Annika Meyer - Verschwundene Seelen: die Vergessenen der Wirklichkeit

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    "Verschwundene Seelen" ist der Debütroman einer sehr jungen Autorin: Annika Meyer, Jahrgang 1999. Daher möchte ich meine Rezension damit beginnen, herauszuheben, was für eine Leistung es ist, in diesem Alter nicht nur die Kreativität, sondern auch die Selbstdisziplin aufzubringen, einen Roman zu schreiben und zu überarbeiten, einen Verlag dafür zu finden und das Buch tatsächlich zu veröffentlichen! Die erste Fassung der Geschichte hat sie sogar schon im zarten Alter von 13 Jahren aufgeschrieben. Ich halte sie für herausragend talentiert und bin mir sicher, dass wir in Zukunft noch viele interessante Werke von ihr zu erwarten haben.


    Bereits nach wenigen Kapiteln war ich beeindruckt davon, wie reif sich ihr Schreibstil schon liest. Sie schreibt angenehm bildlich, flüssig und einfallsreich, kann eine Szene gut aufbauen und hat ein feines Gespür für Tempo und Spannungsbogen. Allerdings haben mich die zahllosen Wiederholungen von Wörtern oder Ausdrücken immer wieder gestört - da hätte ich mir mehr sprachliche Abwechslung gewünscht!


    Zitat (S. 25 des Hardcovers):
    "Aber sie haben auch diese unheimliche, durchsichtige Farbe. Wenn man das überhaupt Farbe nennen kann."
    Alina konnte sich noch genau an diese durchsichtige Farbe erinnern. Sie war unheimlich.


    Die Grundidee ist vielleicht nicht ganz neu: Jugendliche werden auserwählt, bekommen magische Fähigkeiten und sollen die Welt retten. Aber die Autorin beschreibt das sehr bunt und vielfältig, mit vielen interessanten Wendungen und Ideen. Allerdings passieren in meinen Augen zu viele Dinge ohne tiefergehende Begründung oder Erklärung.


    Zum Beispiel haben die "Schattenmenschen" magische Fesseln erfunden, die sich durch die Magie der Guten nicht zerstören lassen. Es wird gesagt, dass deswegen die "Welt der sieben Welten" entstand, deren Durchquerung die Zerstörung der Fesseln ermöglicht. Ok, aber wie? So eine Welt taucht doch nicht über Nacht einfach so auf - und wenn die Magie der Guten nicht ausreicht, die Fesseln zu zerstören, wie kann sie dann ausreichen, um eine Welt zu erschaffen, die genau das möglich macht? Die Durchquerung dieser Welt liest sich spannend, ohne Frage, aber ohne das Wie und Warum wirkt es auf mich wie Spannung ohne tieferen Sinn.


    Für mich ist es gerade im Genre Fantasy enorm wichtig, dass die beschriebene Welt in sich schlüssig und durchdacht ist, denn nur so holt mich die Geschichte tatsächlich ab und erlaubt es mir, sie für den Moment zu glauben. Ich zweifle nicht daran, dass Annika Meyer viel Herzblut und Hirnschmalz in ihre Welt gesteckt hat - aber sie lässt mich meines Erachtens nicht genug daran teilhaben, wie sie "funktioniert".


    Die Jugendlichen, um die es geht, sind alle sehr unterschiedlich: ein Nerd, eine modebewusste Oberzicke, ein kleines Mädchen, zwei Sportler und eben Alina, unsere Heldin, die ein ganz normaler Teenager ist. Eigentlich würden sie von sich aus wohl nichts miteinander zu tun haben wollen, und tatsächlich gibt es anfangs auch Reibungen und Konflikte, aber im Laufe der Geschichte wachsen sie immer mehr zusammen. Diesen Teil der Geschichte, mit Themen wie Freundschaft, Familie, Akzeptanz und Zusammenhalt, fand ich sehr schön geschrieben und unterhaltsam.


    Alina, Jonas, Mia, Luna und Anton lernt man als Leser ziemlich gut kennen. Sie werden lebhaft und sympathisch beschrieben, und ich konnte gut mit ihnen mitfühlen. Die anderen Charaktere blieben für mich aber leider eher blass. Auch die Liebesgeschichte konnte mich nicht ganz überzeugen - ich konnte die Chemie zwischen Alina und Jonas einfach nicht spüren.


    Ich fand oft etwas unglaubhaft, was die Jugendlichen alles mit sich machen lassen. Im Prinzip wird ihnen gesagt: Ihr seid auserwählt, die Probleme zu lösen, die andere verschuldet haben. Dabei werdet ihr mit hoher Wahrscheinlichkeit sterben, aber da müsst ihr jetzt durch, stellt euch nicht so an. In einer Szene wird Alina von den Guten (!!) so hart ins Gesicht geschlagen, dass sie beinahe bewusstlos wird, in den Bauch getreten, niedergerungen und mit dem Messer bedroht. Ja, sie wehrt sich, und das erbittert - aber später entschuldigt sie sich dafür und macht dann doch, was von ihr verlangt wird.


    Auch die Auflösung der Geschichte hat mich nicht gänzlich überzeugt, denn sie wirkt etwas übereilt, lässt vieles ungeklärt und beruht zum Teil auf etwas, das die Jugendlichen eigentlich schon die ganze Zeit wussten, aber irgendwie kollektiv vergessen hatten. Wir erfahren nicht tiefergehend, wie die Umsetzung tatsächlich möglich gemacht wurde - es funktioniert einfach.


    Fazit:
    Als Erstlingswerk ist "Verschwundene Seelen" eine beeindruckende Leistung, und Annika Meyer ist zweifellos eine talentierte Nachwuchsautorin. Für mich ein vielversprechendes Buch, das sein Potential nicht ganz entfalten konnte! Der Schreibstil ist vielversprechend, aber er krankt ein wenig an häufigen Wortwiederholungen. Die Welt ist interessant, aber es bleibt in meinen Augen zu vieles unerklärt. Die jugendlichen Helden sind sympathisch, aber sie sind zum Teil etwas blass. Auch das Ende ließ mich etwas unbefriedigt zurück.


    Übrigens sollte man nach Möglichkeit nicht lesen, was hinten aufs Buch gedruckt wurde, denn das nimmt etwas vorweg, was erst auf den letzten 30 Seiten des Buches passiert, und ruiniert damit eine der größten unerwarteten Wendungen des Buches!

  • Verschwundene Seelen – Die Vergessenen der Wirklichkeit (Annika Meyer)


    Erschienen:
    01.März 2016
    Seitenzahl: 340
    Verlag: Fabulus Verlag
    Hardcover: 16,95€
    ISBN: 3944788176


    Die Autorin


    Annika Meyer, Jahrgang 1999, ist musisch und künstlerisch hochtalentiert und hat bereits an mehreren Wettbewerben erfolgreich teilgenommen. Ihre wahre Leidenschaft gilt aber der Literatur und dem Schreiben. Neben der Schule widmet sie jede freie Minute diesem Hobby. »Verschwundene Seelen« ist ihr Debütroman.


    Verschwundene Seelen


    Sie sind zu siebt und gehören zum engeren Kreis der Auserwählten. Ihre Aufgabe ist es das Buch des Lebens vor der Vernichtung durch die Schattenmenschen zu retten. Möglich ist den Jugendlichen dies durch ihre magischen Fähigkeiten, welche es ihnen ermöglicht einen Kampf zu führen, welcher den übermächtigen Feind, der mit äußerster Brutalität vorgeht, in den Enge treiben soll. Das „Zauberbuch“ hat für sie oberste Priorität und die Sieben tun alles dafür es zu retten. Doch wird es ihnen gelingen es vor den Fängen der Schattenmenschen zu retten? Das sollte es, denn die Auserwählten zahlen einen hohen Preis für ihre Aufgabe. Solange sie sich in ihrer Parallelwelt bewegen, verlieren Freunde, Verwandte und ihre Familie jegliche Erinnerung an sie.

    Fazit


    Ein Buch, welches mich vor allem durch sein wunderschön gestaltetes Cover in seinen Bann ziehen konnte. Zu sehen ist eine düstere Atmosphäre mit einem Baum sowie dem grünen Sonnenlicht, welches durch diese fällt. Ein besonderes Highlight ist der dunkelgrüne Schnitt, welcher dem Buch noch eine besondere Note gibt.


    Doch leider konnte das schön gestaltete Buch selbst, nicht von seinem Inhalt ablenken. Bereits nach wenigen Seiten fehlte mir die Spannung und ich verlor immer mehr die Lust weiter zu lesen. Einige Kapitel fand ich wirklich gut gestaltet, wobei mir auch der Schreib- und Erzählstil gefiel. Einige Rechtschreibfehler sind mir auch ins Auge gesprungen, was ich aber nicht übertrieben finde.
    Leider fehlte mir der typische „Rote Faden“ oder ich hatte ihn schon nach einigen Seiten verloren. Ich kam nicht wirklich in die Geschichte hinein und fand auch die Wiederholung von Wörtern und Wendungen ziemlich anstrengend.


    Die Idee des Romans selbst ist ebenfalls nicht neu. Magische Kräfte, die Auserwählten, welche letztlich gegen den „Feind“, die Schattenmenschen, kämpfen müssen. Erinnert mich doch sehr an einige Romane, die es bereits auf dem Markt gibt. Trotzdem eine interessante Grundidee, aus welcher man definitiv hätte mehr machen können.
    Ich glaube, dass die junge Autorin noch mehr Potenzial hat als dieses Buch zu erkennen gibt. Ich bin gespannt, ob wir noch mehr von der jungen Dame hören werden.
    Alles in allem fand ich den Roman in den Ansätzen nicht schlecht, allerdings konnte er mich nicht wirklich fesseln.


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