Klara Bellis - Trywwidt - Die Kaiserin der ewigen Nacht

  • Chaotin mit grünen Haaren


    Klappentext:
    Käferkacke! - Die Elfe Trywwidt hat es vermasselt. Ausgerechnet während ihrer Wache ist die gefährlichste aller Pflanzen aus dem Gewächshaus verschwunden: die »Kaiserin der ewigen Nacht«. Die gesamte Menschheit ist in Gefahr. Schnell weiß Trywwidt, wo die blutsaugende Pflanze steckt: ausgerechnet bei Klaus, dem wohl vertrotteltsten Botaniker der Welt!
    Die Zeit wird knapp. Gestrandet in der Menschenwelt, sucht die Elfe einen Verbündeten für ihre Jagd auf die Blutsaugerin. Am besten einen, der sich ebenfalls mit dem Saugen von Blut auskennt. Aber kann sie ihrem Helfer wirklich vertrauen?
    Schon bald muss Trywwidt begreifen, dass die mörderische Pflanze ihr geringstes Problem ist.
    Wer wissen will, was die »Kaiserin der ewigen Nacht« mit der Pest im Mittelalter zu tun hat; wie wundersam die Erotik zwischen Elfen und Vampiren ist und mit welchen absonderlichen Schimpfwörtern Elfen nur so um sich werfen, ist hier bestens aufgehoben.
    Klara Bellis’ Roman ist spannend und höchst amüsant. Für alle Fans von toughen Heldinnen, finsteren Schurken und Vollmilchschokolade.
    Hinweis für Allergiker: ACHTUNG! Dieses Buch kann Spuren von Elfen, Vampiren und Pflanzenbiochemikern enthalten.


    Rezension:
    Eine hochgefährliche Pflanze verschwindet auf mysteriöse Weise aus einem Hochsicherheits-Gewächshaus der Elfen und taucht einfach so in der Menschenwelt auf. Zum Glück können die Elfen herausfinden, wer die Pflanze dort findet und mit zu sich nachhause nimmt. Also wird die Elfe Trywwidt, die nach einer Panne bei ihrem letzten Einsatz in der Menschenwelt seit 30 Jahren keinen solchen Einsatz mehr hatte, auf eine Bergungsaktion geschickt. Da vorher genau festgestellt wurde, dass zur fraglichen Zeit weit und breit kein Mensch sein wird und wo die Pflanze genau steht, dürfte das ein kurzer, schneller Einsatz werden. Doch gleich nach Trywwidts Eintreffen häufen sich die Pannen. Zuerst wird sie beinahe Opfer eines Verkehrsunfalls, und dann ist auch noch die Pflanze nicht auffindbar. Und das, wo der Wahlspruch der Elfen doch „Maximale Effizienz!“ lautet. Nur gut, dass der Vampir, den Trywwidt bei ihrem letzten Einsatz kennenlernte, ganz in der Nähe wohnt.
    Spätestens jetzt dürfte jeder potentielle Leser erkannt haben, dass dieses Buch keine Elfen- oder Vampirgeschichte nach Schema F ist. Weder die Elfen noch die Vampire entsprechen den aus vielen anderen Büchern gewohnten derartigen Wesen. Lediglich die Menschen sind so, wie wir sie aus unseren täglichen Erfahrungen kennen – im Guten wie im Schlechten. Die Autorin erweckt hier eine sehr humorvolle Urban-Fantasy-Welt mitten in unserem realen Deutschland zum Leben. Alleine mit den Elfen-Schimpfwörtern könnte man ein ganzes Lexikon füllen. Oder sich einfach darüber totlachen, obwohl man letzteres lieber nicht machen sollte, da einem sonst die angekündigte Fortsetzung entgehen würde.
    Zu Beginn werden wechselweise zunächst anscheinend unabhängige Geschichten aus den Blickwinkeln eines ewigen Studenten, einer von ihrem ehemaligen Liebhaber vor die Tür gesetzten Frau, der titelgebenden Elfe und des Vampirs erzählt, die ich im Laufe der Handlung zu einem Erzählstrang vereinen. Die Verflechtungen der verschiedenen Charaktere in die Gesamthandlung werden dem Leser erst nach und nach bewusst, doch selbst die Titelheldin kann manche anscheinenden Ungereimtheiten erst sehr spät durchschauen. Ob es wohl trotzdem für alle Beteiligten ein Happyend geben wird?


    Fazit:
    Allen Fans einer etwas schrägen Urban Fantasy kann man dieses Buch, das es derzeit leider nur als eBook gibt, wärmstens empfehlen.
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  • Wow, das liest sich mal interessant :D
    Danke für die Rezension!
    Nur eine kurze Frage, ist das ein Ich-Roman?


    Nachtrag: Hat sich eigentlich schon erledigt. Das gibt es nur als eBook für die ver***** Kindles. Also keine Chance, dass ich das lesen darf. :-(

  • :bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5:
    Der Klappentext lässt es bereits vermuten: über dieses Buch könnte man alles Mögliche sagen, aber die Wörter "fade", "abgedroschen" oder "Durchschnitt" gehören in meinen Augen definitiv nicht dazu. Ja, es gibt Elfen. Ja, es gibt Vampire. Nein, irgendwie ist hier alles ein bisschen anders, als man es von Elfen oder Vampiren erwarten würde, und das ist auch gut so.


    Die Elfen sind hier zwar schon irgendwie umweltbewusste Baumkuschler, wie sich das gehört, aber außerdem sind sie den Menschen technologisch meilenweit voraus: Tarnkleidung, ausgeklügelte Simulationen, ein durchorganisierter Geheimdienst, Datenkäfer und ein telepathisches Kommunikationssystem... Allerdings kriegen sie es wirklich wesentlich besser hin als wir, die Technologie verantwortungsbewusst zu verwenden und dabei ihre Umwelt nicht mit Stinkekisten und Chemie zu vergiften. Und die Vampire glitzern weder, noch wirken sie, als seien sie den Seiten von Anne Rice's Büchern entsprungen! (Hurra!)


    Die Geschichte bietet eine originelle Mischung aus Fantasy, Action, durchgeknalltem Humor und Spannung. Wobei sich die Spannung für mich anfangs vor allem daraus ergab, dass nicht einer der Protagonisten so wirkte, als könnte er oder sie ein Ziel tatsächlich erreichen! Denn was wir hier haben, ist eine Gruppe von klassischen "Underdogs": Außenseiter, Sonderlinge oder einfach nur riesengroße Pechvögel. Kurz gesagt: Anti-Helden, wie sie im Buche stehen.


    Klaus ist ein fauler, übergewichtiger Langzeitstudent mit Messie-Veranlagung. Ira wurde von ihrem Freund verlassen, erstickt ihren Kummer mit Schokolade und springt mit Anlauf von Fettnäpfchen zu Fettnäpfchen. Trywwidt ist für eine Elfe viel zu emotional und neigt dazu, ihre Einsätze spektakulär zu verpatzen. Und Korwin, der Vampir, ist mit einer goldigen alten Nachbarin geschlagen, die versucht, ihn mit Obst und Gemüse aufzupäppeln.


    Ehrlich gesagt war mir der Humor ganz am Anfang manchmal zu nah dran am Fremdschämen, wenn Ira zum Beispiel verschläft und mit fettigen Haaren und nach Schweiß stinkend zum Vorstellungsgespräch erscheint. Außerdem kamen mir die Charaktere zunächst auch ein klein wenig klischeehaft vor! Aber das Buch groovt sich schnell ein, und das Schöne ist, dass die Charaktere die Klischees bald hinter sich lassen und zeigen, dass wesentlich mehr in ihnen steckt. Man erfährt viel über ihre Hintergrundgeschichten, woraufhin ihre Schwächen und Marotten direkt viel liebenswerter und verständlicher erscheinen. Sie sind mir richtig ans Herz gewachsen!


    Auch der Humor gefiel mir dann doch noch ziemlich gut, obwohl oder gerade weil er sehr eigen ist. Besonders witzig fand ich Trywwidts Kulturschock in der Menschenwelt: sie kann vieles überhaupt nicht nachvollziehen und muss sehr über ihren Schatten springen, um mit diesen barbarischen Menschlingen klarzukommen. (Überall tote Bäume!!!)


    Eine kitschige Standard-Liebesgeschichte gibt es nicht: Zum einen sehen die Elfen Sex ziemlich locker – der muss nicht unbedingt was mit Liebe zu tun haben (kann aber). Und zum anderen entwickeln sich zarte Gefühle hier manchmal eher widerwillig und zwischen den unwahrscheinlichsten Charakteren. Und gerade das macht es auch für Romantikmuffel wie mich so rührend!


    In der zweiten Hälfte des Buches wird die Geschichte zunehmend spannender, denn für unsere (Anti-)Helden wird die Lage ganz schön brenzlig. "Das" Widersacher (ich will noch verraten, ob Männlein oder Weiblein) war meines Erachtens vielleicht keine große Überraschung, aber ich fand sehr interessant, wie die verschiedenen Handlungsstränge zusammenhingen und was hinter all dem steckte! Das ist alles wahnsinnig einfallsreich.


    Klara Bellis' Schreibstil hat eine sehr prägnante "Stimme", mit ungewöhnlichen Formulierungen und tollen Metaphern. In den ersten Kapiteln wirkte er auf mich manchmal etwas holprig, aber im Laufe des Buches gefiel er mir immer besser!


    Fazit:
    Eine blutsaugende Pflanze, die die Zombie-Apokalypse auslösen könnte, oder zumindest etwas sehr Ähnliches. Eine Elfe auf geheimer Mission in der Menschenwelt. Ein Vampir, der sich wünscht, er wäre besagter Elfe nie begegnet (und der definitiv nicht glitzert). Und zwei ganze normale Menschen, die irgendwie in die ganze Geschichte hineingeraten sind, obwohl ihre größten Sorgen bisher Übergewicht und Pech in der Liebe waren.


    "Trywwidt" ist Fantasy jenseits der Klischees, dafür aber mit viel schrägem Humor und einer Gruppe unwahrscheinlicher Helden, die mit sich selbst genauso zu kämpfen haben wie mit ihren Widersachern... Ich brauchte ein paar Kapitel, um in die Geschichte hineinzufinden und mich mit den Charakteren anzufreunden, aber dann gefiel mir das Buch sehr gut! Es ist auf jeden Fall mal ganz was Anderes, was ich sehr erfrischend fand.