Peter Finn & Petra Couvée - Die Affäre Schiwago / The Zhivago Affair

  • Klappentext:


    Ein Roman wird zur Waffe


    Es beginnt wie ein Spionageroman: Mitten im Kalten Krieg bringt ein italienischer Verlagsagent das Manuskript von Doktor Schiwago heimlich außer Landes. Die Sowjets hatten Pasternaks Buch auf die Schwarze Liste gesetzt. Im Westen sollte es ein Welterfolg werden. Von nun an überschlagen sich die Ereignisse. Die CIA veröffentlicht eine russische Ausgabe von Doktor Schiwago und schmuggelt sie nach Moskau, um das Sowjetregime zu schwächen.
    Die Propageandaschlacht hat begonnen.
    Peter Finn und Petra Couvèe haben das gefährliche Verwirrspiel um Ideologie, Macht und Kontrolle mit Bravour entschlüsselt. Sie erhielten erstmals Einsicht in die CIA-Akten, recherchierten in russischen Archiven und sprachen mit Überlebenden. Entstanden ist ein literarischer THriller: temporeich, authentisch und präzise.


    Eigene Beurteilung/Eigenzitat aus amazon.de:


    Temporeich? Na ja, nicht so ganz. Aber authentisch und präzise würde ich unterschreiben.


    Nach einigen ersten Erfolgen als Lyriker hat sich der russische Autor Boris Pasternak schließlich der Prosa zugewendet und mit "Dr. Schiwago" einen Roman geschrieben, der seine persönlichen Eindrücke und Erfahrungen mit der Oktoberrevolution, dem Zweiten Weltkrieg und der gesamten Stalinära verarbeiten sollte. Dabei hat er sich einer vergleichsweise lyrischen Sprache bedient und obwohl die organisierten Schriftsteller der UdSSR sich daran halten sollten, nicht nach den von der Regierung gegebenen Vorgaben geschrieben. Und nur dann konnte er mit einer Veröffentlichung in Russland rechnen. Eine Veröffentlichung im Ausland bedurfte genauso der Genehmigung und die konnte erst nach der in Russland erfolgen.


    Wohl wissend, dass das Buch in seinem Sinne nicht in der UdSSR veröffentlicht werden würde, las er auf Literaturabenden trotz immer wieder daraus vor und verteilte Abschriften von Manuskriptenteilen in alle Richtungen. Schließlich gab er seinem italienischen Verleger ein Manuskript mit, mit der Auflage, dieses ins Italienische übersetzen zu lassen und dann zu veröffentlichen - und sich auch um die Verteilung in andere Märkte zu kümmern.


    Dabei nahm er auch in Kauf, dass die CIA eine russische Ausgabe des russischen Titels veröffentlichen wollte - und diese auf eigene Kosten in den russisch-sprachigen Raum verteilen sollte. Nur durfte nichts darauf hindeuten, dass die CIA dahinter steckte.


    Während das Buch in der westlichen Welt von Anfang an gefeiert wurde und sogar den Literaturnobelpreis erhielt, bekamen Pasternak und seine Mitverschwörer in Russland immer mehr Probleme, so dass sich der Autor schließlich sogar gezwungen sah, den schwedischen Preis abzulehnen.


    Neben der Darstellung von Pasternaks Leben und den verschlungenen Pfaden der Veröffentlichung erzählt dieses Buch auch sehr kenntnisreich vom Leben in stalinistischen und nachstalinistischen Russland und von den Propaganda-Auseinandersetzungen zwischen den USA und Russland - etwa auf der Brüsseler Weltausstellung. Dabei gibt es eine überaus hohe Informationsdichte - wobei nicht unbedingt alle gegebenen Informationen zur Sache relevant erscheinen, was gelegentlich als Hemmschuh für die Lesegeschwindigkeit wirkt. Aber davon Abgesehen ist dieses Buch mit seinem umfänglichen Anmerkungs- und Quellenverzeichnis durchaus interessant und gibt sehr klar eine Antwort auf die Frage: "Wozu ist denn Literatur überhaupt gut?"