Glenn Meade - Operation Romanow / The Romanow Conspiracy

  • Kurzmeinung

    Smoke
    interessante Geschichte, aber mir zu verworren und sprachlich zu schlicht
  • Klappentext:
    Eine mumifizierte Leiche.Ein mysteriöses Medallion. Und eine Spur, die zu einem unfassbaren Geheimnis führt.
    Russland, in der Nähe der Stadt Jekaterinburg.
    Die forensische Archäologin Laura Pawlow findet bei Ausgrabungen eine mumifizierte
    Frauenleiche. In der Hand hält die Tote ein Medallion mit einer fast unleserlichen Gravur.
    Laura Pawlow stößt bei ihrer Untersuchung auf eine unglaubliche Spur. Ist es wirklich Zufall,
    das die Leiche in demselben Wald gefunden wurde, in dem die Romanows, die Familie des
    letzten Zaren von Russland, angeblich erschossen und begraben wurden ? Welche Rolle spielt die Bruderschaft des Heiligen Johannes von Tobolsk in der Verschwörung ?
    Und was ist dran an dem Mythos um die Zarentochter Anastasia, die ihrem Mörder angeblich entkommen ist ?



    Das Buch:
    Aufgeteilt in 128 Kapitel, von denen nur das erste und das letzte in der Gegenwart und die restlichen u.a. in Russland, Irland und England in der Zeit von ca.1900 - 1918 spielen, erzählt der Autor eine bewegende und an Spannung kaum zu überbietende Geschichte um mehrere Protagonisten, deren Schicksal auf vielfältige Weise miteinander verbunden ist.


    In der Gegenwart stößt die oben erwähnte Laura Pawlow bei ihren Nachforschungen auf Michail Jakow, einem todkranken Greis, der sich sein halbes Leben mit der Zarenfamilie Romanow und den mysteriösen Umständen ihres Todes beschäftigt hat. Dieser erzählt ihr eine Geschichte, die fast unglaublich klingt und in der sein Vater, Leonid Jakow, eine nicht unerhebliche Rolle spielt. Es geht um die versuchte Rettung der Zarenfamilie vor deren geplanten Hinrichtung durch die Bolschewisten.


    Am Anfang der Geschichte erfährt man von Juri Andrew, Hauptmann der Zarentreuen Weissen, und Leonid Jakow, Politkommissar und rechte Hand Lenins. Beide sind Brüder und treffen nach Jahren der Trennung wieder aufeinander, indem Jakow seinem Bruder das Leben rettet. Über die Umstände, warum die beiden Brüder sind, erfährt man im späteren Verlauf der Geschichte mehr.


    Eine weitere Hauptcharaktere ist Lydia Ryan, eine irische Waffenschmugglerin mit spanisch - amerikanischen Wurzeln, die einige Jahre als Kindermädchen bei der Zarenfamilie gearbeitet hat, bevor ihre Eltern vor den Roten aus Russland fliehen mussten, wo sie eine Handelsgesellschaft betrieben hatten. Ryan wird im späteren Verlauf der Story vor die Wahl gestellt, sich an der Befreiungsaktion zu beteiligen oder von den Briten wegen Waffenschmuggels zum Tode verurteilt zu werden und entscheidet sich für das Leben.


    Philip Sorg, ein als Geschäftsmann getarnter amerikanischer Spion, lernt auf einer Gesellschaft in St.Petersburg die jüngste Zarentochter Anastasia kennen. Auf ihren Wunsch hin wird er ihr Klavierlehrer und verliebt sich unsterblich in Anastasia. Ausserdem unterhält er Beziehungen zur Bruderschaft des Heiligen Johannes von Tobolsk, die in Jekaterinburg ein Kloster betreibt, der Stadt, in der die Zarenfamilie später von den Bolschewisten unter Arrest gestellt wird. Die Bruderschaft kümmert sich offiziell um die von Hunger gebeutelten Armen und betreibt unter anderen ein Krankenhaus in der Stadt. Im Untergrund unterstützt sie aber auch die Verfolgten des roten Regimes.


    Joe Boyle, ein weiterer Hauptcharakter, ist ein reicher ehemaliger Goldgräber und angeblich Betreiber einer Privatarmee, hat schon für verschiedene Regierungen im Untergrund gearbeitet und dabei einige Husarenstücke vollbracht. Er hat ebenfalls hervorragende Beziehungen zur Bruderschaft und ist in deren Auftrag der Drahtzieher und Anführer der geplanten Befreiungsaktion.


    Zahlreiche Nebencharaktere spielen ebenfalls entscheidende Rolle für die Geschichte.
    Erwähnenswert sind hier ein Mann namens Kasan, ehemaliges Mitglied der Ochrana, der zaristischen Geheimpolizei, und als Überläufer nun Kommissar der Tscheka, dem Bolschewistischen Gegenstück zur Ochrana. Er ist ein äusserst durchtriebener und brutaler Zeitgenosse und gibt der Story entscheidende Wendungen. Ausserdem ist da Hanna Wolkowna, ehemalige Schauspielerin in Russland, ebenfalls Mitglied der Bruderschaft. Sie war auch für die Befreiung eingeplant, wird aber kurz vorher Opfer eines Anschlags, der sie fast das Leben kostet. Dann ist da noch Nina, die geschiedene Frau von Juri Andrew und ihrer beider Sohn Sergej, den Juri abgöttsch liebt, sowie Stanislaw, ein weiterer Bruder von Juri Andrew und Leonid Jakow.
    Die Zarenfamilie selbst, ausser der Tochter Anastasia, spielen eine eher untergeordnete Rolle, ihre Charaktere werden nicht groß ausgearbeitet, was dem Roman aber nicht schadet, da mehr die Aktionen um sie herum im Vordergrund stehen.


    Wie diese ganzen Personen und deren Schicksal nun miteinander verknüpft sind, kann ich hier leider nicht schildern, da die Spoilergefahr zu groß wäre und der ganzen Geschichte ihre Spannung und Faszination nehmen würde.


    Meine Meinung:
    Es gibt zahlreiche Spekulationen über die Hinrichtung der Zarenfamilie und den Verbleib der jüngsten Zarentochter Anastasia. Hat sie überlebt ? War gar Anna Anderson, die Anfang der 1920er Jahre in Berlin aus einem Kanal vor dem Ertrinken gerettet wurde, etwa Anastasia Romanowna? Auch dieser Roman kann diese Frage nicht beantworten. An dieser Stelle möchte ich gern den Autor zitieren. Im Vorwort zum Buch schreibt er :


    Zitat

    Viele Figuren dieses Romans haben wirklich gelebt, und auch den geheinisvollen Orden, der von einigen die Bruderschaft des Heiligen Johannes von Tobolsk genannt wird, hat es gegeben.
    Das meiste dessen, was Sie lesen werden, ist wahr.
    Nur bei einem kleinen Rest handelt es sich um Fiktion, den Teil im Mosaik des Geschichtenerzählens, dessen sich der Schriftsteller bedienen muss, um seiner Erzählung Leben einzuhauchen.
    Doch ich überlasse es Ihnen zu entscheiden, welcher Teil Wahrheit und welcher Fiktion ist.

    Ich finde den Roman auf jeden Fall lesenswert und er gehört zu meinen Favoriten der letzten Jahre. Allein schon die großartige Schilderung der Lebensumstände in Russland zur Zeit der Machtübernahme der Roten verbunden mit einer sehr bewegenden, faszinierenden Story und die gelungene Ausarbeitung der Charaktere sowie die Auflösung um die mumifizierte Leiche am Ende rechtfertigen für mich die Höchstwertung : :bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5:

    Es gibt nichts gutes, ausser man tut es ! ( Erich Kästner)

  • Meade schrieb „Operation Romanow“ offenkundig in der Tradition antiquierter Illustrierten- Fortsetzungsromane - in dieser grell bunten Mantel- und- Degengeschichte tummeln sich finstre Schurken und unüberwindbare Helden, mit Lydia Ryan gibt es auch eine Art „Piratenbraut“, atemberaubend schön und tough. Überhaupt begegnet der Leser allerlei Gestalten in Russland, Irland und England, bevor Handlungsstränge sichtbar werden.


    Entzweite Brüder, Liebe, Triebe, Hiebe - gefühligen Herz-Schmerz gibt es satt. Wer Kolportageromane des 19. Jahrhunderts liebt, kommt hier voll auf seine Kosten, wer an Meade's schnörkellos-stringenten „Unternehmen Brandenburg“ Gefallen fand, eher weniger.

  • Meine Meinung:
    Es gibt zahlreiche Spekulationen über die Hinrichtung der Zarenfamilie und den Verbleib der jüngsten Zarentochter Anastasia. Hat sie überlebt ? War gar Anna Anderson, die Anfang der 1920er Jahre in Berlin aus einem Kanal vor dem Ertrinken gerettet wurde, etwa Anastasia Romanowna? Auch dieser Roman kann diese Frage nicht beantworten. An dieser Stelle möchte ich gern den Autor zitieren. Im Vorwort zum Buch schreibt er :


    Zitat

    Viele Figuren dieses Romans haben wirklich gelebt, und auch den geheinisvollen Orden, der von einigen die Bruderschaft des Heiligen Johannes von Tobolsk genannt wird, hat es gegeben.
    Das meiste dessen, was Sie lesen werden, ist wahr.
    Nur bei einem kleinen Rest handelt es sich um Fiktion, den Teil im Mosaik des Geschichtenerzählens, dessen sich der Schriftsteller bedienen muss, um seiner Erzählung Leben einzuhauchen.
    Doch ich überlasse es Ihnen zu entscheiden, welcher Teil Wahrheit und welcher Fiktion ist.

    Ich habe den Roman vor Ewigkeiten gelesen und fand ihn auch gut, aber gerade den letzten zitierten Satz des Autoren finde ich etwas problematisch. Wäre nicht eine korrekte Einordnung im Nachwort das Mindeste? Und da du Anna Anderson erwähnt hast, man weiß inzwischen, dass sie eigentlich Franziska Schanzkowsky hieß und eine Fabrikarbeiterin war. Genanalysen haben 1994 festgestellt, dass sie nicht mit der Zarenfamilie verwandt sein konnte. Die Methode war halt zu Andersons Lebzeiten noch nicht vorhanden, als dass man sie hätte nutzen können.


    Zudem wurden 2007 die bis dato nicht gefundenen Gebeine der verschollenen zwei Zarenkinder gefunden. Die wurden nämlich nur ein paar Meter weiter weg von den anderen verscharrt, da sonst noch leichter hätte von der Anzahl der Gebeine auf die Zarenfamilie und ihrer Bediensteten geschlossen werden können. Die Zugehörigkeit dieser Gebeine widerum hat man ebenfalls durch Genanalysen feststellen können.

    So viel einmal zur historischen Einordnung.