Michael Köhlmeier - Das Mädchen mit dem Fingerhut

  • Klappentext:
    Irgendwo in einer großen Stadt, in Westeuropa. Ein kleines Mädchen kommt auf den Markt, hat Hunger. Sie versteht kein Wort der Sprache, die man hier spricht. Doch wenn jemand „Polizei“ sagt, beginnt sie zu schreien. Woher sie kommt? Warum sie hier ist? Wie sie heißt? Sie weiß es nicht. Yiza, sagt sie, also heißt sie von nun an Yiza. Als Yiza zwei Jungen trifft, die genauso alleine sind wie sie, tut sie sich mit ihnen zusammen. Sie kommen ins Heim und fliehen; sie brechen ein in ein leeres Haus, aber sie werden entdeckt. Michael Köhlmeier erzählt von einem Leben am Rande und von der kindlichen Kraft des Überlebens – ein Roman, dessen Faszination man sich nicht entziehen kann. (Hanser-Verlagsseite)


    Zum Autor:
    Michael Köhlmeier, 1949 in Hard am Bodensee geboren, lebt als Schriftsteller in Hohenems / Vorarlberg und Wien. Bei Hanser erschienen die Romane Abendland (2007), Madalyn (2010), Die Abenteuer des Joel Spazierer (2013) und Spielplatz der Helden (2014, Erstausgabe 1988) sowie der Gedichtband Der Liebhaber bald nach dem Frühstück (Edition Lyrik Kabinett 2012) und zuletzt der Roman Zwei Herren am Strand (2014). (Hanser-Verlagsseite)


    Persönliche Meinung:
    140 Seiten, mehr braucht Köhlmeier nicht, um eine anrührende, schwermütige Geschichte leicht zu erzählen.


    Ein kleines Mädchen wird jeden Morgen von seinem Onkel zum Markt gebracht, wo es beim Lebensmittelhändler Bogdan unterschlüpft, versorgt wird und wartet. Wenn sie abgeholt wird, pfeift der Onkel vor dem Laden, und sie verschwindet durch die Hintertür. Keiner der Händler bekommt den Onkel zu Gesicht. Bis eines Tages der Onkel nicht mehr kommt und sie sich auf eine Irrwanderung durch die fremde Stadt macht.


    Woher kommt dieses Mädchen? Warum bringt der Onkel sie jeden Tag weg und holt sie abends wieder ab? Warum kommt er auf einmal nicht mehr? – Diese Frage habe ich bereits nach der Leseprobe gestellt, aber meine Hoffnung, nach der Lektüre die Antworten zu kennen, erfüllte sich nicht. Der Leser ist und wird nicht schlauer als das Mädchen selbst, das Yiza genannt wird. Wie sie wirklich heißt, erfährt man auch nicht.


    Die Stärke des Buches: Der Erzähler weicht dem Mädchen nicht von der Seite; was geschieht, sieht er mit ihren Augen. Aber er kriecht nicht in sie hinein. Ihre Gefühle, die Angst und das Alleinsein nachzuempfinden überlässt er dem Leser. Das ist „show, don’t tell“ in Perfektion.
    Doch, auch das verdankt man Köhlmeiers Kunst, der Leser braucht trotz der bemitleidenswerten Protagonistin und ihrer trostlosen Erlebnisse kein Taschentuch; der Autor provoziert keine mitleidige Anteilnahme.


    Literarisch wirkt Köhlmeiers Erzählung wie eine lange Kurzgeschichte: Einsträngige, chronologische Handlung „wie ein Stück herausgerissenes Leben“ (Schnurre) ohne Einführung und mit offenem Ende.
    Ihre Sogkraft ist die Handlung um das allein gelassene Kind. Mehr braucht sie nicht.



    Lediglich eine meiner Fragen ist beantwortet, die nach dem Maler und dem Titel des Coverbildes. Es handelt sich um den hierzulande unbekannten Rafael Martinz Diaz (1915-1991) , das Gemälde, aus dem das Mädchen auf dem Cover ausgeschnitten wurde, hängt im Museo des bellas Artes in Sevilla unter dem Titel „Ninas pobres“. Hier zu finden.

    Bücher sind auch Lebensmittel (Martin Walser)


    Wenn du einen Garten und eine Bibliothek hast, wird es dir an nichts fehlen. (Cicero)



    • Verlag: Hanser, Seitenzahl: 139, 2016, ISBN-13: 9783446250550, ISBN-10: 3446250557

    INHALT:
    irgendwo in einer großen Stadt, in Westeuropa. Ein kleines Mädchen kommt auf den Markt, hat Hunger. Sie versteht kein Wort der Sprache, die man hier spricht. Doch wenn jemand "Polizei" sagt, beginnt sie zu schreien. Woher sie kommt? Warum sie hier ist? Wie sie heißt? Sie weiß es nicht. Yiza, sagt sie, also heißt sie von nun an Yiza. Als Yiza zwei Jungen trifft, die genauso alleine sind wie sie, tut sie sich mit ihnen zusammen. Sie kommen ins Heim und fliehen; sie brechen ein in ein leeres Haus, aber sie werden entdeckt. Michael Köhlmeier erzählt von einem Leben am Rande und von der kindlichen Kraft des Überlebens - ein Roman, dessen Faszination man sich nicht entziehen kann.
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    Mit " Das Mädchen mit dem Fingerhut " erzählt Michael Köhlmeier eine fiktive Geschichte, die jedoch eine unglaubliche Authentizität aufweist. Dem Leser erscheint es so, als würde er Yiza begleiten, den täglichen Überlebenskampf, die Sorgen und Freuden des Mädchens hautnah erleben. Wie in jeder seiner Geschichten begeistert es mich, dass er die Story schonungslos ehrlich präsentiert, nichts wird geschönt, aber es wird auch nichts dramatisiert. Die Thematik wird glaubwürdig aufgegriffen und ausgearbeitet. Durch die Hauptprotagonistin Yiza wird dieses Thema nicht nur sachlich interessant, sondern auch emotional und fesselnd, denn ihre Geschichte berührt beim Lesen. Außerdem wird einem durch dieses Buch klar, dass diese Kinder viel zu wenig beachtet werden und wenn sie wahrgenommen werden, dann nur in Form eines abschätzenden, angeekelten Blickes. Es wird wirklich sehr deutlich, dass das Leben auf der Straße für ein Kind in keiner Weise ein Zuckerschlecken, sondern ein harter Kampf ist, denn die Situation dieser Kinder, vor allem Yizas, ist so hautnah und lebensecht dargestellt, das man wirklich meint, man stehe daneben und müsste all dies mitansehen. Die Entbehrungen, die ein Mensch in seinem Leben erleiden muss und ertragen kann. Die Rückschläge, die einen ereilen und nach denen man sich immer wieder aufrappeln muss. Die Art wie Kohlmeyer uns dieses alles präsentiert lässt einem zwar den Atem stocken, aber er bleibt beständig auf einer Ebene die es auch einem glücklich und gesund lebenden Westeuropäer erlaubt dieses Buch mit Neugier zu lesen. Es beschleicht einen die Fassungslosigkeit und die Hilflosigkeit eines Aussenstehenden, aber die Grenze des Erträglichen wird nicht überschritten, zugleich kann Yizas Geschichte als vorbildliches Beispiel für die Kraft, die Tapferkeit und die Überlebensfähigkeit von Menschen unter extremsten Lebensbedingungen stehen. Mutig und aufrecht bezwingt siw die Gefahren und Enttäuschungen und gibt die Hoffnung auf ein besseres Leben nicht auf.






    Der Schreibstil des Autors hat mich auch sehr angesprochen. Unverfälscht, sachlich, emotional und spannend bringt der Autor die Charaktere und ihre Schicksale näher. Er wirkt sehr nüchtern auf den Leser, zeigt wie die Realität nun einmal aussieht. Aber auch die vielen Nebencharaktere, die in diesem Buch vorgestellt werden, wurden sehr lebhaft dargestellt. Natürlich gibt es anfangs Charaktere, die man eher mag und jene, die man nicht so gerne leiden kann, aber sie wurden so gut ausgearbeitet und beschrieben, dass man sich teilweise mit jedem ein Stück identifizieren konnte.




    Brillant geschrieben. Sprachlich und dramaturgisch hohes Niveau, spannend erzählt, bewegend und authentisch. Eine echte Bereicherung für Leser, die sich über Wertevorstellungen des Lebens Gedanken machen möchten.

  • " Das Mädchen mit dem Fingerhut " von Michael Köhlmeier ist eigentlich eine fiktive Geschichte über ein sechsjähriges Mädchen in einer fremden Stadt irgendwo in Westeuropa. Yiza hat weder eine Familie noch ein Zuhause.Nur einen Fingerhut kann sie ihr eigens nennen.


    Niemand interessiert sich für sie wirklich, weder Menschen noch Institutionen. Niemand weiß irgendwas über sie undniemand möchte es wirklich wissen. Aber alle glauben zu wissen, was sie braucht und wollen ihr helfen.Das Schlimme daran ist, dass sie es nicht ihretwegen tun, sondern entweder aus den beruflichen Gründen, weil sie es müssen, oder sie helfen ihr, weil sie sich dadurch besser fühlen.
    Michael Köhlmeier greift sehr aktuelles, sogar akutes Thema auf. Es wird heutzutage viel über die Flüchtlingskrise diskutiert. Die illegalen Migranten, überwiegend aus angeblich sicheren Herkunftsstaaten Osteuropas, die schon lange bei uns und unter uns leben, bleiben immer noch für die Meisten „unsichtbar“. Weil wir sie nicht wirklich sehen wollen. Weil es für uns einfacher ist, die Kriegsflüchtlinge am Bahnhof mit Teddys zu bewerfen, eventuell eine Kleinigkeit zu spenden und sich dann als bessere Menschen zu fühlen.


    Spenden heißt noch lange nicht teilen und aufnehmen heißt nicht annehmen.


    Und so wird dieses Kind das, was es braucht wahrscheinlich nur bei den Freunden finden. „Die Freunde, das sind eine Horde von Zerlumpten, die bereits zu alt sind für Mitleid und Rührung."




    Die Erzählweise des Autors gefällt mir sehr gut. Der Schreibstil ist einfach und sachlich, fast emotionslos. Die Geschichte von Yiza wird schonungslos und authentisch erzählt. So sieht die Realität von vielen Flüchtlingskindern aus. Da helfen die Emotionen weniger.


    Der Leser bleibt nachdenklich und betroffen zurück und hoffentlich lernt etwas über sich selbst.


    Beindrückend nüchtern und erschreckend ehrlich geschriebener Roman.


    Absolut lesenswert, gar keine Frage.

  • Ein Buch, das aktueller nicht sein könnte. Man begleitet das kleine Mädchen Yizah, heimatlos, nur wenige Worte in der Fremde verstehend. Sie schlägt sich von Tag zu Tag durch den Winter. Beim Lesen hatte ich wirklich das Gefühl mittendrin zu sein. Der Stil ist sehr sachlich und geprägt durch kurze Sätze. Dieses Kurze, Sprunghafte lässt die kindliche Perspektive umso authentischer wirken.


    Insgesamt blieben mir zu viele Dinge rätselhaft, selten wurden Unklarheiten beleuchtet. Die erwachsenen Personen wurden zu krass gezeichnet. Es war sehr schwierig einen Bezug zu Yiza zu finden. Man ist so nah an der Person dran und trotzdem konnte ich sie nur erahnen. Shamhan und Arian waren mir wesentlich näher, obwohl ihre Geschichte ebenso im Dunkeln bleibt.


    Fazit
    Aktuelles Thema, toller Stil. Lässt einen ziemlich verwirrt zurück :bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5:

  • @Conor , ich habe ihn gerade überprüft, er funktioniert. Vielleicht hast du nicht lange genug gewartet, denn tatsächlich erscheint zunächst eine schwarze Fläche, dann in deren Mitte ein rotierender grauer Kreis, dann gehts los.

    Bücher sind auch Lebensmittel (Martin Walser)


    Wenn du einen Garten und eine Bibliothek hast, wird es dir an nichts fehlen. (Cicero)



  • Das Mädchen mit dem Fingerhut ist eines der auf sich allein gestellten Kinder, die irgendwie zu überleben versuchen. Yiza, sie nennt sich so, weil sie ihren Namen nicht kennt, hat immer mal wieder einen „Beschützer“ so wie Onkel Bogdan, der sie zum Betteln schickt, oder einige Frauen, für die sie in Müllcontainer klettert und die guten Sachen herausfischt. Sie verliert Bogdan, lebt allein auf der Straße, wird aufgegriffen, kommt in ein Heim und wäre fast geborgen, wenn sie da nicht auf Schamhan trifft, der ihre Sprache spricht und sie flieht zusammen mit ihm und Arian aus dem Heim. Sie leben von Betteln und Stehlen, kennen Hunger und Kälte, schlafen im Wald oder in Scheunen. Vermutlich kommen sie aus dem Südosten, Balkan wäre eine Möglichkeit und das Schicksal hat sie in eine westliche Großstadt gespült.
    Köhlmeier berichtet ganz emotionslos und distanziert von diesen Schicksalen, die es häufiger gibt, als man sich denkt. Dadurch wird diese kleine Geschichte viel eindringlicher, denn jeder Leser selbst wird die Bilder im Kopf haben. Die Kälte ist nicht nur der Jahreszeit geschuldet, Kinder wie Yiza bleiben oft unsichtbar, unser Blick gleitet über sie hinweg. Das Leben auf der Straße wird sie prägen und die kühle Distanz der Menschen. Es wird Yiza auch nicht gelingen Vertrauen aufzubauen, deshalb zieht sie die Flucht mit Schamhan und Arian der Sicherheit und Wärme des Kinderheims vor.
    Köhlmeiers Buch ist nur schmal vom Umfang, aber gewichtig im Inhalt. Das Schicksal der Kinder, von denen Yiza nur eines ist - man denke nur an die augenblickliche Flüchtlingsdebatte, die die Not der Balkanländer fast völlig ausblendet – bekommt hiermit eine eindringliche Stimme.
    Ein Wort nur zum Umschlag, große, melancholische Augen blicken ins Leere. Ich finde, das setzt den Inhalt sehr schön um.
    :bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5:

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    @Bibliomarie bitte schau immer erst bei den Rezensionen nach ob es bereits einen Thread zu dem Buch gibt - falls ja, dann häng dort Deine Rezi als Post an. Danke :wink:

    viele Grüße vom Squirrel



    :study: Joseph Roth - Hiob

    :study: Mike Dash - Tulpenwahn


  • Ich fand die Geschichte sehr deprimierend, irgendwie hoffnungslos auf der ganzen Linie. Kinder, um die sich niemand kümmert, werden zum Betteln geschickt, einfach abgegeben und nicht mehr abgeholt. Sicher ist ein Kinderheim keine angenehme Bleibe, die halbwüchsigen Buben nehmen Reißaus, halsen sich auch noch die kleine Yiza auf, und schlagen sich stehlend und bettelnd durchs Leben. Aber was wäre die Alternative zum Heim, zur Schulausbildung, zu einer Lehre?
    Und wenn sich dann doch noch jemand findet, der sich zumindest um das Mädchen kümmert, geht der Schuss für den Wohltäter erst recht nach hinten los.


    Mir hat hier die Botschaft gefehlt und kein Gedanke wollte sich einstellen, was mir die Geschichte nun eigentlich hätte sagen können, was ich nicht ohnehin schon gewusst hätte.

  • Mir hat hier die Botschaft gefehlt und kein Gedanke wollte sich einstellen, was mir die Geschichte nun eigentlich hätte sagen können, was ich nicht ohnehin schon gewusst hätte.

    Wenn du das oben von mir verlinkte Interview mit Köhlmeier liest, wird du feststellen: Er hat keine Botschaft, er wollte nur eine Geschichte erzählen. Und das hat er großartig geschafft.

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  • Naja, diese Geschichten ohne irgendeine Pointe mag ich nur dann, wenn sie mich stilistisch aus meinem Lesesessel kippen (und das war hier eindeutig nicht der Fall)!

  • Zum Inhalt:


    Ein 6-jähriges Mädchen ist in einer Stadt, in der es keinen Menschen versteht. Ein „Onkel“, den sie ebenfalls kaum versteht, schickt sie in einen Laden, in dem sie etwas zu essen bekommt und den Tag im Warmen verbringen kann. Am Abend läuft sie weg, wird von dem „Onkel“ abgeholt, kommt aber jeden Tag immer wieder. Als eines Tages der „Onkel“ nicht mehr erscheint, geht das Mädchen auf die Suche, verläuft sich und muss die Nacht in einem Müllcontainer verbringen. Das ist für sie nicht neu. Am nächsten Tag schläft sie im Zwischenraum zwischen den Türen eines Restaurants. Von hier wird sie von der Polizei abgeholt und in ein Heim eingeliefert.


    Im Heim wird sie liebevoll von einer Schwester behandelt, doch schon in der ersten Nacht läuft sie zusammen mit zwei Jungen weg. Einer von ihnen, Schamhan, kann ihre Sprache. Der andere, jüngere Arian, versteht nur Schamhan. Das Mädchen nennt sich Yiza, obwohl das kein Name ist. Die drei machen sich auf den Weg zu einem Haus am Stadtrand, in dem sie zusammen den Winter verbringen könnten. (Ob es dieses Haus wirklich gibt?) Schamhan führt sie dorthin, aber bald wird es klar, dass er selbst den Weg nicht kennt. Mehrere Tage sind sie unterwegs, schlafen im Wald, werden ganz nass vom Regen. Nach mehreren Tagen kommen sie in eine Siedlung. Gejagt vom Hunger, brechen sie in ein Haus ein, essen die Bäuche voll, nehmen so viel mit, wie sie tragen können und laufen
    wieder weg. Die Polizei findet sie wenig später nach frischen Spuren im Schnee. Alle drei landen auf der Polizeistelle.


    In der Nacht gelingt es Arian und Yiza zu fliehen. In einem Lastwagen versteckt, kommen sie in eine andere Stadt. Yiza ist krank, sie hat hohes Fieber. Die beiden brechen in ein Gartenhaus ein. Später macht sich Arian auf den Weg in die Stadt, um Aspirin zu holen, das Yiza helfen soll. So hat es Schamhan mal gesagt. Er bettelt und bekommt relativ viel Geld. Aber Aspirin hilft nicht. An einem anderen Tag, als Arian aus der Stadt zurückkehrt, sieht er eine Frau im Gartenhaus und läuft weg.


    Die Frau holt Yiza ins Haus, sie wird behandelt und ist bald wieder gesund. Nun lebt sie bei dieser Frau, eingesperrt in einem Zimmer. Sie lernt die Sprache der Frau. Aber als sie einige Monate später Arian durch das Fenster sieht, nutzt sie die Situation aus und sperrte die Frau in der Küche ein. Sie holt Arian ins Haus und er… erschlägt die Frau…. Und schon wieder sind sie auf der Flucht. Yiza hat Angst vor dem jüngeren Arian. Aber sie folgt ihm. Zu den anderen, einer „Horde von Zerlumpten, die bereits zu alt sind für Mitleid und Rührung“….


    Zum Buch:


    Ich fand das ein schönes Buch, das ein trauriges, aber wichtiges Thema anspricht: Wie die Kinder außerhalb der Gesellschaft leben. Ich konnte die Beweggründe von Yiza nicht immer nachvollziehen. Warum sie aus dem Heim flieht, wenn es dort warm ist und Essen gibt, wo sie gut behandelt wird. Warum sie sich später für Arian und gegen die Frau entscheidet, die ihr Leben gerettet hatte. Warum sie weiter auf der Straße schlafen will und nicht in einem Haus. Nichtsdestotrotz finde ich die Geschichte absolut realistisch und umso trauriger. Eine Geschichte, die zum Nachdenken anregen soll, warum diese Kinder lieber auf der Straße bleiben wollen und was für sie gemacht werden kann.


    Den Schreibstil des Autors fand ich sehr ansprechend. Er hielt die Spannung und entsprach der allgemeinen Stimmung im Buch. Das Buch selbst las sich dadurch sehr schnell und angenehm.


    Der einzige Minus-Punkt bei mir ist das Ende der Geschichte. Ich fand es ein wenig abrupt. Es bleibt die Geschichte offen (was eigentlich keine Seltenheit ist), aber ich hätte gerne erfahren, was weiterhin mit den drei Kindern passierte.


    Ansonsten ein lesenswertes Buch, das ich gerne weiterempfehlen möchte.

  • Woher kommt dieses Mädchen? Warum bringt der Onkel sie jeden Tag weg und holt sie abends wieder ab? Warum kommt er auf einmal nicht mehr? – Diese Frage habe ich bereits nach der Leseprobe gestellt, aber meine Hoffnung, nach der Lektüre die Antworten zu kennen, erfüllte sich nicht. Der Leser ist und wird nicht schlauer als das Mädchen selbst, das Yiza genannt wird. Wie sie wirklich heißt, erfährt man auch nicht.

    Okay, und ich dachte schon, ich hätte irgendwas überlesen oder nicht mitbekommen. Ich dachte zuerst, dass das Kind für irgendeine Art "Bande" arbeitet oder zum Arbeiten gezwungen wurde, aber das hatte sich ja auch nicht bewahrheitet.

    Ansonsten hat mir auch hier Köhlmeiers Stil wieder sehr gut gefallen. Wobei mich hier ein wenig gestört hatte, dass man so ins kalte Wasser geschmissen wird. Das fand ich bei Zanetti (hieß der so? :-k) nicht so extrem. Ansonsten aber wieder großartig erzählt:thumleft::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5: