Welche Bücher habt ihr abgebrochen? An welcher Stelle - und warum?

  • Leider gibt es keinen Thread "Ich überlege mir abzubrechen" oder so ähnlich.


    Ich kämpfe mit diesem Buch. Auf der Bestenliste des SWR steht es auf Platz 2, und hier heißt es:

    Ein deutscher Archäologe im Jahr 1913. Aufgebrochen, um Babylon auszugraben, plagt er sich nun mit seinem Blinddarm. Die Figuren sind real, Cusanits Umgang mit ihnen ist hochliterarisch. Dialoge von Slapstick-Qualität, dahinter die Frage, wie sich aus Fragmenten Identität gewinnen lässt.


    Das Thema ist ausgesprochen spannend und hat für mich etwas von einem Abenteuerroman. Ich lerne auch jede Menge über den Bau, den Abriss und die Lagerung des Turms von Babel, über die Situation der Ausgräber kurz vor Ausbruch des I. Weltkriegs, über die Gestimmtheiten der lokalen Scheichs, über Beutekunst und dergleichen, die Autorin hat unbestritten ein enormes Fachwissen und ich bewundere sie auch dafür - aber wo bleibt mein Lesespaß? Bitte sehr?


    Nun bin ich ca. in der Hälfte, und immer noch räsonniert der Protagonist über Handschrift und Schreibmaschinenschrift, über die Ankunft der offenbar recht exzentrischen Mrs. Bell. Und die Slapstick-Dialoge - oh mein Gott, hölzern, langweilig und so unangenehm bewusst komisch finde ich sie.

    Wobei ich mit der Sprache generell nur schwer klar komme. Soooo lange und dabei verschwurbelte Sätze! Ransmayr liebt doch auch diese langen Sätze, aber in denen kann man baden - und hier stolpere ich drin herum.



    :study: Joseph Roth, Hiob. MLR.

    :study: Vigdis Hjorth, Ein falsches Wort.

    :musik: Leonie Schöler, Beklaute Frauen.


    "Der echte Bibliophile liebt mehr als Form und Inhalt eines Buches seine Existenz; er muss es erst gar nicht lesen" (Werfel, Die vierzig Tage des Musa Dagh, S. 49).

  • Wobei ich mit der Sprache generell nur schwer klar komme.

    Was für ein Zufall - wieder lesen wir ein Buch zur gleichen Zeit - jedoch dieses Mal mit einem unterschiedlichen Empfinden. Ich fühle mich wohl dabei - du schreibst in den Sätzen von Ransmayer kann man baden - stimme ich dir zu - hier passiert mir fast das gleiche ich geniesse sie.

    Gut, ich muss zugeben das Buch hat mich schon mit den ersten Worten " Es war ein mesopotamisches Gelb. Wie gemacht zum Davonstehlen, Hinsehen, Aquarellieren... für sich eingenommen -und es hat sich nichts geändert.

    Ich finde auch wie sie die Fakten einbringt, wie sie Situationen und Gespräche über Babel und Babylon beschreibt lesen sich interessant.

    Zudem amüsiere ich mich bei gewissen Situationen (Seite 180 - e-book) Ich werde die Szene nur kurz anreissen - du weisst dann schon welche "Hesse schrieb, dass Bell in Ha'il, der Residenz der Raschids, elf Tage...


    Ich denke wir sollten in Zukunft ein wenig darauf achten - wenn wir im Sinne haben zur gleichen Zeit das gleiche Buch zu lesen.


    Allerdings ob du nun abrechen solltest oder nicht - dazu werde ich mich nicht äussern.

    Gebt gerne das, was ihr gerne hättet: Höflichkeit, Freundlichkeit, Respekt. Wenn das alle tun würden, hätten wir alle zusammen ein bedeutend besseres Miteinander.

    Horst Lichter

  • ch finde auch wie sie die Fakten einbringt, wie sie Situationen und Gespräche über Babel und Babylon beschreibt lesen sich interessant.

    Interessant ist es allemal, das finde ich auch. Aber mich erinnert es stellenweise an einen Reiseführer oder ein Sachbuch. Ich vermisse immer wieder das Literarische, das Erzählen, die Handlungen! Vielleicht ändert es sich ja mit der Ankunft der frischen Mrs Bell? Sie hört sich wirklich nach frischem Wind an.

    Ich werde die Szene nur kurz anreissen -

    Jaaa - ich weiß genau, was Du meinst, die Stelle habe ich heute Nacht gelesen und mich amüsiert. Und solche Stellen halten mich dann wieder bei der Stange.


    Was die Sprache angeht: ich muss immer wieder den Satzanfang suchen, weil ich z. B. durch ein Partizip auf die verkehrte Spur geraten bin und der Satz mir unvollständig erscheint. Dann muss ich vorne wieder anfangen, damit sich das zurechtrückt. Und das ist mühsam.


    ch denke wir sollten in Zukunft ein wenig darauf achten - wenn wir im Sinne haben zur gleichen Zeit das gleiche Buch zu lesen.

    Das Buch wäre sicher etwas für eine kleine Leserunde!

    :study: Joseph Roth, Hiob. MLR.

    :study: Vigdis Hjorth, Ein falsches Wort.

    :musik: Leonie Schöler, Beklaute Frauen.


    "Der echte Bibliophile liebt mehr als Form und Inhalt eines Buches seine Existenz; er muss es erst gar nicht lesen" (Werfel, Die vierzig Tage des Musa Dagh, S. 49).

  • Gefühlt breche ich zur Zeit sehr viele Bücher ab. Dieses hier mißfiel mir wegen der bemühten Witzigkeit. Die Hauptfigur war mir so unsympathisch, dass ich noch nicht einmal Häme angesichts seiner Situation aufbringen konnte. Der Schreibstil war blutleer und wässrig. Außerdem hatte ich ständig Angst, dass dem Schwein etwas passieren könnte.

    Verführung Volljähriger zum Bücherkauf sollte nicht unter 5 Jahren Stadtbibliotheksmitgliedschaft bestraft werden!

  • Abgebrochen. Ich konnte dieses ellenlange, nichtssagemde Geschwafel über unser aller psychische und körperliche Sucht nach Zucker seit dem Kleinkindalter nicht mehr ertragen. Und dass überall Zucker drin ist und man davon dick wird, welch Wunder !, ich wusste es schon :geek: GsD war das nur aus der Onleihe.

    Da wickle ich mir aus Trotz doch mal gleich einen Kinderriegel aus :twisted: Himmel ne, bei allem Abnehmwillen, ab und an ein Stück Schoki braucht man. Herr Carr vielleicht auch mal, dann wäre er nicht so freudlos.

  • @Jessy1963 , mir geht es ähnlich - bei mir "ruht" es gerade, aufgrund wesentlich besserer Alternativen! Dieser ewige Aufguss vom bösen Zucker ist nervig und der erhobene Zeigefinger "befolgen Sie alle meine Anweisungen" auch - bin ich zu freiheitsliebend dafür. Ich hab´s noch nicht endgültig abgebrochen, aber weit fehlt es bei mir auch nicht mehr. Ich hab´s auch aus der Bibliothek, sonst wär es vermutlich schade ums Geld.


    Kann man doch viel besser investieren: hoffe, Dein Kinderriegel war lecker :).

  • Das war er, danke. Den gibt es jetzt nämlich auch mit dunkler Schokolade, echt lecker

    Ich mag die mit dunkler Schokolade sehr gerne, sogar mehr als die mit heller Schokolade. :love:

    Someday you will be old enough to start reading fairy tales again. C.S. Lewis :love:


    Logic will get you from A to B. Imagination will take you everywhere. Albert Einstein :love:

  • dieses ellenlange, nichtssagemde Geschwafel über unser aller psychische und körperliche Sucht

    Mr Carr kann ich nicht ernst nehmen. Er kennt das Patentrezept gegen jede Sucht. Er weiß, wie man von Zigaretten loskommt und vom Alkohol, weiß, wie man sein Wunschgewicht erreicht und den Zucker weglässt. Nicht zu vergessen: Er weiß sogar, wie man ohne Sorgen leben kann. Das Ganze gibts in den meisten Fällen als Buch für alle und die besondere Form für Frauen.

    Das wars dann aber auch. Neue Ratgeber werden nicht kommen. Carr starb 2006.

    Bücher sind auch Lebensmittel (Martin Walser)


    Wenn du einen Garten und eine Bibliothek hast, wird es dir an nichts fehlen. (Cicero)



  • pralaya

    Wie gemein :twisted::loool:


    Ich wusste gar nicht dass er schon tot ist. Aber von solchen "Ratgeberbüchern" lasse ich zukünftig lieber die Finger und mache das alles einfach so wie ich das will. Ich hab zum Rauchen abgewöhnen solch Gedöns auch nicht gebraucht. Und Zucker kann man auch so reduzieren, da braucht man solch Geschwafel ebenfalls nicht.

  • pralaya

    Wie gemein :twisted::loool:

    Deswegen der Spoiler, dann bekomm ich vielleicht nicht direkt Haue :-,

    Ich bin bei Ratgebern immer vorsichtig. lese auch kaum welche. Bis zuletzt den mit dem Burnout. Da nehme ich dann aber auch nur die Sachen raus, die ich selbst für realistisch halte. Den Rest lasse ich links liegen. Manchmal kann man auch nur mit dem Kopf schütteln. Manche Sachen sind auch schlicht und einfach nicht realisierbar. Da sind dann Autoren ein wenig weltfremd, wie mir scheint :-s

  • Manchmal kann man auch nur mit dem Kopf schütteln. Manche Sachen sind auch schlicht und einfach nicht realisierbar. Da sind dann Autoren ein wenig weltfremd, wie mir scheint :-s

    Ja, und gerade bei "Ratgebern" sollte das ja wohl eher nicht so sein. Wenn eine Nichtumsetzbarkeit dieser "Ratschläge" im normalen Alltagsleben eintritt kann man sich das Ganze dann imho auch sparen. Thema verfehlt, setzen, 6 .

  • Ich habe Alen Carrs Nichtraucherbuch auch nicht zuende gelesen, trotzdem habe ich damit kurz nach der Lektüre aufgehört. Aber auf gar keinen Fall wegen des Buches ... ich fand es furchtbar.

    Er starb übrigens als ehemaliger Kettenraucher und nach 23jähriger Abstinenz vom Glimmstängel "standesgemäß" an Lungenkrebs.

    Er kennt das Patentrezept gegen jede Sucht. Er weiß, wie man von Zigaretten loskommt und vom Alkohol, weiß, wie man sein Wunschgewicht erreicht und den Zucker weglässt.

    Das mag sich vielleicht vermessen anhören, aber im Kern sind natürlich viele Süchte ähnlich, sowohl von den Voraussetzungen als auch in der Entwicklung. Daher mag es schon allgemeingültige Methoden geben, die es einem erleichtern, davon loszukommen.


    Manchmal kann man auch nur mit dem Kopf schütteln. Manche Sachen sind auch schlicht und einfach nicht realisierbar. Da sind dann Autoren ein wenig weltfremd, wie mir scheint :-s

    Ja, und gerade bei "Ratgebern" sollte das ja wohl eher nicht so sein. Wenn eine Nichtumsetzbarkeit dieser "Ratschläge" im normalen Alltagsleben eintritt kann man sich das Ganze dann imho auch sparen. Thema verfehlt, setzten, 6 .

    Mit der Argumentation hat man natürlich auch immer eine Entschuldigung zur Hand, wenns nicht klappt, egal welchen Ratgeber man gerade zur Hand nimmt. :mrgreen:


    Ich glaube, die zum Teil unrealistischen Tips in vielen Ratgebern beschreiben immer einen Idealzustand, der nur in Ausnahmefällen komplett erreicht werden kann und sollte - vielmehr sollte man daran arbeiten, so gut wie möglich darauf hin zu streben. Dann nimmt man sich ne Menge Druck und kann viel freier sich die DInge rausnehmen, die für einen passen. Mit dieser Argumentation hat man allerdings auch immer eine Entschuldigung zur Hand merke ich gerade. :totlach:

    "Imagination, rather than mere intelligence, is the truly human quality."


    "Chaos is found in greatest abundance wherever order is being sought. It always defeats order, because it is better organized."

    Terry Pratchett

    "The person, be it gentleman or lady, who has not pleasure in a good novel, must be intolerably stupid."

    Jane Austen


    :study:

    Alex Haley - Roots

    Andrew Jefford - Whisky Island

    Randale Munroe - What if 2


    :bewertung1von5: 2024: 5 :bewertung1von5:

  • Das wars dann aber auch. Neue Ratgeber werden nicht kommen. Carr starb 2006.

    Das ist die Krux: seine Jünger machen weiter mit der Volksverdummung, der Zuckerkram ist von John Dicey mitgeschrieben (angeblich Carrs bestem Therapeuten geschrieben). So viel Marktpotential Geld lassen die sich wohl nicht entgehen...

  • pralaya Ganz ehrlich: Ich habe gestern auch überlegt sowas zu schreiben und noch das Rauchen mit aufzunehmen in der Aufzählung.:totlach:

    Ja, ist vielleicht gemein, aber irgendwie auch nicht gerade unrealistisch. Auch wenns nun letztendlich nicht direkt etwas davon war, so hätte es doch zumindest sein können.

    Bei meinem Vater hat vor einigen Jahren das Nichtraucherbuch mal geholfen gehabt. Er hat tatsächlich aufgehört und lange Jahre nicht mehr geraucht, vor ein paar Jahren aber leider wieder angefangen (zu viele Raucher in der Freizeit um sich gehabt). Schade. Ich hoffe noch dass ers wieder hinbekommt mit dem Aufhören. Immerhin ist er zumindest schonmal auf E-Zigarette umgestiegen. Natürlich sind die auch nicht gut und so, aber ist mir bisher lieber. Komplett aufhören wäre mir natürlich noch lieber.


    Was Ratgeber-Bücher angeht lese ich manchmal welche die mit Kindererziehung zu tun haben. Aber davon eher die Witzigen die zeigen wie man es besser nicht machen sollte. Manchmal bekommt man da ja doch mal einen interessanten Tipp raus, bzw. weiß dann was man anders machen würde oder man sieht direkt dass man es eh schon anders macht und es bei einem selbst besser läuft. Das beruhigt einen ungemein. :lol:

    "I'm one with the force, the force is with me..." - Chirrut Imwe (Star Wars: Rogue One)

    俺は、お前を裏切らない - Ich werde dich nicht verraten

  • Ratgeber über Zucker und seiner Verteufelung gibt es wie Sand am Meer.

    z. B.

    - Dr. Robert H. Lustig: Die bittere Wahrheit über Zucker: Wie Übergewicht, Diabetes und andere chronische Krankheiten entstehen und wie wir sie besiegen können

    - Prof. Dr. John Yudkin: Pur, weiß, tödlich.: Warum der Zucker uns umbringt – und wie wir das verhindern können

    - Hans-Ulrich Grimm: Garantiert gesundheitsgefährdend: Wie uns die Zucker-Mafia krank macht

    - Kurt Mosetter u.a.: Zucker - der heimliche Killer: Mit dem 4-Schritte-Entwöhungsprogramm raus aus der Zuckersucht

    usw.

    Habe einfach mal Amazon zum Thema bemüht. Irgendwas muss ja dran sein. Oder schreiben alle voneinander ab?

    Und warum kaufe ich Ratgeber? Weil ich mich informieren will? Weil ich etwas ändern will?

    Bestimmt nicht alles, aber vielleicht ist ja doch ein Ansatzpunkt dabei.

    Bleibt dann also die Frage, ob das erwähnte abgebrochene Buch, das die Diskussion gestartet hat, sinnvoll ist oder eher zu den platteren gehört. Das Thema an sich sowie (der Versuch) eines Ratgebers dazu, ist sicherlich nicht verkehrt. Also Hilfeangebot oder Trittbrettfahrer?

  • Also Hilfeangebot oder Trittbrettfahrer?

    Oder vielleicht auch einfach nur eine Geschäftsidee. Fitzek, Follet und Link schreiben sicherlich nicht nur Bücher aus der Liebe zur Literatur, sondern weil sie Geld verdienen wollen. Und wenn halb Deutschland abnehmen will und unzählige Raucher mit dem Gedanken spielen, aufzuhören, ist die Idee für ein solches Buch wohl nicht einmal so dumm.:wink: