Andreas Pflüger - Endgültig

  • Kurzmeinung

    nordlicht
    Spannend, lässt sich flüssig lesen, die Protagonistin hat mir ein paar zu viele Fähigkeiten (Super-Jenny)
  • Kurzmeinung

    Cordi
    Spannende Story mit einigen Überrachungen, aber einem teils anstrengenden Schreibstil.
  • Absolute Kaufempfehlung! Fesselt bis übers Ende, top Sprache, Stil, Charaktere :bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5:
    10 Gründe, warum man dieses Buch lesen sollte (für – auch zukünftige - Eingeweihte)
    1. Aaron
    2. Marlowe, die Katze
    3. Windungen, Gründe und Ursachen, an die ich nie gedacht hätte
    4. Nur das Ende des Buches zu lesen nützt (leider) gar nichts, um die Spannung besser auszuhalten
    5. Aarons Sichtweise
    6. Den Beschreibungen von komplexen Bewegungsabläufen kann ich oft nicht einmal folgen, gerade dadurch sind so passend
    7. Jeder von uns will solche Freunde, solche Kollegen haben.
    8. Niemand von uns will wirklich solche Freunde, solche Kollegen haben
    9. Andreas Pflüger „kann“ nicht nur spannend, er kann auch verschachtelte Handlung, knapper Sprachstil, ausführliche Beschreibung, Stilwechsel je nach Person, Ort, Handlung, zart, drastisch,…
    10. Ich kann mit den Listen nicht mehr aufhören – und scheitere daran kläglich im Vergleich zu Aaron


    Ich durfte dieses Buch als Vorab-Rezensionsexemplar lesen und kannte vorher den Autor Andreas Pflüger noch nicht, ich kannte nur eine Leseprobe, die mich in den Bann zog. Mir gefiel der Sprachstil, die Grundidee der erblindeten Ermittlerin, die Erzählweise: ich hatte die Selbstreflexion in „Fräulein Smillas Gespür für Schnee“ vor langer Zeit zufällig in einer Vorstellung mit Lesung im Autoradio kennengelernt und der Rezensent meinte damals, er höre nach eine Weile nur noch ihre (Smillas) Stimme. Aaron geht ähnlich ins Ohr, und das beim Lesen! Ich mag sonst Hörbücher, wenn es KEINE Krimis/Thriller sind – ich kann das Tempo des Fortschritts nicht beeinflussen. Hier werde ich wohl noch das Hörbuch haben müssen.


    Für Bücher habe ich zwei bevorzugte Genres, Krimis/Thriller und anspruchsvolle Literatur – in unterschiedlichen Situationen, mit wechselnden Anteilen an meiner Gesamt-Lektüre und mit je unterschiedlicher Erwartungshaltung.
    Bereits die Leseprobe deutete an, dass „Endgültig“ aus dem Spannungs-Genre insofern heraus sticht, als dass es sprachlich und stilistisch deutlich am oberen Ende angesiedelt ist. Viele Krimi/Thriller-Autoren beherrschen Spannungsaufbau, Handlung – Andreas Pflüger beherrscht auch ganz klassisch literarische Stilmittel (ohne dass das lästig wird, wohlgemerkt!).
    Außerdem bedient die Handlung zwar das Klischee des „beschädigten Ermittlers“ durch die Hauptfigur einer aufgrund eines Einsatzes erblindeten Ermittlerin – aber diese will so gar nicht der Opferrolle entsprechen. Die Protagonistin wirkt gleichzeitig anziehend als auch auf Distanz haltend – ich musste mich sogar über fast die ersten 100 Seiten immer wieder anstupsen, dass mit „Aaron“ eine Frau gemeint ist, wenn sich im Team fast alle nur mit den Nachnamen anreden und auch der Autor in dieser Sichtweise schreibt. Nicht, dass das hier wichtig wäre – und auch das ist eine Besonderheit dieses Buches. Höchstens Aarons neue Chefin bringt einmal das Thema der Männerseilschaften zur Sprache; für Aaron ist das wohl irrelevant, wiewohl sie in der Lage ist, darüber zu reflektieren. Die Distanz zu Aaron – und auch Aarons eigene Distanziertheit – werden im Laufe der Handlung aufgeweicht, ja aufgebrochen, wenn sie denn je wirklich eine Chance hatten, zu existieren. Und auch das ist eine Stärke des Romans: die Handlung wirkt über das Ende hinaus. Bei Sebastian Fitzek oder Arno Strobel oder Stephen King geschieht das häufig über einen Handlungsfaden, der noch offen bleibt, eine Option, die noch nicht ausgeschlossen wurde, einen Täter, der es eventuell doch nicht oder eventuell zusätzlich zum Festgenommenen war. Am Ende dieses Buches ist alles gesagt, aber damit ist es genau das, „Endgültig“. Für jeden – inklusive des Lesers - der danach übrig bleibt.

  • und damit man weiß, um was es im Buch geht, hier die Inhaltsangabe von Amazon:

    Zitat von Amazon

    In ihrem ersten Leben war Jenny Aaron Mitglied einer international operierenden Elitetruppe der Polizei – hochintelligent, kampferprobt, effektiv. In ihrem zweiten ist sie Verhörspezialistin und Fallanalytikerin beim BKA. Sie spürt das Verborgene und versteht es, zwischen den Worten zu tasten – denn seit einem misslungenen Einsatz in Barcelona ist Aaron blind. Die damaligen Ereignisse haben sie traumatisiert. Doch es war nicht der schlimmste Tag ihres Lebens. Der schlimmste Tag ihres Lebens ist heute.




    Fünf Jahre nach Barcelona erhält Aaron einen Anruf: Die früheren Berliner Kollegen bitten sie um ihre Mithilfe. Reinhold Boenisch, ein zu lebenslänglich verurteilter Frauenmörder, gegen den Aaron als junge Polizistin ermittelte, hat im Gefängnis eine Psychologin getötet. Sie entschließt sich, den Fall anzunehmen und sich ihrer Vergangenheit zu stellen. Doch Boenisch ist nur der Anfang, eine Schachfigur in einem Komplott. Aaron wird erkennen, dass ihr bisheriges Leben eine einzige Vorbereitung auf die folgenden sechsunddreißig Stunden war. Um dieses Leben wird sie kämpfen müssen wie nie zuvor.


  • Jetzt bekam ich ne e-mail von vorablesen und demnach betrifft die Sperrfrist nur Journalisten und Buchhändler.
    Naja, das muss man erst mal wissen :-,

    ☆¸.•*¨*•☆ ☆¸.•*¨*•☆ La vie est belle ☆¸.•*¨*•☆☆¸.•*¨*•☆

  • Naja, das muss man erst mal wissen

    Es ist manchmal sehr merkwürdig. Ich hatte mal ein Rezensionsexemplar mit Sperrvermerk von einem Verlag bekommen. Wenig später wurde das Buch über vorablesen angeboten. Ich fragte beim Verlag an, ob ich, ebenso wie die Vorableser, die Sperrfrist ignorieren könnte. Nein, hieß es. :scratch:

    Bücher sind auch Lebensmittel (Martin Walser)


    Wenn du einen Garten und eine Bibliothek hast, wird es dir an nichts fehlen. (Cicero)



  • Ich habe bei vorablesen schon sehr viele (mindestens 40) Bücher bekommen, als ich dort noch regelmäßig aktiv war. Mir wurde damals erklärt, ich könne meine Rezension auf vorablesen.de grundsätzlich sofort (also vor dem Erscheinungstermin) posten, solange das Buch oder ein beiliegendes Schreiben keinen Vermerk trage, dass die Rezi nicht vor einem bestimmten Termin gepostet werden solle.



    Die Rezensionen zu Büchern, die ich von Verlagen bekomme, poste ich immer erst am Erscheinungstermin.

    "Books are ships which pass through the vast sea of time."
    (Francis Bacon)
    :study:
    Paradise on earth: 51.509173, -0.135998

  • solange das Buch oder ein beiliegendes Schreiben keinen Vermerk trage, dass die Rezi nicht vor einem bestimmten Termin gepostet werden solle.

    Ja eben, in dem Buch steht ja o.g. Vermerk, aber nicht, dass er nur für Buchhändler und Journalisten gilt :wink:

    ☆¸.•*¨*•☆ ☆¸.•*¨*•☆ La vie est belle ☆¸.•*¨*•☆☆¸.•*¨*•☆

  • Ja eben, in dem Buch steht ja o.g. Vermerk, aber nicht, dass er nur für Buchhändler und Journalisten gilt :wink:

    Und das finde ich sehr merkwürdig. :-k

    "Books are ships which pass through the vast sea of time."
    (Francis Bacon)
    :study:
    Paradise on earth: 51.509173, -0.135998

  • vorablesen bedeutet eben, dass die Mitglieder dort "vorab lesen" dürfen - und in diesem Fall erlauben die Verlage auch im Rahmen von vorablesen den Mitgliedern die Veröffentlichung - die dann auch mal zeitgelich hierher kopiert werden. Das ist eben einfach so. 8)

  • Inhalt (Quelle : Amazon)


    In ihrem ersten Leben war Jenny Aaron Mitglied einer international operierenden Elitetruppe der Polizei – hochintelligent, kampferprobt, effektiv. In ihrem zweiten ist sie Verhörspezialistin und Fallanalytikerin beim BKA. Sie spürt das Verborgene und versteht es, zwischen den Worten zu tasten – denn seit einem misslungenen Einsatz in Barcelona ist Aaron blind. Die damaligen Ereignisse haben sie traumatisiert. Doch es war nicht der schlimmste Tag ihres Lebens. Der schlimmste Tag ihres Lebens ist heute.
    Fünf Jahre nach Barcelona erhält Aaron einen Anruf: Die früheren Berliner Kollegen bitten sie um ihre Mithilfe. Reinhold Boenisch, ein zu lebenslänglich verurteilter Frauenmörder, gegen den Aaron als junge Polizistin ermittelte, hat im Gefängnis eine Psychologin getötet. Sie entschließt sich, den Fall anzunehmen und sich ihrer Vergangenheit zu stellen. Doch Boenisch ist nur der Anfang, eine Schachfigur in einem Komplott. Aaron wird erkennen, dass ihr bisheriges Leben eine einzige Vorbereitung auf die folgenden sechsunddreißig Stunden war. Um dieses Leben wird sie kämpfen müssen wie nie zuvor.
    Andreas Pflüger stellt nicht nur die Wahrnehmung auf den Kopf, indem er die Welt konsequent und mit großer atmosphärischer Dichte aus der Perspektive einer Blinden beschreibt. Er dreht auch virtuos an der Spannungsschraube, spielt mit den Erwartungen des Lesers, zieht ihn in einen Sog. Unentrinnbar, sprachmächtig, adrenalingeladen.



    Über den Autor (Quelle : Amazon)


    Andreas Pflüger wuchs in Saarbrücken auf und studierte dort sowie in Berlin Theologie ohne Abschluss. Er schreibt Hörspiele, Theaterstücke, Drehbücher und Romane und inszenierte zwei Dokumentarfilme. Seine Arbeiten wurden preisgekrönt. Seit 2012 zeichnet er mit Co-Autor Murmel Clausen für den »Tatort Weimar« verantwortlich. Sein neuer Roman »Endgültig« erscheint im März 2016 bei Suhrkamp - das Hörbuch bei Random House Audio.



    Allgemeines


    Erscheinungstermin : 7. März 2016 bei Suhrkamp, Hardcover mit Schutzumschlag,459 Seiten.
    Gliederung : La Sagrada Familia - 37 Kapitel – Echolot - Nachwort.



    Zusammenfassung


    Jenny Aaron war in einer Elitegruppe der Polizei, verlor jedoch nach einem Einsatz in Barcelona ihr Augenlicht. Seit einiger Zeit hat sie nun einen ruhigeren Job. Aber dann kommt ein gewisser Anruf und sie ist einverstanden, einen Teil der traurigen Vergangenheit nochmals aufzurollen.



    Meine Meinung


    Das Cover, mit Brailleschrift, finde ich gelungen, gefällt mir gut. Der gelbe Buchschnitt ist etwas gewöhnungsbedürftig, aber mal was Andres.


    Dieser Thriller ist das zweite Buch des Autors, den ich bisher nicht kannte.


    Den Anfang finde ich etwas verwirrend und den Schreibstil ziemlich abgehackt. Auch sind einige Begebenheiten an den Haaren herbeigezogen und für mich nicht nachvollziehbar. Nach den ersten hundert Seiten hatte ich fast keine Lust mehr um weiterzulesen. Dies u.a. aufgrund der vielen Namen und Situationen, die eher dem Genre Fantasy als Thriller entsprechen.


    Aber dann wird es wesentlich interessanter, einige Personen und deren Charaktere werden umfassend beschrieben und man wird endlich mal ein bisschen mit ihnen und der Handlung warm. Auch der Schreibstil wird flüssiger und damit sympathischer.


    Die Beschreibung und Interpretation von Jennys Behinderung ist sehr beeindruckend, aber für meinen Geschmack manchmal etwas zu komplex und zu weit hergeholt. Auch weiss man nicht genau, wie sie in Wahrheit mit ihrer Blindheit umgeht und ob sie sie akzeptiert. Schon erstaunlich, wie ein ein blinder Mensch dank seines Geschmacks-, Geruchs-, Gehör- und Orientierungs-Sinnes recht gut in manchen Situationen zurecht kommt – zuviel verraten möchte ich allerdings nicht. Der Autor hat recht gut zum Thema Blindheit recherchiert.


    Im Anschluss daran wird es richtig spannend. Was mich bei der eigentlich flüssigen Schreibweise stört, sind die vielen bildhaften Umschreibungen. Das sind meiner Meinung nach einfach zuviele und diese häufigen Passagen verderben mir zeitweise den Lesespass. Die Idee und Handlung sind recht gut, aber die Umsetzung stellenweise leider weniger.


    Die Schlussphase ist zwar flott geschrieben, aber man erahnt weitgehend den Ausgang der Geschichte. Allerdings bleiben für mich noch Fragen offen zu einigen vorher angesprochenen Ereignissen.



    Fazit


    Nach der Leseprobe hatte ich mir mehr von diesem Thriller versprochen und kann leider nur :bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5: vergeben.

    ☆¸.•*¨*•☆ ☆¸.•*¨*•☆ La vie est belle ☆¸.•*¨*•☆☆¸.•*¨*•☆

  • Jenny Aaron war Mitglied einer Elitegruppe der Polizei, die auch international agierte. Doch bei einem Einsatz in Barcelona, an dem sie mit ihrem Kollegen, der gleichzeitig ihr Lebensgefährte war, teilnimmt, gelangen sie in einen Hinterhalt. Ihr Kollege wird schwer verletzt und Jenny flieht, doch während ihrer spektakulären Flucht, wird auch sie schwer verletzt und verliert ihr Augenlicht. Doch Jenny gibt nicht auf und kämpft sich zurück ins Leben und wird Verhörspezialistin beim BKA.
    Als in Berlin der verurteilte Mörder Boenisch im Gefängnis seine Psychiaterin ermordet, weigert dieser sich, mit einer anderen Person als Jenny zu reden. So kehrt Jenny zurück nach Berlin, wo nicht nur der Fall auf sie wartet, sondern auch ihr ehemaliger Kollege und Lebensgefährte. Wird Jenny das Trauma ihrer Vergangenheit bewältigen und warum will Boenisch mit niemand anderem reden?
    Meine Meinung:
    Das Buch beginnt mit einem Rückblick auf die damaligen Ereignisse in Barcelona und ich bekam einen kleinen Eindruck über Jenny und ihre Arbeit. Somit gelang mir auch der Einstieg in den Thriller recht gut, da gerade der Anfang sehr spektakulär und spannend war. Der Schreibstil des Autors ist allerdings sehr speziell und alles andere als gewöhnlich. Die Sprache ist ohne jeden Schnörkel, beinahe schon minimalistische Sätze geben das Geschehen klar und eindeutig wieder. Im Prinzip mag ich auch genau das, aber ich musste höllisch aufpassen beim Lesen, dass ich nicht aus dem Lesefluss rauskam, denn sonst verpasste ich recht schnell den Anschluss, also definitiv kein Buch, dass ich im müden Zustand eben mal nebenbei lesen konnte. Was mir bei diesem Schreibstil besonders aufgefallen ist, waren die kurzen Bilder, die vor meinem inneren Auge erschienen, kein direktes Kopfkino, sondern mehr wie plötzlich entstehende Einblendungen tauchten die Geschehnisse vor mir auf. Gefallen haben mir auch die vielen Details, wie ein blinder Mensch mit seiner Umwelt zurecht kommt, da wurde wirklich sehr gut recherchiert und durchdacht.
    Eines ist mir hier übrigens noch aufgefallen, ich fand, dass das Cover hervorragend zum Schreibstil passt, ohne Schnörkel und doch detailgetreu.
    Jenny Aaron ist mir als Protagonistin nicht sehr nahe gekommen, ich konnte eigentlich keinen Bezug zu ihr aufbauen. Dabei kann ich noch nicht einmal sagen, woran das genau lag, vielleicht war sie mir einfach "ein bisschen zuviel des Guten", denn sie ist ja doch in allem was sie tut sehr perfekt dargestellt.
    Mein Fazit:
    Alles in allem war es ein recht spannender Thriller, der mit rasantem Kopfkino punkten konnte, deren Protagonistin für mich aber eher unerreichbar blieb. Der Sprachstil ist definitiv ungewöhnlich, ich musste aber wirklich konzentriert bei der Sache bleiben, um nicht den Faden zu verlieren. So ist Andreas Pflügers Thriller ein durchaus lesenswertes Buch, das aber ein recht hohes Level erreicht. Um es mal eben zwischendurch zur Entspannung zu lesen oder für Leser, die Gemetzel erwarten, ist es allerdings eher ungeeignet. Ich vergebe 4 Sterne!


    :bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5:

  • Bis Jenny Aaron, Mitglied einer internationalen Polizeieinheit, in Barcelona bei einem Einsatz das Augenlicht verliert, war sie eine der härtesten Mitglieder des Teams, intelligent, austrainiert, eine effektive Kämpferin im Nahkampf und an der Waffe. Doch dieser Einsatz verändert alles, sie ließ einen Kollegen, ihren heimlichen Liebhaber, am Ort schwer verwundet zurück, ohne einen Notruf abzusetzen, verfolgte in einem Auto den Täter, es kam zu dem folgenschweren Unfall, der sie das Augenlicht kostete und auch die Erinnerungen an die letzte Stunde des Einsatzes.
    Jahre später, sie hat sich genauso zielgerichtet wie je zuvor ins Berufsleben zurück gekämpft, ist sie Verhörspezialistin und Fallanalytikerin. Ihr fehlendes Sehvermögen hat sie längst durch das Training ihrer anderen Sinne ausgeglichen. Da wird sie nach Berlin zurückgerufen, ein Häftling ermordete seine behandelnde Psychologin und ist nur ihr gegenüber zur Aussage bereit. Zurück an alter Wirkungsstätte erkennt sie sofort, dass man ihr eine Falle gestellt hat. Barcelona ist noch nicht abgeschlossen, der Tag der Abrechnung und Vergeltung scheint gekommen.
    Dieser Thriller ließ mich auch nicht eine Minute verschnaufen, die Handlung peitscht in kurzen Szenen und Sätzen von einem Höhepunkt zum anderen. Aaron und ihre Kollegen vom alten Team werden in einen Strudel aus Gewalt, Rache und Vergeltung gerissen, das einzelne Menschenleben zählt nicht viel in dieser Auseinandersetzung. Man sollte ja nicht den Fehler begehen, einige Seiten unaufmerksamer zu lesen, in jedem Satz, in jeder beschriebenen Geste ist ein Puzzleteil zur Auflösung versteckt. Daneben nimmt sich der Autor aber Zeit, jede seiner Personen auszuleuchten, zu jedem hat er eine Geschichte, eine menschliche Begegnung zu erzählen. Die Werte, wie Freundschaft, Kameradschaft und Treue werden sehr hochgehalten in dieser Elitetruppe, die bereit ist, einander mit dem eigenen Leben zu schützen. Deshalb scheint Jenny Aarons Verhalten damals so besonders abwegig und das Zusammentreffen mit ihrem ehemaligen Liebhaber und Kollegen, der wider alle Erwartungen überlebte, ist eine schmerzhafte Erfahrung, denn sie spürt tief im Inneren, dass ihre Liebe immer noch da ist.
    Der kurze, knappe Stil der Sprache, die schnellen Schnitte haben mich sofort in Bann gezogen, die schmerzlichen Rückblenden, die Jenny Aarons Gedächtnis fluten, ihre Gedankenwelt und ihre innere Zwiesprache zeigen ihre verletzliche Seite.
    Aber es gibt etwas, das mir gegen Ende des Buches fast zu viel wurde: der philosophische Überbau, die Rechtfertigung von Gewalt und Mord durch den japanischen Weg des Krieges, des Bushido, die Überhöhung der Tugenden der Samurai. So wird aus einem banalen Rachefeldzug ein Duellgleichwertiger Kampfmaschinen, die ihrem eigenem Ehrenkodex folgen und den Tod als Erlösung erwarten.
    Ich habe in letzter Zeit kaum einen Thriller gelesen, der mich von der ersten Seite an so gefesselt hat. Von der Hauptperson Jenny Aaron, die Härte mit Verletzlichkeit und Einfühlungsvermögen verbindet und Pavlik, ihrem Mentor möchte ich unbedingt mehr erfahren. Ein weiterer Band ist im Nachwort ja schon lose versprochen.
    Was über den Inhalt hinaus noch besonders ist, das ist die sorgfältige Ausstattung des Buchs. Das Cover mit der Brailleschrift, der Farbschnitt runden den Gesamteindruck ab.
    :applause::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5:

  • Titel: Endgültig
    Autor: Andreas Pflüger
    Produkt/Autoren/Inhaltsinformation lt. AMAZON:
    Gebundene Ausgabe: 459 Seiten
    Verlag: Suhrkamp Verlag;
    Auflage: Originalausgabe (7. März 2016)
    Sprache: Deutsch
    ISBN-10: 3518425218
    ISBN-13: 978-3518425213


    Andreas Pflüger wuchs in Saarbrücken auf und studierte dort sowie in Berlin Theologie ohne Abschluss. Er schreibt Hörspiele, Theaterstücke, Drehbücher und Romane und inszenierte zwei Dokumentarfilme. Seine Arbeiten wurden preisgekrönt. Seit 2012 zeichnet er mit Co-Autor Murmel Clausen für den »Tatort Weimar« verantwortlich. Sein neuer Roman »Endgültig« erschien im März 2016 bei Suhrkamp - das Hörbuch ungekürzt bei Random House Audio, gelesen von Nina Kunzendorf.


    In ihrem ersten Leben war Jenny Aaron Mitglied einer international operierenden Elitetruppe der Polizei hochintelligent, kampferprobt, effektiv. In ihrem zweiten ist sie Verhörspezialistin und Fallanalytikerin beim BKA. Sie spürt das Verborgene und versteht es, zwischen den Worten zu tasten denn seit einem misslungenen Einsatz in Barcelona ist Aaron blind. Die damaligen Ereignisse haben sie traumatisiert. Doch es war nicht der schlimmste Tag ihres Lebens. Der schlimmste Tag ihres Lebens ist heute. Fünf Jahre nach Barcelona erhält Aaron einen Anruf: Die früheren Berliner Kollegen bitten sie um ihre Mithilfe. Reinhold Boenisch, ein zu lebenslänglich verurteilter Frauenmörder, gegen den Aaron als junge Polizistin ermittelte, hat im Gefängnis eine Psychologin getötet. Sie entschließt sich, den Fall anzunehmen und sich ihrer Vergangenheit zu stellen. Doch Boenisch ist nur der Anfang, eine Schachfigur in einem Komplott. Aaron wird erkennen, dass ihr bisheriges Leben eine einzige Vorbereitung auf die folgenden sechsunddreißig Stunden war. Um dieses Leben wird sie kämpfen müssen wie nie zuvor.
    Andreas Pflüger stellt nicht nur die Wahrnehmung auf den Kopf, indem er die Welt konsequent und mit großer atmosphärischer Dichte aus der Perspektive einer Blinden beschreibt. Er dreht auch virtuos an der Spannungsschraube, spielt mit den Erwartungen des Lesers, zieht ihn in einen Sog. Unentrinnbar, sprachmächtig, adrenalingeladen.



    Meine Meinung:


    Das Buch ist so spannend geschrieben und beinhaltet einige Sympathieträger, dass ich rasch in der Geschichte drin war und mitfiebern konnte. Auch, wenn es sich nur um einen Roman handelt, wurde die Arbeit der Ermittler glaubwürdig und nachvollziehbar geschildert. Dass der Autor sich auch gründlich mit dem Thema "Blindheit" befasst haben muss, merkt man dem Buch deutlich an, denn er bringt die Orientierungshilfe durch Schallwellen ebenso zur Sprache wie alltägliche Probleme blinder Menschen im Umgang mit Sehenden, so z. B., wenn diese sie einfach mal so auf der Straße gutmeinend am Ellenbogen fassen und führen wollen und dabei nicht nur oft erschrecken, sondern auch nicht selten erst recht verwirren.
    Kritisieren könnte ich, dass für mich ab einem bestimmten Zeitpunkt ein gewisser Verdacht bestand, der sich im übrigen bestätigte, es war also vielleicht einen Hauch zu vorhersehbar.
    Auch wären Orts- und Datumsangaben recht hilfreich gewesen, denn nicht immer konnte ich bei "Zeitsprüngen" sofort einordnen, wer gerade wann wo war.
    Ferner fand ich für den Titel "Endgültig" bisher keine Erklärung.
    Die eigentliche Auflösung gefiel mir gut und ich konnte sie auch nachvollziehen.
    Fazit: Spannende Geschichte mit leichten Schwächen, die aber im Hinblick auf die tolle Geschichte zu vernachlässigen sind und mir somit eine dicke Leseempfehlung ermöglichen!

  • Jenny Aaron ist Agentin bei einer Eliteeinheit der Polizei, genannt die Abteilung. Ein Einsatz in Barcelona mit ihrem Partner geht schief, ihr Partner wird schwer verletzt, sie selbst verliert nach einer Verfolgungsjagd ihr Augenlicht. Jetzt 5 Jahre später arbeitet sie als Verhörspezialistin und Fallanalytikerin beim BKA in Wiesbaden als sie einen Anruf von den alten Kollegen der Abteilung erhält. Ein Verbrecher den Aaron ins Gefängnis gebracht hat, hat eine Gefängnispsychologin in seiner Zelle umgebracht und will nur mit Aaron sprechen. So wird sie wieder mit der Vergangenheit konfrontiert und erkennt, dass der Verbrecher nur eine Schachfigur ist. Bald darauf trifft sie auf den wahren hochgefährlichen Täter und liefert sich eine fast unwirkliche Verfolgungsjagd.
    Der Schreibstil mit den kurzen knappen, beinahe distanzierten Sätzen, selten länger als 10 Worte dennoch tiefsinnig und vielschichtig, die teilweise unerwarteten Sprünge machen es einem nicht leicht sich in den Roman einzufinden. Die Personen sind jedoch alle sehr gut und lebendig beschrieben und die Handlung entwickelt sich rasant bis hin zu einem unerwarteten Ende. Allerdings erscheint mir die Person von Jenny Aaron ein wenig übertrieben beschrieben, fast übermenschliche Fähigkeiten werden ihr zugesprochen.
    Es ist kein einfaches Buch das Andreas Pflüger da geschrieben hat, sehr komplex und durchaus anspruchsvoll. Nebenbei zur Entspannung nicht unbedingt geeignet aber rundum ein spannender Roman.
    Das Cover mit Braille Schrift und der gelbe Schnitt sind interessant und wecken in jeder Buchhandlung bestimmt Neugier. :bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5:

  • Zum Inhalt:
    Jenny Aaron ist Mitte dreißig und Mitglied einer Elite-Einheit der Polizei in Berlin. Alles in ihrem Leben scheint perfekt, bis sie bei einem misslungenen Einsatz in Barcelona einen Kopfschuss erleidet, der zu ihrer Erblindung führt. Sie kehrt der „Abteilung“, ihrer großen Liebe Niko und ihrem besten Freund Pavlik den Rücken und beginnt ein zweites Leben als Verhörspezialistin und Fallanalytikerin beim BKA. Da durch ihre Blindheit ihre anderen Sinne geschärft sind, ist sie in der Lage, zwischen den Worten zu „lesen“ und verborgene Dinge zu spüren.
    Doch dann passiert in einem Gefängnis in Berlin ein Mord, und der Mörder will nur mit einer einzigen Person reden: Jenny Aaron. Ihr ehemaligen Kollegen bitten sie um Hilfe, doch niemand ahnt, was für eine Spirale da losgetreten worden ist, in deren Sog Jenny und die ganze Abteilung zu ertrinken drohen.Der Mord war nur der Anfang zu einem perfiden Spiel, in dem jemand im Hintergrund die Strippen zieht, der mit Aarons Trauma und ihren Ängsten spielt. Jemand, der ganz genau weiß, was damals in Barcelona passiert ist...


    Meine Meinung:
    Die Story fängt direkt spannend an mit den Ereignissen in Barcelona, und der Leser erfährt, wie es überhaupt dazu kam. dass die Protagonistin erblindet ist. Das wird aus der Sicht von Jenny Aaron beschrieben, so dass man dabei schon ziemlich tief in ihr Seelenleben eintauchen kann. Der Leser baut somit relativ schnell eine Bindung zu ihr auf. Unwillkürlich habe ich mich gefragt, wie ich selbst mit so einem Schicksal umgehen würde. Ich bewundere ihren Mut und ihren unbedingten Willen, alles zu lernen, um mit dieser Situation so gut wie möglich klar zu kommen.
    Sie hat sich Eigenschaften erworben, mit denen sie ihre Umgebung ziemlich genau wahrnehmen kann. Dazu gehört z.B. auch die Fähigkeit, durch Schnalzen (Klicksonar) Gegenstände, Formen und Entfernungen zu erkennen. Dadurch ist sie in der Lage, ein relativ selbständiges Leben zu führen. Auch ihren für sie sehr wichtigen Kampfsport kann sie so weiterhin ausüben und ihr Leben nach den Grundsätzen des „Bushido“, dem ungeschriebenen Verhaltenskodex der Samurai, ausrichten. Ich fand es sehr interessant, etwas über diese Dinge zu erfahren, die mir so nicht geläufig waren. Der Autor hat es sehr gut verstanden, dem Leser die Technik des Klicksonars und die Regeln des Bushido näher zu bringen, ohne dabei oberlehrerhaft oder langweilig zu wirken. Zudem zeigt es, dass der Autor sehr gut und sorgfältig recherchiert hat.
    Etwas gewöhnungsbedürftig fand ich die Tatsache, dass die Protagonistin immer nur beim Nachnamen genannt wird. Wenn es jetzt "Schmidt" oder "Schulze" gewesen wäre, okay. Aber ich assoziiere mit "Aaron" einfach eine männliche Figur, und es hat schon etwas gedauert, bis ich mich daran gewöhnt habe, dass es ja um eine Frau geht. Aber ich vermute einfach mal, dass der Autor das ganz bewusst gemacht hat, obwohl ich nicht genau einordnen kann, warum. Will er damit die Stärke der Protagonistin unterstreichen? Oder hat es etwa einen religiösen Hintergrund mit Bezug zur Bibel? Lt. Wikipedia bedeutet der Name Aaron nämlich "Held" oder "großer Kämpfer". Das würde sehr gut passen, zumal der Autor ihr doch bisweilen so ein wenig den „Superheldennimbus“ verpasst, indem er ihr Fähigkeiten zuschreibt, die ich teilweise doch etwas übertrieben finde. So kommen dann ein paar Szenen vielleicht doch etwas unglaubwürdig daher, was für mich den Lesegenuss jetzt aber nicht entscheidend schmälert.
    Der Autor arbeitet auch sehr oft mit Rückblicken, mit denen ich mich anfangs auch etwas schwer getan habe. Für mich wäre es hilfreich gewesen, wenn der Autor dem Kapitel oder Abschnitt eine Zeitangabe vorangestellt hätte. Außerdem werden sehr oft Aarons Gedanken wiedergegeben, ohne dass man auf Anhieb erkennt, dass das jetzt nicht die Realität ist. Aber das zwingt halt zu sehr konzentriertem Lesen und manchmal auch zum Zurückblättern. Schmälert aber für mich jetzt nicht entscheidend den Lesegenuss; es verlangsamt halt alles ein wenig, intensiviert aber gleichzeitig das Leseerlebnis. Vielleicht ist dies aber auch die Intention des Autors?
    Ansonsten hat der Autor einen sehr angenehmen und lebendigen Schreibstil und versteht es vortrefflich, den Spannungsbogen das ganze Buch über hochzuhalten. Und er erschafft sehr starke Charaktere. Da ist nicht nur Jenny Aaron; nein, auch ihr Gegenspieler Holm ist ein sehr gut gezeichneter, abgrundtief böser Mensch. Zu meinem Lieblingscharakter aber hat sich im Verlauf des Buches Pavlik entwickelt, der beste Freund und Kollege von Aaron. Das ist ein Mensch, den man sich in jeder Lebenslage an seiner Seite wünscht, fast schon zu gut für diese Welt. Und komischerweise habe ich um ihn die meiste Zeit mehr Angst gehabt als um Aaron. Das mag daran liegen, dass sie doch immer etwas kühl und distanziert wirkt, im Gegensatz zu Pavlik, der doch wesentlich gefühlvoller rüberkommt.
    Ich habe in diesem Buch auch Lieblingsstellen ausgemacht, und zwar sind es die, in denen es um die "zehn Dinge" geht, die Aaron gerne anfasst oder gerne riecht usw. usw. Dadurch lernt man die Protagonistin noch besser kennen. Und ich ertappe mich dabei, dass ich eigene Listen erstelle und sie mit ihren vergleiche. Es gibt sogar einige Übereinstimmungen; auf der anderen Seiten kann ich manche benannten Dinge überhaupt nicht nachvollziehen. Aber ich finde das eine sehr gute Idee vom Autor.
    Gut gefallen hat mir auch das Nachwort, in dem der Autor zum einen Material über herausragende blinde Persönlichkeiten empfiehlt und zum anderen kundtut, dass der Leser auf ein weiteres Buch mit Jenny Aaron in der Hauptrolle rechnen darf. Das würde mich doch sehr erfreuen.
    Nun zum Cover: Es ist genial. Ich habe erst, als ich das Buch in Händen hielt, festgestellt, dass es sich bei den gelben Punkten um das Wort „Endgültig“ in Braille-Schrift handelt. Das passt natürlich perfekt zur Protagonistin. Und der gelbe Buchschnitt ist der Clou dazu. Außerdem bleiben diese Punkte klar umrissen, während das Schriftbild des Wortes „Endgültig“ doch verwischt wirkt. Das könnte die Bedeutung haben, dass Blinde manchmal doch besser “sehen“ können als nicht sehbehinderte Menschen. Da hat der Verlag (oder der Autor?) sich mal echt was einfallen lassen. Da gibt es von mir volle Punktzahl.
    Fazit:
    Das ist schon ein außergewöhnliches Buch. Ich finde es sehr mutig vom Autor, einen Thriller aus der Sicht einer blinden Hauptfigur zu schreiben. Man fragt sich unwillkürlich, ob das funktionieren kann. Aber das tut es, ziemlich prächtig sogar.


    Um es mal in Aarons Art zusammenzufassen:
    zehn Dinge, die ich an diesem Buch mag:
    - die Tatsache, dass die Protagonistin blind ist
    - das Cover
    - die Stellen mit den 10 Dingen
    - Pavlik
    - den Schreibstil des Autors
    - die gute Recherche des Autors
    - die gut ausgedachte Geschichte mit so vielen überraschenden Wendungen und einer plausiblen Auflösung
    - die Einblicke in den „Bushido“
    - das Nachwort
    - die Aussicht auf eine Fortsetzung


    zehn Dinge, die ich an diesem Buch nicht mag:
    - die m.E. manchmal etwas übertriebenen Superkräfte der Protagonistin
    - ?????? Mehr wollen mir einfach nicht einfallen.
    Deswegen kann es für dieses Buch nur 5 Sterne und eine absolute Leseempfehlung geben.
    :bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5:

  • Jenny Aaron war Mitglied der „Abteilung“, einer ganz besonderen Einheit der Polizei. Sie haben ihren Sitz in Berlin, operieren international und im Verborgenen, sind eine eingeschweißte, aufeinander eingeschworene Truppe und jeder von ihnen gehört zu den besten Kämpfern, die man sich vorstellen kann. Und Jenny ist unter ihnen eine der Besten! Zumindest war sie das bis zum den Tag in Barcelona, als ein Einsatz entsetzlich schiefgeht. Jenny und ihr Partner geraten in eine Falle, Jenny wird schwer verletzt und ist seitdem blind. Doch sie gibt nicht auf, lernt, mit ihrer Behinderung zu leben und sie zu nutzen und so wird sie zu einer der besten Verhörspezialistinnen des BKA. Zu ihren alten Kollegen hat sie kaum noch Kontakt, bis diese sie eines Tages um Mithilfe bitten. Als junge Polizistin hatte sie einen Frauenmörder verhaftet und dieser hat nun eine Gefängnispsychologin umgebracht und will nur mit Jenny Aaron über die Tat sprechen. Also macht sie sich auf den Weg nach Berlin, um sich den Gespenstern ihrer Vergangenheit zu stellen – doch sie hat keine Ahnung, was sie erwartet und wie weit in die Vergangenheit alles zurückreicht. Denn es geht um viel mehr, als auf den ersten Blick erkennbar war.


    Die ersten Seiten lesen sich nach einem spannenden Psychothriller, doch schnell wird klar, dass hier noch viel mehr dahintersteckt. Andreas Pflüger entwickelt eine hochkomplexe und verwickelte Story, in der am Ende praktisch nichts mehr so ist, wie zu Anfang gedacht.


    Jenny Aaron, im Buch die meiste Zeit nur beim Nachnamen Aaron genannt, ist eine schwierige Protagonistin, ganz sicher keine glanzvolle Heldin, sondern eine beinahe gebrochene Frau, die mit sich und ihren Erlebnissen schwer zu kämpfen hat, sich diesem Kampf aber auch stellt. Aaron ist eine geradezu übermenschliche Figur, dennoch wirkt ihr Charakter glaubwürdig, auch wenn manche Szenen kaum vorstellbar für eine blinde Frau sind.


    Es gibt eine ganze Reihe von wichtigen Nebenfiguren, Aarons alte Kollegen, die neue Chefin der Abteilung sowie natürlich Aarons Widersacher und Gegenpart, der sich erst nach und nach offenbart. Das Zusammenspiel all dieser Figuren wird detailliert dargestellt und man ist als Leser mittendrin, auch wenn ein Leben in einer derartigen Einheit für einen normalen Menschen kaum vorstellbar ist. Dennoch gibt es auch immer wieder Szenen der Normalität, die eben diesen Spagat zwischen ihrem Beruf und ihrem Privatleben gut beschreiben. Über allem steht der Zusammenhalt der Kollegen untereinander.


    Die Handlung ist spannend und rasant, nimmt anfangs langsam, dann immer schneller Fahrt auf und gipfelt in einem heftigen Showdown. Immer wieder überrascht der Autor durch unerwartete Wendungen und hält so den Spannungslevel konstant hoch.


    Insgesamt war mir die Story fast ein bisschen zu dicht und gedrängt, fast ein wenig überladen, ein bisschen zu viel. Dennoch spannender Lesestoff, den ich Fans von komplexen Thrillern durchaus empfehlen kann!