Udo Wieczorek & Manfred Bomm – Seelenvermächtnis

  • Klappentext
    Die Albträume, die Udo Wieczorek in der frühen Kindheit plagen, erzählen von hohen Bergen und Krieg. Er verdrängt sie, bis sie ihn Jahre später wieder einholen. Er geht auf Spurensuche, findet in Südtirol ein vertrautes Tal und wandert auf alten Pfaden. Déjà-vus und schrecklich real anmutende Träume leiten ihn 1997 schließlich zu einem Fund auf einem ehemaligen Schlachtfeld. Er findet, wovon er nachts zuvor geträumt hatte: die Botschaft eines sterbenden Soldaten aus dem Jahr 1915.
    (Quelle: Gmeiner Verlag)


    Meinung
    Manfred Bomm, ein bekannter Autor der u.a. für seine Krimis bekannt ist, bekommt irgendwann einen Roman von Udo Wieczorek in die Hände. Es ist ein historischer Roman, der den Ersten Weltkrieg thematisiert und in Südtirol spielt. »Personen und Handlung sind frei erfunden. Ähnlichkeiten mit lebenden oder toten Personen sind rein zufällig und nicht beabsichtigt.« heißt es in dem Buch. Doch die Schilderungen sind herausragend und das Nachwort macht Bomm stutzig. Er fragt sich, ob das Buch wirklich nur reine Fiktion sein kann. Er nimmt Kontakt zu Wieczorek auf und findet Erstaunliches, ja, Unglaubliches heraus.


    Tatsächlich scheint Wieczorek die Handlung des Romans gar nicht (gänzlich) erfunden zu haben. Vielmehr ist das von Bomm gelesene Buch Produkt eines Verarbeitungsprozesses. Wieczorek leidete seit seiner Kindheit an verwirrenden, dann auch beängstigenden Träumen. Träumen aus einer Vergangenheit, die er so nie erlebt hat. Diese Träume sind so eindrücklich, dass er sie – anders als das bei Träumen üblicher Weise der Fall ist – nicht vergessen kann. Nach und nach kristallisiert sich heraus, dass es sich um Erlebisse vor und im Ersten Weltkrieg handelt. Doch wessen Erlebnisse? Eines unbekannten Soldaten? Oder Wieczoreks Erlebnisse in einem früheren Leben?
    An diesem Buch scheiden sich wahrscheinlich die Geister. Zu fantastisch, zu hanebüchen erscheint das Ganze. Fest steht, dass Wieczorek in »Seelenvermächtnis« seine Erlebnisse, seine Nachforschungen eindrücklich und spannend schildert. Nur die unnötigen und erzwungenen »Cliffhanger«-Formulierungen am Ende jedes (Unter-)Kapitels wirkten auf mich nervig, ebenso wie eine Menge anderer dramatisch-theatralischer Formulierungen.


    Auch Manfred Bomm erklärt glaubwürdig und nachvollziehbar sein Interesse an dem Fall und die Entdeckungen, die er gemeinsam mit Udo Wieczorek macht.


    Ein Wort noch zum eBook. Viel zu bemängeln gibt es aus technischer Sicht nicht. Allein die Bilder sind praktisch unbrauchbar. Viel zu klein erscheinen sie auf dem Display des eReaders (zumindest auf meinem tolino vision 3 HD). Da hätte der Verlag etwas gründlicher arbeiten können.


    Gänzlich überzeugen konnte mich das Buch nicht. Es bleiben Zweifel an der Geschichte. Doch nachdenklich machte es mich sehr wohl. Vielleicht ist ja doch etwas dran? Man stelle sich nur vor, dass… Auf jeden Fall kann ich das Buch ruhigen Gewissens empfehlen. Möge sich jeder selbst ein Bild davon machen.

  • "Seelenvermächtnis - mein zweites Leben"

    „An den Szenen gab es eigentlich nichts Beängstigendes, alles ging gut aus. Und doch empfand ich diese innere Beklemmung, dieses Gefühl, als würde im nächsten Augenblick etwas Schlimmes geschehen. Im Traum wie im Jetzt.“ U.W.


    Dieses Buch ist eine „Dokumentation des Unerklärlichen“, so die erste Überschrift in dem 370-seitigen Buch. Im Vorsatzblatt steht diesmal nicht das Übliche „Personen und Handlung sind frei erfunden und Ähnlichkeiten mit lebenden Personen rein zufällig“, sondern „Nachfolgendes hat sich tatsächlich zugetragen“.


    Inhalt:


    Der Autor hat seit seiner Kindheit Albträume, in denen er Fetzen von kriegerischen Geschehnissen erlebt die tiefe emotionale Eindrücke hinterlassen. Als knapp Vierjähriger kann er diese Träume nicht einordnen. Mit dem Heranwachsen verblassen die Träume allmählich.

    Nach einem dramatischen Krankenhausaufenthalt und einer Nahtoderfahrung sind diese Träume plötzlich wieder da: Kriegserlebnisse aus dem Ersten Weltkrieg. Durch die tiefe Panik, die diese Albträume erzeugen, beginnt er sich mit den Inhalten zu beschäftigen, versucht an Hand der wenigen konkreten Hinweisen den Ort des Geschehens zu finden.


    Gemeinsam mit Ehefrau Daniela erforscht er Detail für Detail seiner Träume. Mehrere Reisen nach Sexten, im heutigen Südtirol, lange Wanderungen auf die, bislang unbekannten, dortigen Berge fügen ein Mosaiksteinchen nach dem anderen zusammen.


    Hat Udo Wieczorek schon einmal gelebt? Sind seine Träume die Erinnerungen eines Mannes, der Unrecht getan hat?


    Wer glaubt in unserer technisierten Welt an eine „Wiedergeburt“?


    Erzählstil/Sprache/Spannung:


    Im historischen Roman „Flieg, mein roter Adler“ beginnt Wieczorek nach 1997 seine Geschichte in eine Romanhandlung zu verpacken – quasi als „therapeutischen Ansatz“.

    Die teilweisen beklemmenden Situationen der Träume sind in kursiver Schrift abgedruckt.

    Dieser historische Roman ist es, der den Journalisten Manfred Bomm aufhorchen und auf den Plan treten lässt.


    Udo Wieczorek hat immer mehr das Gefühl „seinen Auftrag“ erfüllen zu müssen. Gemeinsam reisen sie nochmals ins Pustertal, beschließen das vorliegende Buch herauszubringen.

    In „Seelenvermächtnis“ kommen neben dem Autor selbst auch seine Frau Daniela und Manfred Bomm zu Wort. Die beiden erzählen, wie Udo plötzlich in dem ortsüblichen Dialekt spricht, eine ihm völlig unbekannte Gegend total selbstsicher durchwandert, der Orte, die er in seinen Albträumen gesehen hat ohne Verzögerung wiederfindet. Sie schildern aber auch, wie Udo Wieczorek manchmal an seine physischen und psychischen Grenzen kommt, wie er Schweiß gebadet und nach Atem ringend aufwacht. Diese Déjà vu- Erlebnisse ereignen sich auch tagsüber. Mit einem Therapeuten zureden, lehnt Udo kategorisch ab.


    Als er dann Artefakte an den im Traum beschriebenen Stellen findet, geht er die Suche nach der Person „Vinz“ beinahe wissenschaftlich an. So durchkämmen Wieczorek und Bomm Pfarrregister, Kriegerfriedhöfe und Ortschroniken. Ein Historiker wertet die gefundenen Artefakte als echt. Von Hand zu Hand werden die beiden Autoren weitergereicht, bis sie letztendlich bei den Nachfahren des Vincenzo Rossi landen. Dort enthüllt sich, nach einigen Stunden rätselhafter Ereignisse, das Geheimnis.


    „Du bist einer von uns“ befindet Mariangela, die Nachfahrin Vincenzos.


    Fazit:

    Ich konnte das Buch gar nicht mehr aus der Hand legen. Wie sagt doch schon Prinz Hamlet „Es gibt mehr Dinge zwischen Himmel und Erde, als unsere Schulweisheit sich träumen lässt“.

    Ich überlasse es jedem Leser, ob und welche Schlüsse er aus diesem Buch ziehen möchte.

    "Ein Tag ohne Buch ist ein verlorener Tag"


    "Nur ein Lesender kann auch ein Schreibender sein oder werden" (Maria Lassnig/1919-2014)