Manuela Inusa - Jane Austen bleibt zum Frühstück

  • Penny Lane - ja, richtig, benannt nach einem Song von den Beatles, und fragt bloß nicht nach den Namen ihrer Geschwister! - ist kurz vor ihrem 24. Geburtstag kreuzunglücklich, weil sie immer noch ihren Ex Trevor vermisst. Eigentlich war er der perfekte Mann, attraktiv, witzig, einfühlsam und klug, wenn da bloß nicht dieser eine unschöne Vorfall gewesen wäre. Penny, passionierte Buchhändlerin und Leseratte, wünscht sich in ihrer Verzweiflung, alles würde sich so wunderbar fügen wie in den Büchern von Jane Austen, die einst im gleichen Haus gelebt hat ...


    Jane Austen legt sich eines Abends wie immer neben ihrer Schwester Cassie schlafen und wacht morgens im gleichen Zimmer auf ... doch das neben ihr im Bett ist nicht Cassie, sondern eine ihr völlig unbekannte junge Frau, und alles um sie herum sieht ziemlich merkwürdig aus.


    Kein Wunder, denn im Schlaf hat Jane eine Zeitreise hingelegt und ist 213 Jahre später, im Jahr 2015, gelandet, und zwar, man ahnt es bereits, in Pennys Bett. Das ist für beide erst mal ein gewaltiger Schock, doch dann ist Penny entzückt, dass ihre Lieblingsautorin höchstpersönlich in ihrem Zimmer sitzt, und Jane hat zwar so ihre Bedenken, was diese fremdartige Welt da draußen betrifft, in der Frauen Hosen tragen, Wagen ohne Pferde fahren und kleine schlaue Dinger nicht nur Stimmen, sondern auch bewegte Bilder übermitteln können, aber sie ist auch neugierig, wie das alles so funktioniert und zusammenhängt.


    Natürlich gibt es viel Stoff für Missverständnisse, wenn die beiden Welten aufeinandertreffen, und ein paar Verwicklungen amouröser Natur sind ebenfalls im Spiel.


    Die Story ist zwar nicht über die Maßen originell und manchmal für meinen Geschmack ein bisschen zu chick-lit-lastig (ein paar "heiße" Typen und "Knackärsche" weniger hätten es auch getan), doch als leichte, charmante Unterhaltung hat mir das Buch viel Spaß gemacht und mich an britische Romantikkomödien wie "Notting Hill" erinnert, nicht zuletzt wegen Pennys WG voller schräger Vögel und ihrer völlig Beatles-wahnsinnigen Eltern. In diesen Filmen stört es mich ja auch nicht, dass man schon früh zu erahnen beginnt, wie die Sache ausgeht - dort wie in diesem Buch ist einfach der Weg das Ziel. Und ein bisschen was über Jane Austen gelernt habe ich auch noch. Als nette Popcornlektüre gerade für Bücherwürmer also durchaus zu empfehlen.

  • Eine ganz nette Idee, Jane Austen in der heutigen Zeit erwachen zu lassen und sie die Mysterien unserer Welt (Smartphones, Kühlschrank, Shampoo usw.) entdecken zu lassen, was teilweise wirklich amüsant war.


    Jetzt kommt aber das dicke große ABER, das mir das Lesevergnügen teilweise verdorben hat:
    Der Schreibstil war stellenweise sehr umgangssprachlich oder flapsig. Mit Phrasen wie "oder sie hatte halt..." oder Sätzen wie "Auskennen tat sie sich damit auf jeden Fall" habe ich beim Lesen Probleme - ich tu quasi innerlich zusammenzucken. :loool: Es hätte doch schöner und trotzdem normal geklungen, wenn der Satz gelautet hätte: Sie kannte sich damit auf jeden Fall aus. Viele Sätze und Formulierungen wirkten unfertig, wie z. B auf S. 55: " Sie hatte vorher noch nie eine geschichtliche Persönlichkeit auf ihrem Bett sitzen gehabt." - Eine historische Persönlichkeit klingt meiner Meinung nach irgendwie runder und auch dieses "sitzen gehabt" empfand ich störend. :roll: Einige Sachen fand ich unlogisch, z. B. dass die im Jahr 2015 erwachte Jane Austen einen altmodischen Buchladen altmodisch finden würde :scratch: - eigentlich müsste sie sich doch pudelwohl und heimisch fühlen und nicht "altmodisch" oder "in ihr eigenes Jahrhundert zurückversetzt". Der allwissende Erzähler war mir etwas zu allwissend. So wird z. B. in einem Kapitel aus der Perspektive von Trevor erzählt - es werden also seine Gedanken und sein Gefühlsleben geschildert. Plötzlich wird im gleichen Absatz berichtet, dass Penny auch die ganze Zeit an ihn denkt, was er in dem Moment doch gar nicht wissen kann. :scratch: Das passt irgendwie nicht so zusammen. [-(


    Einige Passagen habe ich nur überflogen, so waren mir diese Rückblicke von Penny und Trevor auf ihre Beziehung zu kitschig und rosarot. Am besten gefielen mir die Szenen mit Jane Austen, die sich auch nicht so billig und ordinär wie Penny (das war meistens zu viel des "Guten") ausgedrückt hat.


    Insgesamt machte der Schreibstil qualitativ nicht so viel her, was Ausdrucksweise und Wortwahl ebenso wie logische Zusammenhänge einschließt - irgendwie wirkte alles etwas unausgegoren und unrund, was mich beim Lesen gestört hat.


    Aber etwas packte mich dann doch und ich wollte wissen, wie es ausgeht. Das Ende war ganz nett gemacht und ungefähr ab der Mitte hielten sich auch die störenden stilistischen "Unreinheiten" eher in Grenzen. Nach beendeter Lektüre bekam ich total Lust, mir Stolz und Vorurteil anzusehen :drunken: und einige interessante und lehrreiche Fakten über das tägliche Leben zu Jane Austens Zeit gab es im Buch auch. Daher wohlwollende :bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5: von mir.

    Liebe Grüße,
    Tine


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