Fred Vargas - Das barmherzige Fallbeil / Temps glaciaires

  • Kurzmeinung

    Chattys Buecherblog
    Leider nicht der stärkste Band dieser Reihe
  • Kurzmeinung

    Smoke
    abgebrochen, weil es mir einfach zu weitschweifig gewesen ist
  • Klappentext:
    Innerhalb weniger Tage werden die Leichen einer Mathematiklehrerin und eines reichen Schlossherrn in Paris entdeckt, die vermeintlich Selbstmord begangen haben. Die brutale Szenerie alarmiert zwar die Polizei, doch es scheint keine Verbindung zu geben. Bis Jean-Baptiste Adamsberg auf unauffällige Zeichnungen an beiden Tatorten aufmerksam wird. Kurz darauf stellt sich heraus, dass die Lehrerin vor ihrem Tod dem labilen Sohn des zweiten Toten geschrieben hat. Der Brief führt Adamsberg auf die Spuren einer verhängnisvollen Reise nach Island, die zehn Jahre zuvor stattfand – und von der zwei Personen nicht zurückkamen. Sowie in die Untiefen einer Geheimgesellschaft, die sich Robespierre und der Terrorherrschaft während der Französischen Revolution verschrieben hat. Weitere Menschen sterben, und für Adamsberg beginnt ein Wettrennen gegen die Zeit und einen ebenso wandelbaren wie unbarmherzigen Mörder. (von der Limes-Verlagsseite kopiert)


    Zur Autorin:
    Fred Vargas, geboren 1957, ist ausgebildete Archäologin und hat Geschichte studiert. Sie interessierte sich anfänglich für die Frühgeschichte, bis sie ihre Leidenschaft für das Mittelalter entdeckte. Fred Vargas ist heute die bedeutendste französische Kriminalautorin mit internationalem Renommee. 2004 erhielt sie für Fliehe weit und schnell den Deutschen Krimipreis, 2012 den Europäischen Krimipreis für ihr Gesamtwerk. (von der Limes-Verlagsseite kopiert)


    Allgemeine Informationen:
    Originaltitel: Temps glaciaires
    Erstmals erschienen 2015 bei Flammarion
    Aus dem Französischen übersetzt von Waltraud Schwarze
    Aus der Perspektive des unbeteiligten Beobachters erzählt
    48 Kapitel auf 508 Seiten


    Persönliche Meinung:
    Leser lieben Buchreihen – das Lesen fühlt sich an wie Nachhausekommen. Vermutlich geht es Autoren ähnlich. Die Gefahr besteht, dass die Entwicklung des / der Protagonisten stagniert oder keine neuen Facetten zeigt.
    So weit sind Vargas und Adamsberg glücklicherweise nicht. Ihr fällt immer wieder etwas Neues ein, womit sie ihren Hauptdarsteller schmücken kann. Oder hat er früher bereits schnelle, detailgenaue Phantombilder gezeichnet, mit verschiedenen Masken, mit verjüngten Gesichtern?
    Ein Können, das er in diesem Fall braucht, denn er sucht einen Mörder in einer unüberschaubaren Gruppe, die regelmäßig die Sitzungen der Nationalversammlung während der Zeit Robespierres nachstellt, sich dabei entsprechend der Zeit kostümiert und gebärdet, und weil eins der Verbrechen schon vor über zehn Jahren geschah.


    Mit ein paar Motiven feiert man Wiedersehen: Ein Tier (in „Die dritte Jungfrau“ eine Katze, hier sogar ein Wildschwein), das sich wie ein Hund verhält, Zeichen, die auf einen Mord und gleichzeitig eine historische Epoche weisen („Fliehe weit und schnell“). Doch Vargas entwickelt einen anderen Kontext, so dass man ihr kein Recycling alter Motive nachsagen kann.


    Leider hat Adamsberg ein Stück seiner „Magie Vargas“ verloren, ohne dass exakt zu fassen wäre, was genau. Passagenweise erscheint er als eigenbrötlerischer, in sich gekehrter und verwirrter Ermittler, so wie man auch andere kennt, und gerade von denen unterschied er sich bisher völlig. Weiterhin wird er „Wolkenschaufler“ genannt, doch diesmal bleibt der Name vage und beweist sich nicht. Trotzdem bleibt Adamsberg herausragend und besonders, obwohl in seinem Team zum ersten Mal Stimmung gegen ihn aufkommt und Danglard ihm nicht den Rücken stärkt.


    Die Fälle, die Vargas entwickelt, stehen auf realistischem Boden, doch sie schaffen sich eine eigene Form der Wirklichkeit, die ins Phantastische gleitet, dabei aber in sich selbst logisch und stringent weitergeht. Zufälle und unglaubliche Entdeckungen gehören einfach in einen Vargas-Krimi.
    Auch mit den Nebenfiguren überrascht die Autorin immer wieder. Personen mit seltsamen Hobbys, mit speziellen Eigenarten und individuellen Merkmalen bevölkern Paris und diesmal sogar Island.


    Auffallend: Außer den weiblichen Polizistinnen, einer alten Haushälterin und Zeuginnen ohne nennenswertes Profil tauchen in diesem Buch keine Frauen auf. Ohne Frauen an seiner Seite oder auf der Gegenseite kann Adamsberg nicht den Schwerenöter und / oder Charmeur geben; ein Charakteristikum, das in diesem Buch fehlt. Und weiterhin fehlt Camille, die mit keinem Wort erwähnt wird, und mit ihr Adamsbergs Sehnsucht.


    Aber Vargas-Krimis zu bekritteln ist Kritik auf hohem Niveau. Denn das Thema der französischen Revolution, der Robespierre-Verein und seine fanatischen Mitspieler sowie der Island-Trip Adamsbergs und die abergläubischen Fischer garantieren Lesespaß der Sonderklasse mit den unvermuteten Wendungen und den typisch Adamsberg’schen Haken.
    Auch wenn der Krimi mit seinen 500 Seiten kein dünnes Buch ist, hat man es leider viel zu schnell gelesen. Und muss anschließend wieder mindestens zwei Jahre bis zum nächsten Band warten.

    Bücher sind auch Lebensmittel (Martin Walser)


    Wenn du einen Garten und eine Bibliothek hast, wird es dir an nichts fehlen. (Cicero)



  • Mein Leseeindruck:
    Und wieder ermittelt Kommissar Jean-Baptiste Adamsberg in gewohnter Manier. Erst wirkt er ein bisschen ruhig und zurückhaltend, dann aber .... na ja, sagen wir mal so...läuft er sich warm.

    Ich muss jedoch gestehen, dass ich mit diesem Buch des Autors irgendwie nicht so richtig warm geworden bin. Ob es an den etwas scheinbar unrealistischen Handlungen oder an den Protagonisten lag? Keine Ahnung. Der Krimi hat mich einfach nicht erreicht.

    Interessant fand ich jedoch die Ausführungen über die französische Revolution, die ich nur noch leidlich in Erinnerung hatte. Was aber vielmehr daran liegt, dass meine Schulzeit doch schon einige Jahre in Vergangenheit liegt.

    Durch diesen Krimi wurde jedoch wieder Erinnerungen geweckt und auch das Thema hatte einen gewissen Reiz entwickelt.

    Ich werde der Reihe mit dem etwas aussergewöhnlich wirkenden Kommissar treu bleiben und hoffe, dass mich der nächste Band wieder in seinen Bann ziehen kann.