Welche Bücher habt ihr abgebrochen? An welcher Stelle - und warum?

  • Geht mir gerade durch den Kopf: Hat der Autor vielleicht absichtlich solche Szenen in dieses Buch hineingeschrieben? Dass wir Leser es so schrecklich finden, was mit den Vögeln passiert, während das eigentliche Thema, der gewaltsame Tod zweier Mädchen, doch um vieles schrecklicher und grauenvoller ist, uns aber nicht so zum Schaudern bringt wie die Sache mit den Vögeln? :shock:


    Denn eigentlich würde dem Buch, seinen Handlungen und Episoden nichts fehlen, wenn McCann sie weggelassen hätte. :-k

    Das wäre eine gute Erklärung dafür warum er es hineingebracht hatte. Ich habe mich das nämlich auch gefragt, was das jetzt sollte. Die Frage war für mich allerdings schnell vergessen gewesen bei all den anderen Schrecklichkeiten was sich Menschen gegenseitig antun können. Mir hatte das Buch ein sehr gutes Verständnis dafür gegeben was da zwischen Israel und Palästina los ist. Das Stückchen Hoffnung auf ein wenig Frieden -was mir das Buch mit diesen großartigen Menschen gegeben hatte - wäre zur Zeit allerdings bei mir weggebrochen bei all den Vorkommnissen von Gewalt und Gegengewalt. :cry:

    Nimm dir Zeit für die Dinge, die dich glücklich machen.


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  • Das wäre eine gute Erklärung dafür warum er es hineingebracht hatte. Ich habe mich das nämlich auch gefragt, was das jetzt sollte. Die Frage war für mich allerdings schnell vergessen gewesen bei all den anderen Schrecklichkeiten was sich Menschen gegenseitig antun können.

    Ich habe das ähnlich gesehen: die kleinen niedlichen Vögel waren für mich ein Bild der kleinen Mädchen, die auch zum Opfer werden.

    Ich hatte noch einen anderen Gedanken: der Erzähler/Autor erzählt ja von Zugvögeln, und das trifft für die Menschen in diesem Gebiet auch zu. Ich hatte noch das Bild des Ahasver, des ewigen Juden, der heimatlos durch die Welt streift, im Kopf - aber das sind alles nur Assoziationen.

    Die schwarzen Vögel - siehe Titelblatt - tauchen in der Literatur immer wieder als Todesboten oder Totensymbol auf, insofern hat sich für mich alles sehr schön gefügt. Wenn das Wort "schön" bei diesem Buch und dieser Thematik überhaupt angebracht ist.

    :study: Percival Everett, James.

    :musik: Agatha Christie, Mord im Pfarrhaus.


    "Der echte Bibliophile liebt mehr als Form und Inhalt eines Buches seine Existenz; er muss es erst gar nicht lesen" (Werfel, Die vierzig Tage des Musa Dagh, S. 49).

  • drawe Bei den Zugvögeln dachte ich noch, dass wenigstens die frei und ungehindert über alle Grenzen ziehen können. So im Gegensatz zu den Menschen. Wenn man sich klar macht was so ein Checkpoint für das tägliche Leben bedeutet, ist das schon erschreckend.

    Mir gefällt deine Deutung der schwarzen Vögel. Wenn gefallen vielleicht etwas missverständlich klingen könnte.

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  • dass wenigstens die frei und ungehindert über alle Grenzen ziehen können.

    Stimmt... Dein Gedanke gefällt mir!

    Das Symbol "Vogel" hat offensichtlich viele Facetten!

    :study: Percival Everett, James.

    :musik: Agatha Christie, Mord im Pfarrhaus.


    "Der echte Bibliophile liebt mehr als Form und Inhalt eines Buches seine Existenz; er muss es erst gar nicht lesen" (Werfel, Die vierzig Tage des Musa Dagh, S. 49).

  • Ich habe Apeirogon schon nach wenigen Seiten abgebrochen. Ich habe selbst ein paar niedliche Wellis, ich kann keine Schilderungen ertragen,

    Eure Interpretationen sind interessant. Soweit habe ich gar nicht gedacht. Für mich ist es kein Unterschied zu dem was wir mit Kühen, Schweinen usw machen um diese zu töten und zu essen. Das es über eine alltagstypische Beschreibung noch eine tiefere Bedeutung haben kann hatte ich nicht gedacht.

  • Für mich ist es kein Unterschied zu dem was wir mit Kühen, Schweinen usw machen um diese zu töten und zu essen.

    Ich denke es ist nicht unbedingt ein Unterschied dazu wie wir etwas machen, sondern mit welchen Tieren generell. Ich weiß zB auch dass es viele Menschen gibt, die Pferdewurst toll finden. Für mich ist die Idee ein Pferd zu essen aber wirklich schlimm. Das sind für mich Haustiere, genau wie eben auch Hunde und Katzen und die würde ich nicht freiwillig essen.

    "I'm one with the force, the force is with me..." - Chirrut Imwe (Star Wars: Rogue One)

    俺は、お前を裏切らない - Ich werde dich nicht verraten

  • Ich hatte mir den Sammelband der Dreamtime-Saga heruntergeladen, weil das von der Beschreibung her nicht schlecht klang. Leider war ich ziemlich schnell gelangweilt, da der Text deutliche Längen aufweist, die Handlung überaus geradlinig und damit sehr vorhersehbar ist und damit die Spannung total den Bach runter geht.

    Da es um eine Halbindianerin geht, die in ihrer Zukunft eine Mischung aus Schamanismus und Schulmedizin praktizieren möchte, ist es natürlich selbstverständlich, dass sie sich auch mit Naturheilkunde auskennen muss. Wenn ich dann aber lese, dass die Indianer* Lilien mit Olivenöl (Olea europaea – der Name sagt es schon: Olivenbäume gab es in Amerika damals nicht) übergossen haben oder für die Wundheilung Blätter der Weidenrinde (seit wann ist Weidenrinde eine Pflanze?) genutzt werden, möchte ich nicht wissen, wie viele Fehler in der Geschichte noch eingebaut worden sind. Aber auch sonst lässt die Logik zwischendurch zu wünschen übrig.

    Hinzu kommt endloses Geschmachte und die ausschließliche Verwendung von Stereotypen, die keinen Raum mehr für Individualität lassen.

    Eigentlich hatte ich überlegt, ob es momentan an mir liegt, dass ich dieser Handlung gegenüber so ungeduldig bin (von den anderen Mängeln mal abgesehen). Ich bin dann dazu übergegangen, nur noch drei Sätze von jeder Seite zu lesen, und siehe da: Ich konnte der Handlung immer noch folgen. Wenn ich dazu in einer Rezension des dritten darin vorhandenen Bandes lese, dass die ersten beiden Geschichten die besten sind und die dritte dagegen stark abfällt, dann spare ich mir den Rest des Buches lieber ganz.


    *inzwischen nennt man sie häufig indigene Völker oder native Americans, weil viele Angehörige indigener Stämme den Begriff als kränkend empfinden. Insofern hat die Autorin auch hier geschlampt, denn in ihrer Geschichte bezeichnen sich diese Stammesmitglieder selbst als Indianer.

    "deine beschreiebung alleine lässt vermuten, dass es sich um schmöckerroman einzigartiger klasse handelt, nämlich übertriebenem bullshid, der mit der wirklichkeit keinene hinreichenden effekt auf die wirklichkeit erstreckt." (Simon Stiegler)

    Stimmt! Ich schreibe spannende Unterhaltungsliteratur, die den Leser aus der Wirklichkeit entführt, bis zum Ende gelesen wird und bei der der Leser am Ende fragt: Wann erscheint der nächste Band? Schreiben will halt gelernt sein

  • Postkolonalismus, Rassismus, Identitätsfindung - das sind alles spannende Themen. Aber wie die Themen hier durchexerziert werden, gefiel mir nicht. Trocken, langatmig, teilweise chaotisch, teilweise banal, immer wieder belehrend.

    Mich hat das Buch nicht gepackt.

    :study: Percival Everett, James.

    :musik: Agatha Christie, Mord im Pfarrhaus.


    "Der echte Bibliophile liebt mehr als Form und Inhalt eines Buches seine Existenz; er muss es erst gar nicht lesen" (Werfel, Die vierzig Tage des Musa Dagh, S. 49).

  • Postkolonalismus, Rassismus, Identitätsfindung - das sind alles spannende Themen. Aber wie die Themen hier durchexerziert werden, gefiel mir nicht. Trocken, langatmig, teilweise chaotisch, teilweise banal, immer wieder belehrend.

    Mich hat das Buch nicht gepackt.

    Wie weit bist du denn gekommen?

    :study: Jutta Aurahs - Katzen :cat:

    :study: Han Kang - Griechischstunden

    :musik: Asako Yuzuki - Butter (Re-???)

    :musik: Satoshi Yagisawa - Die Tage in der Buchhandlung Morisaki

    :montag: Dietrich Krusche (Hg.) - Haiku (Reread)

    :montag: Deb Olin Unferth - Happy Green Family (Reread)





  • immer wieder belehrend.

    Kannst du das bitte näher erklären -


    immer wieder belehrend.

    Das ist etwas was ich generell und auch bei Büchern so gar nicht haben kann. Ich bin kein Schulkind mehr.

    Wieso liest du das Buch nicht selber - dann kannst du das beurteilen ob es für dich belehrend klang - du weisst doch eigene Meinung bilden usw. :wink:

    Gebt gerne das, was ihr gerne hättet: Höflichkeit, Freundlichkeit, Respekt. Wenn das alle tun würden, hätten wir alle zusammen ein bedeutend besseres Miteinander.

    Horst Lichter

  • Da vertraue ich dann doch dem Urteil von drawe und Marie zu diesem Buch. Spart Zeit für bessere Bücher. :thumleft:

    Auch ich schätze die Meinung von Marie und drawe wie von einigen andern Mitglieder ebenfalls. bin jedoch sehr froh wenn ich mir durch das lesen eines Buches eine eigene Meinung bilden kann :-,

    Gebt gerne das, was ihr gerne hättet: Höflichkeit, Freundlichkeit, Respekt. Wenn das alle tun würden, hätten wir alle zusammen ein bedeutend besseres Miteinander.

    Horst Lichter

  • Wie weit bist du denn gekommen?

    Bis Seite 40 (e-book) und dann querbeet gelesen.

    :study: Percival Everett, James.

    :musik: Agatha Christie, Mord im Pfarrhaus.


    "Der echte Bibliophile liebt mehr als Form und Inhalt eines Buches seine Existenz; er muss es erst gar nicht lesen" (Werfel, Die vierzig Tage des Musa Dagh, S. 49).

  • Kannst du das bitte näher erklären -

    Gerne.

    Ich habe gerade "Wenn das Schlachten vorbei ist" von T.C.Boyle gelesen. Dabei habe ich eine Menge gelernt über Ökosysteme und die Probleme mit invasiven Spezies. Dieses Wissen war aber eingebettet in die Handlung.

    Sobald es isoliert und doziert wird, finde ich das "belehrend".


    Edit: Ich habe mir eben die Bewertungen angeschaut und sehe, dass es Dir sehr gut gefallen hat. Ich bin nicht warm geworden.

    :study: Percival Everett, James.

    :musik: Agatha Christie, Mord im Pfarrhaus.


    "Der echte Bibliophile liebt mehr als Form und Inhalt eines Buches seine Existenz; er muss es erst gar nicht lesen" (Werfel, Die vierzig Tage des Musa Dagh, S. 49).

  • immer wieder belehrend.

    Das ist etwas was ich generell und auch bei Büchern so gar nicht haben kann. Ich bin kein Schulkind mehr.

    Hast du dann generell ein Problem mit Büchern, die irgendwas an Wissen vermitteln? (Also unabhängig von dem betreffenden Buch)

    Oder liegt das Problem darin, dass die (oft gefühlte) Moralkeule mitschwingt?

    Ich für mich kann nur schwer nachvollziehen, warum es so wichtig ist, kein Schuldkind mehr zu sein. Wir Menschen würden generell davon profitieren auch nach der Bildungslaufbahn, egal, wo und wann sie endet, offen für neues zu sein und sich gelegentlich auch einfach von jemand anderem was sagen zu lassen.

    Aber wie gesagt, das ist sehr allgemein und bezieht sich jetzt nicht wirklich auf das Buch.

  • Zu "Identitti": Naja, das "Problem" ist eben, dass die Hauptfigur, um die sich der Shitstorm herum entwickelt, unglaublich belehrend ist. Ich fand sie auch sehr anstrengend, aber für die Handlung war das irgendwie passend, denn wäre sie ein ganz liebes Mäuschen, das alle mögen, hätte die Autorin nicht diesen Konflikt aufbauen können. Und letztendlich ist die Protagonistin eben auch Professorin und ja, sie doziert - das liegt auch an ihrem Beruf. Das stört ja auch die Protagonistin Nivedita immer wieder.


    Für mich ist also weniger der Roman als Saraswati selbst belehrend. Ich kann aber nachvollziehen, dass das ungemein nerven kann. Passte für mich aber auch zum Thema, denn solche wichtigen Themen nerven in der Regel immer zuerst, vor allem, wenn man selbst nicht betroffen ist.

  • Hast du dann generell ein Problem mit Büchern, die irgendwas an Wissen vermitteln? (Also unabhängig von dem betreffenden Buch)

    Aber nein, ganz im Gegenteil. Es ist nur die Art und Weise.


    Wir Menschen würden generell davon profitieren auch nach der Bildungslaufbahn, egal, wo und wann sie endet, offen für neues zu sein und sich gelegentlich auch einfach von jemand anderem was sagen zu lassen.

    Aber natürlich, da spricht nichts dagegen, das sehe ich auch so, und so mache ich das auch. Ich habe absolut kein Problem damit, "belehrt" zu werden von jemandem, der es besser weiß.

    Scio ut nescio.

    So war der Ausdruck "belehrend" auch nicht gemeint, mir fällt aber kein besserer ein. Vielleicht "dozierend"?

    :study: Percival Everett, James.

    :musik: Agatha Christie, Mord im Pfarrhaus.


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  • Edit: Ich habe mir eben die Bewertungen angeschaut und sehe, dass es Dir sehr gut gefallen hat. Ich bin nicht warm geworden.

    Ich zitiere mich mal #3.097 -gleicher Thread

    Zitat

    Ich habe das Buch mit Vergnügen gelesen. Frech, jung jedoch nicht despektierlich. Die Diskussion über Identität- Rassismus (das erinnert mich, um im Bereich der Literatur zu bleiben an die Kontroversen wer denn das Buch der Poetin Amanda Gorman übersetzen darf) -ist doch allgegenwärtig, und diese beschreibt sie so facettenreich, macht einfach Spass zu lesen.

    Wenn wir schon beim Thema Identität - Rassismus sind. Gestern Abend wurde im Literaturclub SRF das Buch von Audre Lorde vorgestellt welches sie schon 1984 geschrieben hatte und heute aktueller den je ist.


    Kopiert von der Verlagseite

    Audre Lorde wusste, was es heißt, als Bedrohung zu gelten: als feministische Dichterin, als Schwarze Frau in einer weißen akademischen Welt, als lesbische Mutter eines Sohnes. Viele „Formen menschlicher Verblendung haben ein und dieselbe Wurzel: die Unfähigkeit, Unterschiedlichkeit als eine dynamische Kraft zu begreifen, die bereichernd ist, nicht bedrohlich“. Lorde widmete ihr Schaffen dem Kampf gegen Unterdrückung. Verschiedenheit und Schwesternschaft, Zorn, Erotik und Sprache wurden zu kraftvollen Waffen. In ihren Texten über Rassismus, Patriarchat und Klasse finden wir Antworten auf die brennenden Fragen der Gegenwart – ein halbes Jahrhundert nach Erscheinen beweist der Band seine erschreckende Aktualität.


    Dazu, wen es interessiert einen Artikel NDR.de

    Gebt gerne das, was ihr gerne hättet: Höflichkeit, Freundlichkeit, Respekt. Wenn das alle tun würden, hätten wir alle zusammen ein bedeutend besseres Miteinander.

    Horst Lichter