Isabel Bogdan - Der Pfau

  • Inhalt:
    Einer der Pfauen war verrückt geworden. Dummerweise geschieht das gerade, als Chefbankerin Liz und ihre vierköpfige Abteilung sich mitsamt einer Psychologin und einer Köchin zum Teambuilding in die ländliche Abgeschiedenheit der schottischen Highlands zurückgezogen haben. Der verrückt gewordene Pfau, das rustikale Ambiente und ein spontaner Wintereinbruch sorgen dafür, dass das Wochenende ganz anders verläuft als geplant. So viel Natur sind die Banker nicht gewohnt. (Quelle: Klappentext)


    Meine Eindrücke:
    Die Erzählweise erinnert mich ein wenig an den Film „Die Fabelhafte Welt der Amelie“, denn auch dort gibt es einen Erzähler, der von außen auf die Situation blickt und kommentiert. Die Autorin benutzt keine gekennzeichnete wörtliche Rede. Alles Gesprochene fließt einfach so im Text mit. Oft gibt es ein Konjunktiv. Sie vermittelt auch die innere Sichtweise der Protagonisten. Man ist soweit auf dem Laufenden, dass man mit einigen Leuten unter einer Decke zu stecken scheint, auf der anderen Seite aber
    nicht immer alles weiß. So fiebert man auf das Ende hin, um auch die letzten offenen Fragen beantwortet zu bekommen. Und wie zur Hölle löst sich das am Ende überhaupt auf?


    Der Stil selbst ist, wie der Klapptentext verspricht, subtil komisch. Der versteckte Witz macht das Buch interessant und lebendig. Ich habe oft geschmunzelt.
    Die Charaktere von Lord und Lady Macintosh sind sehr liebenswert. Die beiden passen gut zueinander, das spürt man als Leser. Die Banker haben auch alle ihren persönlichen Touch, der der Story so manch einen Dreh gibt. Wie im wahren Leben hat jeder seinen eigenen Charakter. Da ist die kontrollierende Chefin, die nicht loslassen kann. Der selbstbewusste, der unsichere, der unbeschwerte und der liebenswerte Mitarbeiter. Eine resolute und talentierte Köchin und die Psychologin, die die
    Gruppenarbeit leiten soll. Bei dem unterschiedlichen Haufen gar nicht so einfach.
    Hinzu kommt noch der Hund der Chefin, die Hunde der McIntoshs, zwei Angestellte des Ehepaares und das Federvieh.


    Die Charaktere entwickeln sich im Rahmen ihres Aufenthaltes in dem kargen schottischen Cottage weiter. Die Kollegen lernen sich kennen, kommen sich zwanglos näher, haben aber dennoch ihre Geheimnisse, denn jeder hat einen anderen Blick auf die Geschehnisse.
    Die Geschichte verwickelt sich angenehm abstrus, gleitet aber nicht ins Unmögliche ab, sondern bleibt durchaus realistisch. Alles kann passieren, nichts muss.
    Die Frage danach, wie sich diese Geschichte auflöst bleibt bis zur letzten Seite spannend.


    Mein Fazit:
    Subtil komisch in einem - für mich - außergewöhnlichen Schreibstil verfasst. Charaktere in die man sich hineinversetzen kann und eine Handlung mit einigen Wendungen, die einen schmunzeln lassen.
    Mir hat das Buch außergewöhnlich gut gefallen und ich kann den Pfau nur wärmstens empfehlen, wenn man einen feinen Sinn für (britischen) Humor hat.

    Liebe Grüße, Tardigrada


    :study: "Moja Igra" von Luka Modrić (Autobiografija)

    :bewertung1von5: 2018 gelesen: 23 :bewertung1von5: 2017 gelesen: 120 :bewertung1von5: 2016 gelesen 140 :bewertung1von5:2018 - 2019 Leseflaute

  • Auf das Buch bin ich schon sehr gespannt und deine Rezension trägt noch dazu bei. Isabel Bogdan kannte ich bisher vor allem durch ihre Übersetzungen. Aber ist denn da nicht noch Rezensionssperre drauf? Es erscheint ja erst Mitte Februar.
    EDIT: Sehe grade, dass es bei Vorablesen verlost wurde. Damit hat sich die Frage wohl erübrigt. ;)

  • Ich muss gestehen, dass ich das total verpeilt habe, denn ich habe noch nie ein Vorablesen Buch so ewig lang vor Erscheinungstermin bekommen. Die Lieferung deckte sich bei mir bisher zu 90 Prozent mit Erscheinungsdatum und wenn mich ein Buch mal vorher erreicht hat, waren es höchstens ein paar Tage, die ich dann zum Lesen gebraucht habe.;-)
    Ich bin aber auch auf andere Meinungen gespannt, wenn das Buch raus ist.

    Liebe Grüße, Tardigrada


    :study: "Moja Igra" von Luka Modrić (Autobiografija)

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  • Ein Herrenhaus in den schottischen Highlands bringt für die Besitzer Lord und Lady McIntosh mehr Kosten, als sie durch ihre Arbeit als Ingenieurin und Dozent verdienen können. So sind die Besitzer sehr froh, wenigstens einen kleinen Teil durch Vermietung der umgebauten Wirtschaftsgebäude decken zu können. Ja, wenn da nicht dieser Pfau wäre, der seit seiner ersten Balz ein irritierendes Verhalten an Tag legt. Alles was blau ist, wird von ihm gnadenlos mit spitzem Schnabel und Krallen attackiert. Als nun ein Teambuilding Seminar für eine Bank abgehalten werden soll und die Chefbankerin Liz in einem metallic-blauen teuren Wagen vorfährt, muss Lord McIntosh handeln.
    Daraus entwickelt sich eine feine, subtile Komödie, die die menschlichen Eitelkeiten bloß stellt. Dazu braucht die Autorin nicht viele große Beschreibungen, ihr gelingt es mit nur wenigen treffenden Worten die Personen zu skizzieren. Jeder Satz, jede Redewendung sitzt! Es ist ein großes Vergnügen diese geschliffene pointierte Komödie zu lesen, die ein Beispiel für den feinen, etwas unterkühlten englischen Humor ist, den die Hamburger Autorin Isabel Bogdan wunderbar variiert.
    Aus einem knappen Dutzend Protagonisten entwickelt sie eine Geschichte, die die ganze Bandbreite menschlicher Irrungen und Wirrungen umfasst. Das sich der Pfau dabei einer Metamorphose zum Fasan und später noch zur Gans und wieder zurück unterziehen muss, bleibt das Leit- und Titelmotiv. Nach diesem Seminar wird kein Teilnehmer mehr unverändert nach London zurückkehren, ob es als Teambuilding zielführend war, wird sich erweisen.
    Dieses nicht sehr umfangreiche, sorgfältig ausgestattete Buch verspricht nicht nur eine Augenweide durch den feinen gelungenen Schutzumschlag, es verspricht auch ein Lesevergnügen, das mehr als eingelöst wird und ich habe nur mit großem Bedauern die letzte Seite umgeblättert.

  • Lady und Lord McIntosh besitzen in den schottischen Highlands Ländereien, Cottages und ihr Anwesen. Um den teuren Unterhalt und die schon seit Jahrzehnten notwendigen Restaurierungen und auch zeitgemäße Installationen durchführen zu lassen, vermiten sie die Cottages sowie den Westflügel ihres Wohntraktes an Urlaubsgäste. Eines Tages im September spielt einer der auf dem Anwesenden lebenden Pfauen verrückt, greift den blauen Wagen der Gäste eines Cottages an und beschädigt ihn. Offensichtlich leidet das Jungtier unter einer pubertären Hormonverwirrung und sieht in allem, was blaugefärbt ist, einen Konkurrenten, den es zu besiegen gilt.


    Als nun eine köpfige Bankergruppe mit Köchin, Psychologin und Hund zu einem Teambuilding über das Wochenende in den Westflügel einzieht, gibt es mehrere blaue Gegenstände, die der verwirrte Pfau attakiert. Lord McIntosh weiß sich, um diese Attacken zu unterbinden, keinen anderen Rat, als den Pfau in den Wald zu locken und ihn dort zu erschießen.


    Und eben dieser tote Pfau löst eine Menge Mißverständnisse, skurrile Situationen


    aus.


    Die turbulente Geschichte lebt besonders davon, dass alle Beteiligten so grundverschieden in ihrer Art dargestellt werden und auch das ganze Geschehen ebenso unterschiedlich wahrnehmen. Jeder hat andere Einzelheiten beobachtet, weiß andere Details und kombiniert für sich alleine, denn niemand hält seine Beobachtung für wirklich wichtig oder möchte damit niemandem zu treten....


    Eine wunderbar erzählte, skurril komische und kurzweilige Geschichte.

  • Der Pfau - Isabel Bogdan




    Lord und Lady McIntosh besitzen ein Herrenhaus in den schottischen Highlands. Um die laufenden Kosten, die das alte Gebäude verschlingt, halbwegs tragen zu können, vermieten sie Feriencottages an Erholungssuchende. Um den Urlaubern ein entsprechendes Ambiente zu bieten, hat der Lord einige Pfauen angeschafft, die die Gäste mit ihrem Anblick erfreuen sollen. Doch leider hat einer der Pfauen eine besondere Vorliebe für alles, was blau ist. Das attackiert der Pfau gnadenlos. Egal was es ist - ohne Rücksicht auf Verluste. Nun hat sich eine Gruppe von Bankmitarbeitern für ein Teambuilding-Wochenende einquartiert. Der Lord hat ein mulmiges Gefühl, als er sieht, dass die Chefin mit einem blauen Auto anreist.....




    "Der Pfau" ist eine Geschichte, die sich wunderbar leicht lesen lässt. Man kann sich die entsprechenden Szenen in den schottischen Highlands mühelos vorstellen und sich deshalb entspannt zurücklehnen und die skurrilen Begebenheiten, die sich durch den verrückten Pfau ergeben, auf sich wirken lassen. Es ist wirklich kaum zu glauben, was sich dort abspielt und deshalb muss man oft unverhofft schmunzeln.



    Es gibt eine überschaubare Anzahl von Protagonisten, die zuweilen recht klischeehaft wirken. Dennoch ist es einfach amüsant, sie bei ihren Aktionen zu beobachten. Im Mittelteil könnte man das Gefühl haben, dass die Geschichte ein wenig auf der Stelle tritt und dass es nicht recht voran geht. Doch mit überraschenden Wendungen und einem absolut stimmigen Ende, kann Isabel Bogdans Geschichte vom verrückten Pfau punkten und wird dadurch sicher lange in Erinnerung bleiben.



    Auf meiner persönlichen Bewertungsskala erhält das Buch vier von fünf Bewertungssternen und eine klare Leseempfehlung!



    :bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5:

  • Mr. und Mrs. McIntosh leben auf einem riesigen, herrschaftlichen idyllischen Anwesen in den schottischen Highlands zusammen mit einigen Pfauen, einem Hund, einer Gans, mehreren Ziegen und den Angestellten Aileen und Ryszard. Doch so ein Anwesen mitten auf dem Land muss natürlich auch Instand gehalten werden. Daher vermieten die McIntosh sowohl mehrer Cottages die sich auf ihrem Land befinden, als auch den Westflügel des Anwesens für größere Veranstaltungen. Als für eine Teambuildingmaßnahme die Chefin Liz mit ihren vier männlichen Angestellten, einer Psychologin und einer Köchin anreist beginnt nicht nur für die McIntosh eine turbulente Zeit. Denn einer der männlichen Pfauen scheint verrückt geworden zu sein und zerstört alles blaue was sich in seiner unmittelbaren Nähe befindet und bringt somit die geplante Teamfindung ziemlich durcheinander.


    "Der Pfau" ist der Debütroman von Isabel Bogdan. Generell lese ich eher keine Bücher dieser Richtung (britischer Humor), aber die Leseprobe zu "Der Pfau" hat mir gut gefallen, weshalb ich mir das Buch dann doch genauer ansehen wollte.
    Der Erzählstil war relativ flüssig und ich bin nur so durch die Seiten geflogen. Dabei war alles recht einfach gehalten, auch die Charaktere waren zu Beginn eher blass und einfach gestrikt, aber die humorvolle Geschichte hat das eher in den Hintergrund gerückt.


    Das Cover sieht in echt übrigens noch toller aus, als auf den Bildern. Der Pfau glänzt richtig schön und die Details in seinen Schwanzfedern passen so gut zum Inhalt des Buches.


    Ich fand das Buch recht unterhaltsam, und die Verwicklungen und Verstrickungen die sich rund um den Pfau drehten waren klasse. Da merkte man im Übrigen mal wieder wie wertvoll es ist, wenn man miteinander kommuniziert. Mehr will ich an dieser Stelle aber nicht verraten :-)

  • Meine Meinung:


    Die Pfau-Problematik


    Der Einstieg in die Geschichte ist mir ganz gut gelungen. Erst war ich mit den vielen Namen noch etwas überfordert - es hat ein wenig gedauert, bis ich alle auseinanderhalten konnte, aber dann ging's. Schnell habe ich gemerkt, dass mir der dezente Humor (in anderen Rezensionen zu diesem Buch wurde er oft auch als typisch britisch beschrieben) sehr zusagt - hat auf jeden Fall meinen Geschmack getroffen.


    Einer gewissen Situationskomik entkommt man hier auch nicht. Schließlich geht es um ein wahnsinnig gewordenes Pfauenmännchen, das alles niederhackt, was die Farbe Blau hat: Trampolinabdeckungen, Kleidungsstücke, bis hin zu Autos. Man kann sich vorstellen, dass man als Leser hier einiges zu Lachen hat. Vor allem die fünf Banker, die nur das Stadtleben gewohnt sind und die vielen Tiere der McIntoshs (Pfauen, eine Gans, Hunde) war eine äußerst vielversprechende Kombination.


    ~ Und was war denn hier oben mit den Biestern los? Erst die Sache mit der Gans und
    ihren Ausscheidungen bei ihrer Ankunft, dann permanent weitere Attacken der aggressiven
    Gans, wann immer man vor die Tür trat, und dann dauernd diese Pfauen - erst fiel ihr einer
    auf den Kopf, dann riss Mervyn einen, jetzt klebte einer an ihrem Fenster, das war doch
    alles nicht normal, da konnte man doch wirklich paranoid werden. Mistviecher. ~

    (S. 147)


    Ich fand die Beschreibung der schottischen Highlands sehr schön: romantisch-malerisch, aber ebenso lausig kalt und die Cottages laut Banker auch nicht besonders luxuriös. Ich finde, dass die Autorin es sehr gut mit Humor beschreiben konnte, was alles im Detail mangelhaft an den Cottages gewesen ist. Auch hierbei konnte ich mir das Grinsen nicht verkneifen.


    Ebenso zum Schmunzeln fand ich die Tatsache, dass der verrückte Pfau, obwohl er schon gar nicht mehr unter ihnen weilte, noch immer Grund für eine gewisse Aufregung war. - Schuld daran waren dann allerdings nur mehr die anderen Charaktere. Und warum? - Weil sie aus (Selbst)schutz viel zu sehr darauf bedacht waren, lieber Dinge zu verschweigen oder zu lügen, anstatt sie geradeheraus und aufrichtig anzusprechen.
    Obwohl genau diese vertrackte Situation, wo ich mir dann gedacht habe: "Meine Güte, ihr habt vielleicht Probleme ...", lustig zu lesen war, wird einem als Leser dabei aber auch schnell bewusst, wie schwer man sich das Leben mit so einem zurückhaltenden Verhalten eigentlich gleichzeitig auch machen kann.


    ~ Und dann saßen Lord und Lady McIntosh am Küchentisch, rührten in
    ihren Teetassen und fragten sich, wie die Leute eigentlich manchmal
    auf die Idee kamen, in so einem abgeschiedenen Tal wäre nichts los. ~

    (S. 244)


    Ein witziges Stück Literatur für die kurzweilige Unterhaltung ist Der Pfau also in jedem Fall. Ich hatte meinen Spaß an der Geschichte (Sowie mit dem Ende! - Ein richtiger Schenkelklopfer!) und die kleine Botschaft, die sie vermitteln wollte, habe ich auch erkannt.
    Daumen hoch für diese verrückte Pfauenstory!


    4 :bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5: !

  • Verrückt oder blind – das ist hier die Frage


    „Einer der Pfauen war verrückt geworden. Oder sah schlecht.“ -So beginnt „Der Pfau“ von Isabel Bogdan.


    Einer der Pfauen war verrückt geworden. Oder sah schlecht. Auf jeden Fall greift er alles an, was blau ist. Egal ob es sich dabei um ein Auto oder Papier handelt...
    Die Investmentbänkerin Liz und ihre Abteilung sind zusammen mit einer Köchin und einer Psychologin zur Teambildung mitten in den schottischen Highlands, bei den McIntoshs. So recht scheint keiner von ihnen Lust auf nur tröpfelndes Wasser oder Schiffe zeichnen zu haben. Auch nervt es die Bänker, dass sie keinen WLAN-Empfang haben.



    Das Buch ist recht witzig geschrieben, wenn man dem britischen Humor nicht ganz abgeneigt ist. Ab und zu stolpert man über das ein oder andere Fremdwort. Ansonsten liest sich die Geschichte sehr flüssig.
    Schade nur um den schönen Pfau.

  • Tut mir leid, wenn ich moppere. Das ist mir ein wenig zu viel Inhaltsangabe. Das soll der Leser im Laufe der Geschichte doch lieber selber alles erleben.

    Liebe Grüße, Tardigrada


    :study: "Moja Igra" von Luka Modrić (Autobiografija)

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  • Meine Meinung:


    Das war ein kurzes, aber sehr schönes Buch mit facettenreichen Charakteren und ein durchgehend britischen Humor. Schon vortrefflich wie man aus wenig, so viel machen kann. Eine idyllische Location mit den schottischen Highlands und dann ein ein paar Tiere und ein paar Menschen, die ein wahres Tohuwabohu veranstalten. Das hat mir sehr viel Spaß bereitet.


    Fazit:


    :bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertungHalb:

    :study: Feuerkind (Stephen King) 34 / 542 Seiten

    :study: 111 Pflanzen die man kennen muss (Klaudia Blasl) 116 / 240 Seiten


    SUB: 857

  • Man merkt gleich, dass es ein Buch aus einer Vorablesen-Aktion war, weil so viele Rezensionen zu einem Buch in so kurzer Zeit normalerweise nur dann auftreten, wenn es bei Vorablesen oder bei einer Großen Leserunde hier im BT angeboten wird.
    Danke schon mal für den generellen Eindruck, schön, dass es vielen gut gefällt. Ich habe den Eindruck, dass es mir auch gefallen könnte und es mir nach einer TV-Empfehlung von Felicitas von Lovenberg in meiner Stadtbibliothek vorbestellt.

    » Unexpected intrusions of beauty. This is what life is. «


    Saul Bellow, (1915-2005 ), U.S. author,
    in Herzog

  • Meine Bücherei bekam es vorgestern neu, und ich habe es mir sofort gesichert.

    Kann ich mir denken ... Ich kann nur froh sein, dass Deine und meine Stadtbibliothek nicht dieselbe ist, sonst hätte es sicherlich schon mal die eine oder andere hässliche Szene gegeben, weil wir uns desöfteren auf dieselben Bücher stürzen würden. (Ich kenn' da keine Gnade)
    :rambo::wink::friends:

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    Saul Bellow, (1915-2005 ), U.S. author,
    in Herzog

  • Autorin: Isabel Bogdan
    Titel: Der Pfau
    Seiten: 248
    ISBN: 978-3-462-04800-1
    Verlag: Kiepenheuer & Witsch


    Autorin:
    Isabel Bogdan wurde 1968 in Köln geboren und studierte nach dem Abitur Anglistik und Japanologie in Heidelberg und Tokyo. Mit ihrer Familie lebt sie in Hamburg und arbeitet als freiberufliche Übersetzerin (u.a. Jonathan Safran Foer, Sophie Kinshalla und Megan Abbott), liest und schreibt selbst, hauptsächlich in Blogform aber auch in der Kolumne "Was machen die da?", die Menschen beschreibt, die ihren gewöhnlichen und manchmal außergewöhnlichen Beruf leben und lieben. Sie ist Vorsitzende des Vereins zur Rettung des "anderthalb" und erhielt 2006 den Hamburger Förderpreis für literarische Übersetzung, 2011 den für Literatur.


    Inhalt:
    "Einer der Pfauen war verrückt geworden." Dadurch bringt er das teambuilding-Wochenende einer Bankergruppe in den schottischen Highlands gehörig durcheinander. Eine subtile Komödie in bester britischer Manier. (Klappentext)


    Rezension:
    Mehr ist nicht im Klappentext zu lesen und ehrlich gesagt, mehr braucht es auch nicht. Tatsächlich besticht Isabel Bogdans Roman durch die Kargheit der schottischen Highlands, in denen es außer viel Grün und später Schnee nichts gibt. Außer dem Landsitz eines Lords, das dieser aus finanziellen Gründen an Feriengästen vermietet und schließlich auch an einer Gruppe Londoner banker, die sich dort zum Team-Buildng einfindet. Wenig begeistert, die einen, da sie es für unnötig halten, die anderen, weil einer der Pfauen von Lord McIntosh verrückt geworden ist und alles Blaue angreift, was ihm vor den Schnabel kommt. Als der Pfau dann auch noch das mettalic-blaue Auto der Chefin der Banker demoliert, lässt der Lord den Pfau verschwinden, nicht ahnend, dass er damit eine Kette von Ereignissen auslöst, die sämtliche Anwesende in die Bredouille bringt.


    Isabel Bogdan hat mit "Der Pfau" ihren ersten Roman geschrieben und eine Aneinanderreihung britischen Humors, der Seite für Seite den Leser zum Schmunzeln und Lachen bringt. Nicht zu viel, denn "die Lady ist eine Lady", wobei sich diese Textstelle eher auf die Gläser Whisky beziehen, von dem es dort reichlich gibt ebenso wie andere schottische Spezialitäten. Tatsächlich passiert an sich nicht viel, muss auch nicht. Das Verwirrspiel der Charaktere, deren unterschiedlichste Befindlichkeiten aufeinander treffen, ist Grund genug den "Pfau" zu lesen und schon mal darüber nachzudenken, wie denn der wohl schmeckt. Und sich zu fragen, ob die Autorin nach Pfauengerichten gegooglet hat (hat sie, so auf der Lesung im Rahmen der Leipziger Buchmesse 2016 erzählt).


    Mir hat "Der Pfau" sehr gefallen, nicht nur das wunderschöne Cover, vor allem, da es die Örtlichkeiten und den verrückt gewordenen Pfau tatsächlich gibt. Lord und Lady kann man googlen, die Widmung macht's möglich, die Ferienhäuser werden tatsächlich vermietet und der Pfau greift blaue Autos an. Die witzigsten Geschichten gibt es, zumindest in Teilen, wirklich. Das, komplett in indirekter Rede geschriebene, Buch liest sich flüssig und ist durchsetzt mit britischem Humor. Und wenn man nicht gerade Lust auf ein Pfauen-Gericht bekommt, dann zumindest auf einen Urlaub im Winter der schottischen Highlands.


    Besonderheit: Meine Ausgabe ist signiert. :-)

  • Ich bin auf der Hälfte des Buches angekommen und muss sagen, dass es eine recht gelangweilte Hälfte gewesen ist.
    Positiv: Das Buch ist derart anspruchslos geschrieben, sowohl vom inhaltlichen Zusammenhang her als auch sprachlich gesehen, dass es sich einfach schnurgerade und ohne weitere gedankliche Arbeit herunterlesen lässt. Aber genau das ist dann schon wieder der Punkt, der verhindert, dass ich mich unterhalten fühle. Man merkt sofort, dass Frau Bogdan hier keine literarischen Ansprüche an sich und ihr Buch gestellt hat, und wenn man sich unterhalten fühlt, ist es ja gut so.


    Mir persönlich sind die "amüsanten" Situationen, die sich aus dem Aufeinandertreffen von ländlich-rustikaler und wenig komfortabler Umgebung mit empfindlichen und naturfremden Städtern ergeben, ein bisschen zu sehr das übliche Element, das für humorvolle Details herhalten muss. Ich fühle mich bisher total an die Atmosphäre aus dem Film "Liebe braucht keine Ferien" mit Cameron Díaz und Kate Winslett erinnert (den Film habe ich übrigens nie zu Ende gesehen, das war alles so bieder und furchtbar überladen mit diesen Landei-Städter- Klischees und der biederen Romantik). Man würze das Ganze noch mit diversen komischen Details und vor allem mit fehlender Offenheit und Ehrlichkeit, sodass sich aus der Heimlichkeit heraus der Plot ein bisschen verdrehen lässt. Dann braucht man wenigstens nochmal hundert Seiten, um das Ganze wieder aufzudröseln - wobei ich wette, dass wir noch das eine oder andere romantische Pärchengespinst von Frau Bogdan zusammengehäkelt kriegen. Und belästigen wir am besten den Leser auch nicht mit irgendwelchen wörtlichen Reden - nein, wir geben ihm besser immer den hintergründigen Überblick über alles, damit der Humor bloß nicht anstrengend wird.
    Und was mich irgendwie extrem nervt, das sind diese patenten Frauencharakter, die immer Lösungen für alles parat haben oder überzüchtete zickige Büroherrscherinnen sind. Die Männer bleiben zumindest in der ersten Buchhälfte recht blass.


    Ich wette, dieses Buch wird in nicht allzu langer Zeit zu einem dieser typischen, auf die übliche Art der Öffentlich-Rechtlichen humorigen kleinen Komödien verfilmt. Ich kriege jetzt schon Bauchschmerzen, wenn ich mir das vorstelle.
    Nein, sorry, aber diese Art von amüsanten Geschichtchen ist nun mal nicht mein Fall. Ich will auch niemandem die Geschichte madig machen, aber vielleicht schadet es auch nicht, wenigstens eine einzig anders geartete Wahrnehmung hier im Thread einzubringen. Geschmäcker sind nun mal sehr unterschiedlich.
    Ehrlich gesagt hatte ich mir etwas weniger Flaches erwartet, nachdem sowohl Frau von Lovenberg als auch Herr Scheck das Buch so gelobt haben. Schade.
    Hoffentlich wird die zweite Buchhälfte etwas besser, und hoffentlich kann ich mich dazu überwinden, es wenigstens zuende zu lesen.

    » Unexpected intrusions of beauty. This is what life is. «


    Saul Bellow, (1915-2005 ), U.S. author,
    in Herzog

  • Ja, lies mal zuende, auch wenn Humor nicht dein Fall ist. Es müssen ja nicht alle deiner Vorahnungen in Erfüllung gehen.
    Flach ist für mich etwas ganz anderes. Aber wie gesagt, es gibt verschiedene Meinungen und es ist ja auch gut, wenn es gegenteilige Meinungen gibt. So ist dann die Enttäuschung weniger groß, wenn man sich trotz negativer Kritik an das Buch heranwagt. Man hat es dann ja schließlich vorher schon gewusst. :friends:

    Liebe Grüße, Tardigrada


    :study: "Moja Igra" von Luka Modrić (Autobiografija)

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  • Und was mich irgendwie extrem nervt, das sind diese patenten Frauencharakter, die immer Lösungen für alles parat haben oder überzüchtete zickige Büroherrscherinnen sind

    Mensch, sag doch nicht so was. Ich habe mich den ganzen Tag gefreut, weil das Buch endlich für mich frei war. :( Bin extra in die Bücherei gegangen, um es abzuholen.

    Bücher sind auch Lebensmittel (Martin Walser)


    Wenn du einen Garten und eine Bibliothek hast, wird es dir an nichts fehlen. (Cicero)