Dilemma nach Lektorat

  • Wie würdet ihr reagieren? :ergeben:
    Ich muss dazu sagen, dass ich schon vorher ein gespaltenes Gefühl hatte, was Lektoren betraf. Nun zu meinem "Dilemma".
    Der Verlag gab mein Manuskript an Lektorin. Die meldete sich mit dem Hinweis: Kann dauern, weil sie privat Mutter pflegt. Sah ich ein.
    Es dauerte auch mehrere Monate. Dann schickte sie mir den Text, der zu meiner Überraschung keine Markierungen oder Anmerkungen enthielt.
    Auf Nachfrage hieß es, der Verlag wolle es so, also druckfertig ohne Markierungen. Dazu kam eine eMail.
    Darin ein paar Anmerkungen und der Hinweis, der Rest sei schon korrigiert. Ich solle doch nichts ändern, sondern ihr vertrauen, was Zeichensetzung betrifft.
    Nicht nur, dass die Seitenangaben nicht genau waren, musste ich wg. eines anderen Hinweises (Rede in 3. Person) das komplette Manuskript durchgehen, was etliche Stunden in Anspruch nahm. Zudem erwähnte sie, dass sie ja Gott sei Dank nicht prüde sei (soll wohl heißen: So was hat in anständigem Roman nichts zu suchen bzw. zu explizit, zu wenig Romanze?) und Fantasy eigentlich nicht ihr Ding sei (also ging's nur um's Geld, gute Einstellung).
    Lerneffekt für mich: Gleich Null.
    Dann fragt der Verlag mich, wie ich Arbeit der Lektorin beurteile.
    Sagte, dass ich das nicht kann, wg. – siehe oben.
    Frage, warum diese Anweisung an sie. Verlag: Das wäre doch Blödsinn, weil Manuskript ja noch bearbeitet werden musste.
    Frage die Lektorin, doch die beharrt auf ihrer Darstellung.
    Und nun fragt sie, warum ich mich nicht mehr gemeldet hätte. Sie bekäme meist signiertes Exemplar und dachte, ich sei arrogant oder desinteressiert.
    Und der Verlag gratulierte ihr nun zu ihrer (wohl generell) fantastischen Arbeit.
    Tja, in absehbarer Zeit geht der nächste Band ins Lektorat, aber ich bin mir nicht sicher, ob ich die Lektorin ablehnen soll.
    Was denkt ihr?

  • Abgesehen davon, dass das hier eher in den Autorenbereich gehört als in den allgemeinen Lesebereich (vielleicht verschiebt ein Mod das noch), finde ich das Ganze doch ziemlich obskur. Die Frage ist eigentlich, ob du überhaupt die Möglichkeit hast, die Lektorin abzulehnen. Was steht in deinem Verlagsvertrag?


    Grundsätzlich finde ich das Verhalten der Lektorin ziemlich merkwürdig und ich würde mich mit Sicherheit auch nicht wohl damit fühlen. Außerdem: Trennt dein Verlag zwischen Lektorat und Korrektorat?


    Es mag ja möglich sein, dass deine Lektorin meist ein signiertes Exemplar bekommt, aber dafür müsste sie doch erst einmal zeigen, was sie geleistet hat. Abgesehen davon ist es ja schön, dass manche Autoren so großzügig sind, aber bei einem Verlag, bei dem der Autor "großzügigerweise" einen Buchhandelsrabatt erhält, er also erst einmal in Vorleistung gehen muss, um selbst an Bücher zu kommen, finde ich es schon ziemlich vermessen, ein Gratisexemplar vorauszusetzen. Die Lektorin wurde schließlich für ihre Arbeit bezahlt, hat also ihren Lohn, sei er nun gerechtfertigt oder nicht, erhalten.


    Was sie genau geändert hat, kannst du im übrigen mit der Vergleichsfunktion unter Wort feststellen. Das geht schneller, als wenn du den gesamten Text selbst durchsuchst. Alles, was geändert wurde, wird dann markiert.

    "deine beschreiebung alleine lässt vermuten, dass es sich um schmöckerroman einzigartiger klasse handelt, nämlich übertriebenem bullshid, der mit der wirklichkeit keinene hinreichenden effekt auf die wirklichkeit erstreckt." (Simon Stiegler)

    Stimmt! Ich schreibe spannende Unterhaltungsliteratur, die den Leser aus der Wirklichkeit entführt, bis zum Ende gelesen wird und bei der der Leser am Ende fragt: Wann erscheint der nächste Band? Schreiben will halt gelernt sein

  • Jetzt ist es zwar zu spät, aber für die Zukunft ... soweit ich noch eine habe.

    Nun ja, der Vergleich, den Divina vorgeschlagen hat lässt sich ja noch machen. Dann kannst Du vielleicht besser beurteilen, ob die Änderungen der Lektorin etwas getaugt haben. Mit der Vorgehensweise (die für die Lektorin sicherlich weniger Arbeitsaufwändig war) gäbe es ja zumindest bei einem nächsten Mal keine Probleme.


    Auf die freche Anforderung, nach dieser schlechten Zusammenarbeit das Geschenk eines signierten Exemplars zu verlangen, würde ich allerdings nicht eingehen, insbesondere wenn sie sich nach ihrer (arroganten und desinteressierten (!)) Art ihre Arbeit zu erledigen, dann auch noch beschwert, DU seist arrogant und desinteressiert.


    Und beim nächsten Buch? Wenn sich nach Prüfung rausstellt, dass das Lektorat beim letzen Buch etwas getaugt hat, warum sollte die Lektorin es dann nicht machen? Lieb haben musst Du sie ja nicht für einen Mailkontakt. Wer weiß, vielleicht verdient sie sich beim folgenden Buch durch gute Zusammenarbeit sogar ein signiertes Exemplar.

  • Hab es gestern mal probiert, blicke aber nicht wirklich durch. Liegt wohl daran, dass ich Restkorrektur an diesem Manuskript machte.
    Aber ich müsste noch eine Kopie haben.
    Wenn sie was signiert haben möchte, kann sie gern eins kaufen. Seit der Umstellung durch den Verlag sind Coverkünstlerin und Lektor nicht mehr aufgeführt, warum auch immer.

  • Hab's tatsächlich geschafft.



    Trennt dein Verlag zwischen Lektorat und Korrektorat?

    Offensichtlich nicht. Ist mehr Korrektorat, da den 1. Band jemand anderes lektorierte.


    Was ich leider nicht bemerkte (oder nicht immer), war die Änderung der Bezeichnung MAILEN in MEILEN. Hallo? Das ist Fantasy.
    Oder: ... das macht keiner, ohne mit seinem Leben zu zahlen. Musste dringend in BEzahlen geändert werden.
    ... im Eislosen Tal .... ging nicht, wurde ... im Tal ohne Eis ....


    Wie würdet ihr folgendes schreiben? ... dass ihm das Richter spielen/Spielen zu Kopf steigt ....


    Wo ganze Sätze umgeschrieben wurden, konnte ich meist mit leben, aber auch da geht es um das Prinzip Mitsprache, oder?

  • Soll Mailen denn eine Längenangabe sein? Wenn ja, warum dann nicht Meilen? Damit können Leser mit Sicherheit mehr anfangen. Ansonsten hättest du dir vielleicht besser eine Längenangabe ausgedacht, die keine Ähnlichkeit mit vorhandenen hat.
    Bei dem Eislosen Tal hätte es eh eisloses Tal heißen müssen. Da es das Wort "eislos" laut Duden nicht gibt, hat sie es eben in Tal ohne Eis umgetauft. Eventuell wäre hier ein anderer prägnanter Eigenname ebenfalls besser gewesen.
    Das "Richter spielen" ist richtig.
    Allerdings hat deine Lektorin/Korrektorin offenbar auch nicht alles gefunden. In der Leseprobe bei Amazon steht z.B. folgender Satz: ..., um wieder bei der Frage zu landen was dieser Traummeister, der ... - vor dem "was" kommt ein Komma. Und in diesem: Marco hatte den größten Teil seines Aufenthalts genutzt, um soviel wie möglich zu lernen, ... - wird "soviel" so viel geschrieben, da das zusammengeschriebene Wort "in dem Maße" oder "nach dem, was"bedeutet.


    Das Prinzip Mitsprache ist so eine Sache ... Natürlich soll ein Autor in gewissem Maß auch ein Mitspracherecht haben, aber er sollte auch erkennen, wann es tatsächlich besser sein könnte, etwas zu ändern. Wenn meine Texte lektoriert und dabei Anmerkungen gemacht werden, gehe ich erst einmal davon aus, dass es einen Grund geben muss, warum meine Lektorin dieses oder jenes besser findet als das, was in meinem Originaltext steht. Schließlich bedeutet Lektorat nicht, den Schreibstil zu ändern, sondern nur, den Text lesbarer und für den Leser gefälliger zu machen. Lektoren wollen Autoren nichts Böses und schon gar nicht sich den Text des Autors aneignen. Sie kritisieren, weil es ihre Aufgabe ist, den Text zu kritisieren, um das Optimum herauszuholen.
    Im Falle der Anmerkungen überlege ich mir, ob ich dem Vorschlag der Lektorin folge und genau den Satz einbaue, der von ihr kommt, oder ob ich den Text nicht mit einer Umformulierung noch besser hinbekomme. Wirklich nur ganz, ganz selten nehme ich die entsprechende Kritik nicht an, nämlich dann, wenn ich mir gerade bei dem kritisierten Part etwas Spezielles gedacht habe, was bei einer Änderung einen vollkommen anderen Sinn erhalten würde.


    Genau das ist aber auch der Grund, warum ich es persönlich wichtig finde, dass der Lektor Anmerkungen macht und nicht direkt den Text ändert. Denn wenn ich nachvollziehen kann wann er was warum ändern möchte, kann ich das in der Zukunft gleich besser machen :wink:

    "deine beschreiebung alleine lässt vermuten, dass es sich um schmöckerroman einzigartiger klasse handelt, nämlich übertriebenem bullshid, der mit der wirklichkeit keinene hinreichenden effekt auf die wirklichkeit erstreckt." (Simon Stiegler)

    Stimmt! Ich schreibe spannende Unterhaltungsliteratur, die den Leser aus der Wirklichkeit entführt, bis zum Ende gelesen wird und bei der der Leser am Ende fragt: Wann erscheint der nächste Band? Schreiben will halt gelernt sein

  • Sie wollte "Richter Spielen"! Aus zahlen muss bezahlen werden u.s.w. "Gewöhnliches" reden scheint ihr ein Greuel.
    Mailen sind Längenangabe (= 2000 Schritt), aber die Übersicht gibt es nur in Bd. 1. Aber es ohne Nachfrage einfach zu ändern finde ich ....
    Die Leseprobe geht auf mein Konto. Ich weiß ja, dass ich nicht perfekt bin, aber wie soll ich lernen, wenn ich nich weiß, was ich falsch mache. Heute finde ich diese Fehler meist mit dem Duden Korrektor.


    Wie auch immer, diese Art der "Zusammenarbeit" bringt nur meine negative Seite zum Vorschein. Und zusammen mit meinen Depris entsteht fatale Mischung. Aber nur für mich, daher anderen wohl egal. :roll:

  • Sie wollte "Richter Spielen"

    Da oben erwähnt wird, dass es um "das Richter Spielen" (nicht um "den Richter spielen") geht, wäre das wohl auch eine ganz korrekte Substantivierung.


    Aus zahlen muss bezahlen werden

    Das ist auch im oben genannten Zusammenhang nach meinem Empfinden die bessere Wortwahl.


    Mailen sind Längenangabe (= 2000 Schritt)

    "Mailen" ist ein Anglizismus für "Briefe schicken" und keine fantastische Variante von "Meilen". Auch wenn grundsätzlich eine freie Erfindung von Längenmaßen statthaft ist, so ist dies doch sicherlich die denkbar schlechteste Wahl.

    ... im Eislosen Tal .... ging nicht, wurde ... im Tal ohne Eis ....

    "Eislos" muss natürlich klein geschrieben werden, wenn "Eisloses Tal" nicht als Eigenname gebraucht ist. Ansonsten ist es im allgemeinen ziemlich egal, welche der beiden Wendungen verwendet wird.


    Die Korrektorin scheint doch (unabhängig von der suboptimalen Zusammenarbeit) etwas mehr Vertrauen verdient zu haben.

  • Wie würdet ihr folgendes schreiben? ... dass ihm das Richter spielen/Spielen zu Kopf steigt ....

    Das, lieber Martin, war das Beispiel.
    Selbst, wenn ich irgendwo eine schlechte Wortwahl treffe, hat sie es nicht ohne Nachfrage zu ändern.
    Ihre "Ausrede", der Verlag wollte es so, könnte ja ein Missverständnis sein. Und von Logikeinsatz ihrerseits fange ich nicht an. Sonst hätte sie keine EMail schicken brauchen, was ja impliziert, dass ich das Manuskript noch bearbeiten muss. Oder?


    Wie man es auch wendet, mein Vertrauen, vor allem das blinde, sind weiter geschrumpft bzw. nicht mehr vorhanden.

  • Selbst, wenn ich irgendwo eine schlechte Wortwahl treffe, hat sie es nicht ohne Nachfrage zu ändern.

    Das sie das getan hätte, geht aus dem bisher Gesagten leider auch nicht hervor. Danach hat sie dir ihre (in der Sache anscheinend guten) Korrekturvorschläge lediglich in einer schwer nutzbaren Form übermittelt (und dafür komische Ausreden abgeliefert, statt z.B. den Lösungsvorschlag zu machen, den Divina oben gemacht hat).

  • ihre (in der Sache anscheinend guten) Korrekturvorschläge

    Es ist ja nett, dass Du die Lektorin in Schutz nimmst, aber würdest Du dich an meiner Stelle nicht übergangen fühlen, wenn angeblich alles korrigiert ist, Du es aber nicht nachprüfen kannst? Ok, durch Divinas Hinweis konnte ich es, aber das Buch ist schon gedruckt.
    Wie auch immer. Mal schaun, wie es, wenn, weitergeht.

  • Es ist ja nett, dass Du die Lektorin in Schutz nimmst,

    Das ist nicht meine Absicht. Die Lektorin ist nicht hier und wird auch nicht persönlich genannt. Es kann mir und ihr vollkommen egal sein, ob sie hier gerecht oder ungerecht beurteilt wird. Alles, was du hier geschrieben hast, spricht dafür, dass sie sich nicht gerade toll verhalten hat.


    Aber die Frage sollte ja wohl die eines Umgangs (insbesondere falls eine zukünftige Zusammenarbeit ansteht) mit diesem Umstand sein. Und dazu ist eben maßgeblich, dass die Änderungen (soweit hier vorgestellt) von sachlicher Kompetenz zeugen und dass es eine Lösung gibt, falls das gleiche Problem wieder auftreten sollte.


    Sich übergangen zu fühlen oder nicht oder die Korrektorin zu mögen oder zu verabscheuen oder ihr Verhalten moralisch verwerflich zu finden, ändert nichts, führt nirgendwo hin.

  • Ich nehme mal an, das ist kein großer Publikumsverlag, oder? Der Beruf "Lektor" ist übrigens nicht geregelt, jeder kann sich so nennen. Und ich habe da schon Dinge gesehen, das glaubst du nicht!
    Für mich klingt diese Vorgehensweise sehr unprofessionell. Alle Lektoren, mit denen ich bisher Kontakt aufgenommen hatte, arbeiten anders. Und ich kenne es auch aus den großen Verlagen nur so, dass man die Änderungen selbst machen muss und der Lektor nicht einfach herumändert. Eine Lektorin, der der Text zu erotisch ist und die Fantasy nicht mag? Das klingt nicht nach einem Profi, wenn sie dir das so sagt.
    Kann es sein, dass du bei einem recht kleinen Verlag gelandet bist, der zwar mit Lektorat wirbt, aber im Grunde das von einer Privatperson machen lässt, weil es da viel günstiger ist als bei einem Profi?
    Ich kenne weder dein Buch noch Verlag, aber sowas hab ich echt noch nicht gehört. Man erarbeitet das doch gemeinsam!


    Da bin ich wieder sehr froh, dass ich alle Verlagsangebote bisher abgelehnt habe und lieber als Selfpublisher unterwegs bin. So kann ich mir den Lektor selbst suchen, auch den Grafikdesigner etc. Und mehr Honorar bekomme ich auch.


    Alles Gute und nicht aufgeben!
    Kariin

  • Kann es sein, dass du bei einem recht kleinen Verlag gelandet bist

    Klein stimmt, der Rest vermutlich auch.
    Aber sie geben sich viel Mühe, auch bei neuen Projekten.
    Mir geht es weniger ums Geld, weshalb ich auch nicht den üblichen Mainstream schrieb. Was wohl dazu führte, dass meine Geschichte bisher wenig Leser fand.
    Weitere ungünstige Umstände tragen ebenfalls ihren Teil bei.
    Aber da muss ich irgendwie durch.
    Danke für Deine aufmunternden Worte. Wird schon.

  • Ich kenne das Lektorat von der Lektoren- wie von der Autorenseite. In beiden Fällen (Kleinverlag aber kein DKZV) kenne ich die Arbeit so, dass gemeinsam gearbeitet wird. Der Lektor / die Lektorin macht einen ersten Durchgang am besten mit "Änderungen verfolgen" und Du als Autor*in bekommst dann diesen Durchgang zum Absegnen. Du nimmst an, was Dir gefällt, Du diskutierst mit dem Lektor / der Lektorin, was Dir nicht gefällt und Ihr findet eine Einigung. Das letzte Wort dabei hat allerdings immer die Autorin. Dann gibt es einen zweiten und einen dritten Durchgang mit gleicher Vorgehensweise und am Ende steht die Freigabe zum Satz, die von beiden Seiten bestätigt wird.

  • ch bin mir nicht sicher, ob ich die Lektorin ablehnen soll.

    Als Autor bist du frei ind er Wahl deiner lektorin

    ob ich die Lektorin ablehnen soll.

    Hoppla, auf der Tastatur verrutscht ( Squirrel: kann man seine Beiträge nach dem Absenden nochmal bearbeiten?)
    Also nochmal: Als Autor bist du frei in der Wahl deiner Lektorin. Der Verlag kann dich nicht zwingen, mit einem bestimmten Lektor zusammenzuarbeiten. Deshalb steht darüber auch kein Passus im Verlagsvertrag. Wenn`s menschlich nicht klappt, muss der Verleger "vermitteln" oder einen neuen Lektor präsentieren. Geschieht dies mehrmals, gilt der Autor als "schwierig". In deinem Fall scheint es sich um eine "Außenlektorin" zu handeln, die auf freier Honorarbasis für den Verlag tätig ist. Davon gibt`s genügend.