François Saintonge - Dolfi und Marilyn / Dolfi et Marilyn

  • Original : Dolfi et Marilyn (Französisch, 2012)


    INHALT :
    Paris im Jahr 2060. Der geschiedene, alleinerziehende Geschichtsprofessor Tycho Mercier gerät durch einen Tombolagewinn in den Besitz eines Klons. Doch er bekommt nicht irgendeinen Klon vom Supermarkt geliefert: Es ist A.H.6, der sechste existierende, eigentlich verbotene Klon von Adolf Hitler. Dieser ist allerdings ganz anders als der Lieferant seines genetischen Materials: Er ist sanftmütig, bescheiden, unterwürfig und für Tychos Sohn ein willkommener Spielkamerad bei Computerkriegsspielen. Zu diesem merkwürdigen Hausgast gesellt sich bald noch ein Klon von Marilyn Monroe, den Tycho Mercier von seinem verstorbenen Nachbarn erbt. Sie verkörpert den Schwarm seiner Jugendjahre, aber auch sie riecht nach Ärger, denn es handelt sich um eine Raubkopie … (Quelle: Randomhouse.de)



    BEMERKUNGEN :
    Gelandet bin ich bei diesem Buch – sicherlich anders als die bisherigen deutschen Leser – durch die Entdeckung des zweiten Romans von Saintonge, der lobend besprochen wurde in der französischen Presse, den ich sehr interessiert las und der mich auf den Autor aufmerksam machte. Dazu schrieb ich hier eine Rezi : François Saintonge - Le métier de vivant . Danach konnte ich ja garnicht anders als nach diesem ersten Werk unter diesem Pseudonym zu greifen, das mich allerdings wohl nicht so sehr an sich angesprochen hätte. Schon das Titelbild hat etwas kitschig-künstliches an sich. Doch darum geht es ja nicht primär.


    Der Ich-Erzähler Tycho (eventuell von der slawischen Wurzel « der Stille ? ») ist also ein Geschichtsprofessor an der Sorbonne in den Jahren 2060. Klone kommen auf, und einige auch « ohne offizielle Erlaubnis ». Dass gerade er, der Fachmann für Fragen des II. Weltkrieges und des Dritten Reiches (ohne jedwede revisionistische Haltung!) an einen jedoch sehr servilen und friedfertigen Klon A.H. gerät ist schon Ironie des Schicksals. Er weiß ja um das Verbot dieses Exemplars, und die ersten Seiten bestehen auch im Versuch, diese Bombe wieder loszuwerden bevor es eventuell zu juristischen Folgen kommt. Das aber erweist sich als schwieriger als geplant. Und dann ? Steht unser inzwischen auch vom Sohn Tychos geschätzter « Dolfi » plötzlich unter der Drohung einer Regulierungsbehörde, dh – wie wir zwischen den Zeilen herauslesen – einer "Elimination". Also da regt sich das Gewissen, Klon hin oder her ! Inzwischen kam Tycho auch zu einer « Raubkopie » von Marilyn (Monroe), die sich der Nachbar als « Gesellschafterin » hielt. Ach, was für eine liebenswerte Frau…


    Ich will es bei der Inhaltsbeschreibung hierbei belassen, auch wenn die Fragestellungen und Verwicklungen weiterführen werden : insbesondere Dolfi wird von allen aus verschiedenen Gründen gesucht werden. Bis die beiden Klone Hals über Kopf verschwinden… Und Jahre später erst wieder im Leben Tychos auftauchen. Übrigens spielt die Handlung über einen Zeitraum von fünf Jahren.


    Und zwischen den Zeilen natürlich immer wieder die Frage (und wohl die Hauptfrage des Buches) : es geht um Identität, Verschiedenheit, Verdopplung. Auch um : Einzigartigkeit, Verantwortung. Das sind sicherlich wesentliche Themen unter diesem Pseudonym Saintonge?! Und schlichtweg wesentliche Themen für uns.


    Von diesen Themata her sicherlich überaus interessant, falls man sich noch nicht damit beschäftigt haben sollte. Und zudem eine Neigung für schräge, teils futuristische, dystopische Handlungen haben sollte. Die Sprache ist beherrscht und flüssig, der Ton neben manchem ernsten Inhalt doch größtenteils leicht und « luftig ». Diese Luftigkeit machte mir hier eventuell wohl Schwierigkeiten ? Ich konnte nicht dieselbe Begeisterung finden wie für den zweiten Roman « Le metier de vivant ». Aber einige mögen dieses Buch hier interessant finden. Ich sah in der « Hab-gelesen-Funktion », dass das Buch schon Leser gefunden hat.


    AUTOR :
    François Saintonge ist das Pseudonym eines bewährten Schriftstellers, der aus persönlichen Gründen hier im Hintergrund bleiben will. « Der Urheber selbst bezeichnet sich als Klon eines Autors, der entschlossen ist, im Hintergrund zu bleiben, um zu verhindern, dass seine physische Präsenz sich vor sein Werk und die faktische Wahrnehmung seiner Worte schiebt. Wer glücklich schreiben will, schreibe im Verborgenen! » (Quelle : randomhouse-Autorenbeschreibung) Er veröffentlichte 2015 unter demselben Namen beim gleichen Verlag einen zweiten, m.E. noch besseren Roman « Le metier du vivant » (noch nicht übersetzt).


    Eventueller Pseudonymhintergrund : https://de.wikipedia.org/wiki/Saintonge
    (Ortsverbindung mit seinem zweiten Romanspielplatz?) Oder aber, wäre bedenkenswert, die phonetische Verwandtschaft mit « Saint-Ange » = Heiliger Engel ????


    Broschiert: 288 Seiten
    Verlag: carl's books (8. September 2014)
    Sprache: Deutsch
    ISBN-10: 3570585379
    ISBN-13: 978-3570585375

  • Hier das Original in der Taschenbuchausgabe, selbes Cover wie im Deutschen...:


    Broché: 308 pages
    Editeur : Pocket (3 avril 2014)
    Collection : Pocket
    Langue : Français
    ISBN-10: 2266243934
    ISBN-13: 978-2266243933