Klappentext:
Chicago 1954: Als sein Vater verschwindet begibt sich der 22 Jahre alte Armeeveteran Atticus Turner in Begleitung seines Onkels George - dem Herausgeber des The Safe Negro Travel Guide - und seiner Kindheitsfreundin Letitia auf eine Reise nach Neuengland um ihn zu finden. Auf ihrer Reise zum Herrenhaus von Samuel Braithwhite - dem Erben des Besitzes, zu dem auch einst einer von Atticus' Vorfahren gehört hat - treffen sie sowohl auf den "normalen" Schrecken des Weißen Amerikas, wie auch auf überlwollende Geister direkt aus den seltsamen Geschichten, die George verschlingt.
Atticus findet seinen Vater in Ketten, gefangen von einer geheimnisvollen Verschwörung, dem Orden der Alten Dämmerung - angeführt von Braithwhite und seinem Sohn Caleb -, welcher zusammengekommen ist um ein Ritual durchzuführen, in dessen Zentrum Atticus stehen soll. Und die einzige Hoffnung auf Rettung - und der des ganzen Turnerclans - könnte die Samen der Vernichtung legen.
Eine schimärenhafte Mischung aus Magie, Macht, Hoffnung und Freiheit, entworfen über die Grenzen der Zeit hinweg, berührt verschiedene Mitglieder zweier schwarzer Familien, so ist "Lovecraft Country" ein verstörend kaleidoskopisches Porträt des Rassismus - des beängstigenden Gespensts, dass uns immer noch verfolgt.
Eigene Beurteilung:
Ein Cover wie eine EC-Comic-Ausgabe von vor langer Zeit, mit einem geisterhaften Haus auf dem Rücken – oder dem Kopf – eines dunklen, mit Tentakeln bewehrtem Wesens. Dazu der Titel „Love-craft Country“, was zusammenmit den Tentakeln an H.P. Lovecraft und seine Dunklen Herrscher, die Uralten, denken lässt. Rechts ein gelber Stempel mit der Aufschrift „American’s Demons exposed.“ Die Marschrichtung des Inhalts dieses Buchs erscheint jedem Horrorfan sofort klar zu sein.
Wir schreiben das Jahr 1954 und die letzten GIs kommen aus den Kriegsschauplätzen in der ganzen Welt zurück. Der Zweite Weltkrieg und der Koreakrieg haben viele Leben gekostet und viele Afro-Amerikaner haben dabei in Uniform geholfen, gegen rassistische, menschenverachtende Regime in der ganzen Welt zu kämpfen – besonders in Deutschland und Italien. Erfahrungen, die sich ja nun eigentlich in den Frieden übertragen lassen müssten.
Das im Klappentext erwähnte ist nur das erste Abenteuer, das die Turnerfamilie und ihre Bekannten mit den Adamiten und ihren Gegnern erleben. Danach geht es noch – im Episodenstil – um ein Spukhaus, ein magisches Buch in einem Versteck voller Fallen, ein sehr seltsames Observatorium, einen unglaublichen Fluch und eine Art Reise in die Vergangenheit, wobei ihnen allerlei gruslige Monster über den Weg laufen und mächtige Zauberer, die um die Vormachtstellung innerhalb ihrer Kreise suchen.
Doch eigentlich – eigentlich geht es doch um etwas ganz anderes. George Turner ist der Herausgeber des Safe Negro Travel Guides, der sein reales Vorbild in Victor H. Greens Negro Motorist Green Book hat und afro-amerikanischen Reisenden in den USA zeigte, wo sie essen, schlafen, tanken und aufs Klo gehen konnten, ohne gelyncht zu werden. Etwas, was elf Jahre vor Selma wirklich notwendig gewesen ist, wie auch die Erlebnisse der Heldinnen und Helden dieser Geschichten und Geschichten, die sie hören, immer wieder zeigen. So gruselig und beängstigend die Dinge auch sein mögen, die den Turners im Kampf gegen die Adamiten begegnen – und die die weißen Charaktere in den einschlägigen Comics stets vor Schreck erstarren lassen -, so verblasst es doch regelmäßig vor den Schrecken, die ihnen ihre „normalen“ Mitmenschen angedeihen lassen. Und dies leider nicht nur 1954.
Wieder einmal hat Matt Ruff ein sehr komplexes und weitreichendes Thema mit sicherer Hand satirisch aufs Korn genommen und so ziemlich jeder seiner verbalen Schüsse trifft ins Ziel. „America’s Demons Exposed“ – tatsächlich.