Handlung:
Ein Mann der an einer revolutionären Software für Künstliche Intelligenz gearbeitet hat wird ermordet. Einziger Zeuge ist sein authistischer Sohn. Der Reporter Mikael Blomquist und die Hackerin Lisbeth Salander ermitteln auf ihre eigene Art und Weise und stoßen auf eine Spur die sowohl auf ein Verbrechersyndikat hinweist als auch ins innere der NSA führt...
Teil einer Serie... Irgendwie...
Verschwörung ist der vierte Teil der Millenium Serie. In Amazon wird er teilweise als vierte Band der Trilogie bezeichnet. So suspekt das klingt, irgendwie stimmt es auch. Der leider verstorbene Stig Larson schrieb die ersten 3 Bestsellter. David Lagercrantz wurde beauftragt diese Reihe fortzusetzen. Eine Aufgabe an der man eigentlich nur scheitern kann. Man sollte sich darüber im Klaren sein, ob man bereit ist diesem Buch eine Chance zu geben. Wer das Buch nur liest um es in der Luft zu zerreisen, findet garantiert Gründe um dies auch zu tun. Allerdings ist es auch kaum möglich Verschwörung völlig unvoreingenommen zu lesen/hören ohne Vergleiche mit den Vorgängern zu ziehen...
Man kann den 4ten Band auch ohne die ersten 3 Teile lesen, und wird ihn verstehen. Allerdings tauchen viele Personen auf der "alten" Triologie auf. Diese sind nicht immer wichtig (Es entsteht manchmal der Eindruck von Name-Dropping), und der relevante Teil der alten Bücher wird hier nochmal erklärt. Allerdings ist es einfacher wenn man die alten Teile kennt... Und schon ist man wieder gezwungen den vergleich mit Stig Larson zu machen...
Meinung:
Die Story an sich ist gut erzählt. Es gibt viele Perspektivwechsel, die immer wieder für Spannung sorgen. Dabei bleibt trotzdem alles stets verständlich. Lagercrantz versucht hier gar nicht den Stil von Larson zu kopieren, und das ist auch gut so. Es liest/hört sich stets flüssig. Besonders der Spannungsaufbau vor dem Mord gelingt Lagercrantz richtig gut. Über die Geschichte will ich gar nicht zuviel schreiben - Sie ist gefällig, ein wenig technisch und lebt mit den (bekannten) Hauptcharakteren. Somit würde ich dem Buch geben aber...
zweite Meinung:
... leider schaffe ich es trotz aller guten Vorsätze nicht das Buch für sich alleine zu sehen. Grund hierfür sind vor allem die Hauptcharaktere, oder besser gesagt die für mich herausragende Figur der Lisbeth Salander. Lisbeth ist für mich eine der faszinierendsten Charaktere überhaupt. Bei Larson hatte sie auch eine zerbrechliche Seite, hier mutiert sie zur Superheldin. (Achtung leichte Spoiler) Früher war sie eine sehr gute Hackerin die mit Hilfe von einem Programm das ein anderer (Plaque) programmiert hat Zugriff zu Rechnern bekommt. Heute hackt sie sich mal eben in den NSA Zentralcomputer. Außerdem ist sie ein Mathe Genie, spielt hervoragend Schach, beschäftigt sich nebenbei mit Quantenmechanik (oder sowas ähnlichem), hat unglaubliche Reflexe, schafft es mit Authisten zu kommunizieren, ist sowohl Schutz als auch Racheengel, verarztet ihre Verletzungen selbst.... Sorry, das ist too much. Immer wieder gibt es im Buch Bezüge zu Marvel Comics und genau so fühlt sich die neue Lisbeth auch an - Wie eine Marvel Superheldin. Und weil Superhelden nur spannend sind wenn es Superschurken gibt wird hier auch gleich eine adäquate Gegenspielerin dazu geliefert. Nicht nur schön, nein, die schönste Frau der Welt deren Schönheit so sehr blendet das die gute vermutlich sogar im dunkeln leuchtet . Dabei ist sie einfach nur böse - vor allem auf Lisbeth die sie einfach nur vernichten will... Grundsätzlich ist so etwas für mich ja ok da ich Marvel mag, aber hier wird ein toller Charakter leider völlig unglaubwürdig. Deshalb gibt von mir nochmal einen satten Abzug...
Das Hörbuch:
Kurz und knapp: Gut umgesetzt, mit Dietmar Bär nicht nur ein sehr guter Sprecher, sondern auch der gleiche Sprecher wie in der Original Trilogie. Ich hatte die gekürzte MP3 CD Version (10 Stunden, bei Audible gibts eine ungekürzte Version mit 16 Stunden), aber so gekürzt das man nie das Gefühl hat das etwas fehlt.
Fazit:
Selten habe ich mich so schwer getan eine Bewertung abzugeben. Einerseits ist Verschwörung ein gutes Buch, andererseits wird die beste Figur der Serie total überzeichnet. So schwanke ich zwischen 2,5 und 4 Sternen. Letzten Endes gebe ich dann , da der neue Ansatz auf Basis der alten Serie aus meiner Sicht recht gut gelungen ist. Das Ende lässt die Türe für einen weiteren Nachfolger mehr als nur offen und bei dem wäre ich dann auch bereit mich eher auf die "neue" Marvel-Lisbeth einzulassen. Wer die Serie aber genau so mochte wie sie war wird mit "Verschwörung" kaum glücklich werden, und sollte das Buch einfach ignorieren.