Andreas Pflüger - Endgültig

  • Kurzmeinung

    nordlicht
    Spannend, lässt sich flüssig lesen, die Protagonistin hat mir ein paar zu viele Fähigkeiten (Super-Jenny)
  • Kurzmeinung

    Cordi
    Spannende Story mit einigen Überrachungen, aber einem teils anstrengenden Schreibstil.
  • Jenny, eine bei einem verdeckten Einsatz Jahre zuvor erblindete Ermittlerin, hat ein starkes Motto: alles ist erreichbar.
    Und sie schafft es, sich mit Hilfe ihres Vaters und ihrer eigenen Disziplin das „Sehen mit den Ohren“ anzueignen. Hartes Training verhilft ihr dazu weiterhin in ihrem Beruf zu arbeiten.
    Sie wird von Berlin zur Mithilfe eines alten Falls hinzu gezogen. Es stellt sich heraus: in früherer Widersacher lässt nicht locker. Leider kann sie sich nicht mehr an viele Einzelzeiten an die Zeit vor ihrem schrecklichen Unfall erinnern. Trotzdem ist sie sich sicher, dass Holm keine Ruhe geben wird. Sie befindet sich in Lebensgefahr.


    Die Perspektive, die Geschichte aus der Sicht einer Erblindeten zu schreiben, ist sehr spannend. Das ist eine Facette, die man so nicht kennt und wurde vom Autor sehr gut beschrieben. Man lebt mit Jenny im Dunkeln und erfährt schrittweise, wie sie sich fühlt, an etwas herantastet und mit Problemen und Unvorhergesehenem umgeht.
    Das so genaue Beschreiben des Verhaltens einer Blinden setzt sehr genaue Recherchen voraus. Das ist Andreas Pflügler in meinen Augen absolut gelungen. Mir hat das „Mitermitteln“ sehr viel Spaß gemacht, Spannung erzeugt und mich mit in die Geschichte eintauchen lassen.

  • Die Welt des Bushidō
    Nein, dies ist kein Buch über das Leben des bösen Rappers aus Berlin, sondern ein Krimi um zwei Menschen, die nach der Philosophie des Bushidō leben. Einer davon ist Jenny Aaron, ehemalige Mitarbeiterin einer geheimen Eliteeinheit der Polizei, seit einem Einsatz blind und nun in Diensten des BKA als Vernehmungsspezialistin. Fünf Jahre nach diesem Einsatz wird sie von ihren früheren Kollegen angefordert, weil ein Mörder, für dessen Verurteilung sie verantwortlich ist, im Gefängnis eine Psychologin getötet hat und nur mit ihr reden möchte. Sie folgt dieser Anforderung und schnell wird ihr klar, dass dies nur der Auftakt ist zu einem Kampf um Leben und Tod - und der Lösung der wichtigsten Frage in ihrem Leben.
    So, das wäre nun in Kürze der wichtigste Handlungsstrang - allerdings ist dies nur einer von vielen. Denn so ganz nebenbei werden noch die Vergangenheiten verschiedener Kollegen wie auch der Bösewichte erzählt ebenso wie deren aktuelle Befindlichkeiten. Das Hauptaugenmerk liegt jedoch ganz klar bei Jenny Aaron und zwar in einer Art und Weise, die das Buch anfangs etwas gewöhnungsbedürftig wirken lassen. Alles ist im Präsens und die Empfindungen und Gedanken Jennys dominieren häufig das Geschehen, die als Blinde über noch perfekter ausgebildete Sinne verfügt, wie sie sie bereits als Sehende hatte. So liest man ihre Gedanken und hat doch häufig kaum eine Ahnung, was denn eigentlich gerade los ist - zeitweise stolperte ich fast ein bisschen blind in der Geschichte herum. Dazu kommen jede Menge Sprünge in die Vergangenheit und zurück, bei denen mir zu Beginn nicht immer ganz klar war, von wem nun die Rede ist. Doch wenn man mit Aufmerksamkeit liest, klärt sich Alles recht schnell und es bleibt ein überaus spannender, recht verzwickter und sehr intensiver Thriller, der die zwei Tage (in diesem Zeitraum spielt sich die Geschichte ab) wie eine Ewigkeit erscheinen lassen.
    Was mich gestört hat, sind die Eigenschaften der Hauptpersonen Aaron, Pavlik und des Bösewichts. Ein Einbeiniger, eine Blinde und ein immerhin nicht behinderter 50jähriger weisen Fähigkeiten auf, die jeden Actionfilm zum Fantasyreißer ummodeln würden. Da werden Schläge eingesteckt, die jeden Normalsterblichen in kürzester Zeit unter die Erde bringen würden; treffsichere Schüsse werden aus Distanzen abgefeuert, bei denen man das Ziel nur ahnen kann; Intuition, Empathie und andere Fähigkeiten sind derart ausgeprägt, dass es an Hellseherei grenzt. Alles ein bisschen viel - zuviel wie ich finde. Etwas weniger dick aufgetragen und ich hätte vielleicht eine neue Lieblingsheldin. So aber bleibt es bei einem guten Thriller.

    :study: Das Eis von Laline Paul

    :study: Der Zauberberg von Thomas Mann
    :musik: QUALITYLAND von Marc-Uwe Kling

  • „La sagrada familia“ lautet die Überschrift auf der ersten Seite und es folgt ein Wahnsinns-Einstieg,wohl eine Art Prolog , wenn auch nicht explizit als solcher bezeichnet. Die dort geschilderten Ereignisse sind von elementarer Bedeutung für die Geschichte und ich habe im weiteren Verlauf noch ein paar Mal zurückgeblättert um mir die Details zu vergegenwärtigen.


    Nach diesem atemberaubend spannenden „Vorspann“ setzt die Geschichte fünf Jahre später wieder ein. Jenny Aaron erweist sich immer noch als Kämpferin. Unterstützt von ihrem inzwischen verstorbenen Vater hat sie alles getan um die traumatischen Geschehnisse von Barcelona zu verarbeiten und mit ihrer Blindheit klar zu kommen.


    Im Anschluss daran gab es eine kurze Phase, in der ich einige Bruchstücke nicht so recht einordnen konnte, aber das hat sich rasch erledigt. Das Tempo zog an, die einzelnen Teile wurden zunehmend verknüpft, griffen ineinander und eine unglaublich dicht erzählte Geschichte um Loyalität, Schuld und Rache nahm ihren Lauf, deren atemlose Spannung mich bis zur letzten Seite nicht mehr losließ.


    Für einen so spannenden Triller bietet das Buch eine erstaunliche Tiefe und Vielschichtigkeit. Beeindruckt hat mich dabei weniger die zweifellos mitreißende Handlung, als die unglaublich intensive Zeichnung der einzelnen Figuren in ihren Stärken und Schwächen sowie den komplexen Beziehungen untereinander. Nicht zu vergessen, die beeindruckende Recherche auf mehr als einem Gebiet, auch wenn ich zugebe, dass die Informationen zu dem „Klick-Sonar“ mich am meisten fasziniert haben.


    Auch der Stil begeistert mich ohne Einschränkung. Sprachlich ist das Buch brillant, jedes Wort sitzt. Knapp, stellenweise fast telegrammartig, trotzdem intensiv – einfach perfekt. Als Kontrast dazu immer wieder poetisch anmutende Formulierungen und Beschreibungen, dazwischen geworfen wie funkelnde kleine Edelsteine. Um nur einen von vielen zu nennen: „Augen wie Steine, auf denen Meersalz trocknet“!


    Titel und Cover gefallen mir in ihrer knappen Schlichtheit und passen zum Inhalt.


    Den gelben Schnitt mag ich weniger, obwohl er natürlich prima zur gelben Brailleschrift des Covers passt.


    Absolut empfehlenswert für jeden, der einen Thriller mit Anspruch und Tiefe zu schätzen weiß, bei dem auch Action nicht zu kurz kommt.
    :bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5:
    ups - man könnte ja auch mehr als 5 Sterne geben, hab ich gerade gesehen :) .

  • Wenn ich in meinem Beitrag auf die Sternchen klicke, kann ich das so oft machen, wie ich will. Ich hab nämlich so wild draufgeklickt, dass es ruckzuck 6 waren. Allerdings nicht oben, bei der "offiziellen" Wertung.

    das 6. war kein Stern, sondern das Kreuz, mit dem Du Deine Bewertung wieder löschen kannst :wink:

  • Klappentext:


    Seit Jenny Aaron bei einem missglückten Einsatz vor fünf Jahren das Augenlicht verlor, arbeitet sie als Vernehmungsspezialistin beim BKA. Sie versteht es perfekt, zwischen den Worten zu tasten und das dahinter Verborgene zu erspüren. Als ihre früheren Berliner Kollegen sie bei einem Mordfall um Mithilfe bitten, wird Aaron jäh in ihre Vergangenheit gerissen: Reinhold Boenisch, für dessen Verurteilung sie als junge Polizistin sorgte, soll im Gefängnis eine Psychologin getötet haben. Aaron nimmt den Fall an und muss schon bald erkennen, dass Boenisch nur der Anfang ist - eine Schachfigur in einem Komplott. Nach und nach wird ihr offenbar, dass ihr bisheriges Leben eine einzige Vorbereitung auf die folgenden beiden Tage war. Um dieses Leben wird Aaron kämpfen müssen wie nie zuvor.


    Meine Meinung:


    Ganz ehrlich? Ich bin hin- und hergerissen und kann mich nur ganz schwer entscheiden.


    Auf jeden Fall ist dieser Roman kein Roman für "mal so zwischendurch". Dafür ist er viel zu rasant und schnell geschrieben. Man muss schon konzentriert ans Werk gehen. Manchmal war es mir sogar ein bisschen zu rasant und schnell, so dass ich stellenweise die Befürchtung hatte, den roten Faden zu verlieren und damit begonnen habe, Personen zu verwechseln.


    Aaron und Pavlik, ihr guter Freund und Mentor, kamen mir fast wie Übermenschen vor. Irgendwie habe ich das Gefühl gehabt, dass das keine realen Menschen sein können - dazu waren sie mir irgendwie zu perfekt (obwohl Aaron blind ist).
    Interessant und spannend fand ich die Aufklärung darüber, was blinden Menschen überhaupt alles möglich ist. Das hätte ich nicht gedacht - muss aber auch gestehen, dass ich mich mit dieser Thematik bisher nicht großartig auseinander gesetzt habe.


    Die Aussage "nur wenige sehende Menschen können mit geschlossenen Augen 10 Sekunden lang auf einem Bein stehen" wollte ich überhaupt nicht glauben und musste das direkt ausprobieren. Es stimmt. Es hat mich einiges an Übung gekostet, um das hinzubekommen. Der Fixpunkt fehlt. Habe natürlich direkt den einen oder anderen Bekannten damit auf die Probe gestellt ;-)


    Der Roman wird nicht langweilig, ist sehr spannend - nur halt manchmal einfach zu wirr und rasant.


    Die interessanteste Figur ist in dieser Geschichte für mich persönlich übrigens Holm gewesen. Der Böse. Der, der jagt. Der, der töten will. Ich fand den Charakter durchweg gelungen und er hat mich komplett in seinen Bann gezogen.


    Zuviel will ich von der Geschichte hier nicht mehr schreiben - ich finde, die sollte jeder selber lesen.


    Fazit:


    Allein das etwas zu schräge wirre hält mich davon ab, für diesen Roman fünf Sterne zu vergeben.
    Ich könnte mir durchaus vorstellen, die Geschichte demnächst im Kino nachzuverfolgen.

    Liebe Grüße
    Pokerface


    Tu es oder tu es nicht. Es gibt kein Versuchen (Yoda) :study:

  • "Es ist kein Unglück, blind zu sein. Es ist nur ein Unglück, die Blindheit nicht zu ertragen." (Konfuzius)
    Bei einem Einsatz in Barcelona hat die Elitepolizistin Jenny Aaron bei einer Verfolgungsjagd einen folgenschweren Unfall. Schwerverletzt und traumatisiert, verändert sich ihr Leben schlagartig, den sie erblindet bei diesem Unfall. Für Aaron ist es Anfangs keine leichte Zeit, doch die Tochter eine GSG-9 Kämpfers, kämpft sich zurück ins Leben. Sie arbeitet hart an sich, lernt Brailleschrift, die Samurai Bushido Lehre kennen und lernt wie sie mit Kicksonar (Echoortung) zurechtkommt. Fünf Jahre nach dem Barcelona Einsatz erhält Aaron dann einen Anruf. Ihre früheren Kollegen in Berlin bitten sie um ihre Mithilfe. Reinhold Boenisch, ein lebenslänglich verurteilter Frauenmörder, gegen den Aaron als junge Polizistin ermittelt hat, hat im Gefängnis eine Psychologin getötet. Aaron macht sich auf den Weg nach Berlin, ohne zu ahnen, dass sie bald die schwersten 36 Stunden ihres Lebens miterleben muss. Den in Berlin angekommen merkt sie das Boenisch nur die Einleitung zu einem Komplott größeren Ausmaßes ist. Auch Freund und Kollege Pavlik bangt um Aarons Leben und versucht alles mithilfe seiner Kollegen zu verhindern.


    Meine Meinung:
    Das Cover und die Kurzinfo hat mich auf dieses Buch aufmerksam gemacht. Die Brailleschrift und die gelben Seitenabschlüsse lassen das Buch auf einen wirken. So war es überraschend einen sehr spannenden Thriller zu lesen, außerdem machten mich die Ermittlerin und ihre Fähigkeiten sehr neugierig. Ich bin mir allerdings nicht sicher, ob man sich wirklich als Blinde so viele Dinge, so präzise aneignen kann, das man so gut wie Jenny Aaron ist. Auch wenn der Autor viel recherchiert hat, gerade mit blinden Frauen, kommt sie mir manchmal wie eine Superwoman vor. Jedoch merkt man auch sehr gut, das sich der Autor ausführlich mit dieser Materie befasst hat. Was mich weiter störte, waren die ausholenden Beschreibungen, die mich teils verwirrten, aber auch ein wenig störten. Die Berliner Sätze, die viele als Leser als störend empfanden, machten mir hingegen gar nichts. Verwirrend war ebenfalls für mich, die Bemerkungen über diese Bushido und Samurai Lehre. Und bei den Gesprächen wusste ich manchmal nicht, wer was redet, weil die wörtliche Rede von den Dialogen so ineinanderflossen. Aber wenn dann Spannung aufkam, dann hat mich diese auch total in den Bann gezogen. Zum großen Teil hat mich das jedoch das Buch gut unterhalten und neugierig für den nächsten Fall gemacht. Der Schreibstil ist gut, nur ab und an nervten die vielen kurzen Sätze. Wege dem guten Unterhaltungswert gebe ich dem Buch gute 3 1/2 Sterne von 5. :bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertungHalb:

  • Inhalt

    Jenny Aarons Vater war als Mitglied der GSG 9 an der Befreiung der Landshut in Mogadischu beteiligt. Einer Polizisten-Tochter könnten böse Zungen unterstellen, dass sie nur durch Protektion ihres berühmten Vaters Karriere in einer Sondereinheit der Berliner Kripo gemacht hätte. Nach einer schweren Verletzung bei einem Einsatz in Barcelona erblindet Aaron und wechselt aus Berlin zum BKA nach Wiesbaden. Als Späterblindete trainiert sie besonders eisern ihre Mobilität und ihre Gedächtnisleistung und muss lernen, sich akustisch im Raum zu orientieren. Karate und Schießtraining stehen selbstverständlich auf ihrem Trainingsplan.


    Der Mord an einer Gefängnispsychologin in einer Berliner JVA führt Jenny Aaron an ihren ehemaligen Wirkungsort zurück, weil sie dem Täter während ihrer Polizeiausbildung begegnet ist. Die Sonderabteilung wird inzwischen von der jungen Kriminalbeamtin Demircivi geleitet, die sich ihren Stallgeruch erst verdienen muss. Als Frau und soziale Aufsteigerin scheinen die Schuhe ihres von den Kollegen hoch geachteten Vorgängers Lissek für Demircivi noch zu groß zu sein. In eine vielversprechend konfliktreiche Situation in ihrer ehemaligen Abteilung platzt nun Aarons Sondereinsatz in Berlin. Der erfahrene Kollege Pavlik, ebenfalls im Dienst schwer verletzt, gibt seiner Chefin Demircivi den Tipp, die Männer niemals mit „Herr“ anzusprechen, sondern allein mit ihrem Nachnamen. Andreas Pflüger hält es mit seiner Hauptfigur ebenso. Jenny Aaron wird zu Aaron – und für mich damit zu einer Art Neutrum im Sondereinsatz, ohne typisch männliche oder weibliche Eigenschaften. Die burschikose Anrede zischelte mir beim Lesen zu: es ist ein Kriminalkommissar, während die Braille-Schrift auf dem Buchcover den Fingern meiner linken Hand signalisierte: und sie ist blind. Bereits die Figur einer blinden Sonderermittlerin hat meine Aufmerksamkeit auf diesen Thriller gerichtet, denn in einer Sondereinheit kann eine vermeintliche Schwäche taktisch geschickt zum Vorteil werden, wenn sie einen Gegner dazu bringt sein Gegenüber zu unterschätzen.


    Schnell wird den Ermittlern klar, dass der Mord an der Psychologin in Berlin nur ein Köder war, hinter dem sich ein komplizierter Fall verbirgt. Die Fäden zieht in Wirklichkeit ein Mann namens Holm. Für die Polizei ist Holm bisher ein verdächtig unbeschriebenes Blatt, ohne Wohnsitz in Deutschland, ohne Papiere und Steuernummer. Gemeinsam mit Aaron ist schleunigst aufzuarbeiten, was damals bei ihrem Einsatz in Barcelona passiert ist. Sie selbst muss sich Rechenschaft über ihre Beziehung zu ihrem Kollegen Niko ablegen, mit dem sie gemeinsam eingesetzt war. Dabei muss Aaron es mit einem Gegner aufnehmen, der sie besser zu kennen glaubt, als sie sich selbst kennt, weil sie beide Bushido, den Weg des Samurai, gehen. Nur sie beide scheinen einander gewachsen zu sein. Auch Kollege Pavlik wird wie Aaron in einen Machtkampf verstrickt, in dem sein Gegner viel zu gut weiß, wie ein erfahrener Scharfschütze tickt.


    Fazit

    In der Auseinandersetzung mit dem skrupellosen Holm kommt es zu rasanten Szenen. Passagen, in denen Aaron zum körperlich versehrten Supergirl stilisiert wird, waren nicht unbedingt mein Geschmack. Förmlich ins Buch gesaugt haben mich allerdings die Abläufe innerhalb des Teams und die Auflösung der Vorgeschichten, ohne die die Ereignisse nicht einzuordnen wären. Alle Figuren und Nebenfiguren wirken liebevoll ausgearbeitet. So haben zwar viele Ermittler-Teams Sekretärinnen, aber hier hat die Sekretärin Persönlichkeit. „Endgültig“ präsentiert sich als sprachlich origineller, teils ironischer Thriller, der durch die exzellente Recherche zu Eigenheiten einer blinden Sonderermittlerin herausragt.


    (23.2.2016)


    :bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertungHalb:

    :study: -- Damasio - Gegenwind

    :study: -- Ravik Strubel - Blaue Frau

    :musik: -- Catton - Gestirne; Rehear


    "The three most important documents a free society gives are a birth certificate, a passport, and a library card!" E. L. Doctorow

  • Die Protagonistin Jenny Aaron ist seit einem Einsatz in Barcelona vor 5 Jahren blind und traumatisiert. Sie hat sich durch hartes Training zurückgekämpft in ihr Leben und manche Sinne sind durch ihre Blindheit gestärkt. Jetzt ist sie Verhörspezialistin und Fallanalystin beim BKA und bekommt einen neuen Fall, der in Zusammenhang mit Barcelona steht. Im Gefängnis hat Reinhold Boenisch die Gefängnispsychologin getötet und will jetzt NUR mit Aaron sprechen. Beim Verhör spielt ihre Fähigkeit „zwischen den Worten zu lesen“ eine große Rolle und so merkt sie, daß Boenisch nur ein kleines Rädchen in einem größeren Fall ist. Der Gefängnisdirektor Maske blockt ab und unterstützt die Aufklärungsarbeit nicht.


    Dies ist nur der Beginn einer sehr komplexen Geschichte, die durch viele Perspektivwechsel bzw. Rückblicke zum konzentrierten Lesen zwingt und den Leser keine Zeit zum Luft holen läßt. Das Puzzle wird Stück für Stück zusammengesetzt und der Fall wird schlüssig beendet.




    Jenny Aaron und ihr Umgang mit der Erblindung erlebt der Leser hautnah. Die Beschreibung ihrer Gefühle, Empfindungen, Wahrnehmungen sowie die Aufarbeitung ihrer Vergangenheit auch in Bezug auf ihren damaligen Partner und jetzigen Freund Niko, hat der Autor fast liebevoll beschrieben. Ihr Sinn für Geräusche ist besonders ausgeprägt. So trägt sie High Heels, um am Klang auf ihre Umgebung schließen zu können und sie ist ständig in Hab-Acht-Stellung bezüglich Schall und Echo.


    Aaron und ihr Gegenspieler Holm kennen sich schon aus Barcelona. Sie sind zwei Gegner auf Augenhöhe – und sie beide gehen den Weg des Samurai - Bushido. Die Beschreibung ihrer Machtkämpfe und das Philosphieren war für mich brillant beschrieben! Man erfährt auch sehr viel über Holm und seine Vergangenheit.


    Von den Kollegen steht Pavlik, ihr „großer Bruder“, Aaron am nächsten.




    Das Cover finde ist außerordentlich gut gelungen, vor allem auch durch die gelben Braille-Punkte und den gelben Schnitt. Den Schreibstil fand ich anspruchsvoll, packend und die Geschichte hebt sich wohltuend von anderen 08/15-Thrillern ab. Ein spannungsgeladenes Lesen, rasante, faszinierende Story, tolle Heldin, intensives Lesevergnügen - für mich bitte MEHR DAVON!


    :bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5: