David Foster Wallace - In alter Vertrautheit / Oblivion

  • Autor: David Foster Wallace
    Titel: In alter Vertrautheit
    Originaltitel: Oblivion, erschien erstmals 2004
    Seiten: 5 Erzählungen auf 255 Seiten
    Verlag: Rowohlt Taschenbuch Verlag
    ISBN: 9783499245787

    Der Autor: (Klappentext von "Am Beispiel des Hummers")
    David Foster Wallace, 1962 geboren, gilt als einer der wichtigsten Vertreter der amerikanischen Literatur. Er studierte Philosophie und unterrichtete zuletzt Creative Writing am Pomona College in Claremont, Kalifornien. Zahlreiche Veröffentlichungen, unter anderem "Schrecklich amüsant". Sein berühmter Roman "Unendlicher Spass" war 2009 das Buchereignis und hat sich über 70.000 mal verkauft. David Foster Wallace starb am 12. September 2008.

    Inhalt: (Klappentext)
    Ein Giftanschlag mit Schokoladeriegeln, ein verbrühtes Kind, ein durchgedrehter Lehrer – auch in seinen neuen Erzählungen nimmt David Foster Wallace die Wirklichkeit ins Visier und erweist sich als scharfsinniger Beobachter und brillanter Erzähler. Er schlachtet unbarmherzig gesellschaftliche Schwachstellen aus und beschreibt, wie Heuchelei, Hass und das Böse in die Welt kommen: ganz langsam, ganz harmlos, im Kopf jedes Einzelnen.

    Meinung:
    Nachdem ich von DFW ein paar humorvolle, und zum Nachdenken anregende Texte gelesen hatte, war ich von diesem Erzählband doch ziemlich enttäuscht. Fünf Erzählungen, die lediglich die wortgewaltigen Sätze enthalten, mit denen DFW scheinbar die Grenzen des Satzbaus austesten möchte, aber leider nicht die scharfsinnigen Analysen und Denkanstösse zu finden sind. Sicher: DFW beschreibt sehr detailreich verschiedene Situationen, die Geschichten sind nicht linear, schweifen wie bei einer Tagträumerei ab. Das ist nicht nur bei „Die Seele ist kein Hammerwerk“ so, wo der Ich-Erzähler im Rückblick sich an eine Geiselnahme (?) erinnert, aber ehrlicherweise nichts davon mitbekommen hat, weil er als Schüler ständig tagträumend aus dem Fenster starrte. Ähnlich ist es auch bei „Mr. Squishy“, einer Geschichte im Werbemilieu, wo eine Testgruppe einen Schokoriegel vor der Markteinführung bewerten soll. Die Erzählung schweift ständig ab, man erfährt von den Wünschen und Zielen des Testleiters, man lernt über die statistische Zusammensetzung und Aussagekraft der Gruppe, aber auch von einer mysteriösen Person, die an der Hausfassade entlangklettert.
    Nichts gegen ausschweifende Erzählungen, und die Satzkompositionen sind wirklich schön zu lesen, aber nach dem Lesen fast jeder Geschichte blieb ich mit einem Gefühl der Leere zurück. Ein richtiges Ende gab es nicht, um was es nun genau ging, weiss ich auch nicht. Auf jeden Fall sind es Geschichten zum raschen Vergessen. Einzige Ausnahme ist die nur vier Seiten lange Geschichte „Inkarnation gebrannter Kinder“, eine Erzählung über ein Kleinkind, das versehentlich von seiner Mutter mit kochend heissem Wasser übergeschüttet wird. Ein kurzer Text, bei dem ich leer schlucken musste, der aber mit den übrigen vier Texten gar keine Gemeinsamkeit hat. Daher kann ich diesen Sammelband nicht empfehlen; wer die (aus meiner Sicht) einzig lesenswerte Erzählung nicht verpassen möchte, der findet sie bspw hier gratis im Netz.