Der Neuling und seine Kurzgeschichte (Kritikthread)

  • Hey Freunde.


    Mein Name ist Don und ich gehe für mich grad sehr ungewohnte Wege. Ich war schon immer sehr kreativ (wer ist das hier nicht ^^), war aber nie ein Bücherwurm. Gelesen habe ich hauptsächlich Berichte und Fachartikel, davon jedoch Unmengen. Aus anderen Beweggründen musste/wollte ich schreiben, Businesspläne Ideenkonzepte etc.


    Nun habe ich mir gedacht, warum nicht meine "Talente" umlagern und ein Buch oder eine Kurzgeschichte schreiben. Ich bin jedoch wahnsinnig selbstkritisch und unsicher wenn ich einen Ausgang nicht "kalkulieren" kann. Ich habe mich einzig und allein hier angemeldet um Kontakt zu Autoren aufzubauen und um festzustellen ob ich wirklich Talent habe oder nicht. Da ich Angst vor Bewertungen habe, hats nun seit Anmeldung in diesem Forum lange gedauert, aber nun will ich hier einfach mal ein paar Zeilen veröffentlichen um zu sehen was passiert.


    Vorweg meine Schwächen sehe ich in der Grammatik, dort muss ich mich verbessern. Der Text ist nicht lektoriert und evtl in seiner jetzigen Fassung nicht vollständig. Und natürlich ist der Text nicht die gesamte Geschichte.


    Würde mich über sämtliche Kritiken, Ideen und Verbesserungsvorschläge sehr freuen.
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    Detective Donnacha O´Connell


    Der Dunst von Parfum und billigem Rasierwasser stand in der Luft, Detective Donnacha O´Connell fiel es schwer zu atmen. Sein Schädel dröhnte immernoch von der letzten Runde Scotch.
    Scheiße bin ich müde, dachte sich O´Connell als er den Tatort betrat. Wieder so ein junges Ding, die dritte in 4 Wochen.


    “Was haben wir ?”, fragte O´Connell mit verrauchter Stimme. “Das Opfer wurde mit 9 Messerstichen getötet.”, sagte der Kerl von der Spurensicherung den Donnacha nicht kannte. “Wir haben zwei Messer die in Frage kommen, sie hat überall Stichwunden, aber außer denen hat sie keine weiteren Verletzungen.” führte er fort.
    O´Connell fing an zu grübeln. Er beugte sich über die Leiche und suchte mehrere Minuten nach Hinweisen.
    “Irgendwas ist anders.” murmelte er vertieft.
    “Was ist ? Haben sie was entdeckt ?”, fragte der Kerl von der Spurensicherung aufdringlich.
    “Tütet alles ein und ab damit aufs Revier!”,knirschte O´Connell ignorierend.
    Der Tatort wirkte brutal, das junge Mädchen aus dem Rotlichtmilieu, übersät mit Stichwunden in einer riesigen Lache dunkelroten Blutes.
    Selbst Don O´Connell sah solche Brutalität nicht oft.
    Es nagte an ihm. Er wurde nervös, fast panisch lockerte er seine Krawatte. Sein Hemd war durchgeschwitzt und abgetragen.


    Fast überstürzt richtete er sich auf und verließ nichtssagend den Raum.



    An seinem Ziel angekommen, ging er durch einen versifften Hauseingang mitten in Levee. Er ging jedesmal von hinten durch den Innenhof, vorbei an dem Gangstergesindel. Sie erkannten ihn immer, grüßten ihn aber nur wenn sie mussten.
    Don war dieser Abschaum egal, er registrierte sie kaum. Er hatte nur ein Ziel, durch den Innenhof, durchs Gebäude, vorbei an den Mädchen und die Kellertreppe runter. Vorbei an den bewaffneten Jungs und der schweren Eisentür, die jedesmal quietschte und knirschte als würde sie 100 Tonnen wiegen.


    Nichts anderes ging durch seinen Kopf. Nur vorbei an dieser Eisentür.


    Er ging durch den Innenhof, es begann zu regnen. Das Geräusch seiner Schuhe in den Pfützen des schäbigen Innenhofes hallte in seinem Kopf, er wirkte konzentriert und doch abwesend. Er betrat das Gebäude. Man kannte ihn dort.
    “Hi, Don…”, sagte das erste Mädchen dem er in dem Gebäude begegnet, “sehen wir uns nachher noch ?” fragte sie mit einem Lächeln.
    “Heute nicht Kleines, ich hab zu tun”, sagte er mit bestimmer Stimme und schob sich an ihr vorbei. An der Treppe angekommen dachte er, nur noch wenige Schritte.


    Er ging die Treppe hinunter und donnerte gegen die genietete Eisentür.







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    Ich sehe grade das der Text hier im Forum nicht so formatiert ist wie ich ihn formatiert habe, ich habe jetzt grobe Schadensbegrenzung betrieben, aber schön ist was anderes.


    Nun, ich habe direkt eine Frage. Wie geht man als Autor mit Gedankengängen der Charaktäre um, ich habe gelesen man schreibt den Satz kursiv. Ich finde das jedoch nicht ganz so gelungen, da die Unterscheidung zwischen Gedanken und Geschehen im Lesefluss durchaus undeutlich sein kann.

  • Ah! Ein Ermittler und eine zugerichtete Leiche. Das schreit nach einem düsteren Thriller. Ich habe deine Bitte ernst genommen und dir eine Version deines Textabschnittes mit Korrekturen versehen, wie man sie anbringen könnte. Die meisten beziehen sich auf Grammatik (Deine Rechtschreibung wirkt durchweg gut). Du findest diese Anmerkungen im Dokument "Hilfestellung". Habe mir die Freiheit genommen und den Text in meiner Art zu Schreiben verändert, damit du einmal die Perspektive wechseln kannst und vielleicht deine eigenen Schlüsse daraus ziehst. Er ist eng an deinem Original angelehnt. Du findest ihn unter "Veränderte Version RO". Hoffe, du kannst damit was anfangen.

  • Das meiste hat Raiko schon gesagt und gute Verbesserungsvorschläge gemacht. Ich finde die Beschreibung der Szenen von kleinen Schwächen (auch hier: siehe Raiko) abgesehen gut gemacht, die Stimmung kommt rüber. Die Dialoge wirken dagegen noch etwas politurbedürftig, gestolpert bin ich über die Stelle knirschte er ignorierend. Ich weiß, was Du damit sagen willst (O'Connell ist angefressen, und der Typ von der Spusi geht ihm mit Verlaub auf den Sack), mit der Verwendung von ignorierend als Adverb habe ich Schwierigkeiten. Mein Vorschlag: knirschte er, ohne auf die Frage des Spurensicherers einzugehen.


    Beim letzten Satz musste ich etwas schmunzeln. Ich nehme an, gemeint ist, dass O'Connell auf eine Art und Weise anklopft, die man nicht mehr als höflich empfinden muss, aber das Wort dagegendonnern weckte bei mir im ersten Moment die Assoziation, dass er frontal gegen die Tür rennt.

  • Das klingt schon einmal nach einer guten ersten Version. Es ist lebendig, nicht wirr und inhaltlich interessant. Talent könnte durchaus vorhanden sein. Dem Text fehlt allerdings (von formalen Fehlern ganz abgesehen) die Überarbeitung. Um einen guten narrativen Text zu verfassen, ist es unumgänglich zu lernen, wie das geht (schau dich einmal hier im Autorenbereich um, da gibt es mehrere Threads zu dieser Thematik).


    Spontan fallen mir folgende Punkte auf:


    - viele Wortwiederholungen (Innenhof, Eisentür, ging, sagte ...)
    - "entschleunigende" Formulierungen (fing an, begann)
    - Gleichzeitigkeit (lebendiger wirkt es fast immer, die Dinge als Ablauf zu formulieren)
    - wenig anschauliche Formulierung (wie sucht der vorgebeugte Polizist denn mehrere Minuten lang nach Hinweisen? Steht der einfach da und glotzt? Dreht und wendet er die Leiche?)
    - unpräzise Wortwahl (Menschen sind brutal, Tatorte nicht - vielleicht etwas für Knauser, aber so bin ich nun einmal)
    - Füllformulierungen (alle wissen, dass Blut rot ist, es nebenbei noch einmal zu erwähnen, ist nicht unbedingt hilfreich, wenn die Eisentür queitscht, als wöge sie 100 Tonnen, muss sie vorher nicht noch als schwer bezeichnet werden)
    - unnötige Realtivierungen (fast panisch, fast überstürzt)
    - einige Füllwörter
    - generalisierende Formulierungen, wo es lebendiger wirkte, einfach in der Erzählgegenwart zu bleiben ("jedesmal")
    - im ersten Gespräch fehlt Mimik und Gestik


    Zu deiner Frage: Ja, in der Literatur wird Gedankenrede meist durch Kursivschreibung (und einen nachfolgenden Absatz) dargestellt (die offizielle Rechtschreibregel, sie wie wörtliche Rede in Anführungszeichen zu setzen, habe ich noch nie in einem Roman gesehen). Kreative Ansätze, um Gedanken optisch noch besser vom Erzähltext abzusetzen, sind leider nicht sehr verbreitet.

  • Darf ich es mal sagen? Es ist echt schade ... Da macht man sich die ganze Mühe mit den Vorschlägen und es kommt einfach keine Reaktion zurück. Wir sind hier keine Automaten, denen man Zettel einwirft und es kommen Korrekturen heraus. Was sollen wir da tun @Martin Hühn? Wahrscheinlich werde ich nur noch auf die Sammelthreads verweisen - und auf diesen hier.

  • Darf ich es mal sagen?

    Auch wenn ich nicht direkt angesprochen bin: Das darfst Du nicht nur sagen, das muss einfach mal gesagt werden. Ich kann im Prinzip ganz gut mit - eigentlich nicht so gern gesehenen - Autoren leben, die hier nur den Link zu ihren Büchern einkippen, aber wenn ich Antworten bekomme, zumal wenn ich explizit um Hilfe oder eine Beurteilung bitte, dann sollte ich auch darauf eingehen.

  • Hallo,
    auch ich denke, dass der Text Potenzial hat. Auf Grammatik gehe ich nicht weiter ein, das hat @Raiko Oldenettel schon vorbildlich erledigt.


    Leider ist Dein Text viel zu allgemein gefasst. In einem Kriminalroman ist das Eintreffen und Befinden am Tatort mit entsprechenden Wahrnehmungen und Emotionen des Detectives zu füllen. Das ist die Spielwiese des Ermittlers, wo er sich austoben und wo er seine ganze Stärke entfalten kann. Was ist die Besonderheit an diesem Verbrechen in Deiner Geschichte? Es ist schon die dritte junge Frau in vier Wochen - also wahrscheinlich ein Serienmörder. Es ist ein guter, vielversprechender Anfang.


    Zwei Sachen in diesem kurzen Abriss Deiner Geschichte sorgen jedoch dafür, dass Du mich als Leser verlieren würdest.


    1.)


    Er beugte sich über die Leiche und suchte mehrere Minuten nach Hinweisen.

    Wo sind die Details, die man beim Aufklären eines Verbrechens erwartet. Was macht diesen Mord so besonders? Was ist das Motiv des Täters? Nutzt er ein Symbol? Du deutest an, etwas ist anders an diesem Mord - aber was? Ist er schlampiger ausgeführt (ein Nachahmungstäter vielleicht?)? Es werden zwar Fragen beim Leser aufgeworfen, aber es macht einen Unterschied, ob die Fragen aus Neugier an der Geschichte entstehen oder an mangelnden Informationen durch den Autor. Zweiteres ist tödlich und auch der Grund, warum ich das Buch weglegen würde --> kommen wir zu 2.), spätestens da würde ich aufhören zu lesen.


    2.)

    “Tütet alles ein und ab damit aufs Revier!”

    Alles eintüten? Was ist "alles"? Der Leser erwartet diese Information. Es scheint, als sei Detective Donnacha O'Connell mit der Situation überfordert - so wirkt es auf mich als Leser - nicht mehr und nicht weniger.
    Ich vermute jedoch, dass Du Dir noch keine genaueren Gedanken über diese Morde gemacht hast. Deswegen wird es Dir schwer gefallen sein, diese wichtigen Details in die Geschichte einzubauen.


    Der Name Deines Protagonisten ist beinahe ein Zungenbrecher. Er ist definitiv nicht stereotyp (was gut ist), aber wenn er schon Donnacha heißt, sollte er einen einfacheren Nachnamen bekommen. Diese Namenskombination ist ein wenig herausfordernd für die Leser.


    Du solltest diese Anregungen verwenden und den Text überarbeiten.


    Dazu würde ich auch gerne noch etwas sagen:


    Darf ich es mal sagen? Es ist echt schade ... Da macht man sich die ganze Mühe mit den Vorschlägen und es kommt einfach keine Reaktion zurück. Wir sind hier keine Automaten, denen man Zettel einwirft und es kommen Korrekturen heraus. Was sollen wir da tun @Martin Hühn? Wahrscheinlich werde ich nur noch auf die Sammelthreads verweisen - und auf diesen hier.

    Leider ist wohl genau dies der Grund, warum es heute so verdammt schwer geworden ist, ungezwungene Meinungen und Kritiken zu bekommen. Ich kenne andere Autorenforen, wo sich diese Mühe eben genau deswegen nicht mehr gemacht wird. Was ich im Übrigen auch als äußerst traurig empfinde. @Raiko Oldenettel, Du hast Dich mit dem Text befasst und bist der Bitte von @Donnacha O Connell nachgekommen. Ich hoffe einfach, dass er die Tipps beherzigt, sich Dein Lektorat anschaut und die aufgezeigten Problemstellen überarbeitet.
    Ich kann Dich verstehen.

  • Darf ich es mal sagen? Es ist echt schade ... Da macht man sich die ganze Mühe mit den Vorschlägen und es kommt einfach keine Reaktion zurück. Wir sind hier keine Automaten, denen man Zettel einwirft und es kommen Korrekturen heraus. Was sollen wir da tun @Martin Hühn? Wahrscheinlich werde ich nur noch auf die Sammelthreads verweisen - und auf diesen hier.

    Tja, es scheint tatsächlich als wäre Don spurlos verschwunden und das ist wirklich nicht sehr höflich. Aber man kann ja nicht von einem auf alle anderen schließen, die vielleicht noch kommen. Und da ich solche Korrekturen sowieso nur mache, wenn ich gerade Lust dazu habe (oder per PN im direkten Austausch mit eigenen Kapiteln), ist für mich nicht viel verloren.