Ute Aland - Die Pianistin

  • Schon in jungen Jahren findet Joelle zur Musik und in ihreinen besonderen Freund. Wenn sie Klavier spielt, kann sie ihren Glauben undihre Gefühle ausdrücken und den Menschen die Welt nahe bringen, die sie sieht. Dereinzige in der Familie, der dies sofort erkennt, ist ihr Großvater. JoellesLiebe zur Musik führt sie an die Universität, wo sie ihren Ehemann Felixkennenlernt, der ebenfalls für die Musik und für seinen Glauben lebt. Baldstellt sich für Joelle der erste Erfolg ein, sie wird gebucht und hat größereAuftritte. Doch ein Autounfall beendet ihre Karriere schlagartig, und der Kampfzurück in ein normales Leben ist sehr schwer für sie. Joelle hadert mit Gott,versucht verzweifelt herauszufinden, warum das alles ihr passiert und weitereunangenehme Rückschläge in ihrem Leben ziehen sie immer weiter in eine tiefe Glaubenskrise,aus der sie allein nicht mehr heraus zu kommen scheint.


    Ute Aland hat mit ihrem Buch „Die Pianistin“ einen sehrtiefsinnigen und nachdenklichen Roman vorgelegt, der die eigenen Erfahrungen derAutorin widerspiegeln. Der Schreibstil ist flüssig, dabei eher leise undnachdenklich zu nennen. Der Leser steht an der Seite von Joelle und erfährt beiLesen fast den gleichen Schmerz und Kampf, den Joelle innerhalb der Handlung mitsich auszufechten hat. Die Glaubensfragen, die sich Joelle stellt, nachdem dasSchicksal sie so gebeutelt hat, hat sich jeder von uns schon einmal gestellt.Warum lässt Gott das zu? Doch mit Gott kann man kein Geschäft machen, es gehthier um Vertrauen in Gott und die Bereitschaft, die Dinge bedingungslos anzunehmenund daran zu glauben, dass es aus bestimmten Gründen geschieht, auch wenn manvielleicht keinen Sinn darin erkennen kann. Je mehr man fragt oder in Fragestellt, um so mehr wird man enttäuscht, denn eine Antwort wird es darauf nichtgeben, oder vielleicht nur die Gegenfrage: Wie sehr vertraust Du mir?


    Die Charaktere sind von der Autorin sehr detailliert undlebensecht beschrieben, man erkennt in ihnen Menschen, die man selber schongetroffen hat. Joelle wirkt eher schüchtern und zurückhaltend. Sie ist keinMensch, der das Herz auf der Zunge, sondern in ihrer Musik trägt. Der Verlust derMusikerstimme ist für sie nicht nur ein körperlicher Schmerz, denn sie wollte mitihr so viele Menschen erreichen. Der Hauskreis, dem sie sich angeschlossen hat,plappert zwar fromme Sprüche, doch ist er Joelle wenig hilfreich und unterstütztsie in ihrer Krise so gar nicht, da die Mitglieder einfach zu oberflächlichsind. Einzig ihre Freundin Caro ist eine wirkliche Freundin, deren Glaube demvon Joelle ähnlich ist und mit der Joelle immer mehr Zeit verbringt. Guiseppeist der sympathischste Protagonist in diesem Roman, denn er ist voller Wärme,Vertrauen und lebt mit einer Leichtigkeit, die ansteckend ist. Dabei ist ertiefgläubig, was sich auch in seiner Lebensweise wiederspiegelt. Ebenso deralte Pastor Lolling, der Joelle endlich aus dem tiefen Tal heraus holt und ihrMut macht, die Dinge von einer anderen Seite zu beleuchten.


    „Die Pianistin“ ist eine Suche nach Gottes Gründen, dieDinge so geschehen zu lassen, wie sie passieren. Doch eine Antwort wird mannicht erhalten. Einzig das Vertrauen in Gott ist die Lösung. Ein sehrintensives Buch, das jeder Zweifler lesen sollte.


    Sehr lesenswerte :bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5: .

    Bücher sind Träume, die in Gedanken wahr werden. (von mir)


    "Wissen ist begrenzt, Fantasie aber umfasst die ganze Welt."
    Albert Einstein


    "Bleibe Du selbst, die anderen sind schon vergeben!"
    _____________________________________________


    gelesene Bücher 2020: 432 / 169960 Seiten

  • Klappentext
    Was ein Segen ist und was nicht, erkennt man manchmal nicht sofort … Joelle ist Pianistin und liebt nichts mehr als die Musik – ausser Gott. Doch als alles zerbricht, woran sie bislang geglaubt hatte, beginnt eine verzweifelte Suche nach der Wahrheit. Eine moderne Hiobsgeschichte über die grossen Fragen des Glaubens.


    Über die Autorin
    1968 am Niederrhein geboren entdeckte Ute Aland schon früh ihre Liebe zur Gartenkunst und zur Malerei. Sie wurde daraufhin später freischaffende Landschaftsarchitektin und erhielt für ihr Schaffen 2009 den bundesweit ausgelobten TASPO-Award als beste Gartendesignerin. Ihr erstes Buch Frostssprengung veröffentlichte sie im Selbstverlag. Diese Parabel über einen jungen Mann, der durch Widrigkeiten seine Identität und Berufung findet, mag im Nachhinein wie eine biografische Vorwegnahme erscheinen. Während eines Sabbatjahres, dem die Schliessung des Landschaftsarchitekturbüros folgte, wurde zu der Ausstellung von Acrylgemälden von Ute Aland ein Ausstellungskatalog veröffentlicht. Das Schreiben hat Ute Aland nicht mehr losgelassen und so entstand 2014 der Roman Die Gottesversprecher, die auf Tatsachen basierende, fiktive Geschichte von Sara, die in die Fänge einer Sekte gerät. (Quelle: amazon.de)


    Mein Leseeindruck
    Joelle ist auf der Überholspur. Sie ist erfolgreiche Pianistin, glücklich verheiratet und tief in einem Freundeskreis verankert, mit dem sie auch ihren Glauben teilen kann. Joelle ist Christin, glaubt an Gott und liebt nichts mehr als ihn. Doch eines Tages verändert ein einziger, kurzer Moment schlagartig alles. Joelles Lebens- und Glaubensgerüst droht in sich zusammenzufallen. Eine verzweifelte Suche nach dem Warum und nach der Wahrheit beginnt.


    Absolut authentisch, gradlinig, ehrlich und direkt beschreibt Ute Aland mit Hilfe ihrer Hauptprotagonistin Joelle den Weg durch die 'dunkle Phase'. Als Leser steht man an Joelles Seite und erlebt ihr Leiden hautnah mit. Gemeinsam mit ihr stellt man immer wieder die Frage «Warum lässt Gott das zu?».


    Was in christlicher Lektüre sonst meistens fehlt, zieht sich hier von Anfang bis Ende durch jedes Kapitel: Zweifel werden ausgesprochen und das Leiden erhält eine Stimme. Zweifler, Leidende, Menschen, die durchs 'dunkle Tal wandern' stellen unangenehme Fragen und sind nicht zuletzt deshalb in vielen Glaubensgemeinschaften nicht gern gesehen: Wessen Herz angesichts der Herrlichkeit und Liebe Gottes nicht förmlich übersprudelt, glaubt nicht richtig. Wer zweifelt und unangenehme Fragen stellt hat die Grenze zur Gotteslästerung überschritten. Solche Menschen werden in vielen Gemeinden und Hauskreisen höchstens geduldet - wenn überhaupt. Diese Tatsache wird auch in Die Pianistin ganz offen dargestellt. Dabei bleibt die Autorin aber sachlich, so dass in ihren Schilderungen zu keiner Zeit etwas Anklagendes oder Verurteilendes zu finden ist. Ein grosses Plus in meinen Augen.


    Mit Joelle konnte ich mich sehr gut identifizieren. Ich habe auf jeder einzelnen Seite mit ihr mit gelitten und an der einen oder anderen Stelle gemeinsam mit ihr sogar eine Träne vergossen. Auch alle anderen Charaktere erschienen mir sehr lebensecht. Nicht selten konnte ich Parallelen zu Menschen in meinem eigenen Umfeld sehen. Besonders berührt haben mich die drei Personen, die Joelle halfen, aus dem Sumpf des Leidens wieder heraus zu kommen. Mit der Wahl eines Clowns, eines Landstreichers und eines ausgedienten Pastors für die Besetzung dieser Schlüsselfiguren zeigt sich mir eine weitere, wichtige Botschaft (neben zahlreichen anderen in diesem Buch): Die grössten Propheten sind nicht jene mit dem grössten Publikum...


    Mit einem sehr ruhigen, aber schnörkellosen und klaren Schreibstil führt Ute Aland durch eine mitreissende, sehr nachdenklich stimmende Geschichte rund um den christlichen Glauben. Am Ende steht keine Antwort auf all die Fragen. Dafür jedoch die Erkenntnis, dass es um tiefstes Vertrauen und bedingungslose Hingabe geht. Der Autorin ist mit diesem autobiografischen Roman ein inspirierendes und zutiefst bewegendes Buch über die grossen Glaubensfragen gelungen. Diese moderne Hiobsgeschichte ist definitiv bei mir angekommen. Ich konnte mich und meine eigenen Erfahrungen sehr stark wiedererkennen, was die Lektüre zu etwas ganz Besonderem gemacht hat.


    Fazit
    Ute Aland hat mit Die Pianistin einen wundervollen, autobiografischen Roman über Zweifel, Trauer, Wut, aber auch über Liebe, Hingabe, Erkenntnis und Aufatmen geschrieben. Ein Buch über die persönliche Beziehung zu Gott, über die grossen Fragen des Lebens und des Glaubens. Inspirierend, Mut machend und lebensbejahend - sehr empfehlenswert! :bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5: