Isabel Beto - Im Land des Wassermondes

  • 1873 Amazonasgebiet Brasilien. Die junge Ayré lebt schon lange allein am Rande ihres Stammes Oja-nimete mitten im Dschungel, denn ihre Eltern sind tot und sie selbst wird als eine Art Zauberwesen betrachtet. Die Stammesbewohner glauben, Ayré sei ein Boto, ein Flussdelphin und sie könne sich verwandeln. Deshalb wird sie auch nur geduldet, wenn auch von der Dorfgemeinschaft ausgeschlossen. Um sich etwas nebenbei zu verdienen, arbeitet Ayré als Hausmädchen bei den weißen Siedlern und kümmert sich vorbehaltlich um deren Wäsche. Die Siedler planen eine Eisenbahnstrecke durch den Urwald, um Kautschuk zu transportieren. Dort lernt sie den 19-jährigen Neuankömmling Hardo von Dornheim kennen, der von seinem Vater zur Strafe aus Deutschland verbannt wurde. Vom ersten Augenblick an ist Ayré von dem jungen Mann fasziniert und hält ihn ebenfalls für ein Zauberwesen, denn er hat blondes Haar und ist so ganz anders. Schnell nähern sich die beiden jungen Leute an, obwohl sie aus völlig verschiedenen Welten kommen. Doch ihrer jungen Liebe werden immer wieder Steine in den Weg gelegt, die mit Ayrés Vergangenheit zu tun haben. Werden Hardo und Ayré die Widerstände überwinden?


    Isabel Beto hat mit ihrem Buch „Im Land des Wassermondes“ einen sehr unterhaltsamen Jugendroman vorgelegt, der auch Erwachsene anzusprechen vermag. Der Schreibstil ist flüssig und gut zu lesen, schnell wird der Leser in eine wunderschöne und mystische Welt entführt, die gleichzeitig doch so viel von der Realität enthält. Die gewaltsame Rodung des Regenwaldes und die fast sklavenartige Behandlung der einheimischen Arbeiter wird ebenso thematisiert wie der Aberglaube der Ureinwohner, die im Einklang mit der Natur leben. Die Landschaftsbeschreibungen sind sehr bildhaft, so dass man alles wunderbar vor Augen hat. Die Handlung wird durch kursive Abschnitte unterbrochen, die einen Teil der Vergangenheit erzählen und die Gegenwart der Geschichte mit Puzzlestücken ergänzen, so dass man langsam ein ganzes Bild bekommt.


    Die Charaktere sind sehr detailliert skizziert und schön ausgearbeitet. Ayré ist schon als junge Frau sehr selbständig und muss für sich selbst sorgen, denn sie hat keine Familie mehr. Sie ist wissbegierig, clever und dabei hilfsbereit. Ayré hat ein gutes Herz und möchte einfach irgendwo dazu gehören. Sie ist einsam und leidet unter der Situation, eine Ausgestoßene zu sein. Gleichzeitig genießt sie aber auch den Respekt ihres Stammesoberhauptes, der ihr zuhört und ihre Überlegungen und Gedanken beachtet. Hardo ist ein junger Mann, der sich schon einige Fehltritte geleistet hat und nun seine Strafe annehmenmuss. Er wirkt überheblich und großspurig, dabei versucht er dadurch nur seine Unsicherheit zu überspielen. Hardo macht von Beginn an keinen sympathischen Eindruck, doch durch die Begegnung mit Ayré entwickelt er sich zu einem ganz normalen und fast netten jungen Mann, der sich auch um andere sorgt und diese beschützen will.


    Auch die mystische Geschichte um die Flusswesen und die Gestaltenwandler, an die die Eingeborenen glauben, hat die Handlung sehr schön unterstützt und ihr zu einem Mehrwert an Unterhaltung verholfen.


    „Im Land des Wassermondes“ ist eine schöne und unterhaltsame Geschichte, die dem Leser eine Auszeit vom Hier und Jetzt ermöglicht und ihn in eine fremde Welt entführt voller Magie und Zauber. Eine Leseempfehlung für alle, die sich gern wegträumen!


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    Bücher sind Träume, die in Gedanken wahr werden. (von mir)


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    Albert Einstein


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    gelesene Bücher 2020: 432 / 169960 Seiten