Kerstin Cantz - Die Hebamme

  • Rezension zum Hörspiel:


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    Das Hörspiel beruht auf der TV-Verfilmung des gleichnamigen Buches von Kerstin Cantz - ich werde hier aber weder auf das Buch, noch auf den Film eingehen, sondern das Hörspiel nur danach beurteilen, ob es auch eigenständig überzeugen und begeistern kann.


    Zwar wird Original-Tonmaterial der Verfilmung verwendet, es ist aber beileibe nicht so, als würde man einfach nur mit geschlossenen Augen den Film laufen lassen! Die Erzählerin Gabriele Libbach führt den Zuhörer mit ihrer sehr angenehmen, sympathischen Stimme durch die Handlung, die von Uticha Marmon für das Hörspiel überarbeitet wurde. Das Ergebnis ist ein Hörvergnügen mit einem sehr üppigen Klangbild, so dass man sich jede Szene wunderbar vorstellen kann. Auch die Stimmen der Schauspieler überzeugen meines Erachtens ganz ohne Bild


    Zur Handlung:


    Die Geschichte ist eine originelle, spannende Mischung aus Krimi und Historie, und so ganz nebenher erfährt der Zuhörer auch einiges über das Frauenbild, das medizinische Wissen und die Lebensumstände der Zeit. Besonders über den Beruf der Hebamme kann man viel lernen, und ich fand das faszinierend! Von den damaligen Ärzten wurden die Hebammen nicht ernst genommen, man traute ihnen nicht zu, dass sie sich auch auf die medizinische Seite verstehen könnten. Obwohl diese Frauen schon einiges an funktionierenden Heilmittelchen kannten und anwendeten, wurde dies von den Medizinern als reiner Aberglaube abgetan.


    Den Kriminalfall fand ich gut aufgebaut, mit vielen Wendungen - auch wenn ich mir schon relativ schnell dachte, wer wohl hinter den Morden steckte... Das tat für mich aber der Spannung keinen Abbruch, denn zum Einen musste der Täter ja noch überführt werden, und zum anderen geht es nicht nur um die Morde, sondern auch darum, dass sich Gesa als Hebamme behaupten muss.


    Obwohl die Geschichte in einer Zeit spielt, in der Frauen wenige Rechte hatten, sind die führenden Charaktere starke Frauen, die sich gegen ihre Umstände auflehnen und behaupten. Besonders die Protagonistin, Gesa, fand ich überzeugend und sympathisch. Sie ist eine intelligente Frau, die sich den Mund nicht verbieten lässt!


    Es gibt mehrere Liebesgeschichten und auch die ein oder andere Sexszene, wobei ich mich schon ein paarmal gefragt habe, ob Frauen in dieser Zeit wirklich so unbefangen das Risiko eingingen, unehelich schwanger zu werden...? Ich muss zugeben, die Liebesgeschichten konnten mich einfach nicht wirklich berühren, aber für mich hatte das Hörspiel genug anderes zu bieten.


    Fazit:
    Das Hörspiel zum Film zum Buch - was dabei herausgekommen ist, kann sich meines Erachtens durchaus auch als eigenständiges Hörvergnügen behaupten. Die Stimmen fand ich allesamt sehr angenehm, Musik und Ton vermitteln eine dichte Atmosphäre. Die Geschichte gewährt nicht nur einen Einblick in den Beruf der Hebamme im 18. Jahrhundert, sondern verbindet das mit einem Kriminalfall: eine Serie von Selbstmorden entpuppt sich als Serie von Morden, und die junge Hebamme Gesa gerät mitten hinein in diesen Fall...

  • Mario

    Hat das Label Historisch hinzugefügt.