Julie Leuze - Für einen Sommer und immer

  • Ich muss hier weg, und zwar sofort! Das ist Annikas erster und einziger Gedanke, als sie erfährt, dass ihre Mutter sterben wird. Sie weiß, dass ihnen nur noch wenig gemeinsame Zeit bleibt und dass Weglaufen keine Lösung ist. Trotzdem packt sie ihren Koffer, nimmt ihren lange überfälligen Urlaub und fährt einfach los – bis nach Südtirol, in ein kleines abgelegenes Dorf in den Dolomiten. Das Hotel, in das sie sich einmietet, ist schick, das Essen köstlich. Annika ist sich sicher, dass dies der richtige Ort ist, um die Kraft zu sammeln, die sie für die kommende Zeit so dringend benötigen wird. Allerdings war die zweiunddreißigjährige Karrierefrau im Entspannen noch nie sonderlich gut. Schon am ersten Tag droht ihr in dem gespenstisch ruhigen Wellnessbereich die Decke auf den Kopf zu fallen. Je stiller es um sie herum wird, desto erdrückender fühlt sich die Leere in ihrem Innern an. Um sich abzulenken, engagiert sie einen Bergführer, der ihr helfen soll, sich beim Gipfelstürmen auszupowern. Sie ahnt nicht, dass diese Entscheidung nicht nur ihren Sommer, sondern ihr ganzes Leben verändern wird …


    Quelle: Klappentext



    Für einen Sommer und immer ist nicht mein erstes Buch von Julie Leuze und definitiv auch nicht mein letztes.


    Das Buch ist wie ein Urlaub, denn die Autorin entführt den Leser in die Dolomiten. Egal, wohin ihre Ausflüge gingen – ob Bergsee oder Berghütte, ob Ruine oder nach Bozen – ich konnte die Seele baumeln lassen. Nur leider ist der „Urlaub“ nach 307 Seiten schon wieder vorbei. Aber da Julie Leuze weder zu viel sagt noch zu wenig, passt das genau.


    Ich habe ein paar Seiten gebraucht, um mich an Annika zu gewöhnen. Sie liebt guten Wein und gutes Essen. Da kann sie durchaus inkonsequent sein. Aber beim Rest ihres Lebens ist sie das nicht. Sie braucht die Kontrolle, will, kann sie nicht abgeben. Sie kann sich nicht einfach mal entspannen. Das Ganze wird durchaus nachvollziehbar dargestellt. Aber mir war Helene, ihre Freundin, ein Dorn im Auge, auch wenn sie gar nicht „anwesend“ war. Im Nachhinein betrachtet lagen meine Anfangsschwierigkeiten wohl mehr an Helene, als an Annika selbst.
    Am Anfang springt die Handlung immer wieder zurück zu der Zeit, als sich Annika und Helene an der Uni kennen gelernt haben. Und je mehr ich Helene kennen lernte, umso mehr musste ich den Kopf schütteln (auch wenn sie etwas Schlimmes erlebt hat).
    Aber Annika ist nun mal die, die sie geworden ist (wobei Helene und ihre Eltern da einen sehr großen Anteil tragen). Erst Samuel öffnet ihr die Augen, zwingt sie wieder zu sehen. Und je mehr Annika sich veränderte, sich selbst verliert und wieder zu sich findet, je mehr mochte ich sie. Von Tag zu Tag wurde sie mir sympathischer. Und mit einem zugedrückten Auge sehe ich somit auch über ihre Gedanken, was Helene wohl denken würde, hinweg.


    Und Samuel erst. Er hat das Herz wirklich am rechten Fleck, ein Typ, in den man sich gleich verlieben möchte. Er lebt für das Bergsteigen, braucht die Berge wie die Luft zum Atmen.
    Und auch seine Schwester steht ihm da in nichts nach. Ihre Leidenschaft ist allerdings die Musik. Auch wenn ich diesen Aspekt nicht ganz mitfühlen kann (so unmusikalisch, wie ich bin), glaube ich wirklich, dass für sie die Welt schwingt. Ich hätte kein Problem damit gehabt, wenn ihre Rolle etwas größer gewesen wäre.


    Während Annika sich langsam verändert, ihr altes Ich ablegt und das Neue findet, verliebt sie sich in Samuel :drunken: . Auch wenn diese Liebe keine Zukunft zu haben scheint, wollen sie sich ihr Glück nicht nehmen lassen. Trotz der kurzen Zeit die sie gemeinsam haben, überstürzen sie nichts.
    Auch das Verhältnis zu ihrer Mutter wird besser mit jedem Telefonat besser. Die Krankheit

    von Annikas Mutter verpackt Julie Leuze gut in der Geschichte, auch wenn es kein leichtes Thema ist. Es ist zwar schwierig, mit trockenen Augen das Buch zu beenden, aber ein beklemmendes Gefühl trat nicht auf.


    Für einen Sommer und immer lässt sich leicht lesen, macht aber auch nachdenklich. Dass zu Beginn immer wieder in die Vergangenheit gesprungen wurde, hat mir nicht so gefallen. Ich fand Samuel viel interessanter als Helene. Ich verstehe aber, dass es notwendig war, da man nur so verstehen konnte, wie Annika zu der Person wurde, die sie war.
    Die einzelnen Kapitel empfand ich als recht kurz, wobei ich sagen würde, dass es nahe an der Grenze lag, dass es den Lesefluss gestört hätte. Aber überschritten war die Grenze noch nicht.


    Das Cover drückt für mich nicht eindeutig Sommer aus, Frühling allerdings auch nicht. Erst als ich während des Lesens erfuhr, dass die Geschichte im Juni handelt, wusste ich, dass es genau das war. Erklärt mich für verrückt, aber es fühlt sich genau nach Juni an .


    Für einen Sommer und immer bekommt von mir sehr gute :bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertungHalb: .

  • Annika Winter ist jung, erfolgreiche Mitarbeiterin in einem Pharmaunternehmen, besitzt eine teure Wohnung und fährt ein teures Auto, doch als sie die Nachricht erhält, dass ihre Mutter an Krebs erkrankt ist und nicht mehr viel Zeit hat, verläßt sie fluchtartig Deutschland. Sie fährt nach Südtirol in die Dolomiten, dort will sie eigentlich zur Ruhe kommen, aber das gelingt ihr nicht. Nach einem unglücklichen Versuch durch die Berge zu joggen, beschließt sie, sich einen Wanderführer/Bergführer zu mieten. Dabei lernt sie Samuel kennen und Samuel ist so ganz anders als alle anderen Männer, die sie bisher kannte. Er lebt sein Leben, dass er sich selber ausgesucht hat und läßt sich von niemanden reinreden. Dabei bringt er Annika dazu, über sich selbst und ihre Werte und Ziele nachzudenken und auch Annika beginnt zu überlegen, was ihr wirklich wichtig ist.
    Meine Meinung:
    Ich muss zugeben, dass ich im ersten Moment etwas anderes erwartet habe, doch schon nach kurzer Zeit war ich in Annikas Geschichte und ließ mich mit in die Dolomiten nehmen. Julie Leuze hat einen sehr schönen Schreibstil, der mich schnell fesseln konnte und bei dem ich mich einfach wohl fühlte beim Lesen. Der Autorin gelingt es doch sehr gut, Gefühle in Worte zu fassen und diese auch ihren Lesern nahe zu bringen. So gibt es in diesem Buch viele unterschiedliche Gefühle, die auf mich einprasselten, von Selbstzweifeln über Liebe, auch Humor ist zu finden und auch Traurigkeit, denn letzten Endes gibt es ja einen Grund für Annikas Flucht.
    Zu Anfang tat ich mich sehr schwer mit der Protagonistin, denn allein die Tatsache, dass ihre Mutter erkrankt ist und sie daraufhin flieht, konnte ich nicht nachvollziehen. Doch man lernt Annika, die hier auch die Geschichte erzählt, sehr gut kennen. Man merkt, an welchen Selbstzweifeln die junge Frau leidet und auch warum. Je mehr ich über Annika erfuhr, desto mehr fühlte ich mich mit ihr verbunden und desto mehr konnte ich nachvollziehen, warum sie so handelte. Denn auch wenn sie Geld hat und auch sonst zu den eher privilegierten Menschen gehört, hat sie doch genau eines nie wirklich erfahren: Liebe und Zuspruch.
    Samuel ist das genaue Gegenteil von Annika und war mir gleich vom ersten Moment an sehr sympathisch. Er ist ein Mensch, der für sich selber einsteht und nicht unbedingt das macht, was der andere von ihm erwartet. Als genau diese beiden so unterschiedlichen Personen aufeinander prallen, gibt es nicht nur Reibereien.
    In erster Linie handelt das Buch dann auch genau von den beiden Charakteren und die wenigen Nebencharaktere, die es hier gibt, bleiben auch genau das, Nebensache. Trotzdem gelang es der Autorin, dass man einen guten Eindruck über die Personen bekam, die Annika nahe stehen oder standen und auch das brachte sehr viel Klarheit über Annikas Handlungen.
    Mein Fazit:
    Ein schönes Buch, über die Liebe, das Leben und über das, was man für sich selber erreichen möchte. Es bringt sehr viel Gefühl mit und läßt auch mich als Leserin durchaus immer wieder darüber nachdenken, ob ich denn selber das im Leben erreicht habe, was ich möchte. Das Hauptthema ist die Selbstfindung und das ist hier wirklich sehr gut gelungen. Ich ziehe einen Punkt ab, weil es mich nicht ganz so tief berühren konnte, wie erhofft. Trotzdem bietet es gute Unterhaltung und ist keineswegs oberflächlich. Gute vier von fünf Sterne und wer solche Geschichten mag, sollte hier unbedingt zugreifen!
    :bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5:

  • Dieses Buch ist das erste Buch, das ich von der Autorin lese und ich habe es als Rezensionsexemplar erhalten.

    Meine Meinung zu den Personen:
    Annika ist die Protagonistin des Buches, entsprechend viel erfährt man über sie, ihre Geschichte, ihre Vorlieben und Abneigungen und ihre Art zu denken, denn das Buch ist aus ihrer Sicht in der "Ich -Perspektive" geschrieben. Das ermöglicht der Leserin, die ganze Handlung durch Annikas Augen zu erleben und die Welt durch ihre Augen zu sehen. Annika hat sich im Laufe ihres Lebens eine harte Schale zugelegt, um den Ansprüchen ihrer Bezugspersonen zu genügen. Das begann in ihrer Kindheit und ging im Erwachsenenleben so weiter. Erstmals überlegt sie, was sie selber möchte, als sie von der tödlichen Erkrankung ihrer Mutter erfährt. Um Kraft zu schöpfen, bucht sie einen Urlaub und ist anfangs gar nicht so überzeugt davon. Das Reiseziel kann sie nicht begeistern, war doch das einzige Kriterium (neben gediegen), mögichst weit weg von zu Hause zu kommen. Annika sieht klasse aus und ist beruflich erfolgreich - daher müssen ihre Probleme im psychischen Bereich angesiedelt sein, damit sie in so einen Frauenroman passt (denn insgeheim mögen die meisten Frauen solche Annikas nicht besonders).


    Samuel ist der Bergführer von Annika, mit dem sie viele Reibungspunkte findet. Er ist höflich und zurückhaltend, aber auch ehrlich, männlich und sehr attraktiv. Ich konnte es kaum erwarten, bisdie Funken zwischen ihm und Annika gesprüht haben. "Sam" ist ein toller Charakter voller Tiefgang.



    Meine Meinung zur Handlung:
    Die Handlung finde ich schön konstruiert. Obwohl ich selbst noch nie in den Dolomiten war, kann ich mir die Orte gut vor meinem geistigen Auge vorstellen. Die Beschreibung war dafür ausreichend und hat den Fokus nicht weg von der Handlung gelenkt - denn nur etwa 300 Seiten geben nicht viel Raum für großartige Schilderungen der Umgebung, was die Autorin aber elegant mit der Figur des Bergführers gelöst hat. Die "unerwarteten" Schwenker in der Handlung kamen für mich nicht unerwartet und passen ganz in das Genre des Buches. Ich finde es sehr gelungen, kein Element hat gefehlt, aber es war auch nicht so viel, dass es übertrieben gewesen wäre



    Fazit: Mein bisher schönstes Frauenbuch des Jahres!