Hans-Henner Hess - Das Schlossgespinst

  • Quellenangaben:
    Quelle: Amazon.de:
    "Sommer in Meiningen. Jahrhunderthoch »Gunther« bringt alles Leben zum Erliegen, nur der Fickel frohlockt. Endlich passt die Welt sich mal seinem Tempo an und er kann sich mit angenehmeren Dingen beschäftigen als mit Mord und Totschlag. Doch die Gespenster der Hochkultur stören ihn in seiner Ruhe. Der berühmte Komponist und ewige Junggeselle Johannes Brahms brach am Hof des Meininger Theaterherzogs einst ein Herz – und anderthalb Jahrhunderte später steht Kriminalrat Recknagel vor einer prominenten Leiche und kämpft gegen seinen Brechreiz. Was hat das eine mit dem anderen zu tun? Ausgerechnet »Terminhure« Fickel soll sich jetzt mit den Folgen eines historischen Techtelmechtels herumschlagen. Und das nur, weil die Oberstaatsanwältin Gundelwein gerade viel zu sehr mit ihrer eigenen Karriere beschäftigt ist, als sich um einen schnöden Mord zu kümmern. Immerhin macht der Fickel bei seinen Ermittlungen die eine oder andere bittersüße Bekanntschaft, nicht nur mit dem Bratwurstschnaps. Alle Spuren führen zum Historischen Verein und ins Schloss Elisabethenburg, in dem merkwürdige Dinge vor sich gehen …


    Gebundene Ausgabe: 366 Seiten
    Verlag: DuMont Buchverlag GmbH & Co. KG; Auflage: 1 (14. Januar 2016)
    Biografie
    Hans-Henner Hess verbrachte seine Jugend im Schatten der Berliner Mauer mit Tagträumen, Nachtwandeln sowie dem Züchten von winterharten Zierkakteen. Als nach Einführung des Westgelds wichtige Absatzmärkte wegbrachen, sah er sich gezwungen, einen ehrlichen Beruf zu erlernen, und entschied sich irrtümlich für die Juristerei. Beim Verfassen seitenlanger Schriftsätze gewann er Gefallen am Fabulieren und schulte kurzerhand um auf TV-Autor. Seine Erfahrungen im Justizalltag sowie eine angeborene Affinität zu Thüringer Klößen verarbeitet er in der bei DuMont erscheinenden Krimireihe um den relaxten Meininger Anwalt Fickel und dessen ehrgeizige Exfrau, die Oberstaatsanwältin Gundelwein.
    Produktbeschreibungen
    Über den Autor und weitere Mitwirkende


    Hans-Henner Hess wurde 1973 in Berlin-Mitte geboren und ließ sich ebendort wegen einer verlorenen Wette zum Volljuristen ausbilden. Da der Rechtsstaat auf seine weitere Mitwirkung dankend verzichtete, schlug er sich als Autor und Dramaturg bei diversen Fernsehformaten durch. Nebenher verfasste er Lang- und Kurzgeschichten, schrieb Theaterstücke und Songtexte. Bei DuMont erschienen seine Romane ›Herrentag‹ (2013) und ›Der Bobmörder‹ (2014)."




    Der Schreibstil war für mich anfangs etwas gewöhnungsbedürftig. Aber, nach einer kurzen "Einlesephase" fand ich den ironisch-satirischen Stil zum Schmunzeln und gut zu lesen.


    Hier wird deutlich, dass der Autor mit den Paragrafen und deren Machern "ein Hühnchen rupfen" will, was ich persönlich wirklich witzig finde. Ausserdem tragen auch die Fußnoten dazu bei, die dem Ganzen noch das gewisse Etwas zufügen.


    Sehr interessant fand ich die Gewohnheiten, die in Ostdeutschland gang und gäbe waren und die der Autor immer wieder gekonnt dargestellt hat.



    Das Buch handelt vom Anwalt Fickel, der denkt, dass er während der Hitzeperiode "einen faulen Lenz" schieben kann. Aber, weit gefehlt, denn plötzlich überschlagen sich die Dinge und er muss einen Mordfall und diverse andere Dilemma auflösen. Wird ihm das mit Hilfe einiger Mitbürger und der Polizei gelingen?



    Mein Fazit: Kriminalroman, der nach einer kurzen Einlesephase Spannung, Humor und Satire bietet

  • Herrlicher Krimi mit feinem, aber bösem Humor. Überraschende Wendungen machen ihn extra spannend

    Autor Hans-Henner Hess entführt uns die Thüringische Stadt Meiningen. Es ist sein dritter Krimi aus der Stadt an der Werra.


    Diesmal wird die 97-jährige, ehemalige SED-Bürgermeisterin Elfriede Langguth, genannt die 'Rote Elfriede', tot aufgefunden. In ihrem Testament hat sie ihr Hündchen Erich (ja, nach dem ehemaligen Parteichef benannt) als Universalerben und ihre persönliche Assistentin als Nebenerben ernannt.


    Rechtsanwalt Fickel, seines Zeichens Terminvertreter (vulgo „Terminhure“) am Meininger Gericht, rutscht eher zufällig als Nachlassverwalter in diesen Todesfall hinein.

    Was ursprünglich wie ein natürlicher Tod einer betagten Frau ausgesehen hat, entpuppt als heimtückischer Mord. Dem Bauchgefühl des beigezogenen Polizisten sei Dank!


    Personen, die ein Motiv haben, die streitbare Elfriede aus dem Weg zu räumen, gibt es Einige, immerhin wohnte die Rote Elfriede sehr feudal. Sie soll auch Original-Partituren von Johannes Brahms besessen haben. Während der Ermittlungen kommt es zu allerhand Verwicklungen.

    Geschickt führt uns der Autor an der Nase herum. Mehrmals scheint der Mörder oder die Mörderin überführt, um dann doch „nur“ in andere Verbrechen verwickelt zu sein.


    Die Figuren, allen voran Anwalt Fickel haben köstliche Marotten. Fickel trägt, wegen der Affenhitze statt des üblichen anwaltlichen Anzugsgraublauschwarz auch bei Gericht lieber Badeschlapfen, Shorts und Hawaiihemd. Auch hat er lieber keine Fälle und dafür seine Ruhe. Ehrgeiz oder Karriere sind seine Sache nicht. Das besorgt schon seine Ex-Frau, Oberstaatsanwältin Gundelwein, die, um ihre Karriere weitervoranzutreiben, selbst den Leitenden Staatsanwalt in die Pfanne haut.


    Eine besondere Rolle spielt neben Chihuahua Erich, Fickels Kumpel, der unscheinbare Archivar Eddi Abe, Spitzname „Maulwurf“.


    Subtil und herrlich unterschwellig bekommen wir einen Crash-Kurs in Juristerei, Erbrecht inklusive. Historische Fakten rund um Meiningen und Johannes Brahms sowie Schmankerln der regionalen Thüringer Küche dürfen auch nicht fehlen.


    Fazit:


    Ein mit bösem, aber feinem Humor gespickter Regionalkrimi, bei dem auch eine Portion „(N)Ostalgie“ vorkommt. Die beiden Vorgängerbände warten bereits aufs Gelesen werden.

    Ich vergebe gerne fünf Sterne und eine Leseempfehlung.

    "Ein Tag ohne Buch ist ein verlorener Tag"


    "Nur ein Lesender kann auch ein Schreibender sein oder werden" (Maria Lassnig/1919-2014)