird.
Einzige winzige Kleinigkeit, die mir negativ aufgefallen ist: die ständige Wiederholung der Formulierung „er murmelte in sein Diktiergerät“. Der Leser hat eigentlich schon nach dem ersten Mal verstanden, dass Abel nicht laut und deutlich für alle verständlich seine Beobachtungen weitergibt. Aber das ist Jammern auf hohem Niveau und führt auch nicht zu „Sternchenabzug“.
Es sei gesagt, dass Freunde eher ruhigerer Fälle (á la Kathy Reichs zum Beispiel, um im Feld der Rechtsmedizin zu bleiben) von diesem Buch lieber die Finger lassen sollten. Es geht streckenweise wirklich sehr hart zur Sache.
Ich ärgere mich jetzt ein bisschen, dass ich beim ersten Buch schon 5 Sterne vergeben habe, denn so kann ich mich – im Gegensatz zu den Autoren – leider nicht mehr steigern. Es gibt auch für diesen Fall von Fred Abel die volle Sternezahl.Ich bin schon sehr gespannt auf den nächsten Fall meines inzwischen unangefochtenen Lieblings-Rechtsmediziners.
Fazit:
Die Realität ist härter als alles, was wir uns ausdenken könnten. True-Crime-Thriller sind nichts für schwache Nerven!