Leon de Winter - Hoffmans Hunger / Hoffman's honger

  • Freddy Mancini, ein ziemlich schwergewichtiger amerikanischer Tourist, schleicht sich nachts aus dem Hotel in Prag, weil er tierischen Hunger hat, und wird unversehens Zeuge, wie ein Mitreisender entführt wird.


    Felix Hoffman, der niederländische Botschafter in Prag, kann seit dem Tod seiner Tochter vor zwanzig Jahren nachts nicht mehr schlafen und kompensiert diese Schlaflosigkeit mit unmäßigen nächtlichen Fressgelagen.


    John Marks schließlich ist Ostblockspezialist der CIA und wird mit der Untersuchung eben jener Geschehnisse betraut, die Mancini beobachtet hat. Und er hatte vor einigen Jahren ein Verhältnis mit Felix Hoffmans Frau.


    Eigentlich kenne ich Leon de Winter als Autoren sehr lesenswerter Romane, häufig mit jüdischen Protagonisten und interessanten Beziehungs- und Familiengeschichten. Vor allem "Malibu" habe ich geliebt und auch "Leo Kaplan".


    Dieses Buch konnte mich allerdings überhaupt nicht überzeugen. Zwar ist zu Beginn die Atmosphäre in Prag kurz vor dem Zusammenbruch des Ostblocks schön dargestellt, und Hoffmans tragische Familiengeschichte ging mir sehr ans Herz, aber leider ist es nicht sie, die hier im Mittelpunkt steht.


    Die diplomatisch-politischen Verwirrungen vermochten mich kein bisschen zu fesseln, zwei Hauptfiguren waren mir herzlich unsympathisch und die dritte völlig egal, das philosophische Geschwafel rund um Spinoza, dessen Werk Hoffman gerade während seiner Völlereien liest, ging mir fürchterlich auf die Nerven ... bei alledem hätte ich mich aber womöglich noch durchgebissen, wenn es nicht immer wieder über zwei, drei Seiten in allen unappetitlichen Details um Hoffmans Darmaktivitäten gegangen wäre. Nein, ich möchte bitte keine Einzelheiten über Darmperistaltik, Blähungen und Fäkalienbeschaffenheit wissen, auch wenn sein Verdauungssystem den armen Mann gerade heftig quält.


    Nach gut einem Drittel hatte ich auf weitere 200 Seiten Spionage, Spinoza und Schei... keine Lust mehr und habe das Handtuch geworfen.